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Sächsische Volkszeitung : 27.09.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-09-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190409275
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19040927
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19040927
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-09
- Tag 1904-09-27
-
Monat
1904-09
-
Jahr
1904
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 27.09.1904
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k^' KR ihre kommunale Tätigkeit auszuüben, fordert der Partei- tag von allen sozialdemokratischen Gemeindevertretern. Nach der eingehenden Debatte wurden sämtliche Zusatzanträge ab- gelehnt und die Resolutionen Dr. Lindemanns mit grober Mehrheit angenommen. Im Verlaufe der Verhandlungen kam es zu einem heftigen Zusammenstob zwischen dem Reichstagsabgeordneten Ledebour und dem Chefredakteur des ..Vorwärts" in Berlin. Kurt Eisner. Letzterer hatte in einein im ..Vorwärts" veröffentlichten Artikel über die Schippel-Affäre behauptet, datz Ledebour in seinem Schluß- wort bei der Scbippel-Tebatte nicht sagen wollte, dab der Zusatzantrag Freithaler Schippe! zur Niederlegung seines Mandats veranlassen müsse. Ledebour wies nach, daß er direkt das Gegenteil von dem gesagt hatte, was ihm im Artikel des ..Vorwärts" nachgesagt wurde. Dieses Vor- gehe» Eisners könne er nur als Pcrfidic bezeichnen. Bei diesem Ausdrucke erhoben sich zahlreiche Delegierte und nah- men für Eisner Stellung. Ter Redner wurde stürmisch init den Rusen: „Schluß! Schluß!" uiw. unterbrochen, worauf er aus eine Fortsetzung seiner Ausführungen verzichtete. — Drr sozialdemokratische Parteitag ist Sonnabend ge schlossen worden. — Eine Schwenkung im freisinnigen Lager. Die frei sinnigen Lbstrnktionshelden nin Dr. Barth gegenüber den neuen Handelsverträgen sind recht kleinlaut geworden; in erüer Linie haben sie im eigenen Lager recht viele entschie dene Gegner gesunden. Nun aber ist ihnen noch etwas schliinines passiert; sie rechneten unbedingt darauf, daß die Sozialdemokraten wieder in Obstruktion treten würden. Aber diese als „gebrannte Binder" fürchten das Feuer. Bebel hat berits ans dein Brei»er Parteitage ausgesübrt: „Keiner von uns ist in der Lage, erklären zu können, wie die Fraktion ihre Taktik bei der Handclsvertragssrage ein- richten wird. «Sehr richtig!) Eine Obstruktionspolitik allerdings ist deshalb »»möglich, weil bei den Handelsver träge» keinerlei DetaÜberatnng stattfindet. Tie Verträge lönne» nur im ganze» angenonnnen oder abgelebnt werden. «Sebr wahr!»" Aha! Auch Bebel wird klug! Vor zwei Jahren hat er großsprecherisch in Hamburg verkündet, daß der Zolltarif lächerlich in den OrluS verschwinden werde; mit 7l><> nanieiitliclx'n Abstimmungeil werde der Reichstag nicht fertig werden und damit batte Bebel den Kitt für die Mehrheitsparteien bereitet. Jetzt ist er recht vorsichtig, und sofort schwenkt die freisinnige Richtung nin Barth. Das ..Berl. Tagebl." mahnt schon: ...Keine Uebereilnng" und sich sei nicht festlegen. Wir sahen diese Schwenkung heran- kommen. Für den Reichstag hätte es ein komisches Inter mezzo gegeben, wenn die acht Mann der freisinnigen Ver einigung Obstruktion versucht hätten! Eine grlttiigrne Eharaktcristik des nationalsozialen freisinnigen Abgeordnete» von Gerl ach gibt der ihm so nahe stehende „Vorwärts", indem er aus Aerger über Ger- lachs Berichte vom sozialdemokratischen Parteitage schreibt: „In befriedigter Ruhe sitzt nun der literarische Cabaretist i» seinem Logensitzc und hält sich für einen großen Poli liker. Ist aber nichts weiter wie ein kindisch heranSgepntzter eitler Schwätzer, der aus der Politik ein zierliches Spiel machen möchte. Leider findet er keine Mitspieler." Damit ist der Nagel auf den Kopf getroffen; man muß das auch im katholische» Lager beachten. Nach dem Katholikentage bat von Gerlach sich auch sehr lobend über diesen ansgesprocl>en und i» manchen katholischen Kreisen hat man auf dieses Ur teil Wert gelegt, jedenfalls mehr Wert, als es verdient, von Gerlach will sich nur hier und da bemerkbar machen. Das kann er. wenn er als „kindisch nufgeputzter eitler Schwätzer" anftritt, der etwas abseits marschiert von dem Troß der liberalen Presse . Wir schenken seinem Urteil nicht viel Be deutung, da man bei Herrn von Gerlach nicht sicher ist, ob er noch dieselbe Ansicht besitzt, wenn man seinen Artikel zum Schlüsse gelesen bat. Wer von der konservativen Partei durch die christlich soziale zu den Antisemiten, von hier zu den National»'»,zialen und der freisinnigen Vereinigung marschiert, bei letzterer sein Wintergnartier nimmt, um bald zu den Sozialdemokraten abzuschwenken, der kann nur Be achtung als „psychologisches Rätsel" fordern, nicht aber als wafchechter Politiker. Bei mancher Leistung des Herrn von Gerlach haben »vir schon gefragt: Hat er nicht die gesamte Welt znin Narren? ^eftrrrricki-Nngarn. — Der nrnr östtrreichisch-itnlicnischc Handrlsvkrtrag soll Anfang UM! in Kraft treten. Die Weinzollbegünsti gung des Provi'orinnis reicht nur bis Ende 1904. Bis da hin darf eine IahreSmenge von 450 000 Hektolitern weißer Verschnitlweine znin ermäßigten Zoll von 15.00 .Kronen in Oesterreich-Ungarn eingesührt werden. — Die Bekämpfung der „Los von Rom"-Bewegung weist Fortschritte ans. Ein solcher ist, wie die „Reichspost" schreibt, vor allem der Bonifatins-Verein. Trotz der An- griffe beginnt er zwar gerade an den am meisten der Agita- tion ansgesetzten Orten, beim Volke beliebt zu werden. Das „Bonifatinsblatt" wird gern gelesen, die Bonifatinsandach- ten werden gut besucht. Die „Pfarramtlichen Nachrichten" bringen, das doch allein mit dem Helvetischen in Oesterreich Nachrichten und Belehrung hinein, die sonst mit der Kirche nicksi inebr in Verbindung waren. Die protestantischen Pastoren haben denn auch sofort diese Einrichtung nachge- abmt und die „Evangelischen Gemeindeboten" cingefübrt. welche aber statt Belehrung und Erbauung die Angriffe auf die katlwlische Kirctre und das alte Augsburger Bekenntnis bringen, das doch allein mit der Helvetischen in Oesterreich die Anerkennung des Staates bat. denn alle anderen Sekten werden zu den Konfessionslosen gezählt. Ter Pricsterrechts- schutzverein in Wien und Böhmen konnte in seinem Jahres berichte 1900-1904 schreiben: „Die Zahl der Angriffe ans die Kirche und Priester nahm ab. viele Blätter haben die selben ganz ausgcschaltet." TaS ist aber eine schöne Frucht des Wirkens im Pricsterrcchtsschutzvcrein. über dessen Tätig keit wir schon den Jahresbericht sprechen ließen. Der Verein wirkt ausgezeichnet und wird seine Tätigkeit immer mehr ertvcitern. Am 8. Juni d. I. fand im katholischen Vrrcinshause „Hradahof" in Leitmerih die konstituierende Versammlung des „Verbandes der deutschen katholischen Geistlichkeit Böhmens" statt, der gleich mit 167 Priestern be ginnen konnte. Ziemlich viele freie Priestcrkonferenzen zur Abwehr der „LoS von Ron«"-Agitation waren ausgezeichnet besucht. Gerade dieser enge Zusammenschluß der Geistlichen ist als besonderer Lichtpunkt hervorzuheben. Auch unter dem Volke beginnt neue Lebenstätigkeit für die Kirche; das beweisen die vielen Kirchenbau- und Kirchenverschönerungs vereine, die in diesem Jahre entstanden und weitergeführt worden sind: Teplitz, Settenz. Prasseditz. Turn, Altrohlau. Neusattel, Haberspirk und andere haben Fortschritte gemacht. Der Vermögensstand des katholischen Zentralkirchenbauver eins für Nordböhmen bezifferte sich nach dem Bericht vom 20. April auf 10 255 Kronen 3 Heller, wodurch mancher Kirchcnbau unterstützt werden konnte. — Ein neuer Volkstribun. Sckzon lange geht die „Los von Rom"-Bewegung in die Brüche; als die Alldeutschen zusainmenbrachen. ließen die Vikare sie sofort von ihren Rockfchößen los und wollten die nationale Bewegung „reli giös vertiefen". Als das nicht zog. bandelten sie mit den Tschechen an. bis sie bei der Huß-Feier ahnungslos die ver diente Abfuhr und von den alldeutschen Blättern den ent sprechenden Denkzettel erhielten. Im letzten Halbjahr tra ten sie selbst auf den Plan mit einer Menge von 8 ^Ver sammlungen. bis der Statthalter von Böhmcu die beiden ärgsten Hetzer über die Grenze schaffte. Nun gibt dem jetzt znm Pastor anvancierten H o ch st e t t e r. dem österreichi sch» Schriftleiter der Hunnenberichtc in der Wartburg, die „Utraqnisierung" der Schule in Troppau eine günstige Ge legenheit. sich selbst znm Volkstribun aufznwerfen und rnst: „Schlimmere Anschläge waren es nicht, die einen Badeni weggefegt und den Sturm der „Los von Rom!"-Bewegung entfesselt haben. Damals rief ein deutscher Hochschüler: . . „Eine römisch-katholische Politik, wie die heutige, muß eine Sturmesbranduug des verletzten deutschen Volksbe- wußtseins entfesseln, die mit allbezwingeuder Gewalt durch die deutschen Gaue tost mit dem einzig wirksamen Kampf ruf: „Los von Rom!" Diese Zeiten möchten die Import- vitare wieder haben. „Tausende sind seither diesem Rufe gefolgt: aber in seiner großen Masse ist der deutsche Michel «nieder eingefchlaseu." (Also doch!) Wie hypnotisiert starrt er auf die Länder, wo die halben und die ganzen Asiaten auseinanderschlageu und schaut ruhig zu. wie seinem Volks tum an der Sprachgrenze nach wie vor unter gefälliger Mitwirkung Roms das Grab gesclxmfelt wird. Deutsche Führer vor die Front!" — Das ist denn doch eine arge Ko mödie, «nenn Herr Hochstetter den Volkstribun spielen will. Hochstctter, der gerade jetzt triumphiert, «veil 14 Tschechien in Nenhgns protestantisch wurden und das als „Haupt- e r eignis im abgelaufeuen halben Jahre" („Evangelische Kirchenzeitung" 200) bezeichnet? Ist das nicht eine Heu chelei. wenn er in Pilsen, und manchen anderen Städten auf der Sprachgrenze am Morgen deutsch und am Nachmit tag tschechisch predigt in derselben Kirche, die von reichs- deutschem Gelde erbaut worden ist? — Und dieser Mann will das Deutschtum retten, Hochstetter. der mit den Tschechen die antideutsche Hußfeier mitgemacht und Beifall geklatscht hat. als man die Tentschböhmen „Eindringlinge" nannte! Für solche Tribüne bedankt sich der „deutsche Mi chel" endlich doch. Italien. Der Freidrnkrrkongreß in Rom schloß, wie er be gonnen. mit Skandalen. welche die Sozialdemokraten her- vorgernfen haben, die den Kongreß völlig beherrschten. Schließlich kam es zu einem derartigen Tumult, daß der Kongreß einfach rasch geschlossen werden mußte. Es han delte sich um die Frage: Kirche und Staat. Ter Belgier Loraud beantragte deren vollständige Trennung. Er ver langte auch, daß die Freidenker von jedem Beitrag an Kirche und konfessionelle Schule befreit seien. Der Sozialist Ar- naud verlangte, daß mit der religiösen Freiheit auch die Freiheit von der Knechtschaft des Kapitalismus verbunden werde und beantragte, sich mit den italienischen Arbeitern, die gerade einen so schweren Kampf zu führen hätten, solida risch zu erklären. Das Präsidium ließ diesen Antrag nicht zur Abstimmung zu. worüber die Franzosen wüteten. Nach weiteren Hin- und Herreden meinte der Franzose Doizziä. es sei ganz überflüssig, über die Notwendigkeit der Trennung zu sprechen, es handle sich vielmehr darum, wie sie praktisch zu erreichen sei. Wenn der Frcideukerkongreß auseinander ginge. ohne dies gezeigt zu haben, so wäre dies der „Banke rott des freien Gedankens". Dann wurde Schluß der De batte beantragt. Die Franzosen verlangten abermals die Abstimmung über den Antrag Arnands und schlugen Lärm, so daß die folgenden Redner sich nicht verständlich machen konnten. Demlot bezeichuete es als eine „Treulosigkeit", den von den Freidenkern eiuberufenen Kongreß in einen Sozialistenkongreß uinändern zu «vollen. Darob entstand ein solcher Tumult, daß das Präsidium einfach den Saal verlassen mußte und die Sitzung sich auflöste. Was über haupt während des Kongresses geleistet wurde, ist einfach beispiellos. Spanier und Franzosen überboten einander in den heftigsten Schinähreden gegen die italienische Monarchie, die in einer Tagesordnung als Feindin der Nation bezeich net wurde. Eine andere Tagesordnung erklärte «veiter den Papst für den Leiter eines Syndikats, dein ein besonderer Schutz der Gesetze nicht gebühre. Wieder eine Tagesordnung schaffte Gott ab. eine dritte pries die Universalrcpublik und eine vierte brandmarkte die Sozialpolitik des italienischen Kabinetts. Während die italienischen Staatsbehörden dem allen ruhig zusehen und alles über sich ergehen lassen, wird der Papst einen feierlichen Protest gegen den Kongreß er- lassen. Er lxttte die Schließung aller vatikanischen Museen »vährcnd der Dauer desselben angeordnet. ^tndt nnd Land. l«M->In»>,-n an« Iiiil-r-m e,«,rkr,Ni> mit Rlimm»f»rt1»»na für dies» Rubrik find »fr ü'bakllo» aNr,r» wilUomm»». Drr Rninr dr» LInsriidrr» blrlbl Geheim»«» drr Rrdakliv». Riiantzmr .guXdrtUrn mülfrn »nbrrvilflair«-» »Irldrn.« Dr«Sb»u. >-n 26 Erpttwbrr — * DaS Befinden Sr .Majestät des Königs war gestern wiederum zufriedenstellend. Nachmittags fand in Pillnitz Familientafel statt. An der Familientafel, zu der sechs Gedecke aufgelegt waren, nahm König Georg, der Kronprinz init seinen drei Söhnen und Prinzcmn Ma thilde teil. —" Se. Majestät der König hat dem Konrektor de» Gymnasium« in Bautzen. Prof. Dr. PHU. Gustav Moritz Kloß, und dem Konrektor de» Realgymnasium» in Zittau, Prof. Ludwig Hermann Dix. den Titel und Rang al» „Studienrat" in der 4. Klasse der Hofrangordnung verliehen. —* Aus Maryabad (Diözese Lahors), Ostin > dien, geht uns folgendes Schreiben zu: „Mit großer Be friedigung teilen wir aus Ostindien, dem fernen Heiden lande. allen wahren Marienkindern die freudige Nachricht mit über die große Begeisterung, mit welcher hier die Vor- bereitung auf die hohe Jubelfeier der Unbefleckten Empfäng nis Mariä vor sich geht. Obwohl in Indien nur 2 Millionen Katholiken den 295 Millionen Heiden gegenüberstehen, so ist der Eifer unter denselben um so inniger und wir hoffen. Maria wird in diesem Lande des Götzendienstes der Schlange den Kopf zertreten. Wir armen Söhne des heiligen Fran ziskus haben beschlossen, ihr ein schlichtes Denkmal zu setzen zu Ehren der Unbefleckten Empfängnis durch Errichtung einer einfachen Lourdes-Grotte, wohl die erste in unserer Provinz, und die kleinen getauften Heidenkinder wetteifern, ihre harterworbenen Sparpfennige Maria zu Füßen zu legen als Bausteine. Mehrere Hunderte derselben, die wir aus der schrecklichen Hungersnot und Pest gerettet, blicken zu uns empor, für lebenslange Versorgung die einen, für Er ziehung die anderen. Zwei Waisenhäuser und drei Schulen müssen wir aufrecht erhalten und nun wurde ein katholisches Torf gegründet, welches unseren Schützlingen nach ihrer Verheiratung ein trautes katholisches Heim fern von den Heiden bieten wird. Die schweren Heimsuchungen, welche während der letzten Jahre ganz Indien nahezu mit Vernich tung bedrohten, haben wohl allgemein die christliche Näch stenliebe wachgerufeu. besonders die schreckliche Hungersnot, gefolgt von Pest und Cholera. Im Monat Juni heurigen Jahres noch starben während 14 Tagen in unserem Bezirke 07 000 Menschen an der Pest, und mit Zittern sehen wir dem Winter entgegen, in welcher Jahreszeit stets die Pest neu au Kraft gewinnt. Dazu kommt soeben aus Südindien die Hiobspost, daß die Pest unter den Haustieren ausbrach, was die Landwirtschaft vernichten würde, wenn selbe sich ver breitet. Das sind schwere Jahre für uns armen Missionäre und «vir bitten von ganzem Herzen edle Selen, treue Maiieukinder, um eure.Hilfe in dieser bitteren Not. Der hochw. Herr Tr. Joseph Göttler, Benefiziat in Bruck bei München ist auch fernerhin zum Empfang und Uebermitte- lung edler Gaben an unsere Heidenmission in Ostindien gütigst bereit." —' Gräfin Stephanie Louyay und Prinzessin Luise von Ko bürg. Fran Gräfin Stephanie Louyay hat ihrer Schweiler anläßlich ihrer Durchreise durch Paris einen Besuch abgeslatlet und sie soll die Prinzessin als vollkommen gesund erklärt haben. Wie e«n Wiener Blatt meldet, soll Gräfin Louyay an Prinz Philipp ven Koburg folgende Depesche gerichtet haben: „Ich habe Luise gesehen. Sie ist ebensowenig irrsinnig wie Lre. Ich bin über Ihre Ungerechtigkeit gegen die Unschuldige empört und entrüstet. Ich werde alles aufbieteu, um die Ehre, die Sie ihr ge nommen haben, wieder herznstellen. Prinzessin Stephanie." — Wie weiter verlautet, soll Gräfin Louyay die feste Absicht haben, in Wieir die nötigen Schrille zu unternehmen, um den Gesundheitszustand und dir Unschuld ihrer Schwester zu erklären. —* Herbstfest und Konzerte im Ausstellungs- Palast. In dem Bestreben, den Besuchern der Großen Krmstauestelluiiy bis zu deren Schluß — Ol. Oktober lReformatioussesl) festliche Verausialtungeu zu bieten. Plaut der Pächter des Ausstelluugspalasres, Herr Traiteur Hohl- seid, für nächsten Sonnabend, den 1. Oktober, ein großes Herbstfest. Sämtliche Nestauratronsräume werden dem Charakter des Festes entsprechend geschmückt und hier und da Verkaufsstäude mit Obst, Wein und anderen Herbst früchten errichtet. Sollte günstige Witterung das Promenieren im Freien gestatten, so ist Illumination der Terrasse, Wege- räuder usiv. vorgesehen. Das Konzert bei dein Feste wird da« Dresdner Philharmonische Orchester aussühren. — Für Monat Oktober ist da« aus 50 Künstlern bestehende Richard Eilers-Orchester verpflichtet worden. Dasselbe war während des Sommers als Königl. Kurorchester in Bad Norderney engagiert und wird am 0. Oktober das 1. Konzert geben, bei welchen« auch der Bernhard Schneidersche Damenchor Mitwirken wird. —* Eine gelungene Persiflage des Abgeord neten Dr. Südekuiu findet sich in der sozialdemokratischen „Leipz. Volkszeituug". Südekum hatte auf dein Parteitag zu Bremen in der Verteidigung Schippels auf „psycho logische Rätsel" hiugedeutet und damit den Günstling Bebels, Mehring, gemeint. Mehring aber ist Chefredakteur der „Leipz. Volkszeituug". setzte sich hin und schrieb seinem Parteigenossen Südekum folgendes ins Stammbuch: „Bürger Albert Südekum. Volksvertreter und Ritter hoher Prinzessinnen, scheint sich aus Grund seiner neuesten Heldentaten bereits als angehender Oberho'marschall des ZukunftS- ftaatcS zu fühlen. Auf dem Parteitag gebordete er sich als kundiger Zercmonieumeistcr der Partcisillen und des „guten Tones" »nd machte eine kleine Anleihe an die Kon inot8 von Dresden. Er meckerte etwas über — äh, äh — „psychologische Rätsel", deren wir — äh. äh — »noch inchrere in der Partei haben". Pikant, was? Fabelhaft patent! Beinahe SerrmissiinuS! „Psychologische Rätsel" sind ja nur in plebejischen Regionen zu finden, wo die Wonnen des Lackstiefels und Krawattensports aufhören und man sich nickt immer strebend bemüht sich von einer Märchenfee erlösen zu lassen, um nachher selbst als moderner Dornröschenprinz politisch zu debütieren; lvo man auch mit kargem Pfunde nicht zu wuchern versteht und wo den Weltmann alle« rätselhaft, unheimlich, unpsychologisch berührt. Erst in den höheren und höchsten Sphären der Menschheit fängt das psychologische Verständnis des Bürgers Südekum zu funktionieren an. Da droben auf den verklärten Höhen der Gesellschaft ist alle« durchfichtig Helle, .und um sein ganzes Wesen wirdS unaussprechlich klar." Kein Wunder, daß ,hm auch Schippe! immer unheimlicher wird. Der Mann ist offen bar .gebildet", ein moderner Mensch und kein .Prolet". Aber äußerlich sieht man ihm daS gar nicht an. Er sieht auS, wie ein Ausschnitt a«S einem Modcjournal von vor 40 Jahren, kleidet sich wie ein Landpfarrer im schwarzen Gehrock und Papierkragen. Ein psychologische» Rätsel! ES wird Zeit, datz die inter nationale Revolution der Stehkragen. Gigerl- westen und Schnabelschuhe blutigrot am Horizont auf steigt und Bürger Südekum Generalgarderobtrr des Zukunft» st aateS wird. Sonst gibt ihm die Partei noch weitere .psychologische Rätsel" auf." Geradezu unbezahlbar für denjenigen, der Dr. Südekum im Auftreten und seiner Kleidung kennt. Tr selbst wird sich sagen, daß da» Bild ausgezeichnet getroffen ist. Wir fügen nur noch bei: Und da» nennt sich Vertreter der Arbeiter! Auf dem Parteitag zu Bremen hat diese Ber- spottung wie eine Bombe eingeschlagen. Bereit» sind zwei Resolutionen etngelaufen, die sich gegen diese Su»Iafsung 7-. * ',.^«4.^--
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