_ 4 — zierung. Die Formensprache erweiterte sich nach allen Richtungen. Bald aber gesellten sich dem eigentlichen Formenausdruck noch Bedeu tungen bei, die in anderen Dingen, als in der Erklärung der Structur der Gegenstände, ihre Veranlassung hatten. Gewisse schmückende Elemente, die man dem Pflanzen- oder Thier reich entnahm, hatten nämlich bei dem Gebrauche im wirklichen Leben oder auch bei der Gottesverehrung eine uralt-herkömm liche Bedeutung erhalten, wie z. B. das Weinlaub, der Epheu, der Lorbeerzweig, das Laub der Eiche, menschliche Formen, Tlieile von Thieren, verschiedene Producte der Technik u. dergl. mehr. Eine solche herkömmliche — conventioneile — Bedeutung liess sich bei der prak tischen Gestaltung der Werke der Kunst sehr leicht berücksichtigen; denn das betreffende Sinnbild für die besagte Bedeutung durfte nur mit den Typen des eigentlichen Schmuckes harmonisch vereinigt und mit diesen zugleich auf das Product der Kunst übertragen zu werden. Dies geschah einfach dadurch, dass man Beides, sowohl die Dienstverrichtung, als auch die herkömmliche Bedeutung, mittelst einer und derselben Kunstform zur Anschauung brachte. So wurde z. B. die Form der Weinrebe als ein sehr charak teristisches Element des Anheftens und Festhaltens häufig für die Bildung der Henkel an Kühl- und Misch-Gefässen benutzt. Die Blätter und Trauben der Rebe, die das Gefäss an der Ansatzstelle der Henkel zum Theil noch bedeckten, wiesen zugleich bedeutungsvoll auf die Bestimmung oder den herkömmlichen Gebrauch des Gefässes hin, und somit wurde die genannte Absicht des Schmückens durch die vor treffliche Wahl und Anordnung des Ornaments vollkommen erreicht. Das Blatt des geheiligten Lorbeerbaumes diente zuweilen als Vor bild für die schmückenden Elemente eines Gewandsaumes. Seine allgemein bekannte Bedeutung hob dann aber den Träger des auf diese Weise decorirten Gewandes zugleich auch als einen Helden oder Sieger hervor. Die plastischen Darstellungen der Nymphen in leichtem Gewände und in jugendlicher Schönheit wurden sehr zweckentsprechend als Trägerinnen von Brunnenschalen verwandt. Da man nun diese heiteren, von Göttern und Menschen geliebten und geehrten Wesen auch als Ernährerinnen und Pflegerinnen der Quellen ansah, so wurde durch ihre Benutzung als Brunnenzierde stets eine doppelte Aufgabe gelöst. §. 5. Neben den beiden genannten Gruppen der schmückenden Elemente trat mit der Zeit eine dritte Gattung hervor, deren Inhalt aber mit