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Rittwvch. den 4. Juli 1S?3. l Lr. 112. Seite S Ewige Gesetze Roman von O. Clement. (Nachdruck verboten.) > (8- Fortsetzung.) „Haben sie keine Kinder?" — fragt? sie dazwischen. .Nein, nein. — Siehst du, Elisabeth deine erste Frage ist wieder die nach den Kindern. Das» deine Ideale so bald gestor bene sind. Genau so voller Begeisterung für die schönen Künste und Wissenschaften, für eine» gemeinsamen Höhenflug durchs Leben, fand und nahm ich dich einst. Aber schon einige Jahre nach unserer Hochzeit gingst du im Alltag unter, besaß ich keine geistige Gefährtin mehr Ich verlor Ich hatte nur Bronchial-Tabletten mitgebracht. Ich muß mich durch das Schwitzen der letzten Tage erkältet habe». Er scheint ein Katarrb im Anzug zu sein. — Bitte. Elisabeth, hol' -mir doch die Schachtel. In einer meiner Manteltaschen wird ste stecken." Gehorsam legt sie das Hauskleid wieder an und will gehen. „Mir fällt ein, das; du müde bist, Elisabeth. Wecke eins ton den Kindern und leg dn dich schlafen." Die Frau erwidert nichts, sondern hott ihm seine Bronchial. Tabletten. „Nun. mach endlich, das; du ins Bett kommst, Elisabeth. Es ist übrigens erdrückend schwül. Man wird kaum einschlafcn ikcnnen. Plaudern wir noch ein wenig." Als sie sich eben niedergelegt hat. bittet er nochmals: „Oeffne sden linken Seitcnftügel des rechten Fensters. Wir erstick:» sonst diese Nacht. Die Oberlichter allein genügen Ende Juni nicht -wehr. Ich stünde ja gern selbst aus. nur der Katarrh, der, wir 'gesagt, im Anzug zu sein scheint." Er hat bald ausgeplaudcrt. und lautes Schnarchcn beweist daß er zufrieden eingeschlafen ist. ; Sie erhebt sich wieder und schleicht zum Fenster hin. Schla fen kann sie nicht. Die Gedanken, die Sorgen — und mehr noch cher aufgeregte, nicht befriedigte Körper lassen sie keine Ruhe finden Aber der linde Juninachtwind, d:r wie kosend mit dem Dunkelblonden, hier und da bereits non silbernen Fäden durch- szegenen Kraushaar spielt, das lockende Nachtlied eineö sich ein- isam in den Zweigen wiegenden VögleinS und das leise Rauschen stn den mit süs; duftende» Blüten ubersäten Kronen der Linden, 7:e hier oben bis in die Zimmer ragen, lasten daS ungestüme, -beiß verlangende Sehnen der kaum achtunddreißigjährigen Frau glich nicht zum Schweigen kommen. Sie schreit eS sich innerlich -allabendlich zu, das; alles Leben in ihr erstorben, daß sie keine -Wünsche, keine Sehnsucht mehr habe. ES muß so sein. — Sie len Kinder Huben sic! — Daran denkt sie. sobald der Gatte bei Ihr ist. und dann rührt sie sich nicht, bis jener schläft. Bitter lacht iie auß — Und wieder einmal läßt sie ihr Ebe- lliben an ikrcc Seele vorüberziehen. Wie bedenkenlos hat sie r»r achtzehn Jahren dem Studium, dar sie bis dahin so voll und ganz befriedigt, entsagt, um dem jungen Gelehrten Doktor Wvnen me Hand zum Ehebunde zu reichen! So viel hatte er ihr danialS von gegenseitiger Ergänzung von dem Ideal der ehe lichen LebenSgemcinschast eines geistig ebenbürtigen Paareö voc- g-schwärmt, daß sie wonnetrunken und strahlend Hand in Han» niit ihm am Altar gestanden und die ihr in Anbetracht der inneren Glückseligkeit lächerlich uberslüstig erscheinende Frage des Pfarrers, ob es ihr freier und fester Wille sei, jenem Manne zu folgen, bis der Tod sie scheide, mir lautem, jauchzenden Ja be antwortete. Eine ihrer Freund'nrcn war später während de» Hochzeitsmahles darauf zurückgekonime.i. — Einige Wochen hindurch schien sich ihr Glück zu verwirklichen. Dann begann sie zu kränkeln. Ein nie zuvor gekanntes Un behagen, nie gekannte Schwäche verleidete ihr das in ihrer jun gen Ehe erst recht gemeinsam mit dem Geliebten betriebene Stu dium. Die großen Ausflüge zu zweien, auf die sie sich stets ge freut, wurden ihr beschwerlich. Und bald schon ging der Gatte allein, während sie steh mit ihrem kleinen Stieftöchterchen Irene auf den Balkon setzte. Wenn jener dann heimkam, zog er sie sanft an seine Seite und las ihr die draußen im sonnigen Lenz verfaßten Gedichte von Muttersehn «ucht. Mutterglück und Mut terfreude vor. Lächelnd hatte sie ihni gedankt und sich bemüht, das wilde, innere Sichanflehnen gegen dir Bestimmung des Wei bes in Sehnsucht nach dem Kinde, — ihre Aengste und Schmer zen in Mutterfreuden aufgehen zu lasten, — und den Verzicht auf all das, was sie von der Ehe erhofft, als Mutterglvck zu be trachten. Der Sommer war gekommen, und die großen Ferien ka men und die geplante Jtalienreise hatte unterbleiben müs- s'n. Schmerzlich enttäuscht räumte sie de» ..Selbstunterricht der nalienlsckien Sprache" in die Bibliothek ein und schlich mit den für die Reise ersparten blaue» Sche neu, trotz der von Tag zu Tag unerträglicher werdenden Hitze -n einen weiten Mantel ge hüllt, über Nebenstraßen in ein EcstlingS-AuSstattnngsgesck'äft. Drei weitere Monate h'nourch, die i.bier kein Ende neh men gewollt, hatte sie dann strickend und stickend am Fenster ge- sessew Mit den Schmerzen nahm dir Angst vor dem Kommen den überhand. Nach einer Entbindung auf Leben und Tod war der Junge dagewcsen, und sie hatte wieder gelächelt, — nicht ans Frenee darüber, daß sie einen Menschen geboren, sondern weil alles überstanden war und sie lebte. Flehentlich hatte sie den Galten immer angcschaut, ein stummes Bitten um künftige Schonung, wenigstens für einige Zeit. Jeder ihrer Gedanken, aber auch jeder seiner Blicke ist ihr heute noch im Gedächtnis. -- Als sie langsam genesen war und sich nüeder »m das HauS zu kümmern kegann, ninßte sic wahrnehmen, wie die gediegenen, teuren Mö belstücke zerschnitten waren, daß Schmutz und Unordnung in al len Ecken herrschten und daß vor allem Irene zum Erbarmen vernachlässigt umherhuschle. Ruhig, doch energisch machte sie dem Dienstmädchen Vorwürfe. Dumm-frech hatte ihr die „Un schuld vom Lande" geantwortet sie gehe doch in vierzehn Tagen; sie hätte nicht nötig, sich den ganzen Tag mit zwei Kindern ab zuplagen und abends gar noch Windeln zu waschen. — Von den „Perfekten" hütet sich jede, „zu Kindern" zu komm?». — Non Hauke aus an peinliche Sauberkeit und Ordnung gewöhnt, wurde sie mit denen zweiter und dritter Klasse nie fertig. So ward sie außer Gattin und Mutter noch der Dienstbote. Abgearbeitet und abgehetzt fand sie sich jedeSmal zu den Mahlzeiten ein. Um ihr Herz zu erleichtern, teilte sie hier dem Eiatten ihre großen und kleinen Sorgen mit. Dieser fand das recht unpassend und erklärte eines Tages: «Elisavcth du hast bereits jetzt die Ueberzengung in mir reifen lasse», daß eine Frau, selbst wenn sie die grosMgigste und tiefgehendste Bildung genossen, wie du. nie die geistige Gefährtin ihres Mannes sein kann. Ich babe mich damit abgefunden, und werde dir nie einen Vorwurf machen Versuche aber nicht, auch mich in die Sphären der Waschküche und Kinderstube herabzuziehen" — Er kehrte zurück an seinen Schreibtisch, zu den Büchern Als Cbrnsostomus zehn Monate alt mar, meldete Sieglinde ihre Ankunft an. Die einsame Frau, die an dar Fenster gelehnt, mit znsam- mengepreßten Lippen in die Sommernacht biriaudsttert. erschauert. Und die freudlosen, qualvollen Jahre ihrer Ehe drängen sich ihrer Seele weiter auf, eins nach dem andern. Sie hat empfangen, getragen, geboren; — dann Tag um Tag, Stunde um Stunde den Säugling gewartet, und wieder von neuem: empfangen, getragen, geboren! Lange hatte sie gehörst eS müßten einmal schönere Zeiten eintreten; der Gatte werde einsehe», daß eS auch des Kinder- segenS zu viel werde» könne. „Einmal ach nur einmal durch'ch.'a'en können, acht, zehn Stunden lang!" — Wie oft hatte ne eS damals zu Tod ermattet, innerlich gestöhnt. Er merkte nicht, daß sie von Jahr zu Jabr schwäche-' und mutloser dabinlebte. Wie sie ihre Dienstmädchen beneidetel Sie kamen und — .gingen wieder, sobald li: erfuhren, welche A»s- orferalugen ein Häuflein Kinder erforderte. Sie mußte bleiben, „bis der Tod sie schied" Der Familienzuwachs brachte dann noch pekuniäre Sorgen. Ihre Hand halte oft gezittert, wenn sie den Mädchen den Monatslohn anszahlte. Wie reich diese waren. Sie. die sicherlich viel uni ihre gesellschaftliche Stellung li.meidete Frau des GymnasialdirektorS Doktor Wvnen, mußte sich daS Geld für ein Paar Handschuhe, für Strümpfe und Haarnadeln erbetteln Ein Glück, daß ihre solide Brautausstattung an Gar- dcrobe -und Wäsche so lange Jahre lnndmch zu Ki.tterkleidcrn herhal'cn konnten. Sie mußte nach der» stets gleich lautenden Sermon des mit gerunzelter Gelehrtcnstirn spendende» Gatte» über da? „reichliche Wirtschaftsgeld, von dem ein Briefträger den ' ganzen Lebensunterhalt der Familie bestreiten könnte", unter würfig danken. lFortsctz,mg folgt) /v/> ck'e llll§ a/r/aMr- llll^er llrä'-/ll/rF ertv/ese/rell F-rll/r§i-/r e/en «ll/r/c-k/Fsken Dank ll. />all Fe-. /(/llFL 22. au/ rzii74 Zekreidmureltinen Äektscki'ist - nunOusiitstsmaplcen vepkrsut» billigst „„7, Wessei'. Imlleii, unverheiratet, nicht unter 26 Jahre, gewandt, an präzises und selbständiges Arbeiten gewöhnt, für Reparaturwerk statt eines großen Werke« auf dem Lande in der Provinz Sachsen gesucht. Bewerbungen mit lückenlosen Zeugnis abschriften unter „b' V 573" an die Geschäftsstelle d. Bl. 1>ot? Kosten 00l.r.RK5 verkaufen zvir immer nocst äukerst billig KI»««» ItI«>Ä«r Kostitz»»« Hikot»zx«n kvttivitzsQli« VA MlW kiiillLiil lleckl MtM idri HIillM» vsSSllm llsmeii-IksMlis» k.m.d.8. HrsM-ii, ftüsilm Anis 18 Mlivlikea von ekemMl Oroke Versammlung in «len Aula «len Slaatsleknanslsllen fneitag, «len 6. luii 1923, pünktliek 8 Ukn abends. Ls sprechen: sssuptsekniMelten vn. Mbent: Die Kat ho tische Presse als Kulturtaktor kecblsanwall vn. Karl Hille: LeZsräbnis not und katholische Laritas. Im ^nscstluk 6aran ist äis OrünäunZ einer LeZräbniskasse geplant. Fecler Katstolik zvirä kerrlicstst einZelaäen, ?u erscstemen. „„„ Dkl' Ka1koli8v!ik ^nvkvvi'kin. ven Lai'i1a8vsi'bam!. Vf. ^linslian 5ckfeit>«f 6i8ekok von Heiken: philosophisch«) OsäanksnAänAS aus rnsinsn VorlssunZsn an clsr hisiprÜAsr Universität irn Januar unä pslrruar 1922. — 2. Auslage — Nr«I»i Orunärabl KV kkA. X Bsusrunzarabl -- Vsrlaxswarkprsia. 2u borivttsn äurott 8sxMS-öuei»lnle>ierei, Lrerim-A. 1k. Melnstrrjle HS. Vorteilhaft Kunst man bei 28»is 8triekjl»elurn-jlolmM« Vres6en-/tzl1st»6t, Sternpl 2, Nlnx /tznnensti». lei. 29VS9 SWlMMUSIMMeil -- ----- Strsüenbskn 7. 8, lv, IS, 2V cuttvktzr. ;; Ilächs. rr i! Photo «Lperial. Seschäft ü !! Vresaen-Mstaüt ü j! Wettiner Straße 7 !! :: c-w-neiniiiinli ealmllrsl». z: 24157 r«Ief«a Nr. >!»5». ?! Auguste-8elWilt-jlsu5 l.oiprlg,l!kirllM8tt.7, p. Koostug; äon 8. ckuli adsncks 7 Obr r„„a Mg; «ill ili» «Müillliii!? Tüchtiges, solide« und ehrliches mit Kochkenntnkssen für sofort bet gutem Lohn ge sucht. Frau Leidler, Schloßapotheke. Bautzen. pLIkkil öüno Ilwcvkst !pstente>S1usksr! 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