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Nr. 1S8 18. Jahrg. G»schSft«st«ll, «»d «eda»tt,»r Dre»»e« . A. 1«. Aolbeinftvaste 4« SöcksWe Freitag, 25. Juli 1919 A-»«sprech«r LL3«S «ottIckeMk.nl» Leipzig Nr. 14197 voltSMÜlNg r Au-gab« t mit tllustr. Beilage dicrteljSLrllL » »8 ^ . »M» - «»Saab, » vierteljährlich ».88 °>n D»,v°n .«.'öl ^ Deutschland stet Hau, --«« erschein, an allen Wochentage» „achmtttag-. - EprechUd/d^da^ -rnmilienauzeigen bi§ 1t Uhr vorm. — P»eiS sür «uz.ig.u- Annahme von SelchästSanzeigen bi« IN M'-.v--', ^ undcuilich geschriebene, sowie durch »rm» P-M.SpaUzeile4«1. im R-Nameieil l^. fZr die Richtigkeit des LerteS nicht abernehmm, strecher au,gegebene Anzeigen können wir die Verantwortlich n- Völkerbund nnd Kolonialpolitilr In der britstcken Wochensthrift „Th- Nein Enrope" vom t2. Junr Irntzet sich ein Leitartikel, der vauicutlich in kolouia- len Preisen BeMstnug veHj-nt einmal "egen Haltes, dann ivr-gen der Zeitschrift, in der sich befindet, llni das erstcrc vorwegzimehmen, weisen wir darauf hin das' die genannte Wochenschrift, die erst in, Jahre 10,5-' ge-' griindet iviivde, hervorragend unterrichtete Mitarbeiter besitzt nnd zu Negierungskreisen gute Beziehungen unterhält Tao Blatt meint, dag der Gedanke des Völkerbundes die Ans- sührniig des Friedensvertrages von Versailles beherrschen müsse. „The New Enrope" erklärt den Frieden mir für einen Notbehelf, der erst durch die Entwicklung, die ihm im Laufe der Zeit zuteil werde, ein wirkliches Fundament der Völkerbeziehnn-gen werden könne, io wie er augenblicklich sich d.wstelle, sei er namentlich in allen wirtschaftlichen Fragen ein Nonsens. Mer die Durchführung des Völterbuudsge- üankens werde ihn zu einem lebensfähigen Instrument machen, des Völkerbundes, der ein Organ des gemeinsamen Zusammenwirkens, nicht aber eine über alles stehende Be hörde sei! Und als die erste Aufgabe der Organisation des Völkerbundes erklärt das Blatt die Frage des kolonialen Mandates. In gewisser Beziehung berühren sich diese Ideen, wenn auch nicht völlig mit dein, was der General Limits neulich in einer vielbeachteten Rede ausführte, die er nach der Meinung des „Manchester Guardian" nicht ohne Billigung der Regierung hielt. Aber er sprach nicht vom kolonialen Mandat, wie das jetzt „The New Enrope" tut. In der Tat, das Mandat darf, wie die britische Wochenschrift ausführt, kein toter Buchstabe sein. Die vor dein Kriege geübte Praxis darf nicht weiter gehen; denn die öffentliche Meinung der Welt entwickelt sich nach links und eine Er- klärung der führenden Ententestaatsmänner, das; sie eine wahrhaft demokratische .Kolonialpolitik verfolgen wollten, würde überall einen wfortigen begeisterten Widerhall nn- den, namentlich auch in Amerika! Tie rechte Lösung der Frage des Mandates, so erklärt „New Enrope" richtig, lei der Keim für einen echten Völkerbund, und von der Kolo nialfrage hinge sein Schicksal ab. Man wird diesen Ausführungen in Deutschland voll nnd ganz zustimmen; sah doch der deutsche Völkerbunds- entwurf, der selbst von Verbandsscite als weit besser wie der der Entente bezeichnet wird, bereits die wirklich demokra tische Verfassung des Völkerbundes und die demokratische Behandlung der Frage des Mandates vor! Freilich wird uns „The New Europe", mit dem wir in der Wertung des Kolonialproblems bezüglich seiner Bedeutung für den Völ kerbund vollkommen einig gehen, zugeben müssen, das; es eine noch dringlichere Aufgabe für den Völkerbund gibt, nämlich die, daß alle Staaten in ihn ausgenommen werden. Es ist in der Tat da nicht alles demokratisch, wie es doch nach den Ausführungen der Ententcstaatsmänncr sein sollte. Wieder sind durch den Völkerbund Proletarier geschaffen worden, die nicht an all seinen Vorteilen teilnehmen. Dieser Proletarier ist Deutschland und Rußland, vor allem aber Deutschland, in dessen Herzen noch dazu die Wunde brennt, das; nran ihm ein moralisches Gclständnis auf koloniale Un fähigkeit erpressen wollte! Soziale Gleichheit aber ikt die Vorbedingung für glückliche Entwicklung nicht nur in der Innenpolitik, sondern auch im Verkehre der Völker unter einander. Es .widerstreitet der Logik und den leitenden Ideen, die die Menschheit augenblicklich mit nie gewbener Heftigkeit beherrschen und erschüttern; fort mit den Volle:- bundsproletariern, die mit neidischen Augen Zusehen, wie Glücklichere über Güter verfügen, die man ihnen vorenibält. Die soziale Idee lebt, und sie hat ihr eigenes Leben, unab hängig von den Vor- oder Nachteilen derer, die sie zuerst verkündeten! Das Mandat muß dalxr allen zugänglich sein, and zwar bald. Die amerikanische Dcwchri't. dir kurz vor Abichluß des Waffenstillstandes auf Vorschlag des Obersten Howe verfaßt wurde, hat ganz recht, wenn sic bezüglich der Koloniolsrage bemerkt, eine Kolonialmacht sei nicht Eigen tümerin, sondern Treuhand der Kolonie und oer Ennge- bounen! In Dcur'wland gibt es weite Kreiie, d-e trob allem zu der Idee des Völkerbundes noch Vertrauen haben und in ihm einen Weg zur Rettung aus dein undurchdringlichen Gestrüpp des Völkerhassos sehen. Aber sie verlangen mit Recht Daten! Sie empfinden diesen Ausschluß des denliche» Volkes unter so beleidigenden Umständen, wie cs geschah, von der kolonialen Arbeit als eine moralische Olnfeige, die unvergessen bleiben wird, bis voller Ehren ersah geleistet ist, bis das Eingeständnis erfolgt, daß lediglich die brnta.e Kriegs-Politik, deren Grundlagen unsittlich sind, zu diesen beleidigenden Handlungen führte. Daran wird das deutsche Volk aber erst glauben, wenn es in den Völkerbund nickst aufgenomnien, sondern auch mit einem kolonialen Mandat versehen worden ist; denn ein in der Völkerbiinds-srage ehr liches Deutschland ist eine gewallige Gewähr sür den Be stand des Bundes, der sonst zur „Heiligen Allianz" her- untersintcn und in kurzem als eine angelsächsische Heuchelei zur Unterdrückung freier Nationen dastehen wird. An der Aufnahme Deutschlands in den Völkerbund »nd der Löinng seiner beix-chtigten kolonialen Auspuicho, die es nie auf- geben kann, an diesen Fragen hängt die Zukunft und die Ruhe der Welt! Uvsere Autzenpslitik Von unserem außenpolitischen Mitarbeiter wird »ns ge schrieben: Tie beispiellose Niederlage, die wir erlitten, und dcc 'N'chtbare Friede, den wir unter den, Drucke der feindlichen Gewalt hinnehmen mußten, hak das Teutfche Reich als Machtsaktor für lange Zeit ansgescbaltet. Das deutsche Volk soll nach dem Willen unserer Gegner vorläufig in de, Welt mehr m-chr rechnen, dafür aber in Ergebenheit und' Mlwnaia- icit gehalten werden. Das aber wird selber die Enlenle nicht glauben wollen, das; ein Millionenvolk, das in 'ich die Krait und den Willen hat. sich in der Welt zu behaupten und trotz aller Widerwärtigkeiten eine Rolle zu ipieic», zu der es auf Grund seiner Geschichte berufen in, sich die Vormundi-kast gefallen lassen wird. Wir denken gar nicht daran, zu Vchallen und Sklaven 'der Entente zu werden oder uns vcn ihnen vorschreiben zu lassen, wie wir leben und unsere Beziehungen zu den anderen Völkern der Erd" ein- richten tollen. -öe Fnedensvertrag verlangt von uns eine käst völlige Abrüstung aus militärischem Gebiete, ein.- Wehilosiuachuug. die einzig in rer Welt dastcht, »nd wie man ü.: oisher noch nie einem Volke zugcmulct hat, während un'ere eheiualigcu Gegner sich c.nschickeu, unter sich Waffcnhündnisie z, 'chüc- ßeu und damit von neuem Europa zu veun.ilyigeu. Wir können zwar vorläufig nichts dagegen tun, -aber nur werden niemals aushorcu, dagegen zu protestieren, um gleiche Ab rüstung z» fordern, damit endlich eine allgeine'n.' Gewahr für einen dauernden Frieden geboten wird. Wir und zu dieier Fo:denmg auch schon um deswillen vcrcchtigt, weil der Friedeusvcrtrag Millionen Deutscher vom Reiche los reiht nnd in Frenidherrschast bringt. Dadurch sch isst mau westlich und östlich unserer neuen Grenzen San'welplahe der Unzufriedenheit und des Hasses. Wir iiiüsien aber auf leben Fall veclüieu, das; neue Kriege berverzeruwu werden. Der Gedanls an einen ewige» Weltfrieden p: 'vst reu Deutschen, er iiiuß endlich einmal verwirtsicht werd.-n. Venn ohne untere Schuld neue Streitigkeiten entstehen, und sie können nickst ausbleibe», jede einzelne Bestimm,.-g des F: ledensvertragcs- läuft darguf hinaus, so m "ca dieie Streitigkeiten auf dem Wege friedlicher Bvhandlnngcu und Vereinbarungen geregelt »erden. Im Geiste der Versöh nung muß c'i>' Volk zum anderen spreche», das Machtwort ees Schwert-s muß endlich ausgeschaltet werden. Dahei wird die deutsche auswärtige Politik sich auch als eine Geg nerin jeder .Koalition zeigen, die gemeinsame Maßnahmen der Volke, zu kriegerischen Wcltrüstungeu cnsleebeu. Unsere alten Gegner haben uns den Eintritt i» den. Völkerbund miweigcrt. In unserem Volke hat aber der Völkerbuudsgedanke zu tiefe Wurzelm gefaßt, als ras; mir auf die Zulassung verzichten könnten. Das deutsche Volk wird daher so lange nach der Aufnahme rufen, bis diese ihm gewährt wird, allerdings verhehlen wir uns nicht, daß der Völkeilnind in seiner jetzigen Form reformbedürftig ist und eine gänzliche Umgestaltung gebraucht, ehe er zum wahren Völkerbund werden kann. Tann -mich erst werden die Ge danken einer Völkerversöbniing überall diirchdringen. Die von uns iw Friedensvertrag übernommenen Ver pflichtungen werden loyal dnrchgesührt werden. Das A»s- wärtige Amt selber wird die Regelung aller Fragen in die Hand nehmen. Um der Welt zu zeigen, daß wir wahrhaft bestrebt sind, den amgerichteten Schaden wieder gutzimiachen, wird es unsere erste Sorge sein, alles zn tun, um die ze s. örtcn Gebiete in Belgien und N'ord.ran re.ck' iv.eder auf. »baue». Auch die ungeheuren cunegsen ichadignagen. d.e t, otz alledem noch von uns geordert werden. ,ollen nach bestem Willen abgetragen weiden. , J>- der Erkenntnis, daß »Niere Zn.unu aufs engste ver knüpft'ist mit meren östlichen Nachbarn, bauptiächlich - nt Rußland und den aus dem ehemaligen rumichen Reime hem ".„raegangene» Staaten, wird un'ere answarugc Polittt darauf gerichtet sein, mit dieie» Ländern bald.uog .wzl.n freundschaftlichen Verkehr Z» treten, solange >» Rw„a»c noch eine bolschewistische Regierung an der spitze oes si.a-- tes siebt, ist sclüslverständlicv an eine» lrenndii-achbarlicl.cn Verkehr Hock; nicht Z» denken. Tent'chland wird es aber uniel allen Umständen vermeiden, in die inneren Verhalt, niste Rußlands einzugreifen. Ueberbaupt soll n, vnierer auswärtigen Politik der Gedanke vorherrschen, niemals die Verhältnisse irgend eines Landes zn beeinflnssem kehr mit den neutralen Staaten, der auch wällen» , es Krieges sich noch in teilweise guten Bahnen bewest !. :. -eil mehr als bisher gefördert werden. L-as ist uns jed-a-." nur dadurch möglich, daß wir weitgehende . >..ndelsbeziel,n..gu r mit ihnen nnknüpfen. Der Friedcnsvertrag legt >!>!-, .!! »'- ding? hier große Schwierigkeiten ans. Das Gebot der M- .st- begünstigung, das wir unseren eliemaligen Gegnern znae- sreben müssen, zwingt ups. die Neutralen ui gewissem a nino zu benachteiligen. Es »ins; daher ein anderer Weg g-.inchtz werden, der ihnen und uns gerecht wird. Durch die Ratifizierung nnd Jnkrasttretung des Feie, dens erhält Deutschland das Recht, wieder aus dem Weltma rkt: zu erscheinen. Allerdings wird »ach geraume Zeit vergehen^ ehe nufere Polkswutschaft wieder in der Laae ist, an die ... ?- fuhr eigener Produkte zu denken, zudem werden die dein mr .Kaufleute mit ihren Waren mit den schwierigsten Vc-.h-ält- missen zu kämpfen haben. Unsere auswärtige Politik n ns; dafür Sorge tragen, daß dieie Schwierigkeiten überall be-ei- tust werden und Handelsbeziehungen mit allen Staate» wie der augekuüpft werden, mit denen wir vor dem Kriege ver kehrten. Unsere auswärtige Politik wird also in geu'i-'enr Maße Handelspolitik sein. In den Jahren vor dein Kriege sind große und stk me re Fehler gerade in unserer auswärtigen Politik begangen wor den. Das muß auf jeden Fall nir die Zukunft verwichen werden. Die Reichsregierung beabsichtigt daber, das Aus- wärtige Amt gänzlich uiiizugestalten und für eine umfasi-.mde politische Schulung der Beamten Sorge zu tragen. Diese wird sich hauptsächlich auf das Studium und die .KemstaiH des Auslandes beziehen. Der Nachrichtendienst soll neu re. formiert werden. Zn diesem Zwecke wird auch eine eigene Nachrichtenstelle beim Auswärtigen Amte eingerichtet werden. Die deutsche auswärtige Politik wild also Friedens politik sein. Jeder Anschein, der irgendwie Mißtrauen bet anderen Lla-aten erwecken kann, soll nnd muß vermic-den werden. Von der Erkenntnis geleitet, daß der wahre Friede nur dann zu erreichen ist, wen» die Völker sich irv friedlichem Wettbewerb regen wird das deutsche Volk ''eine ganze Arbeit in den Dienst des Friedens stellen und sich an, dem Wettbewerb der Staaten beteiligen. Vteue Reichsgesetze (Von unserem parlamentarischen Vertreter) Tic Reichsrcgiernng wird in den nächsten Tagen de» Nationalversammkimg wiederum eine Reihe wichtiger Ge. sehentwiirfe zngellen lassen, die schnellslens ihre Verabschie dung finden sollen. Eines der wichtigsten ist das Gesetz ü bordie A r b e i t e r - n » d W irts ch a s t s r ä i e. Der arbeitende Voltsteil soll in Zukunft das Mithestiininnngs. recht in den Betrieben erhalten und als Mitbesitzer am Ka. pita-l und Teilhaber am Produttionsaewinir angesehen wer. den. Das Inkrafttreten solcher Bestimmungen ist mehr oder minder eine Verwirklichung alter sozialistischer Forderungen. Die jetzige Regierung, deren Mitglieder ja zumeist aus der sozialistische» Fraktion tzervorgegangeu sind, mußten ihren' Parteigenossen dieses Ge sei! bringen. Aber auch die anderer, Parteieii babeii längst erkannt, das; die Forderungen des Volkes in gewissem Sinne berechtigt sind> und daher auch erfüllt werde» müsse,,. Der beste lleweis sür die allseitig^ Erkenntnis- isk der, das; die Nationalversammlung sich mir großer Mehrheit für die Verankerung der Rechte dev Arber- terräte aus mirtichaftlichem Gebiete ui der Verfassung bereit: ertlärt und auch sür geeignete Sozialstiernugsmaßuahmeir ge- stimmt haben. Avkrsrv lOÜÜ 8vdil886l» Keller uoä^»886n ln Stvlvssnt o. korrollsn Lto »l» p » * » t « 1 I ni»«t Ulk. I!U.80 lkm »i II v , 8il«Il8. HkN8- Nil«) LÜvt»«»- 86Ntit6 - Uktzkxin Drsnävn-^., ?rLuvv«1r»üo 5 2