195 Es ist selbstverständlich, dass man auf den ein fachen Handwebstühlen nur kleinrapportige, nahezu den Charakter von glatten Geweben tragende Stoffe hersteilen kann, während die Anwendung einer Jacquard- Maschine jede Art Musterung bis zur förmlichen Bild weberei zulässt. Wir wollen uns nunmehr mit den Piquets und den mit diesen verwandten Arten eingehend beschäftigen, und vorerst die Charakteristik der hier Anwendung findenden Webetechnik behandeln. Wer nie einen Piquet weben sah, wird es sofort als eigenartig erkennen, dass der in Ruhe befindliche Webstuhl ein »offenes Fach« zeigt, indess doch alle anderen ein »geschlossenes Fach« haben, gleicbgiltig, ob eine oder mehr Ketten in Verwendung sind! — Daher werden auch die oberen Fäden mit ganz separatem feinen Schüsse zu einem Gewebe für sich verarbeitet und die im Unterfache liegenden Fäden, Figur- oder Steppfäden genannt, gleichfalls getrennt für sich durch Einträgen von gröberen, weichen Garnfäden, zu einem zweiten separaten Gewebe vereinigt, und würden solcherart nie ein Ganzes bilden, wenn sich nicht, je nach der Zeichnung, welche entstehen soll, ab und zu die Steppfäden aus dem unteren Gewebe in das obere einflechten würden, und so beide Stoffe oder Gewebe zu einem einzigen verbinden. Gewöhnlich ist die oben liegende Kette, welche wir von nun ab immer nur »Grundkette« benennen wollen, die dichtere, die unten liegende, von nun an nur »Figur- oder Steppkette« benannt, leichter eingestellt, d. h. es kommt mindestens auf zwei Grundfäden ein Steppfaden, was am häufigsten der Fall ist, jedoch kommen auch Variationen vor, wie der Verlauf zeigen wird. Bei gewöhnlichen Handwebstühlen bedient man sich zur Hebung der Fäden bekanntlich nur der Fitzen oder Schäfte, bei Jacquard-Stühlen ausser der Jacquard- 13*