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Sächsische Volkszeitung : 27.05.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-05-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192105273
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19210527
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19210527
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-05
- Tag 1921-05-27
-
Monat
1921-05
-
Jahr
1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 27.05.1921
- Autor
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Die Karrrenzer Bezirksschulratssache vor dem Landtage In der Dienstagssitzung (24. Mai) des Landtages stand als letzter Punkt die Anfrage des deutschnationa len Abgeordneten Pietsch wegen der Besetzung des Ka- menzer BezirksschulratspvstenS auf der Tagesordnung, in der Herr Pietsch nichts weniger als die Abberufung des Herrn Bezirksschulrates Schneider-Commerau ver langte Verschiedene Ausfälle des Herrn Abgeordneten Pietsch, der bei dieser Gelegenheit eine geradezu kata strophale Niederlage erlitt, veranlatzten bekanntlich auch den Abgeordneten Hetzlein (Christliche Volkspac>e», Zentrum), zu der Angelegenheit das Wort zu n'kmeu. (siehe „Sächsische Volkszeitung" Nr. 118.) Wir tragen nunmehr die Rede im Wortlaut »ach: Meine Damen und Herren! Es ist immer falsch in »e: Politik, ganz gleich von welcher Seite es geschieht, wenn man sich vom Zorne leiten lätzt, und ich glaube, datz gerade »» dieser Frage, um die cS sich hier dreht, und bei der ganzen Aktion, die hier unternommen worden ist, der Zorn eine nicht geringe Rolle gespielt hat. Ich stehe auf dem Staudpunkte, datz man in dieser Frage klar und ruhig denken und abwägen mutz. Meine Damen und Herren! Ich mutz das hier ansspre- chen, obwohl es eigentlich nicht notwendig wäre. Ich glaube, ich komme nicht in den Verdacht, irgendwie der Sozialdemo kratie, in welcher Richtung eS auch sein mag, freundlich ge genüberzustehen; ich glaube, das wird niemand mir ernsthaft zu muten wollen. Und doch mutz ich sagen, datz ich in dieser jzrage hier, in der Frage des Bezirksschulrates Schneider, einen anderen Standpunkt einnehme als Herr Kollege Pietsch, der feine Hauptaufgabe darin gesehen hat, in der Karwoche mit dem Herrn Generalsekretär Berger von der Deutschen Volks- Partei von Ort zu Ort in der katholischen Wendei zu ziehen und gegen den Zentrumsabgeordneten Hetzlein mobil zu machen, weil er sich nicht vor den deutschnationalen Wagen hat svaunen lassen. Meine Damen und Herren! Ich bin nicht gewöhnt Pa rolen zu folgen, wenn sie von anderer Seite erfolgen wenn ich nicht davon überzeugt bin, datz sie richtig sind, und ich werde mich durch keinerlei Agitation — ich will mich einmal milde ans- drücken — in meinem Urteile beirren lassen, und Sie können mit dem, was ich hier gesagt habe, meinetwegen wieder in die Wende! gehen und versuchen, Agitation zu machen. Ich hänge rächt an meinem Mandat — ich möchte das gegenüber der Hetze, die getrieben worden ist, aussprechen —, und eS ist mir ganz egal, ob ich hier stehe oder nicht, wenn mir vielleicht zugemutet werden sollte, etwas zu tun, was ich mit meiner Ueberzeuguug nicht vereinbaren kann. (Zuruf.) Doch, eS hat sehr viel damit zu tun. Herr Pietsch wird es bestätigen, datz es sehr viel mit der Person zu tun hat, denn er hat in der Wende! von meiner Person einen sehr reichlichen Gebrauch gemacht. (Heiterkeit.) ES ist ganz klar, datz ich g ew ü n s ch t h ä t t e, drh kein Sozialist als Bezirksschulrat nach Kamenz ge kommen wäre. (Zuruf.) Selbstverständlich, aber ich möchte doch sagen: ich habe für mich und auch für meine Partei gar ikcine Veranlassung, in einer Angelegenheit gegen einen Mann vorzugehen, dem die gesamte katholische Lehrerschaft der Wende! ausdrücklich ihr Vertrauen bezeugt. Wir unsererseits haben noch so viel Vertrauen zu unserer christlichen Lehrerschaft, datz wir nicht glauben, irgend etwas unter nehmen zu brauchen, wenn sie diesen Mann als den Mana ihres Vertrauens angibt. Und nun, meine Damen und Herren, will ich Ihnen noch etwas sagen: Ich habe diesen Standpunkt — ich glaube, es war am 18. April in Bautzen — in einer Versammlung wen discher Vertrauensleute, sowohl evangelischer als auch katholischer Vertrauensleute — ich will hier nicht die Frage aufwerfen, inwieweit Herr Kollege Pietsch Vertrauensmann der überwiegenden Mehrheit des wendischen Volkes ist — erörtert und habe diesen Standpunkt, den ich eben dargelegt habe, eben falls grSutzert, und habe weiter angefügt, datz ich der Ueberzeu- gung bin. daß. wenn der Herr Bezirksschulrat Schneider oder irgend jemand anders versuchen sollte, entgegen der Reichs- Verfassung irgendwie die Selbständigkeit der katholischen Schulen bezw. der konfessionellen Schulen in der Wendei an zutasten, das; dann die katholischen Lehrer ge meinsam mit dem zum Ausdruck kommenden Willen der christlichen Erziehungsberechtig ten Manns genug wären, dagegen Einspruch zu erheben, uns dem sich entgegenzustelle». Ich habe dann zu meinein grotzen Erstaunen gesehen — ich habe keine Ahnung davon gehabt — datz in dieser Sitzung auch der Bezirksschulrat Schneider anwesend war, der von dieser Sitzung gehört hat und. um sich zu orientieren, hingekommen ist und sich dort zum Wort gemeldet hat. Das war nach dem Ernennungstermine, nachdem er bereits das Ernennungsdekret in den Händen hatte. Ich betone ausdrücklich, Herr Schneider hat sein Programm in der Sitzung dargelegt und öffentlich erklärt, datz er voll und ganz, was eigentlich selbstverständlich ist, sich auf dem Boden der Neichsverfassung stellte und nichts unternehmen werde, was -ein widerspricht. Daraufhin haben nach diesen durchaus lopa- V- Sächsische Volkszritung — Nr. 119 — 27. Mai 1921 Der Gänsebub Funkische? Dorfroman von Di na Brnstberger (Nachdruck verboten.) (28. Fortsetzung.) Drauhen schritt er infolge der grotzen Aufregung rasch aus. Er schlug die direkte Richtung ein nach Hause, in sein Kotei. Als er um die nächste Strahenecke biegen wollte, kreuz ten zwei Damen seinen Weg. In seiner Aufregung bemerkte er tU nicht, wie die jüngere der beiden plötzlich überrascht den Schritt anhielt. Erst als er seinen Namen hörte, sah er auf — hör ihm stand Marianne. Freundlich lächelnd streckte sie ihm ihre Hand entgegen, während die anders Dame, in der Joseph LoreS Mama ver pustete, langsam weiter schritt. „Wie nett, datz ich Sie treffe, Joseph!" rief sie erfreut, »Durch Lore hörte ich bereits, datz Sie hier seien." ' „Durch Lore? Wie wutzte Fräulein Lore davon?" «Sie hatte ja neulich auf der Straße eine Begegnung mit Ihnen, nicht? — Sie müssen sich daS nicht so zu Herzen nehmen, datz Sie Lore da nicht kennen wollte," sprach sie, mitleidig ihre Hand auf seinen Arm legend, als sie die Wirkung ihrer Worte sah. Joseph schwieg still, aber Marianne sah, datz seine Han-, die in der ihren lag, bebte. Zwischen seinen Brauen vertiefte sich wieder die charakteristische Falte, die seinem Aussehen etwas Düsteres gab, und über seine Stirn zog sich wie ein Striemen- ,hieb eine dicke Ader. Seine Haltung wurde Plötzlich straffer; er sah Marianne an. „Stellen Sie sich nicht hierher zu mir, Fräulein Ma rianne," sprach er bitter. „Ihre Stellung möchte Schaden leiden. Was würde dazu Ihre Fräulein Cousine sagenI" „Nicht so. Joseph," antwortete Marianne sanft. „Lore ist halt nun mal etwas äußerlich; sie hat ja sonst ei» gutes Herz. Sind Sie noch länger hier?" » „Ich denke — ja." „Dann möchte ich Sie doch bald einmal Wiedersehen nnd nger sprechen. Ich möchte ja so gern wissen, wie da» alles kam, » dünkt mich fast ein Traum, wenn ich Sie so vor mir sehe, »r wenigen Monaten noch «in Bauer, ungelenk, unbeholfen, »ne all« Umganassormen, d«m städtischen Leben völlig fremd ,nd Heils«? — Nur Ihr« Züge sind noch ganz dieselben, sonst len Erklärungen de» Herrn Schneider in der Sitzung vom 18. April die Vertreter de» wendischen Volte», soweit sie, sei er unter dem Eindruck der Agitation oder au» freiem Ermessen, gegen Schneider Bedenken geäutzert haben, erklärt, datz sie nach diesen Darlegungen keine Veranlassung hätten, irgend etwas gegen ihn zu unternehmen oder mit seiner Wahl sich nicht ein verstanden zu erklären. Ich fasse mich zusammen: ES wäre zu den einzelnen Dar legungen noch manches auszusühren. Zu den Darlegungen des Herrn Abgeordneten Günther-Pulsnitz wäre die Frage auf- znwerfe», was das Gewerkschaftskartell mit der Schulfrage zu tun hat. lZuruf.) Ja, das berechtigt aber noch nicht, datz. wenn die sachsentrenen Wenden das machen, die Gewerkschafts kartelle es auch machen. Ich möchte erwähne», datz daS Gcwerk- schaftskartell in Kamenz in dieser seiner Eigenschaft vor einiger Zeit ausdrücklich eine feindselige Stellung auch gegen den Re ligionsunterricht eingenommen hat, Ich glaube nicht, datz das Gewerkschaftskartell dazu berufen ist, zu diesen kulturelle» Fra gen Stellung zu nehmen. Es wäre besser gewesen, wenn diese Frage hier nicht ver handelt worden wäre. Ich könnte »och vieles gerade zu diesem Kapitel sagen und ich scheue mich nicht, es offen anszusprechcn: Wir bekämpfen die Sozialdemokratie, und zwischen der 2 o - zialdemokralie und der Partei, der ich an zu ge hören die Ehre habe, ist eine Kluft der Welt anschauung und der sozialen Anschauung, die nicht überbrückt werden kann. Aber eins will ich noch sagen. (Zuruf von kommunistischer Seite: Warum regieren Sie denn mit?) Mit Ihnen regieren wir nicht. Wir haben — ich spreche jetzt als Katholik — nicht vergessen, datz auch in Sach sen, vor allen» in Sachsen, der katholische Volksteil von Ihrer (deutsch»«!.) Seite keine Förderung erhalten hat und datz 8- und 4>nal früher gesiebt werden mutzte, bis erlaubt worden ist, datz eine kathol. Krankenschwester ihre Tätigkeit ansüben durfte. Ich habe die ganze Frage unter den» Gesichtspunkte der Parität behandelt und von diesem Standpunkte ans habe ich, nachdem die katholische Lehrerschaft beschlossen hat. datz Herr Schneider ihr Vertrauen genießt. keine Veranlassung gehabt, etwas für Herrn Schneider zu tun, aber auch keine Veranlassung gehabt, gegen ihn vorzugehen. Der neue Außenminister Der dieser Tage zum Neichsantzenminister crnannie bis herige Gesandte im Haag, Dr. Rosen, ist eine in der diplo matischen Welt des In- und Auslandes durchaus- bekannte, znm Teil freilich auch bcitz umstrittene Persönlichkeit. Darüber ist indessen kein Zweifel, datz Dr. Rosen zu den fähigsten, be gabtesten, erfahrensten und geschicktesten Männern der deutschen Diplomatie gehört. Er ist in dem diplomatischen „Milieu" aus gewachsen. Er ist selbst der Sohn eines Diplomaten, des be rühmten Orientalisten Georg Rosen, der längere Zeit preußi- schcr Konsul in Jerusalem war. Der neue Antzeiuninister wurde ay» 38. 8. 1880 — er steht also nunmehr in» 66. Lebensjahre -- in Leipzig geboren und er verbrachte seine Kindheit in Ierusa- lem, studierte dann aber an verschiedenen deutschen Universi täten und widmete sich insbesondere den» Stlldium der orien talischen Sprachen und der Völker des Orients. Als wissen schaftlicher Forscher, ja selbst als Philosoph hat er sich ans dein Gebiete des Orientalismns schon mehrfach hervorragend aus gezeichnet. Schon im Jahre 1898 trat er in den Dienst des Auswärtige» Amtes, das ihn für die orientalische», Länder mit gröhten, Nutzen verwenden konnte. 1986 war Rosen Sondec- aesandter des Deutschen Reiches an NcguS Meneliks Hofe in Abessinien, wo er hervorragend bei den» Zustandekommen des deutscch-abcssinischeu Handelsvertrages- beteiligt war. Als Ge sandter in Tanger, zur Zeit der schweren Marokko-Krise, die den Weltfrieden gefährdete, arbeitete Rosen gegen die in Berlin von bestimmten Militärs und auch Politikern und Diplomaten be- triebene Politik des Bruches mit Frankreich. Es gelang ihm, die Umgebung des Kaisers und de«» Kaiser selbst für seine An schauungen zu gewinnen und damit den drohenden Bruch init Frankreich, der zu einem Krieg zwischen Deutschland und Frank reich unweigerlich geführt hätte und der schon damals nach Lage der Dinge auch England an die Seite Frankreichs gedrängt haben würde, zu verhüten. Rosen war schon zu jener Zeit ein ausgesprochener Anhänger einer Politik der Verständigung und der Versöhnung mit Frankreich. Gleichwohl hat Rosen damals aber auch sehr scharf den französischen Ansprüchen Widerstand geleistet und er hat sich mit de» französischen Staatsmännern recht heftig und zähe auseinandergesetzt. Die Taktik Rasens gerade in der Marokko-Affäre hat den Franzosen ganz und gar nicht gefallen, zuinal es Rosen seinerzeit dahin gebracht hatte, datz daS französische Parlament die Unterhändler Frankreichs desavouierte. Daß man das Dr. Rosen heute noch nicht ver gessen hat, zeigt die scharfe Kritik, welche eii» Teil d«v franzö sischen Presse an der Berufung Dr. Rosen?- zu»» Neichsantzen- »iinister jetzt übt. 1918 wurde Dr. Rosen Gesandter in Buka rest als Nachfolger Kiderlen-WächterS. 1912 ging er a-s Ge sandter nach Lissabon. Als Portugal in den Weltkrieg c.n der Seite der Alliierten mit eintrat, verließ er Lissabon und über nahm 1916 den Gesanbteiiposte» im Haag, der inzwischea durch die Ernennung von Kühlmann zum Staatssekretär des Aus wärtigen frei geworden war. In seiner Position im Haag hatte Rosen wegen seiner »nimer dem Ausgleich zuaeueigtn» Politik manchen Widerstand, namentlich in den führende«» Kreisen der Obersten Heeresleitung, zu überwinden. Das Urteil über die Diplomatentätigkeit des Dr. Rosen im Haag ist in» Anslande, nciinenllich in Holland selbst, ein überaus günstiges. Man rühmt ihn» nach datz er eine Verschärfung dec Be ziehungen zwischen Holland und Deutschland, die damals wegen bestimmter von der Obersten Heeresleitung geforderten Maß nahmen bezüglich der Behandlung Hollands in Gefahr stand, vermieden habe. Bekannt ist auch, datz Dr. Rosen ein schart r Gegner des U-Boot-Krieges war und das; er in diesen» Sinne ans Grund der ihm im Haag zur Verfügung stehenden Jasorm»- tionen seinerzeit bei den Politikern und Diplomaten in der Reichs-Hauptstadt ans die Ablösung dieses Planes hinwirkte. Schon damals hat die Tätigkeit des Gesandien Dr. Roten die Aufmerksamkeit der polnischen Parteien, namentlich der, die sich dann sür die FriedenSresokutio» einsetzten, erregt. Immer wieder bei grotzen Pcrsonalfrageu ist die Kandidatur des- Dr. Rosen mit in» Vordergrund gestanden. Nach der eben gezeichneten Schilderung seines Werde ganges wird Dr. Rose», ganz abgescbe» von de» Schwierig keiten, die sc-ner in der Bewältigung der gegenwärtig >'ür das Deutsche Reich zur Erörterung sichenden »veitpolitische., Pro bleme harren, wirklich nickt ans Rosen gebeitet sein. Er wird auch in» Parlament mächtigen Gegnern sich gegenüber sehen. Von seinen Taten wird es numnehr abbängen. ob er sich und seine Ideen durchsetzen kann. Die Bernfniig Dr. Rasens als Antzeiuninister »st nicht allein — das- kann man ruhig ans- sprechen — im Hinblick au.f die innerpolitischen Verhältnis»«: der Gegenwart, sonder» vielmehr in» Hinblick ans die Wirkung eine? solchen Schrilles ans- das- Ausland, daS neutrale und das geg nerische und vor allem auf Frankreich anfznfajsen. Cs st nun einmal in unserer cnis-wärtigen Politik mit der Tatsache zu rech nen, datz Frankreich, dem die Alliierten in der EnischädigimgS- frage 52 Prozent deO Forderungen zngesprochen haben, der Hauptgläubiger ist, so datz Deutschland gezwungen sein wird, sich mit diesem starken Faktor der künftigen Weltpolitik anSein ander zu setzen. In» Kampf und im Zwist ist das große Ziel der Einigung nicht zu erreichen, es muß ein vernünftiger Aus gleich geschaffen werde», der heute weniger auf politischem, wie c»if wirischaftspolitischcm Gebiete liegt. Die ganze Politik des Reiches wird gerade unter diesen» Gesichtswinkel der Wir'- schaftspolilik für lange Zeit hinaus sich vollziehen müssen, das rein Politische wird dabei, vorerst wenigstens, in den Hinter grund treten müssen. Mit eine der Hanvtnufgaben des neu?,» Autzenministcrs- — und hier wird auch der Schwerpunkt seiner Tätigkeit ruben müsse» — wird aber sein, Deutschland wieder diejenige politische aktive Rolle im Rate der Völker zu sicher.:, die ihm auch jetzt »och, trotz alle,» und trotz der Beraub»»ag seiner staatlichen Macht,,»ittel znkommt. Eine um nichts- leich tere Arbeit wird aber dem neuen Chef des Auswärtige» Amtes in einer, nun aber auch wirklich gründlich dnrchgefübrte» Reform der Organisation des Auswärtige» Amtes- und seiner Persona lien obliege». Bisher ist noch jeder neue Man» »m Auswär tigen Amte beim ersten Anlauf in dieser Arbeit stecken geblieben, lieber „Pläne" ist man nicht hinansgekoinme». Es läßt sich aber nicht „»ehr länger eine von Grund ans- erfolgende Erneuerung des Auswärtige» Amtes, so ziemlich in jeder Hinsicht, vermei den, und die größte Aufränmungsarbeit ist bonnöten in der Pressestelle der Reichs-regiernng, die in der Obhut de? Auswär tigen Amtes sich befindet und die »nieder zu den» werden in»»,;, wofür sie bestimmt ist: zu einer engen Verbindung zwischen ReichSregiernng und Presse auf den» Boden einer vertrauens vollen, auf gegenseitiger Achtung und gegenseitigem Verständnis für die jeweiligen Interessen, Bedürfnisse und Notwendigkeileg aufgcbante,» Zusammenarbeit. Wir begrüßen es, daß init Dr. Rosen ein wirklichet Fach- minister als Chef des Auswärtige» Amtes einzieht. ES ist das erstemal seit den» Zusammenbruch, daß wir diesen Vorgang be obachten. Denn auch Dr. Simons war mehr Fachjnrist als Fach diplomat. W«r können der Tätigkeit des neuen Außenministers nrit unvoreingenommene»» Urteil entgegen sehe». Er wird jetzt zeigen müssen, was er für die Interessen des Deutschen Reiches mit an der wichtigste» Stelle der ReichSregiernng zu erreichen vermag. Ks § ßSv Qro6r68jerei Mkrsü Klemm, vlM. WWM. klilk »ts. ?erii,pceel»ec 22929 eniplleklt kein8ts Wsckungen .. IBecleclsgea cb.irct» stiakets icenritlicl». 418 findet sich an Ihnen nichts- — wirklich nichts, was an den ein stigen Dorfschuster erinnert. Was wird zu dieser Veränderung wohl Ihre Mutter sage», wenn sie Sie wiedersieht?" „DaS wird ihr wenig Freude bereiten. Sie sähe »stich lieber auf dem Schuftrrstuhl." „Sie aber streben weiter, nicht wahr? Das eintönige Darf- leben konnte Ihren regen Geist nicht befriedigen — ich be greife das?" „Heimat »st Heimat — sie ist dem Herzen »nersetzüch! Vielleicht war es besser gewesen, ich hätte der Muiler Rat ge hört. Sie sah mich ungern in die Fremde ziehen." „Sie haben Heimweh? Ick merke es wohl; es zieht Ihr Herz zur Heimat." „Der Dörfler hängt an seiner Scholle fest. Und böte ihn» die Frenide alles, es zieht ihn immer wieder an den Ort, wo seine Wiege stand." „Warum nur gingen Sie von dort? Was- Irieb Sie in die Fremde?" Sinnend blickle Joseph eine Zeitlang vor sich hin, als überlege er erst, was er Marianne antworten sollte. Als Ma rianne immer »och schwieg, sprach er ernst: „Haben Sie von Irrlichtern noch nichts gehört, Fräulein Marianne, die trügerisch den Menschen a»f ferne, ferne Pfade locken »lnd. Plötzlich dann erlöschend, den Arglosen, der sich täu- scheu, ließ, in Nacht und Grans seinen» Schicksale überlassen. Ich folgte eines Irrlichtes trügerischen» Licht." Betroffen schaute Marianne einen Augenblick den Spre chende» an, dann verstand sie auf einmal seine Worte. Tiefe? Mitleid spiegelte sich in ihren Zügen, als sie -tröstend zu »hm sprach: „Ich habe während unsere? Landaufenthaltes wohl ge merkt, datz zwischen Iluieu und Lore etwas- vorging. Aber seien Sie doch vernünftig, Joseph, Sie konnten doch im Ernste nicht daran glauben, datz aus dieser Spielerei je eiwas werden könnte. Niemals würde meine stolze Tante ihre Einwilligung zur Verbindung Ihrer Tochter mit Ihnen gegeben haben, selbst wein» Sic sehr reich wären und große Güter Ihr eigei» nennen könnten. Merkten Sie dies den» nicht, datz Lore nur init Ihnen spielte, datz sie nur scherzte, m eine kurzweilige Unterhaltung zu haben?" „Ich tveitz es seit einer Stunde." «So ist die Kunde, datz Sie sich demnächst verlobt, sogar schon bi» zu Ihne» gedrungen?" Joseph war noch einen Gchaltsn bkeicher geworden^ ' -Verlobt?" „So wussten sic eS doch »ich»?" Joseph drehte sich um. daß Marianne sein Gesichl nicht sehen konnte. Als er sich nach wenigen Minuten ihr wieder zu- wandte. reichte er ihr seine Hand hin. „Lassen Sie mich jetzt allein, Fräulein Marianne." sprach er mit bebender St> nme, „ich will heim und arbeiten." Mariannes Augen waren feucht. „Ja, tun Sie das, Joseph," sprach sie weich. „D«e A erst ist die beste Trösterin, ich kenne dies aus Erfahrung." Seufzend schaute sie noch eine Zeitlang der sich rasch »nt- scanenden kräftigen Gestalt Josephs nach, dann bog sie u», di« Ecke und ging denselben Weg, den Joseph vorher gegangen war. Schnellen Schrittes kehrte er nach Hanse zurück. Dom an- gekommen, stieg er direkt empor in sein Ziinmerchen. Da warf es sich plötzlich hin aus den Boden und drückte daS heil;-' Ggib'. gegen die harte» Brester. Als er nach einiger Zeit vied-- a»f- stand. waren seine Wangen naß. Fast schämte er sich - er kalte geeint. So batte sie ihn also damals auf der Straße dob eck.uuit — verleugnet und znrückgestoßen. Zn feig, um ihre Falschheit emzngestehen, hatte sie durch Lügen ihr Betragen frech g'leug net. Soll er da trauern, datz er sie verlor? Ist ne eS wer!, datz er ihrer noch denkt? Datz tief in seinen» Herzen die Ver zweiflung um sie tobt und ihn» daS Leben ohne ihre Liebe uner träglich scheint? — Wird seinen» Herzen »nieder Rübe Ruhe wie sie die Heimat gab! — Es ist Sonntag he»»»-! Kr siebt in» Geiste die Mutter in dem kleinen Stübchen ntzen da? gramdurchfnrchie Antlitz betend über ein frommes-' Buch gel .' »zt, und rings um sie ist Ruhe — tiefer Friede! Unter der Dorflinde sitzen setzt die inngen Bursche»', seine Kameraden, biertrinkend, lachend, scherzend, fröhlich und zufrie den. Sorglos genießen sie des Svnntags Freude,,; gleichmäßig fl es.en ihre Tage hin. und kommt zn einen, je e:n »ch reres Kr-niz so helfen es mitleidig die anderen tragen. Unter den Türen sitzen plaudernd, den Strickstrnmpk tu der Hand, die. Frauen, und draußen ans den» grotzen Weideanger grast daS Vieh wie einst. Ihm ist eS. als hörte «r die Heimatgkocken klingen — küß. losend, traut, als riefen sie ihn» heim ins Elternhaus, wo eins fromme Mutter um seine Rückkehr betet. ' Joseph legt die Hand ans das Herz; ein heißer, stechender Schmerz erpreßte seinein Mund dumpfe Laute. Dann bitz er die Zähne übereinander «n» verließ Mit festen Schritten fein Stübchen- ' ''>»>. - - - --
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