Fig. 12. Fries in Grubenschmelz. Nach L’Art pour Tous. 5. Deutsche Schmelzarbeiten. I m Jahre 971 reichte die Enkelin jenes oströmischen Kaisers, unter dessen Herrschaft, wie wir gesehen haben, die Kunst des Zellenschmelzes ihren ersten bedeutenden Aufschwung nahm, ihre Hand dem deutschen Könige Otto II. Mit dem Einzug der Theo- phano, Tochter Romanus des Jüngeren und Enkelin des Constantinus Porphyrogenetos in ihre nordische Heimat erlebte auch die kunst volle Schmelzarbeit der Byzantiner ihre Verpflanzung auf deutschen Boden. Nicht allein dass wir annehmen dürfen, das Heiratsgut der jungen Kaiserstochter sei reich versehen gewesen mit den farben prächtigen, am griechischen Hof so beliebten Schmuckarbeiten: auch von Künstlern und Gelehrten erfahren wir, welche Theophano von Byzanz zur Zierde ihrer neuen Residenz mit nach Trier brachte. Hier aber safs von 977—993 auf dem bischöflichen Stuhl ein Mann, der ein warmer Beförderer aller Künste war, Egbert. Unter seinem Einfluss blühte beim Stift von Maximin eine Goldschmiedschule, von deren Werken die Zeitgenossen viel rühmliches zu sagen wissen. Neben ihm finden wir an Ottos Hofe den gelehrten und vielge priesenen Bemward als Erzieher von Theaphanos Sohne, dem späteren Otto III. Auch dieser Geistliche gründete, als er 992—1022 den Abtstuhl des Klosters Hildesheim einnahm, Schulen für alle Arten von Kunst und Kunstgewerbe, deren Erzeugnisse den Kirchen der Ottonenzeit einen bis dahin unerhörten Glanz verliehen haben. Den Hildesheimer Werkstätten verwandt waren die von dem Bischöfe Meinwerk (1009—1036) in Paderborn gegründeten. Alle diese Kloster werkstätten empfingen ihre Anregungen von der fremden Kaisers tochter und den Künstlern, welche diese an ihrem Hofe versammelte. Dass unter den Kunstfertigkeiten, welche sich ihnen zur Nachahmung