4. Der byzantinische Zellenschmelz. 69 ihrem Gedeihen auf die Pflege des Hofes angewiesen waren, mit dem Sturz desselben ihrem Ende entgegengehen mussten, liegt auf der Hand. Ueber die für die byzantinischen Schmelzarbeiten der besten Perioden charakteristische Technik ist noch folgendes nachzutragen. Wie Schulz (a. a. O. p. 46 ff.) überzeugend nachweist, wurden Schmelzarbeiten nur auf Goldgrund ausgeführt; solche, deren Rezipient für Silber angesehen wurde, haben sich als eine mit Feinsilber ge mischte Goldlegierung erwiesen, welche aus dekorativen Zwecken (Uebereinstimmung mit umgebenden Silberteilen oder dgl.) beliebt wurde. In allem zeigen diese byzantinischen Emaillen die gröfste technische Meisterschaft, wodurch sich auch die fast durchweg gute Erhaltung der noch vorhandenen Stücke erklärt. So verstanden es die Schmelz künstler, ihre durch die Goldstege angegebene Zeichnung nach den Eigenschaften der einzelnen Emaillen einzurichten: wo diese ein un- gleichmäfsiges Zusammenlaufen besorgen liefsen, wussten sie ganz kleine Zellen zu schaffen, indem sie entweder die Gewänder durch Goldkonture musterten, oder den Faltenwurf vermehrten. Auch die Hintergründe zeigen sich in dieser Weise durch kleine Ornamente geteilt, einzig der durchsichtig grüne Schmelz, von dessen guten Eigen schaften bereits oben die Rede war, wurde in gröfseren Flächen auf getragen. Von besonderer Schönheit ist bei den Arbeiten der besten Periode die Fleischfarbe; während letztere bei einem früheren Werk, den acht Brustbildern von Heiligen an der Rückseite des Altars von S. Ambrogio zu Mailand, noch aus einer opaken Mischung von weifser und roter Schmelzfarbe besteht, werden die unbekleideten Körperteile später mit einer nur durchschimmernden Farbe emalliert, bei welcher der Reflex des blanken Goldgrundes und der senkrecht stehenden Wände der Goldstege ein überaus reizvolles Spiel von Licht und Schatten erzeugt, welches dem Fleisch vollständiges Leben verleiht und wenigstens für diese Teile eine Schattierung in der Farbe selbst, die dem byzantinischen Zellenemail durchaus fremd ist, beinahe ersetzt. Neben den vollständig cloisonnierten Emailstücken, bei welchen der Goldgrund glatt und in seiner ganzen Ausdehnung mit Zellen be setzt ist, sodass auch der Hintergrund der Bilder durch Email ge bildet wird, kommen nicht selten auch solche vor, welche die Fran zosen als en-plein-Email bezeichnen, bei denen also die figürliche