4. Der byzantinische Zellenschtnelz. 65 seien. Aber einmal steht unsere Kunde von dem Alter der ost- asiatischen Kunsterzeugnisse auf den schwächsten Füfsen, und die genauere Bekanntschaft mit den einheimischen Geschichtswerken der Chinesen nötigt uns immer mehr, in allen Annahmen, welche über unser früheres Mittelalter zurückgehen, äufserst vorsichtig zu sein. Dann aber fehlt uns unter den mannigfachen Aufzählungen der aus Ostasien ins oströmische Reich eingeführten Waren jede Andeutung von fertigen Schmelzarbeiten. Dagegen lässt sich die von J. Schulz (a. a. O.) mit Lebhaftigkeit vertheidigte Annahme, dass sich die Meister schaft der Schmelzarbeiten in Konstantmopel selbst entwickelt habe, mit dem Gedanken an die in Egypten und wohl in dem ganzen Bereich der östlichen Mittelmeerländer geübten Schmelzarbeiten, mochten diese auch z. T. in Zellenmosaik bestehen, wohl vereinigen. Man darf kaum zweifeln, dass die Freude an dieser farbigen Aus stattung der Metallarbeiten und Ueberbleibsel von der Technik unter den nach der oströmischen Residenz zusammenströmenden Elementen leise fortgelebt und dass sie unter der Gunst des prachtliebenden Hofes neues Leben erhalten haben. In Bezug auf das erste Vorkommen bedeutenderer Schmelzarbeiten in Byzanz sind wir auf litterarische Ueberlieferungen angewiesen, und es bleibt zu bedauern, dass infolge der untechnischen Darstellung der Schriftsteller und der doppelten Bedeutung des Wortes Elektron (Schmelzarbeit und weifse Goldlegierung) diese Ueberlieferungen an der denkbar gröfsten Unklarheit leiden. So muss es dahingestellt bleiben, ob das erste Beispiel von byzantinischer Schmelzarbeit, wel ches Labarte (a. a. O. Tom. III) anführt, die „Gabata electrina“, welche Kaiser Justin (518—527) dem Papste Hormisdas zum Ge schenk machte, eine mit Emaille geschmückte oder aus Goldlegierung gegossene Altarlampe gewesen ist. Mit einiger Sicherheit können wir das erste Auftreten der Schmelzkunst in gröfserem Umfange unter der Herrschaft des Kaisers Justinian (seit 527) vermuten. Von dem Altartisch, welchen dieser Kaiser und seine Gemahlin Theodora der von ihnen mit verschwenderischer Pracht ausgestatteten Hauptkirche von Byzanz — der Kirche der „Göttlichen Weisheit“, Hagia Sophia, — schenkten, berichtet Georgias Cedrenus um die Mitte des 11. Jahr hunderts, dass der Altar aus den kostbarsten, überall her zusammen getragenen Materialien gemacht worden sei. „Von allen diesen von ihm gesammelten Dingen, die zum gröfsten Teil höchst wertvoll und Luthmer, Das Email. 5