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54 II. Geschichtliches. Schmuckgegenständen, von welchen mehrere mit Emaille geschmückt waren. Was diesen Fund für uns besonders wichtig macht, sind die halbfertigen Stücke, welche unwiderleglich beweisen, dass die Emaillen an Ort und Stelle verfertigt wurden, sowie mehrere Medaillen aus- schliefslich gallischer Herkunft und aus der Zeit Caesars stammend, welche für die frühe Datierung dieses Fundes einen sicheren Anhalt geben. Ein kupfernes, emailliertes Henkelgefäfs, zu Bartlow in der englischen Grafschaft Essex gefunden, entstammt nach den in dem gleichen Römergrab gefundenen Münzen der Zeit des Kaisers Hadrian (bis 138 n. Chr.). Es ist abgebildet bei Labarte, Album pl. ioo, ging aber leider seitdem bei einem Brande verloren. Für eine blau emaillierte vergoldete Kupferplatte aus dem franz. Departement Creuze geben Münzen des Kaisers Philippus Arabs (bis 249) für ein bim förmiges Kupfergefäfs mit blauem, grünem und Orange-Schmelz, das bei la Guierce, im alten Limousin, gefunden wurden, solche der „Tyrannen“, die von 253 bis 270 regierten, das Datum. Einer der wichtigsten Funde war die Feldflasche (Gurde) von Pinguentum, im Jahre 1866 im Trümmerfeld dieser 30 Kilometer südöstlich von Triest gelegenen Römerkolonie gefunden und nach den gleichzeitig ge fundenen Medaillen des Antoninus Pius (138—161) zu datieren. Sie ist aus Bronze und auf ihren kreisrunden Flächen mit im Metall aus gesparten Guirlanden von stilisierten Blättern geschmückt, die sich von abwechselnd lapisblauem und ziegelrotem Emailgrund abheben. Ein im British Museum befindliches, bei Ambleteuse (nahe Boulogne s. m.) gefundenes Gefäfs datiert aus der Zeit des Kaisers Tacitus (276). Aufser diesen hervorragenderen Stücken aber sind am Rhein, an der Donau, in Oesterreich, Ungarn, in Dänemark, Grofsbrittannien, eine Menge kleinere Schmuckstücke der oben charakterisierten Art gefunden, welche mit Grubenschmelz geschmückt sind und von denen die Museen zu Wiesbaden, Mainz, Regensburg etc. schöne Stücke aufzuweisen haben. Die überaus weite Verbreitung dieser Fundstücke hat zu sehr widersprechenden Annahmen über ihre Herkunft geführt; am wenigsten Anspruch auf Glaubwürdigkeit hat wohl die von Garnier aufgestellte Hypothese, dass sie „Arbeiten von wandernden Künstlern seien, unbekannter Herkunft, aber wahrscheinlich aus dem Orient stammend, die auf ihren Zügen von Land zu Land ihre Schmelzöfen und ihre sozusagen traditionelle Industrie mit sich führten, wie es zur selben Zeit die Verfertiger der roten mit Relief ge-