36 I. Technisches. Art, die wir später als „Augsburger Transluzid-Email“ kennen lernen werden, sind es zarte Ranken und Ornamente, welche in einen Grund von Feinsilber nach Art der gewöhnlichen Flachgravierung eingestochen werden; bei Arbeiten im Charakter der kirchlichen Emaillen des Mittel alters handelt es sich meist um gröfsere Flächen, die im Metall ver tieft werden sollen. Im letzteren Fall tritt bei Gold oder Silber, die als dünnes Blech mit Emaillen geschmückt werden sollen, an Stelle des Graveurstichels häufig der Punzen des Ciseleurs: Die vertieften Flächen werden, wie man zu sagen pflegt, „eingesetzt“. Es ist als dann nötig, diese Fläche mit dem Rauhpunzen aufzurauhen, damit die Emaille hafte. Wo Emaillen in fabrikmäfsiger Weise erzeugt werden, tritt an Stelle der Gravierung selbstverständlich irgend ein mechanisches Verfahren zur Herstellung der Rezipienten mit seinen Vertiefungen. Guss dürfte seltener angewandt werden, da derselbe eine ziemlich mühsame Ueber- arbeitung erfordert; dagegen ist galvanische Ablagerung sehr beliebt, weil das reine Kupfer, welches hierbei erzielt wird, sich zur Aufnahme der Emaille vortrefflich eignet. Ebenso wird für kleinere Gegen stände: Knöpfe, Schlüsselschilder u. dgl. die Prägung angewandt. Für fortlaufende Ornamente wird wohl auch das Muster auf eine Stahl walze erhaben geschnitten und unter starkem Druck dem Kupfer oder Bronzeblech eingewalzt. Alle diese Verfahrungsweisen gehören jedoch mehr der modernen Industrie an und kommen für ältere Stücke nicht in Betracht. Bei dem Zellenschmelz (Em. Cloisonne) gilt es, die Konturzeich nung, welche das Muster der Emaillierung bestimmt, durch Metallstreif- chen zu fixieren. Die Beschreibung des Theophilus (s. S. 8) gibt hiervon ein ziemlich deutliches Bild. Inzwischen haben die japanischen Arbeiten uns mit einer hohen Vollendung dieser Technik bekannt gemacht: Wenden die beiden ostasiatischen Kulturvölker dieselbe doch nicht nur auf Metall, sondern auf Porzellan, Fayence, Natur stein etc. an. Wir haben von ihnen manche Erleichterung gelernt von denen hier nur das Festleimen der Drähte auf dem Grunde mit dem Saft der Wolfsmilchpflanze erwähnt sei. Weiteres Löten ist als dann nicht nötig, vielmehr haften die Drähte am Grund vermittelst der niedergeschmolzenen Emaille. Das Schmelzen des Emails geschieht nur in ganz seltenen Fällen und bei Bijouteriearbeiten kleinsten Mafsstabs vor der Stich-