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14 I. Technisches. Glasschale mit so viel Scheidewasser zu übergiefsen, dass es von diesem eben bedeckt wird. Hat es eine achtel Stunde gestanden, wäscht man dasselbe in einer gläsernen Flasche mit klarem, reinem Wasser so lange aus, bis auch nicht der geringste Schmutz zurück bleibt. Das Scheidewasser reinigt das Email von jeder fettigen Ver unreinigung, das frische Wasser von der erdigen. Jede recht sorg fältig ausgewaschene Emailfarbe muss in einem besonderen Fläschchen von Glas oder glasiertem Thon aufbewahrt und besonders acht darauf gegeben werden, dass das Wasser nicht auftrockene, weil neu- zugefülltes das Email alsbald verderben würde. Nun versteh mich recht: Soll später das Einschmelzen gut gelingen, so nimm zuvor ein Stück sauberes Papier und zerkaue es, d. h. wenn du noch Zähne hast; ich, der ich keine mehr besitze, könnte das nicht, sondern muss das Papier anfeuchten und mit einem eisernen oder besser hölzernen Hammer zerquetschen. Die Papiermasse wäscht man gut aus, presst sie, bis das Wasser abgelaufen ist, um mit ihr wie mit einem Schwamme die aufgetragenen Emailfarben zu betupfen. Je mehr diese dadurch austrocknen, desto schöner werden sie dein Werk zieren. Noch will ich nicht vergessen, dir eine fernere Vor arbeit von Bedeutung zu berichten, welche gleichfalls von Einfluss auf das gute oder schlechte Gelingen des Emaillierens ist. Nimm, ehe du dich zu diesem selbst anschickst, ein kleines Gold- oder Silberblech, je nachdem du dein Relief in dieses oder jenes einge graben hast, und auf dieses Stückchen — nehmen wir an, es sei Gold — befestige zuvor versuchsweise alle Emailfarben, die zur Anwendung kommen sollen, durch Einschmelzen in ebenso viele mit dem Grab- meifsel ausgehöhlte Grübchen. Durch diesen Versuch erkennst du, welche von den Emailsorten leicht-, und welche strengflüssig sind, denn es ist nötig, dass alle auf einmal zu schmelzen beginnen. Thäte eine dies vor den anderen, so schadeten sie sich gegenseitig und du würdest nichts Gutes zustande bringen. Sind alle Vorkehrungen getroffen, so mach dich ans Emaillieren, indem du die sauberen Farben, gleich als wolltest du malen, über die flacherhabene Arbeit ausbreitest. Zu diesem Zwecke nimm zur Zeit nicht mehr aus den Fläschchen, als du auf einmal anbringen kannst und halte unterdessen die übrigen Farben gut zugedeckt. Man pflegt dabei einen Palettenhalter zu benutzen, welchen du an fertigst, indem du fünf oder sechs fingerförmige Streifen aus dünnem