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10 I. Technisches. balg mit beiden Händen und blase von allen Seiten Luft zu, bis die Kohlen gleichmäfsig brennen; habe auch einen ganzen Flügel von einer Gans oder einem ändern grofsen Vogel zur Hand, welcher ausge breitet und an einem Holz befestigt sei. Hiermit fächle und wehe tüchtig von allen Seiten Luft zu, bis du zwischen den Kohlen hin durch gewahr wirst, dass die Oeffnungen des Eisens sämtlich innen glühen; nun höre auf zu blasen. Hast du beiläufig eine halbe Stunde gewartet, so decke allmählig ab, bis alle Kohlen weggeschafft sind, und warte von neuem, bis die Oeffnungen des Eisens innen schwarz, werden. Nun erhebe das (untere) Eisen am Handgriff und stelle es, bedeckt wie es ist, in den Ofen zurück in einen Winkel, wo es völlig auskühlt. Wenn du nun aufdeckst, nimm das Emailplättchen heraus, wasche es ab, fülle und brenne es aufs neue wie vorher, bis das- Geschmolzene gleichmäfsig überall voll ist. Auf dieselbe Weise stelle die übrigen Emailplättchen her.“ Ueber das Schleifen und Fertigmachen der Emailplatten giebt Theophilus im 54. Kapitel „de poliendo electro“ Auskunft: „Nachdem dies geschehen, nimm ein Stück Wachs von einer halben Daumeslänge, in welches du das emaillierte Stück befestigen sollst, sodass das Wachs von allen Seiten sei, an dem du es hältst, und reibe die Emailplatte selbst sorgfältig auf einem ebenen Sandstein mit Wasser, bis dass das Gold gleichmäfsig überall hervortrete.*) Dann reibe es sehr lange auf einem harten und ebenen Wetzstein, bis es Glanz bekommt; und so reibe auf demselben Wetzstein, den du mit Speichel befeuchtet hast, ein Stück Scherbe, wie sie bei altem Geschirr zerbrochen gefunden wird, bis der Speichel dick und rot wird; diesen streiche auf eine ebene Bleiplatte, auf welcher du das Emailplättchen sanft reibst, bis die Farben durchsichtig und leuchtend werden. Wieder reibe die Topfscherbe mit Speichel auf dem Wetzstein und streiche d(e Masse auf ein Stück Bockleder, das auf ein hölzernes Brett glatt befestigt ist. Auf diesem poliere das Emailplättchen selbst bis es ganz und gar blitzt, sodass, wenn eine Hälfte desselben nass und die an dere trocken ist, niemand unterscheiden könne, welche nass und welche trocken sei." Die vorstehend mitgeteilte Vorschrift des Theophilus ist derart, *) Das Gold wird beim wiederholten Brennen stellenweise von dem Glasfluss Überflossen sein.