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8 I. Technisches. „Nach Fertigstellung des Körpers," schreibt Theophilus,*) „nimm ein Blatt von dünnem Gold und passe es dem obern Rand der Cuppa an, und bemiss es von einem Henkel zum ändern. Es muss eine Breite haben gleich der Dicke der Steine, welche du aufsetzen willst. Indem du jetzt den Platz bestimmst, welchen die Steine einnehmen sollen, verteile sie so, dass zuerst ein Stein kommt mit vier Perlen, je eine an den Ecken des Steines angebracht, dann eine Emailplatte; dann, neben dem Email ein Stein, begleitet von Perlen; dann wiederum ein Emailstück. Und fahre mit dieser Anordnung also fort, dass an den Henkeln immer Steine sind. Für diese sollst du in der vor her vorgeschriebenen Weise- die Gehäuse und die Böden zurichten und anlöten, ebenso wie auch die Gehäuse, in welche die Email plättchen versetzt werden sollen. Auf der ändern Seite des Gefäfses verfährst du ebenso. Wenn du aber in der Mitte des Bauches Steine und Perlen aufsetzen wolltest, machst du es ebenso. Ist es gethan, so füge sie an und löte wie bei den Henkeln. Darauf miss in allen Gehäusen, in welche Emailplättchen zu setzen sind, einzelne Stücke dünnen Goldblechs an und lege sie mit Achtsamkeit wieder heraus, wenn du sie dort anprobiert hast. Dann schneide dir nach Mafs am Lineal Streifen aus einem etwas dickeren Goldblech, wickele es um den Rand jedes Stückes zweimal, sodass ringsum inzwischen diesen Streifen ein Raum bleibe, welcher der Rand (limbus) des Emailstückes genannt wird. Schneide alsdann mit demselben Mafs nach dem Lineal Streifen von Goldblech so dünn wie möglich, daraus du mit der feinen Zange die Arbeit biegst und formst, welche immer du in den Emaillen darstellen willst: Kreise oder Knoten, oder Schnörkel oder Vögel, oder Tiere oder Gebilde von Menschen, ordne die Stückchen besonders, jedes an seinem Orte, mit Sorgsamkeit an und mache sie über Kohlen mittelst feuchtem Mehle haften. Hast du ein Stück gefüllt, so löte es mit gröfster Vorsicht, damit die feine Arbeit sich nicht verschiebe oder das zarte Gold zu fliefsen anfange. So verfahre zwei- oder dreimal, bis die einzelnen Stücke etwas haften. Ist auf solche Weise die Verteilung und Lötung aller Email- *) Quellenschriften für Kunstgeschichte und Kunsttechnik des Mittelalters und der Renaissance, herausgegeben von R. Eitelberger von Edelberg. VII. Schedula divers arum artium des Mönches Theophilus (Rugerus). Uebersetzt und mit Ein leitung versehen von Albert Ilg. i. Teil. Wien 1874. Wilhelm Braumüller P- 234 ff.