4 Einleitung. Endlich empfiehlt es sich, hier gleich die etwas sagenhafte Gruppe des „Fensterschmelzes“ (Email ä jour) zu erledigen. Man hat sich dasselbe vorzustellen als ein kräftiges Filigran ohne Unterlage, dessen Zwischenräume mit durchsichtigem Schmelz derart ausgefüllt sind, dass durch dieselben das Licht wie durch ein Fenster hindurch scheint. Die Annahme einer Verwechselung dieses Verfahrens mit ge schnittenen Stücken farbigen Glases, die in Metallfassungen eingesetzt, zum Schmuck von Bechern u. dgl. verwendet wurden, ist naheliegend. Das bekannteste Beispiel dieser letzteren Art ist der aus dem Schatz von Saint Denis stammende Becher des persischen Königs Kosroes I. (t 579)» jetzt in dem Medaillenkabinet der Nationalbibliothek zu Paris. Von dem Fensteremail, sowie von dem Netzschmelz auf Glas (Em. en resille sur verre) werden wir am passenden Ort später zu reden haben. Den bisher beschriebenen Gattungen von Schmelz, welche durch weg zur Ausschmückung von Goldschmiedearbeiten verwendet wurden, steht als zweite Hauptgruppe das Maler-Email gegenüber. Bei diesem wird die metallene Unterlage vollständig mit einer Lage Schmelz in einer Farbe überzogen, welche als Malgrund dient, um darauf mit dem Pinsel in verschiedenen Techniken, welche wir später kennen lernen werden, ebenfalls mit Schmelzfarben Darstellungen auszuführen, die durch Einbrennen mit dem Grunde zu einer einheitlichen Masse zusammenschmelzen. Die vorstehend genannten Anwendungen der Schmelztechnik ge hören der Kunst und dem Kunstgewerbe an. Dass aufserdem der Schmelzüberzug auf Metall, besonders auf Eisen, in der Technik eine grofse Rolle spielt und bedeutende Industrieen erzeugt hat, sei hier nur beiläufig erwähnt. Ebenso gehört die Uhrblätter-Industrie, welche meist weifses Email auf Kupfer oder Edelmetall verwendet, weniger unserem Gebiete als demjenigen der Technik an. »