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200 II. Geschichtliches. Grubenschmelzarbeiten bis heute eine gewisse Korrektheit und Ele ganz der Zeichnung, tadellose technische Ausführung und gute, ge- mäfsigte Farbenwirkung nachrühmen. Aufser in Berlin finden wir auch in Wien diese Versuche, die feinere Bronze-Industrie durch Grubenschmelz zu beleben, mit Erfolg durchgeführt. Die grofsen Geschäfte von Hollenbach und von Ha- nusch hatten bereits auf der Wiener Weltaustellung von 1873 auf diesem Gebiete schöne Arbeiten aufzuweisen. Leicht erklärlich ist es, dass die überraschende Erscheinung, welche der Zellenschmelz der Japaner auf dieser Ausstellung, wie bereits sieben Jahre früher in Paris, dem Abendlande darbot, auf die europäische Kunstindustrie einen tiefgehenden Einfluss ausübte. Eine umfassendere Beschäftigung wurde dieser allerdings durch die Unmöglichkeit abgeschnitten, in bezug auf Billigkeit der Produkte es den Asiaten gleichzuthun. Immerhin verdient es hohe Anerkennung, wenn es den Abendländern, namentlich den Franzosen gelungen ist, im Technischen die Japaner und Chinesen nahezu zu erreichen. Wenn man den Cloisonnes von Barbedienne, die aus der Anregung von 1867 entstanden waren, noch den Vorwurf machen konnte, dass sie sich durch ein Ueberwiegen der vergoldeten Metallflächen den Effekt verdarben, so hatten die 1873 in Wien ausgestellten Werke derselben Firma, sowie die Arbeiten von Christofle, der ebenfalls mit Entschiedenheit in diese Versuche eintrat, sich von diesem Fehler frei gemacht und konnten als gleichberechtigt neben den ostasiatischen Arbeiten auftreten. Der eigentliche Wiedererwecker dieser Arbeiten in Frankreich war ein Emailleur namens Tard, der seine Versuche zuerst den Fabrikanten Christofle und Falize vorlegte und von diesen zum erfolgreichen Weitergehen auf dem eingeschlagenen Wege er muntert wurde. In neuester Zeit fanden namentlich die für das Haus Barbedienne von dem Emailleur Thesmar ausgeführten Cloi sonnes wegen ihres graziösen, nur leicht von den Japanern beein flussten Naturalismus die höchste Anerkennung. In Russland soll der Grubenschmelz bereits im 17. Jahrhundert durch griechische Meister eine Neubelebung erfahren haben; Bischofs mützen, Kruzifixe, Scepter, Reichsäpfel, Schilde, Schwerter, Köcher und andere Dinge mehr wurden mit Steinen und Email dekoriert (Rein, a. a. O. p. 585). Heute steht diese Industrie in Moskau in ziem licher Blüte, wo sie von den Firmen Hlebnikow, Ovtschinnekow und