196 II. Geschichtliches. II. Ostasiatische Schmelzarbeiten. das zweite Brennen und nach demselben das erste Abschleifen und Polieren. Dies wiederholt sich noch ein- bis zweimal; alte chinesische und japanische Emaillen zeigen diese Unvollkommenheiten, zumal Löcher in Menge. Hier erscheinen sie fast als notwendiges Zubehör zum ganzen Charakter der Arbeit. Das Einbrennen der Schmelzfarben erfolgt ähnlich wie das der Malerfarben auf Thonwaren in einfachen, aber unzweckmäfsigen Vor richtungen, die man als Muffeln ohne Oefen bezeichnen kann. Es sind kuppelförmig überdeckte Cylinder aus Ziegelsteinmasse, meist für jedes Stück Schmelzarbeit ein besonderer, die einfach mit Holzkohle umschichtet und etwa zwei Stunden in Glut gehalten werden. Als Schleif- und Poliermittel dienen beim Zellenschmelz dieselben Körper, wie bei der Lackindustrie, nämlich fein- und grobkörnige Sandsteine, Schiefer und Magnolienholzkohle zum Abschleifen, Hirschhorn und Rüböl zum Poliren. Eine Art unechten Zellenschmelzes wenden die Japaner zur Be lebung ihrer Lackarbeit an, indem sie die aufgeklebten Zellen statt mit Schmelzmasse, mit den bei der Lackarbeit gebräuchlichen Grun dierungsmitteln ausfüllen, dann aber in bezug auf Schleifen und Polieren ebenso verfahren wie bei dem wirklichen Email. Es ist zu verwundern, dass die Japaner, die in der Schmelzkunst augenscheinlich keine technischen Schwierigkeiten mehr kennen, die Malerei auf weifsgrundigem Email nicht in den Kreis ihres Kunstge werbes aufgenommen haben, zumal ihnen die Malerei mit Emailfarben nicht fremd ist. In der Hauptstadt von Kanga, Kanazawa, werden gusseiserne Gefäfse mit opaken Schmelzfarben aus freier Hand be malt, wobei besonders schöne Wirkungen durch das Relief einer pastos aufgesetzten Farbe (ähnlich wie bei dem Relief lack) erzielt werden. Das Berliner Gewerbe-Museum besitzt mehrere gusseiserne Kessel und Pfannen dieser Art aus der Hand des Erfinders dieser Technik, Sano Nobuteri in Kanazawa. Von einem ähnlichen Effekt der in Tropfen aufgesetzten Schmelzfarben auf im übrigen äufserst exakt gearbeitete Grubenschmelzstücke aus der Sammlung Bing weis Garnier zu berichten; im allgemeinen scheint jedoch die Anfertigung von Grubenschmelz auch in Japan selten zu sein.