9. Das Maleremail von Limoges. 123 bar gut erhaltene Beispiele vertreten. Auch die künstlerische Erfindung der Malereien hat an der Wertschätzung keinen wesentlichen Teil; denn in den meisten Fällen haben die Maler von Limoges nicht selb ständig komponiert, sondern sich an die Werke gleichzeitiger Maler angelehnt, ja diese häufig kopiert. In der ersten Periode sind es die Werke Van Eyk’s und seiner Schule, später die von Dürer uncl Schongauer, welche als Vorlagen gedient haben. Als dann die Stiche nach den grofsen Meistern der italienischen Renaissance in Frank reich bekannter zu werden anfingen, finden wir Kopien nach Rafael, Giulio Romano und anderen Italienern. Als Grund der grofsen Be liebtheit, welche die limusiner Schmelzmalereien vom 15. Jahrhundert bis auf den heutigen Tag geniefsen, muss also wohl deren ganz eigen tümlich vornehme Erscheinung, begründet durch die klar und einfach ausgesprochene Zeichnung in wenigen durch den dunkeln Grund harmonisch verbundenen Farbentönen und mit dem Reiz diskreter Goldlichter, betrachtet werden. Der weite Schritt, welcher von den bisher betrachteten Arbeiten der Schmelzkunst, den Grubenschmelzen des Nordens mit seinen in Metall getriebenen Köpfen einerseits und dem durchsichtigen Reliefemail der Italiener anderseits bis zu dem Maleremail von Limoges zu thun war, hat verschiedene Forscher veranlasst, der Ent stehungsursache des letzteren nachzugehen. Labarte findet diese m dem Umschwung, welchen im 15. Jahrhundert die Glasmalerei er fahren hat. Man gab die dem romanischen 'und gotischen Stil eigen tümliche Mosaikverglasung auf und lernte die transparenten Farben auf das Glas selbst auftragen und einschmelzen, auch mit denselben effektvolle Schattierungen hervorbringen. Was man so bei den ge malten Fenstern gelernt, hätte man dann auf die Kupferplatten über tragen. Garnier und andere neuere Schriftsteller finden eine Ver wandtschaft zwischen dem Effekt der durchsichtigen Reliesfschmelze und den ältesten, ebenfalls mit durchsichtigem Email über schwarzen Konturzeichnungen ausgeführten Limusiner Arbeiten. Wenn man namentlich in Betracht zieht, dass diese letzteren von den Folie- Pailletten, den durchschimmernden Gold- und Silberflittern, die mit besonders glänzenden Emailfarben überzogen wurden, einen reichen, beinahe unmäfsigen Gebrauch machten, so gewinnt Garmers Stand punkt an Glaubwürdigkeit. Aufser Stande, die meist von wirklichen Künstlern ausgeführten farbenprächtigen Metallreliefs der Italiener