8. Einige Nebenzweige der Schmelzkunst. 117 Jade, mit einem Netzwerk von eingehämmertem blanken Goldorna ment überdeckt. Die Blätter dieses Ornamentes sind genau in der oben beschriebenen Weise aus Almandinen gebildet, welche m die, als Kontur noch sichtbare Gold-Unterlage eingebettet sind. Eine ähnliche Schale aus dem Besitz der Königin Elisabeth von Preufsen war in der Berliner Zeughaus-Ausstellung von 1872 zu sehen. Ein vollkommen selbständiges Gebiet der Emaillierkunst, welches aber mehr der Bijouterie angehört, ist das Goldschmiede-Email. Dies ist seinem Wesen nach nicht wie die bisher betrachteten Arten eine Flächendekoration, sondern dient dazu, plastische Arbeiten der Goldschmiedekunst, besonders Gegenstände des Geschmeides, in den Schmuck der Farbe zu kleiden. Wir haben aus einer genaueren Kenntnis der alten Goldschmiede arbeiten, besonders aus deren gleichzeitigen bildlichen Darstellungen in Arbeitsrissen und Inventarien die Vorstellung gewonnen, dass die Polychromie bei diesen Arbeiten eine viel ausgedehntere Anwen dung besafs, als uns heute geläufig ist. Und wenn auch in vielen Fällen, namentlich bei Tafelgerät, diese vielfarbige Wirkung einfach durch Bemalung mit Lackfarben erzielt wurde, wie die Untersuchung vorhandener Farbreste ergeben hat, so spielte doch bei kostbareren und weniger grofsen Stücken auch der Ueberzug mit Schmelzfarben eine sehr bedeutende Rolle. Vom 14. Jahrhundert an begegnet uns dieser bei Geschmeiden in Deutschland, Frankreich und Italien, aber erst im 16. Jahrhundert erhält er für die Bijouterie eine so umfassende Anwendung, dass er für den Stil des gesamten Ge schmeides dieser Zeit bestimmend wird. Die hierbei angewandten Emaillen sind teils opak, teils trans- luzid. Von den ersteren pflegt das Weifs eine grofse Rolle zu spielen; wo es in gröfseren Flächen auftritt, liebt man es, zu seiner Belebung (vielleicht auch aus technischen Gründen, um auf den gebogenen Flächen das Ablaufen der Schmelzfarbe zu verhindern) den weifsen Grund mit kleinen Goldomamenten, Sternchen und Blumen zu über streuen. Meist muss auch das Weifs zu den Fleischteilen der Figuren dienen, sehr selten aber von besonders schöner Wirkung sind die jenigen Beispiele, wo statt des opaken Weifs ein halbopakes (eine Art Milchglas) verwendet ist, welches beim Durchschimmern des Goldgrundes dem Fleisch eine überaus zarte und lebendige Färbung