S. Einige Nebenzweige der Schmelzkunst. 115 Lande und aufser Landes kannte und übte. Die einfachen Emails auf den Knäufen romanischer Kelche, später das Gruben- und Transluzid- email waren seit langem landläufig bekannte Techniken; der venetianer und ragusaner Handel brachte für diese Emails ebenso wie für die Drahtemails das farbige Rohmaterial ins Land. Ebenso war den ein heimischen Meistern bereits das Drahtziehen und was damit zusam menhängt geläufig. So war denn in der neuen Technik eigentlich nur die Anwendung bisher in derselben unbenützter Motive und deren Uebertragung in die Technik der Metallkunst das entscheidende Moment.“ Ohne die Forschungen über diesen Zweig der ungarischen Kunst als abgeschlossen zu betrachten, will Hampel nach den Eigentümlich keiten der Drahtemailmuster zwei Schulen unterscheiden, von welchen die östliche einen etwas starren, primitiven Charakter bewahrt, während Fig. 27 Ungarisches Drahtemail. Einzelheiten. (Nach Hampel.) die westliche, sich um Pressburg gruppierende ihrer gröfseren Be rührung mit den hochkultivierten deutschen Städten, besonders mit Wien, eine feinere Empfindung in der Linienführung, geschmack vollere Anordnung der Ornamente und gröfseren Reichtum der Blumen - und Blätterformen verdankte. Eine nördliche Gruppe verrät aufser- dem Beziehungen zu Krakau und Breslau. Die Farbenskala des ungarischen Drahtemails ist eine ziemlich reiche; sie umfasst: Rot opak, Weifs, Grün, Blau, "Violett, Braun und Schwarz. Später, vom 16. Jahrhundert an, tritt an Stelle des opaken Rot, welches stark dominiert und der Färbung einen vorwiegend warmen Charakter giebt, eine mehr kalte Farbenstimmung ohne Rot, dagegen mit sparsamer Verwendung von gelbem Email. Ein sehr merkwürdiger Nebenzweig der Schmelzkunst, den man nach den verschwindend wenigen bekannten Beispielen vielleicht als