7. Durchsichtiger Schmelz auf Reliefgrund. 105 dass Blau, Gelb, Grün und Violett, welche am leichtesten in voll ständig durchsichtigem Schmelz herzustellen waren, die Haupttöne bil deten. Bei Rot wollte dies in der ersten Zeit nicht gelingen; man musste sich mit opakem Rot begnügen, das daher nur sparsam ange wandt, im allgemeinen auf Heiligenscheine beschränkt wurde. Erst nach der Erfindung des Goldpurpurs, welche nicht lange vor Cellini’s Zeit zu fallen scheint, da dieser bei dem „smalto roggio“ und seiner besondem nur auf Gold möglichen Anwendung länger verweilt, findet auch diese Farbe beim Reliefschmelz häufigere Verwendung. In den nördlichen Ländern fand diese neue Art des Schmelz schmuckes bald Eingang, da die hochentwickelten Goldschmiedewerk stätten, welchen diese Technik im Gegensatz zu den eine eigne Klasse bildenden Schmelzkünstlern des Grubenschmelzes oblag, ihrer Ein führung allen Vorschub leisteten. Ein Hauptstück ist das kleine Triptychon der „Reichen Kapelle“ in München, angeblich aus dem Besitz der Maria Stuart stammend. Der Domschatz zu Aachen be sitzt eine Monstranz aus dem 14. Jahrhundert mit dem Gürtel der Maria und zwei Reliquiarien in Kapellenform, auf deren Fenstern diese Schmelzart angewendet ist; der Domschatz von Köln einen Bischofstab. Eine der bedeutendsten Arbeiten aber ist ein massiv goldener Kelch, der sich jetzt in der Sammlung des Barons Pichon befindet. Die sechsundvierzig figürlichen, Körper und Deckel dieses Kelches schmückenden Darstellungen aus der Legende der hl. Agnes sind nicht wie fast alle ändern bekannten Arbeiten in Reliefschmelz auf besonderen Platten, sondern auf dem Metall des Kelches selber ausgeführt. Die Arbeit wurde, wie alte Beschreibungen sagen, als „sehr altes Stück“ im Jahr 1604 dem Connetable von Castilien und Herzog von Frias, J. Valesco von Jakob I. von England zum Ge schenk gemacht und verblieb bis zur Gegenwart im Schatz des Frauenklosters von Sta. Clara von Medina *). Die Edelmetall-Ausstellung in Nürnberg brachte ein Ciborium aus der Benediktiner-Abtei Maihingen bei Nördlingen zu Tage, welches mit dreifsig Platten in Reliefschmelz aus dem 14. Jahrhundert ge schmückt ist. *) In jüngster Zeit soll dieser Kelch in den Besitz von Wertheimer in Lon don übergegangen sein und für die englischen Staatssammlungen (Southkensington Museum) angekauft werden.