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98 II. Geschichtliches. Wenn auch Limoges den Mittelpunkt der französischen Schmelz kunst des 13. Jahrhunderts bildete, so darf man doch, wie bereits oben gesagt wurde, sie ebensowenig auf diesen Ort beschränkt denken, wie die deutsche auf Köln und Verdun. Bemerkenswert ist die Art, wie sich Viollet-le-Duc*) zu dieser Frage äufsert. „Es hiefse zu weit gehen, wollte man sagen, dass sich die Schmelzkunst im Abendlande auf zwei oder drei Centren beschränkt hätte. Ueberall wo Glasmalerschulen bestanden, musste es auch Emaillierwerkstätten geben. Diese beiden Kunstzweige haben zu nahe Beziehungen, als dass sich die eine ohne die andere hätte entfalten können, und absolute Grenzlinien scheinen sich zwischen beiden kaum ziehen zu lassen. Der eine wie der andre muss sich im 12. Jahrhundert über raschend schnell entwickelt haben; denn trotz den Zerstörungsursachen für diese Arbeiten ist doch noch eine so grofse Menge erhalten ge blieben, dass man wohl eine völlig fabrikmäfsige Herstellung an einer gewissen Zahl von Centren annehmen muss. Von dem Moment an, wo man das Verfahren der Schmelzarbeit auf Metall kennt, ist dies Verfahren so einfach und leicht in die Praxis zu übertragen, es erfordert so unendlich geringe Hilfsmittel, dass es befremdend wäre, wenn man die Ausübung des Verfahrens auf einen oder einige Städte in Frankreich beschränkt fände, während man doch von Mitte des n. Jahrhunderts an gemalte Fenster auf einem grofsen Teil des französischen Gebietes, besonders in den Benediktiner-Abteien, an fertigte." „Dass man vom 11. bis zum 14. Jahrhundert zu Limoges Schmelz arbeiten gemacht hat, ist nicht zweifelhaft; dass man den Namen „Limoges-Email“ allen denjenigen Werken beilegt, welche an die in dieser Stadt angefertigten Werke erinnern, sei gern zugestanden. Aber ohne zu weit zu gehen, mag man dreist glauben, dass so genannte Limusiner Emails in Bourges, in Chartres, Troyes, Tou louse, Clermont, Paris, Mans, Angers, kurz in allen den Städten an gefertigt wurden, wo sich die Glasmalerkunst entwickelt hat. Mag man die Produktivität der Werkstätten von Limoges so grofs annehmen, wie man will, sie genügt nicht für die unglaubliche Menge von Gegenständen, welche das 12. und 13. Jahrhundert verlangte für den *) Dictionnaire raisonne du mobilier frangais. II. p. 214.