6. Grubenschmeiz von Limoges. D ie hohe Bedeutung, welche Limoges in der Schmelzarbeit während der Zeit der Renaissance gewann, hat französische Gelehrte zu dem natürlichen Wunsche geführt, dieser Schule auch eine selbstän dige Erfindung, unabhängig von Deutschland für den Grubenschmelz des frühen Mittelalters zuzusprechen, wobei sie einen von den otto- nisch-deutschen Einflüssen unabhängigen Weg von Konstantinopel über Venedig nach Limoges nachzuweisen suchten. Uns brauchen diese besonders von Texier verfochtenen Meinungen nicht zu beschäftigen, da ihnen von französischer Seite selbst, besonders durch Labarte, der Boden entzogen wurde. Wir wissen heute, dass noch im Jahre 1143, als am Niederrhein die Schmelzarbeit in höchster Blüte stand, der grofse Suger für die Goldschmiedearbeiten seiner Abtei St. Denis, welche er mit Schmelz verzieren wollte, „Aurifabros Lotharingos“ her beiholen musste, wobei wir uns erinnern, dass sowohl Köln wie Ver dun Mitte des 12. Jahrhunderts zu Lothringen gehörte. Eine weitere Beziehung, der Wichtigkeit für die Entwickelung der Schmelzkunst von Limoges beizulegen ist, bestand zwischen dem reichsten Kloster des Limousin Grandmont und dem Kloster Siegburg, welches wir be reits als Hauptsitz der rheinischen Goldschmiede und Schmelzkünst ler kennen gelernt haben. Im Jahr 1181 besuchte (nach Darcel) ein Siegburger Abt das Kloster von Grandmont, worauf sich zwei Mönche und zwei Laienbrüder dieses Klosters nach Siegburg begaben, wo zwischen beiden Klöstern ein Abkommen für gegenseitige Ab haltung von Seelenmessen geschlossen wurde. Auf dieser Reise lern ten die französischen Mönche nicht nur die Schätze an Goldarbeiten und Emaillen von Siegburg und Bonn kennen, sondern sie hielten sich auch eine Woche in Köln auf, von wo sie zahlreiche Reliquien,