Volltext Seite (XML)
88 II. Geschichtliches. Von der eigentlich kölnischen Schule, die, wenn sie auch die in Metall ausgesparten und ausgefüllten, mit Gravüren zur Wirkung gebrachten Figuren beibehielt, doch in der Behandlung des emaillier ten Ornamentes eine grofse Meisterschaft oft unter Anwendung meh rerer Farben entwickelt, seien als spätere Werke noch die grofsen Reliquiarien Karls des Grofsen zu Aachen und der heil, drei Könige im Kölner Dom genannt. Das erstere wurde nach 1166, als Kaiser Friedrich I. nach Karls Kanonisation dessen Grab öffnen liess, angefertigt. Der berühmte Dreikönigs-Schrein wurde vom Kölner Bischof Philipp von Heinsberg (1167 — 1191) gestiftet. Es ist an dieser Stelle eine Technik*) einzuschalten, die, von den Franzosen mit Unrecht „Email brun“ genannt, nur als ein Surro gat der Schmelzmalerei gelten kann, insofern, als eigentlicher Glasfluss dabei nicht zur Anwendung kommt. Dies „braune Email“ findet sich an Goldschmiedewerken der spätromanischen Periode (Mitte 12. bis Mitte 13. Jahrh.) häufig und ist am Niederrhein, dem Maasthal, in Westfalen und Hessen heimisch gewesen. Doch scheint es nie an bedeutsameren Stellen der Goldschmiedewerke, welche der wirklichen Schmelzarbeit Vorbehalten blieben, angewendet worden zu sein: man findet es auf den Unter- und Rückseiten von Reliquiarien, als Hinter grund von verzierten Säulchen etc. Beispiele finden sich an dem Kranze des Barbarossa-Kronleuchters zu Aachen, am St. Mauritius- Tragaltar zu Siegburg, an dem oben erwähnten Eilbertus-Tragaltär- chen des Weifenschatzes, auf dem Etherius-Schreine in St. Ursula zu Köln, am Dreikönigs-Schrein ebendort, sowie an vielen Reliquiarien in holländischen und belgischen Kirchen, schöne Beispiele im Museum des Haler-Thors zu Brüssel. Während hier fast ausschliefslich Flächen muster angewendet sind, die an die Stoffmusterung frühmittelalterlicher, orientalischer und sarazenischer Gewebe erinnern, kommen in seltenen Fällen, wie bei den drei Reliquientafeln von Waulsort im Museum zu Namur, auch figürliche Darstellungen vor. Die Ausführung geschieht immer auf Rotkupfer, welches durch den braunen Ueberzug durch leuchtet. Letzterer nüanciert sich von tiefem, fast schwarzem Braun bis zu einem hellrötlichen Firniss oder dem Eindruck einer schwachen Patina. Die Muster erscheinen meist in Vergoldung auf dem braunen Grunde, seltener umgekehrt in Braun auf vergoldetem Kupfergrunde. *) S. Schnütgen in „Kunst und Gewerbe“ 1886, p. 194 fr.