Suche löschen...
Sächsische Volkszeitung : 26.07.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-07-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192107260
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19210726
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19210726
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-07
- Tag 1921-07-26
-
Monat
1921-07
-
Jahr
1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 26.07.1921
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
DienStOG de« LA JuU ULI «»chstsq« 170. «eite » Di« »««Ischen Krlegeverlnste VerU», 25. Juli. Vom Zentraloachweisamt in Gpandau werden über dir Sriegsverlnste 1V14/18 folgende Angaben Gemacht r Nach dr» amtlichen Verlustlisten beliefen sich bis zum 81. De zember 1020 die Verluste de« deutschen Landhcere» für Preußen aus 1897 326 Tote, 8281878 Verwundete, tür Botz«» 178 718 To:e, 434635 Verwundete, siir -acksen 128708 Lote, 807 606 Verwundete, für Württemberg 74 227 Tote, 191066 Ver wundete. Dazu kommen die Verlust« der Marin« mit 84 256 Loten, 81085 Veiwunoeten und der Schudttuoven mit 1133 Toten, 1210 Verwundeten. JnSgeiamt 17VV868 Tolt, 4246871 Verwunartr. Diese Zahlen find indes »och m«t »»gültig, da di« Feststellung der Verlustliste noch nickt abgeschlossen ist. Dir Zahl der Veiin.ßten wird augenblickeich aus 200000 geichttzt. Sie ändert sich dauernd im Verlaut der Nachforichunglaibtiten uns »ird erst nach d«r«n Abschluß endgüleig uno genau angegeven wer»«« tönaea. Verzögerung der Pariser Berhaadluuge« Paris, 25. Juli. In der Frage der Verhandlungen, die zwischen der französischen und der deutschen Regierung Uber die Sachliefernnge» geführt werden, ist eine kleine Verzögerung cin- gctreteii. An« 16. und 17. Juli hat die englische Regierung der sranzösischen Regierung eine Note überreichen lassen, in der sie Auskunft über die Verhandlungen mit Deutschland verlangt. Eie wünsche vor allen Dingen zu wissen, ob es richtig ist, daß die Zahlungen der Sachliefer ungen für den Wie derausbau in Frankreich aus eine Zeitperioü« von 13 Jahren verteilt werden sollen. Nach ihrer Ansicht Hütte ein derartiges Abkommen zur Folge, daß Frankreich in den ersten Jahren beträchtlichere Zahlungen verlangt, als im Londoner Abkommen vorgesehen sind und als die deutsche Regierung ange nommen habe. Diese Vereinbarungen hätten das Unangenehme, daß sie zugunsten Frankreichs auf Umwegen eine Art Vorzugs stellung schasse», so daß die englische Regierung es siir geboten halte, die französische Regierung aus die eventuelle» Ungelcgen- heiien hinzuweisen, die derartige Verhandlungen zwischen den ein zelneu Verbündeten und Deutschland nach sich ziehen müßten. Der englisch-französische Meinungsausi!au,ch London, 25. Juli. „Daily Chronicle" schreibt im Leit artikel: Bis jetzt ist keine Entscheidung bezüglich der Zusammen kunft des Oberste» Rates getroffen morden. Inzwischen hat Deutschland die französische Note beantwortet und erklärt, daß das Recht der Durchführung von Truppen nur zugestanden wer den könne, wenn ein allgemeines Ersuchen der Haupt mächte vorliege, die mit der Ausführung der Oderschlesien be treffenden Bestimmungen des Versailler Vertrages betraut sind. Diese Behauptung, so bedauec.ich es ist. daß sie von Deutsch land vorgebracht wird, erscheint aus juristischen Gründen kor rekt. Weder Großbritannien noch Italien sind bereit, mehr Truppen nach Obcrschlesien zu sende». Ebenso wenig haben beide, wie wir glauben, den besonderen Wunsch, daß Frankr: ch es tue. Aber in dieier Beziehung sind ihre Erwägungen nicht grundsätzlich. Wir glauben, dag sie beiseite gestellt werden wür den, wenn Frankreich sich bereit zeigte, vernünftige Zu geständnisse an d>e Ansichten seiner Alliierten zu machen und die Zusammenkunft des Obersten Rates zu beschleunigen. Wir sind nicht geneigt, zu glauben, das; talsächlich, wie die Be- richte besagen, ein französisch-polnisches Geheimabkommen ab geschlossen worden ist. Aber wir sind sicher, daß die Verwirrung, wenn der Oberste Rat nicht binnen kurzem zusammeiitrftt, immer größer und vielleicht der Enienie einen lebensge fährlichen Schlag versetzen wird. Paris, 25. Juli. Wie der „Pelit Parisien" initteili, hat die französische Regierung gestern vormittag dem französischen Botschafter in London neue Weisungen erteilt. Zweimal im Laufe des TagcS Hai der Generalsekretär Philippe Berihelot den Bestich deL englischen Geschäftsträgers Chcstham empfange». Daö Blatt glaubt, daß beide Male über die nach Oberschlesieu zu sendenden Verstärkungen gesprochen wurde, da die Frage durch die deutsche Note eine neue Wendung genommcn hat. De; französische Botschafter wurde jedenfalls nochmals darauf hin- gewiesen, die englische Negierung möge die Zustimmung zur Entsendung von Verstärkungen gebe», damit der deutschen Re. erung bewiesen werde, daß entgegen dem. was sie glaube, die lliicrien immer noch einig seien. Es sei auch nicht zwei, frlhaft, daß im Lause der Unterredung zwischen dem engli schen Geschäftsträger und Berthelot der Versuch gemacht wurde, durch gegenseitige Zugeständnisse die Grundlage für eine Ver ständigung zu finden. Hamburg, 25. Juli. DaS . Fremde,iblatt" meldet aus Lon don, daß die Lloyd Georgesche Presse angesichts der Drohung Briands, bezüglich Entsendung von Verstärkungen selbständig vorzugehcn, ausfühct, daß diese Drohung eine sehr schwere Situation zwilchen Lloyd George und Paris chaffe. Die Haltung der französischen Truppen in Oberschlesien e> offenbar sehr herausfordernd. Ihre Verstärkung würde Polen nur zu einem neuen Aufstand ermutigen, der wahrschein lich zu dem Sturz der deutschen Regierung mit ganz unberechen bar schlimmen Folgen führen würde. Die Entsendung von Verstärkungen durfte nur durch den Beschluß des Obersten NateS «folg««. D«r Kernpunkt »er Schwierigkeit sei Frankreichs Ent. schloffen heil. OberMrfir» unter Verletzung d«S Versailler Ver träge» den Polen »u Geben »nd Deutschland weiter Militärisch M> schwächen, »m sich selbst »» bereichern, A^eiteplan »er Wted«M»«sb«,ko«»isfiO» Gart«. llll. Full. Die «t,her««k»auk,««tssion wird sich Donnerstag und Freitag in zwei wichtigen Sitzungen unter anderem mit folgenden Fragen beschäftigen: 1) AbschähuiiG des Wertes der »o» Deutschland an die Alliierten auSgelieserten Handelsschiffe und endgültige Verteilung dieser Ähtffe, ll) Auslegung einer Anzahl von Bestimmungen des Londoner LahlungSstatut». 3) Prüfung des Berichte» de» Ga- rantiekomiteeS über seine Verhandlungen mit der deut schen Regierung in Berlin. Polnische Greuel sEigener Drahtbericht der „Sachs. V o lkSzei t g ") BreSlou, 26. Juli. In Zawada, Kreis Ratibor, wurde rin mit Handgranaieii avs-gerüsieter Insurgent festgenommcii, der eingestand, den Befehl erha!l> .i zu haben, die italienische Wache in die Luft zu sprengen. In der Nacht zum Sonnabend ver suchte eine Bande von Jnsurgciiien i» die Stadt Rosenberg eni- zudringen. Deutsche Apobeantte und Italiener wiesen den An- griff ab, auch in Gleiwitz kam cs zu schwere» Auseinander setzungen zwischen Franzosen und Italienern. Die schwer ge reizten Italiener holten schließlich Verstärkungen mit Waffen herbei und beschaffen die Franzosen. Ein Pole wurde dabei ge tötet, mehrere Franzose» zum Teil durch Kolbcnschläge schwer verletzt. Alle diese Ereignisse beweisen, daß es höchste Zeit ist, das oberschlesische Problem zur Entscheidung zu bringen. Eine Verstärkung der französischen Truppen dürfte jedoch das aller- ungeeignetste Mittel zur Beruhigung Oberschlesicns sein, ivcnn man nicht die vollständige Vernichtung allen deutsche» Lebens in Obcrschlesien als endgültige Beruhigung haben will. Protest der oberschlesischen Bergarbeiter Breslau. 25. Juli. Auf Grund zahlreicher Terror- und Willkürakte haben die am 22. Juli in Gleiwitz versammeltcir Vertreter der »bersch lestschen Bergwerke und Hütten nachstehendes Telegramm a.» die Inter alliierte Kommission abgelandt: „Die am 22. Juli in Gleiwitz versammelieii Letter sämtlicher ober'chlesischen Berg- und Hüttenwerke weisen darauf hin, daß trotz der Liquidierung deS Aufstandes noch immer mehrere Tausende Beamte und Arbeiter durch den auf den Werken und Bahnhöfen herrschende» Terror verhindert werden, ihrer Beschäftigung nachzugche». Die Ver waltungen bitten dringend, die zur Beseitigung des Terrors auf den Werke» »nd Bahnhöfen erforderlichen Sicherungen an- zuordneu." Gleiwitz, 25. Juli. Tic Franzosen haben daS deutsche Ab- stimmungskonimissariat, das sie vor etwa acht Tagen nach einer Durchsuchung versiegelt hatten, wieder srcigegeben, aber sämt liche Urkunde», besonders die Urschriften der Protokolle, mit sich genommen. Neue polnische Angriffe ln Oberschlefie» Ratibor, 25. Juli. In Dzierkvwitz kam es heute nacht zwischen Deutschen und Palen zu lebhaften Schießereien. In Mirawa wurde ein Eisenbahiizug angehalte», weil gemeldet wurde, daß Dzierkvwitz von bewaffneten Insurgenten besetzt sei. Die Gleise am Bahnhoj wurden durch Waggons gesperrt. Erst nach eincinhalbstündigem Aufenthalt konnte die Weiterfahrt er folgen. Zwischen Mirawa und Dzierkvwitz war die Strecke von stark bewaffneten Polen besetzt. Ungefähr ein Kilo meter vor Dzierkoivitz mnßte der Zug abermals halten, da die Strecke und der Bahnhof >" Dzierkvwitz von den Polen besetzt war. Die Strecke hinter Dzierkoivitz bis Ratibor-Hammer ist ebenfalls von den Polen besetzt worden. Polnische Orts wehr hatte heule »acht die deutsche Brückenwache bei Bukau im südlicheil Teile des Kreises Ratibor unter heftigein Gewehrscuer überfallen und genommen. Diese polnische Ortswehc besteht auS 80 Mann, die gut ausgerüstet sind und u. a. auch Maschinen gewehre besitzen. Italien für Zuriickigab« vberschlestens an Deutschland fE. gen er Drahtbericht der »Sachs. VolkSzeitg.") Aon«, 26. Juli. Wie vttlautet, stehen sämtlich« Italienische Parteien iowie die au-schlapgedende« Sozialisten und die Povolari dem deutschen Standpunkt in der oberlchlefilchen Frage günstig gegenüber. Ein sozialistischer Fübrer tat den wörtlichen Anspruch: SO Prozent Obeiscklefien« Hab n für Deutschland gestimmmt, folglich «uß Oberichlesicn bei Deutichland bleiben. Die» ist ein Gebot ein fachster Gerechtigkeit. Die PopolariS sind derselben Ansicht, ebenso der parlamentarische Ausschuß für Außenpolitik. Der Leiter bat freilich nur konstiltative Stimme, wild aber gewiß im Sinne der englischen These auf Tore ta einwiikcn. Was Bonomi selbst be zweckt, so rab er in der Kammer auf den Zuruf de» sozialistischen Drpiiüertcn Flor, Uder Oberchlesien, gar keine Antwort, jedoch erteilte er dem Abgeordneten privat eine Auskunft, die seine Objektivität in der Schlessirfiace he>voi treten läßt. Dir in Nom an gekommene General de Martini beschränkte sich darauf, seine absolut unparteiische Hattimg z»»i Ansdruck zu bringen. -»»»«ML»» !>»»«» >1!»« » IMI» !»»>»!! General Lerond in Prag Prag. 83. Juli. Ter französische General Lerond ist gesteen hier riugetrofsen und auf dem Hauptbahnhofe durch den stanz zösischen Geschäftsträger, den tschechischen Außenminister Tr. Benesch, den Chef des tschechischen Generalstabes, den fran zösischen General Mittelhäuser und den in Prag befind lichen Mitgliedern der sranzösischen Militärmission empsangeii wor den. Eine Kompanie tschechischer Infanterie erwies aus den, Bahnhöfe die militärischen Ehreu. Beim Einfahren des Zuges in den Bahnhof spielte die Militärkapelle die Marseillaise. An, Abend fand General Lerond zu Ehren ein Diner beim Staatovräz sidenten Masaryk statt, dessen Gast Lerond während seines Prager Aufenthaltes ist. Der Besuch Leronds gilt i» der Hanpi- lache der Besprechung der oberschlcsischen Fragen »nd des .;»' famnienwirkenS der tschechischen Truppen mit de» iiiicrallu.iic» Besatzungstruppen und den Polen im Falle eines deutschen ;>l». grisss aus Oberschlesien. Dl« Hungersnot ln Rußland sEigcner Drahtbericht der „Sachs. P o IkS zei tg.'l Reval, 26. Juli. Die Sowjetrcgieruug stellt in einem Aufruf au die Bevölkerung fest, daß sich das Hungergebiet ans 150 000 Quadratwerft erstrecke. Die Eisenbahnen seien un. fähig, die notige Menge an Lebensmitteln i» die hungernden Gebiete zu schaffen. Trotzdem solle die Bevölkerung nicht die Hönde in den Schoß lege», sondern alle Kräfte anspannc», um die Gefahr zu bannen, da Rußlands ganze Zukunft auf dem Spiele stehe. Das Wolgagebiet und die Gegenden nördlich des Kaukasus werden durch die Massenflucht der bäuerlichen Brvijsi kerung entvölkert, so daß diese Gebiete dem vollkommenen Nmcr. gang preisgegeben werden. Die Auobeeituu» der Cholera l« Rußland ävv. La»t Angaben de» Volkskommissar»!!- zur der VolkSqesundheit find in der Lowselkkpub'ik in der Zeit vom 1. Jannar bis S. Juli insgesamt 13476 Cholerasäkle r'gnäikil worden. Während der eisten v'er Mona'e find 827 Fälle registrBt worden, auf den Mai rnt'allen 1811 Erirankunaen »nd ans den Juni nach Daten — die da» VollSkomniissariat selbst al» nicht genau i>«. zeichnet — 11234 Erlraniungen. Gerhart Haupimann an Gorki Berlin, 24. Juli. Auf den Hilferuf Maxim Gorkis hat Gerhart Hauptmann ln einem längeren Telegramm geantwortet, tn dem es nach der „Berliner Montagspost" heisst: Die ganze zivilisiert« Welt hat Ihren erschütternden ilins nicht nur mit den Ohren, sondern auch mit den Herzen vernommen. Sie wird ihn nicht ohne Antwort lassen. Je mehr zu tun sie im stande ist, je besser es ihr gelingt, Hunger und Krankheit zu be kämpfen, »m so tiefer wird sie die Menschheit entsühnen. WnS aber das schwer geprüfte, doch allzeit hilfsbereite deutsche Voll betrifft, so ist cs schon heute durch den Ruf auS dein Osten lies erregt und bewegt. Ich kann getrost sagen, daß Volk und Neichs- regiernng in dem innigen Wunsche einig sind, nach bestem Ver mögen tatkräftig« Hilfe zu leisten. Die griechisch»t«rkischen Kämpfe Paris, 25. Juli. HavaS meldet aus Angora: G» sei eins neue erbitterte Schlacht geliefert worden, die zugun sten der Türken endete. Die Griechen hätten viele Gesa», gene, acht Geschütze, mehrere Maschinengewehre, sowie viel Mn, nition und Kriegsgerät verloren. Streik ln den Kölner Duchdrnckrielen Köln, 25. Juli. Die Kölner Buchdrucker haben benit vo'.mtttag um 11 Uhr die Arbeit nicdergelegt. Die bürge,- licht" Blätter Kölns werden bis auf weiteres nickt ersck'nen. Den Grund des AusstandeS bilden Lohnst reitigkeite». Wahr scheinlich wird vom Verlage der »Kölnischen Zeitung" eine „Kölnische Notzeitung" heranSgegeben. z - Kleine Nachrichten Wnrzburg» 28. Juli. Geheimrat Dr. Rcmigl»« «tölzle. der derzeitige R-ltor Magmfiku», ist a« einer Lnngenentzüiisun» gestorben. Xslkse LrollrSsterei Aakkea-, L««- uack Uaieao-ftnncliung Klemm, Telephon 22Y29 4l8 empfiehlt kelnrke kftlsekungeii Kakkee - kPeclerlsgen ckurcst Plakate kenntlich. Snchjische Volks^citunq — Nr. 170 — 26. Juli 1921 Aschenbrödel Orignialronian von Erich Eben st ein Copyright 1919 by Greiner u. Comp., Berlin W. 30. ^Nachdruck verboten) (1. Forisetzung.) „Tonnerweiter," dachte er verblüfft, „das Bändel hat Augen wie die reinste Märchenprinzessin." „Nun, du bist wohl so überrascht, daß du wieder einmal keine Worte findest, um uns auch mir zu gratulieren?" sagte Isolde halb ärgerlich, halb spöttisch. „Na, geh nur," fuhr sie dann herrisch fort, „suche Josefa und sage ihr, daß ich mich umkleiden will. Sie soll das- weiße Spitzenkleid zurechilcgen." Brigitte murmelte ein paar Worte, die wohl ein verspäte ter Glückwunsch sein sollten, m » huschte verschüchtert davon. „Albernes Ding:" murmiitc Isolde, den Arm ihres Bräu tigams wieder ergreifend und mit ihm weiterschreitend. „Warum sprichst du zu dein arme» Mädchen wie zu einer Untergebenen?" sagte Elert stiinrunzelnd. „Sie scheint mir sehr terschiicktert . . . und sie ist Loch deine Cousine!" „Na ja, was man so nennt. Eigentlich ist sic gar nicht verwandt mit uns. Ihre Großmutter war Witwe, als sie meines Großvaters zweite Fra» wurde und brachte eine Tochter — Bri gittes Mutter — mit ins Haus. Papa stammt von der ersten Frau. Seine Stiefschwester zerfiel dann mit der ganzen Fami- sie einer törichten Liebesheirat wegen. Ihr Mann war, glaube ich, Maler, und beide brannten gleich nach der Heirat nach Amerika durch, wo sie elend zugrunde gingen. Ich glaub«, es ist «Iso genug, daß Papa sich später ihre» Kinde» annahm. Sie ist in meinen Augen ein verrücktes Huhn, und noch Geschichten mit ihr zu machen, fällt mir natürlich gar nicht ein!" Elert schwieg. Er war zu verliebt, nm Kritik üben zu «ollen. Aber sein Mitleid für di« Waise, di, hier mir «illig aeduldet Gnadenbrot aß. vertiefte sich. Alfred Oppach, BerwaltungSrat mehrere« Bahnen, Auf» sichiSrat im Börsrnverein, Mitglied der Handelskammer »»d einer der Direktoren de» Bankverein«, war eben von der S'iLr heimgekrhrt und machte große Augen, al» da» junge Paar Arm in Arm bei ihm einirat. Wenn aber diese Verlobung für ihn innerlich wirklich ein« Enttäuschung bedeutete, so ließ er sich äußerlich wenigstens nicht» davon merken. Mit der herzlichen und vornelunen Lieben?- Würdigkeit des Weltmannes, die ihm stets eigen war und so viel Sympathien schuf, erteilte er seine Einwilligung. Auch der prak tische Teil wurde großzügig erledigt. Isolde sollie eine Million Miigift bekommen — später nach seinem Tode wohl noch doppelt so viel — und der Hochzeitstermin blieb dem Brautpaar überlassen. Isoldes Wunsch, inan möge die eigentliche Vcrlobungsfeier verschieben, bis ElertS Ellern aus Ottental kämen, heute aber eine kleine Vorfeier im intimen Kreis veranstalten, fand seinen Beifall. Er wollte sofort n» e:» paar Freunde des Hauses tele phoniere» und mit der Mamsell das Nötige besprechen, während Isolde sich in Staat werfe. Brigitte hatte ihre» Auftrag ausgerichtei und schritt in den Park hinab. Sie konnie es noch immer nicht fassen. Isolde verlobt mit — Elert vo» Degen. Nicht mit Fritz Heitzmann. nein, nicht mit dem. Wie mar das nur möglich? Wo sie — Brigitte — doch damals mit eigenen Auge» gesehe» hatte . Sie war doch nicht blind gewesen? Isolde batte doch wirk lich mit Fritzchen Heitzmann am Weiher gestanden, hatte sich ihre Hand von ihm küsse» lassen und ihn dabei mit ihren Nixen- augen angesehen wie . . . wie. . . ach Gott, wie nur Liebe an- sehen konnte! Und das war »och ke ne zwei Wochen her! Brigitte, die beide zum Abendessen rufen sollte, war da mals geflohen, wie gesagt, nm sie nicht zu stören. Und fclsen- fest hatte sie seitdem geglaubt, das; die beiden, deren Verbin dung der Onkel wünschte und alle Welt erwartete, insgeheim längst einig seien. Was würde nun geschehen, wenn Heitzinann erführe — ? Und Isolde! Wie kannte sie Elert eigentlich inS Auge blicken? Wen liebte sie den» nun wirtlich? Denn man konnte drch seine Gefühle nicht so im Handuindrcheri wechseln? „Gestatten gnädiges Fräulein, daß ich mich Ihnen an» schließe? Mir scheint. Sie sind im Augenblick ebenso verlassen wi-» ich. Isolde macht Toilette und Schwiegerpapa trommelt ftlcphonisch Bekannte ziisaniinen für »in« klein'L VerldbiingS» ßeierl" Ts war Elert, der ihr an einer Wrgbiegung gegenüber» stand. Ihm war «S lieb, Brigitte zu treffen und feine Absicht, dem armen, schüchternen Kind etwas Teilnahme zu zeigen, an», fübren Hu können, ohne Isoldes Mißfallen zu erregen. Brigitte aber war stumm vor Ueberraschung. Seit sie hie« im Hau» lebte, war eS noch niemand eingefallen, sich um sie zu kümmern. Und als er nun gar in seiner warmen, herzlichen Art nach ihrem bisherigen Leben in der Pension, ihren verstor benen Eltern und ihren Neigungen fragte — „denn wir müssen einander doch nun auch ein bißchen kennen lernen" — da dachie sie: „Wie gut ist er. daß er sogar nach meinen armen Wien Eltern fragt! Das hat bisher noch kein Mensch ans Erden getan I" Auskunft freilich konnte sie keine gebe». Sie wußte nichii von ihre» längst verstorbenen Eltern. Der Onkel liebte mcht, wenn von ihnen gesprochen wurde. Nicht das kleinste Andenk.» besaß Brigitte an sie. Da hatte Elert mit seinen guten Auge» sie mitleidig a-P' sehen und stumm ihr« Hand gedrückt. 2. Kapitel. In Ottental hatte das Telegramm, in dem Elert seine Vcr lobung anzeigte und die geliebten Eltern bat, Sonntag zur Ve.- lobungSfeier zu komme», wie eine Bombe gewirkt. Sie wußten von Isolde Oppach nicht viel mehr als den Namen und Elert war ihr Einziger. Kein Wunder, das; bci der Nachricht Mutmaßungen und Sorgen in den beiden aüc» Leuten yufsticgen. Hat er auch gut gewählt? Würde ek sein Glück sei»? Der alte Herr v. Degen stapfte ftu»deula»g rastlos iin Wohnzimmer auf und nieder und erwog die Fragen mit seiner Gemahlin, die wie aufgeschreckt heruintrippette, bald dies, bald jenes beginnend und dabei doch immer nur au das eine denkend. Elert holte die Eltern vom Bahnhof ab und führte sie zuerst in seine Wohnung, wo er einen kleinen Imbiß varbercue! hatte, denn eine Stunde Wagen- und vier Stunden Eisenbahn- fahrt lagen hinter ihnen. Die Feier in Billa Carmen sollie um 7 Uhr beginnen Elcri mit den Eltern aber war schon früher gekommen, „dam nio» sich gegenseitig erst ein wenig kennen lerne," wie Herr Lp« pack lächelnd bemerkt hatte. Sie sahen e« auf den ersten Blick: restlos glücklich »»d narrisch verliebt war erl Auch alles, was er ihnen sonst c» zählt«, klang sehr beruhigend. Eine Million Miigift — da» würde Ottental sehr zugute kommen. Da ließ vielleicht der neu» Nackbar, Graf RonSperg auf Osterloh, mit sich reden und ver kaufte ihnen dav Nnkennest. War ja nicht geboren dort. Kann!« seinen Spleen ebensogut anderswo auSleben. Und wen» man Osterloh ein bißchen instandsetzt«, gäbe es mit Ottental vereint die schönst» und größte Herrschaft weit und breit. „Und wie steht« mit der Familie?" fragte der alte Degen stcb von der „Zukunftsmusik" loSreißend; „Du sagst, der Alif war früher in Amerika?" (Fortsetzung folgi.f
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)