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SiWscheUolks vezu,»prei», > «»»«a»« t »tt I Beilagen vtertelj»»rll« »I» 4». In Dre»den durch Boten >»,4« 4«. In qanj Deutschland frei -au» » «i» 4»; In Oesterreich 4 4» L ! Au4aa»e » nur mit »Bierabend diertelsü-rlich 1,««v 4t. In Dresden durch Boten », IO 4t In ganz Deutschland frei -au« ».« 4t: tn Oesterreich4.0- L- «tn,kl-Nr. 10 4. Redaktion«.Gvrechstunde: 10 bi» LI Uhr vormittag« Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit mit UirterhaltuirgO-eilage Die illustrierte Zeit «n- Soirirtagrbeilage Feierabend An,eigen, Annahme »on »esch«kt«anzeigen bi» I« Uhr. von Ftmilien- niizrtgen dt« I« Uhr. ilrei« für die Petit-Svaltzetle SV 4, Im ReNameteil Ny 4. z»r undeutlich geschriebene, sowie durch Fernsprecher »us> gegebene »»zeigen können wir die Verantwortlichkeit für die Richtigkeit de« Lepte« nicht übernehmen. Geschüs dstelle und Redaktion Dresden, -oldeinstratze »ti Nr. 256 Fernsprecher 1366 Sonnabend, den 9. November 1912 Fernsprecher 1866 11. Jahr,, H 4M Wochenschau Noch wütet die Kriegsfurie auf dem Balkan, und die Spalten der Zeitungen sind mit Kriegsberichten gefüllt. Da fällt eS manchem Wohl schwer, sich für die innere Politik zu erwärmen. Denn mit begreiflicher Spannung verfolgt dnS deutsche Volk den Krtegsgang auf dem Balkan, wo in 14 Tagen ein Kaiserreich in Trümmer geschlagen wurde, das Jahrhunderte lang der Schrecken Europas gewesen ist. In engem Zusammenhang mit diesen Vorgängen aus dem Balkan steht der Besuch des italienischen Mi nister- de- Auswärtigen Marquis di San Guiliano in Berlin. In den gegenwärtigen Zeitläuften kommt es viel .ins die Einmütigkeit der Großmächte an; und wenn volle Einheitlichkeit unter allek Großmächten über das aufge- rollte Balkanproblem nicht erzielt werden sollte, so wirkt die Gewißheit jedenfalls beruhigend, daß Deutschland sich mit seinen Verbündeten einig weiß. Die Festigkeit des Drei bundes scheint aber gerade jetzt besonders stark zu sein und demonstriert sich durch den Besuch des österreichischen Mi nisters des Auswärtigen in Italien und den jetzigen Be- such deL italienischen Ministers des Auswärtigen in Ber lin auch den übrigen Großmächten. Die Berliner Reichs tag Sersahwahl hat einen interessanten Verlauf genommen. DaS in letzter Zeit von Fortschrittlern und Sozialdemokraten so heiß um strittene Mandat ist bereits im ersten Wahlgange von dem freisinnigen bisherigen Neichstagspräsidenten und Inhaber deS Mandats wieder errungen worden. Seit dem Jahre 189« 'st es das erste Mal, daß der Freisinn den ersten Berliner Wahlkreis ohne Stichwahl errungen hat. Wie heftig der Freisinn noch im Januar dieses Jahres um den letzten Ber liner Wahlreis, der von der Sozialdemokratie noch nicht mit Beschlag belegt worden ist, hat kämpfen müssen, das kveiß noch ein jeder, und wie knapp und zweifelhaft dieser scheinbare Pyrrhussieg war, bewies die von sozialdemokra- tischer Seite erfolgte Anfechtung der Wahl Känipfs und die demzufolge notwendig werdende Neuwahl. War aber Kämpf in der Stichwahl nur durch dis Ministerstimmen Sieger geblieben und hatte er in der Hauptwahl nur etwas mehr über 800 Stimmen seinem Hauptgsgner über, so hat *r ihn jetzt mit 1038 Stimmen Mehrheit geschlagen. In- eressant und bemerkenswert ist besonders, daß der Fort schrittler im Vergleich zur Hauptwahl im Januar rund d30 Stimmen mehr erhalten hat, während der Sozialdemo krat rund 560 Stimmen verlor. Wodurch ist der Rückgang der sozialdemokratischen Stimmen zu erklären? Das „Berl. Lageblatt" glaubt für diese Verschiebung „allerlei Aeußer- nchkeiten" anführen zu können; der „Vorwärts" erklärt auf einmal: „An sich konnte der Ausfall der Wahl kaum zweifelhaft sein," und begnügt sich damit, dem Freisinn die Wahl mit der Bemerkung zu quittieren, daß er wohl einen Erfolg, aber auch eine moralische Niederlage zu buchen -habe. Der gläubige Philister ist gerührt über den politischen Ernst, mit dem sich die streitbaren Genossen und ihre Vasallen, die sich noch kurz vor der Wahl mit scheinbar so grimmiger Wirt in den Haaren lagen, in die vollendete Tatsache schicken, aber der kundige Thebaner siebt das Au gurenlächeln, mit dem sich Genossen und Fortschrittsleute jetzt begegnen und lächelt mit. Hier hat Wohl neben ande- ren Umstanden auch die berühmte „Dämpfung" gewirkt. Man hat es aus Klugheitsrücksichten vcrgezogen. den ersten Berliner Wahlkreis in den Händen der Freisinnigen zu lassen! Die „Dämpfungs"methode ist ja nicht neu und die Sozialdemokraten haben damit bisher gute Erfahrungen gemacht. Mit der Türkei ist cs zu Ende. Die türkischen Staatsmänner haben es aufgeqeben, Siegesmeldungen in die doch ohnehin ungläubige Welt zu versenden und sehen die einzigste Rettungsmöglichkcit für das zertrümmerte Osmanenreich in der Vermittelung der Mächte. Sie halun schon das zweit« Fri'edensgesuch durch die türkischen Bat- schafter in den einzelnen Hauptstädten überreichen lassen mit dem Erfolge, daß sich die in letzter Zeit so oft hervor- gehobene Einmütigkeit der Mächte als lehr probleina'isch erwiesen hat. Es ist auch keine leichte Arbeit, die die Tür kei von den europäischen Diplomaten verlangt. Ja, hätte die Türkei gesiegt, dann hätten die Diplomaten eine nach einigermaßen leichte Aufgabe zu lösen gehabt, aber jatzt, wo von der Türkei kaum noch der Name übrig geblieben ist, sind alle diplomatischen Berechnungen und Pläne in? Waller gefallen. Europa sieht sich vor das schwierige Problem ge stellt, die Balkanfrags endlich radikal zu lösen, nachdem man immer und immer wieder versucht hat. alle Balkan- streitigkeiten zu vertuschen und mit nie eingelösten Ver sprechungen zu schlichten. Jetzt, nachdem das Schwert alle diplomatischen Künste zerstückelt hat, erkennt Europa zu seinem Schrecken, daß der kranke Mann am Bosporus nach weit kränker war, als man gemeiniglich glaubte. Man ver steht kaum, wie er bis zur Stunde sein Leben nach bat Killen können; hat doch selbst die so viel gepriesene türkisilx; Armee, deren Fahnen der Ruhm der Janitscharen umweb, sich als verfault und morsch erwiesen. ES wäre müßig, an dieser Stelle Einzelheiten der Kriegsberichte oder auch Koni- binationen über die eventuellen Friedensbediugnngen an- zufllhren. WaS die ersteren betrifft, so waren sie noch nie so unzuverlässig, wie in diesem Kriege. Bulgaren und Türken hatten sich nämlich der „Diskretion" der Journa- listen auf die einfachste Weise versichert. Sie haben den Pressevertretern ein festes Schloß vor den Mund gelegt. Die verschiedenen KriegSkorresvondenten saßen in der Falle und litten Tantalusqualen. Ein englischer Korrespondent hat initgeteilt, daß die Pressevertreter nicht mehr »nd ni ht weniger als „Kriegsgefangene" waren. Er schreibt: Wir sind auf eine Art Konzentrationsfeld zusammengedrangt; man beobachtet jede unserer Bewegungen Tag und Nacht; Johann Orth Da liegt vor mir ein umfangreiche- Buch in schönem Druck, mit vielen guten Illustrationen. ES ist herauSge- geben von dem Berliner Kunstauktionshaus Gebr. Heil- 'wonn, Berlin 81V., Zimmerstraße 13. Darin sind eine Reihe schöner und teils sehr wertvoller Sachen, antike und neuere Möbel, Dekorationsstücke, Zimmereinrichtungen, Ge mälde der alten holländischen und französischen Schule, Fayencen, Porzellan und Glasarbeiten, orientalische, japa nische und chinesische Erzeugnisse aufgeführt. Ferner sind -^gebildet und aufgezählt Metallarbeiten, wie Uhren, Bronzen, Schmuckstücke. Medaillen, Münzen, Miniaturen und zahlreiche Waffen und Jagdgeräte. DaS Buch führt den Titel: „Nachlaß deS Johann Orth genannten Herrn Erzherzog Johann Nepomuk Salvator, aus den Schlössern Land- und Seeschloß Orth, Besitz Toskana, Haus Stöckel." Ferner ist daran angegliedert die „Sammlung Schloß Fal- kenhayn". Somit ist Plötzlich wieder der Name eines Mannes in die Oeffentlichkeit geschleudert worden, der schon oft mit geheimnisvollem Raunen und Deutungen durch die Presse aller Länder lief. Reichhaltig wie der Name und Titel sind auch di« Mären, dis sich an ihn knüpfen. Johann Orth, geboren als Erzherzog Johann Nepomuk Salvator von Oesterreich-Toskana, erblickte am 25. November 1852 als ningster Bruder deS seines Thrones im Jahre 1860 durch die Vereinigung des Großherzogtum- ToSkana mit Sor- dinien verlustig erklärten Großherzogs Ferdinand IV. von ToSkana, da- Licht der Welt. Von kleiner, schmächtiger Statur und einfachem, bescheidenem Wesen errang sich Io- bann Orth die Lieb« der Wiener Bevölkerung und die engste Freundschaft mit dem unglücklichen Kronprinzen Rudolf von Oesterreich. Da ihm da» tatenlose Leben eine» kaiser lichen Prinzen nicht zusagte und sein innerer Tatendrang ihn zum Handeln nötigte, so versuchte er sich bald auf den verschiedensten Gebieten. Sr trat u. a. mit seinem Vetter, dem Prinzen Ferdinand von Koburg-Gotha, jetzigen regie renden Zaren von Bulgarien, als Kandidat für den bulga rischen Fürstenthron auf. Obwohl ibm seine Kandidatur mißglückte, trat er doch dem neuernannten Fürsten Ferdi nand von Bulgarien als Armeeorganisator zur Seite. Aufs eifrigstv trieb er militärwissenschastliche Studien und seine Broschüre „Drill und Erziehung" zeugte von einem neuen, eigenartigen Geiste. Doch da ihm auf diesem Gebiete die nötige Unter- stütznng und Betätigung versagt blieb, wandte er sich dem seinem Eharakter und Temperamente besonders znsag-n- den Mystizismus zu und warf sich auf das Studium des damals stark gedeihenden und gerade in bocharistokratilcben Kreisen Wiens interessierenden Spiritismus zu. Mit seinem Intimus, dem Kronprinzen Rudolf, gelang es ihm, das damals berühmteste Medium Bastian ans geschickt geistvolle Weise zu entlarven. Bald darauf veröffentlichte er in einer Broschüre „Einblick in den Spiritismus" leine Wahrnehmung und versetzte dieser schwankenden Materie einen empfindlichen, wenn nicht tödlichen Schlag. Als Dichter betätigte er sich auch, wie das Ballett „Die Assassinnen" bezeugt, das von der Wiener Hofoper nicht ohne Erfolg aufgeführt wurde. Mit dem geheimnisvollen Tode seine» Freundes Rudolf hat auch sicherlich sein zerrissenes und ungeklärtes Inneres einen nicht unempfindlichen Stoß erhalten. Da faßte er am 16. Oktober 1889 den schon lange im Inneren entstandenen und beherzigten Entschluß, seinem hohen Range und Titel zu entsagen und die Fesseln eines österreichischen Prinzen und Erzherzogs, die ihm überall als beengendes Hindernis erschienen und folgten, abzu legen. Als Johann Orlh zog er sich auf die kleine Insel Orth im Traunsee bei Gmunden zurück. Noch ein andere- Ereignis mag ihn zu diesem Schritte bewogen haben. Ts war die» seine Liebe zu MiM Stubel. Sine hübsche, schlank« Blondine, am Theater als Choristin tätig, wurde ste von ihm entdeckt und bald von der Bühn«, i ein Wachkordon umgibt uns. Tie Korrespondenten könne» i nicht einmal frei an ihre Angehörigen schreiben. Man ha» bulgarischer seits zugestanden, daß sie zweimal wöchentlich an ihre Familien schreiben können, die Briefe tverden aber der genauesten Zensur unterworfen. --- Journalistenlos! Am Ende geht es diesen Berichterstattern doch noch besser: als eS den chinesischen Journalisten selbst im Frieden geht AuS Fontcheau wird nämlich berichtet, daß der eingeboren« Redakteur eines dortigen Blattes erschossen wurde, weil e> Artikel gegen die Provinzialräte von Foukien veröffrnt licht batte! . . . WaS cwsr die Kombinationen über die Friedensbediw glingen anbelangt, so weiß zurzeit niemand, ob überhaupt eine Vermittelung der Mächte möglich sein wird. Di« .Nncigennützigkcitsformel" Poincaräs konnte natürlich ir Österreich, das große Interessen auf dem Belkan zu wah> ren bat. nicht angenommen werden. Gelingt es Herrn Poincarcs nicht, eine andere Formel zu finden, in der den Interessen Oesterreich.Ungarns Rechnung getragen wird und die gleichzeitig und trotzdem die Zustimmung Englands und Rußlands findet, so ist nicht nur die versuchte Media- twn ins Wasser gefallen, sondern es werden bei der Ver- teilung der türkischen Hinterlassenschaft die hier gekeim- zeichneten Gegensätze vielleicht in einer Weise aufeinander- platzen, das; der AiiSbrnch deS längst befürchteten eurovä- ischcn Krieges unvermeidlich ist. In Frankreich beschäftigt die bevorstehende Prä sidentenwahl die politische Welt. Es gibt wohl nur zwei ernst zu nehmende Kandidaten, Poincarö und Deschanel die Wahrscheinlichkeit spricht für den Sieg des ersteren. Die Dumawcchlen in Rußland sind jetzt in sämt lichen Provinzen, soweit sie europäisch sind, beendet. Sie haben eine starke Mehrheit der Rechten und Nationalisten und eine Schlvächung der Oktobristen gebracht. In Sibi rien. dem Kaukasus und in Polen gehört die Mehrheit wie früher den Oppositionsparteien, deren Vertreter in der Mebrzahl einheimische Nationalisten sind. Im ganzen wird man mit einer erheblichen Einbuße der Parteien der Lin ken a» Sitzen in der Duma rechnen müssen. In Dänemark hat die Regierung im Landtage einen Wahlrechtsvorschlag eingebracht, der die Wahlrcchts- privilc-nen zum Landtage obschafst und den Frauen das aktive und Passive Wahlrecht gewährt. Das Wahlrechtsalter ist auf das 25. statt wie bisher ans das 30. Lebensjahr fest gesetzt. Tie Zabl der Mitalieder des Landtage?, die jetzl lll beträgt, kann ans 132 steigen. Die Tagnngsdauer wird ans vier Jahre statt der bisherigen dreijährigen Dauer erhöbt. In den Vereinigten Staaten Nordame rikas ist wie nach den letzten Meldungen nicht anders zu erwarten war. der Deinckrat Wilson gewählt Warden. D's Ausland wird die Wahl Wilsons ans dem Grunde be grüßen, weil es in ihm einen Gegner der amerikanischen an der sie nur kurze Zeit in ganz unbedeutenden Rollen tätig war. weqgenommen. Er fand an dem einfach-.,» Familienleben der Familie Stubel Gefallen und war wrtan ein häufiger Gast, der auch am einfachen Mahle gern tc>l- nahm. DaS einfache, bescheidene Mädchen zog ihn mehr und mehr an und so führte er sie als Beschließerin in sein Polais. Hier rückte sie dann z» dem Amte einer Hausdame hinauf und nahm selbst an dem Mahle in intimem Freundeskreise teil. Wenn er sie auch nicht mit seiner inniggeliebten Mutter, der Großherzogin Maria Antonia ! von Toskana, znsammenführte, so machte er anders'!!? s nicht den geringsten Hehl ans seinen Beziehungen zu ibr. Um sich »och mehr losznlösen von den Vorurteilen , seines früheren Standes und wahrscheinlich um sich ganz mit dem schlichten bürgerlichen Mädchen vereinigen zu können, faßte er den Entschluß, das Land seiner Ahnen zn verlassen und sich ans eigenem, freiem Boden ein eigenes, freies, kleines Reich zu gründen. Er betraute seinen Nechtsfreund Dr. v. Haberler in Wien mit der Verwaltung seines großen Vermögens nnd kaufte die Segeljacht „Santa Margaretha". Nachdem er sein Examen als Kapitän gemacht hatte, segelte er hinaus gen Süd-Amerika. Nicht nur aus Muße und zur Zerstreuung unternahm er diese Fahrt, sondern er war Willens, ein neues Leben mit neuen Ausgaben zu beginnen. So schloß er mit einer Firma in Valparaiso einen Vertrag ans eine größere Ladung Sal peter ab. Und hier als Kapitän, wo er sich auf eigenem Grund nnd Boden, dem auf dem unendlichen Ozean schaukelnden Schiffsbau befand, da faßte ihn der ganze Tatendrang und KampfeSmut, der durch Generationen >n seinem edlen Blute anfgespeichert war. „Neue Wege, neue Ziele", so mag die fast tollkühne innere Stimme gelautet haben. Und so umsegelte er da» schon bei gewöhnlichen Witterung-Verhältnissen als sehr gefahrvoll geltende, jetzt aber bei ungewöhnlich drohenden Stürmen todeS- verheißend« Kap Horn. Sein« alte Mannschaft, wetter- gehärtete. treu« Matrosen, verlie- ihn bei diese»»! tollkühnen ,,«, M