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»UV Abänderung der Bestimmungen vorbehaltlich einer späteren Genehmigung durch den Reichstag vorgesehen. Die St nerp flicht beginnt mit einer Belastung von 10 Prozent des nach obigen Grundsätzen berechneten Mehrerlöses bei einem Gewinn von nicht mehr als 10 Pro zent der ursprünglichen Kaufsumme und sie steigt bis 90 Prozent bei einem Gewinn von 290 Prozent des ur sprünglichen Kaufpreises. Während sie für die Anfangs entwicklung ziemlich scharf ist, hält sie sich im weiteren Ver lauf immer in dem Nahmen, das; etwa 10 Prozent der tatsächlichen Wertsteigernng erhoben werden. Tie Er mäßigungen für die Zahl der Besitzjahre sind also durch schnittlich je ein Hundertstel des Wertgewinnes, da sie ein Zehntel des Steuerbetruges ansmachen, der seinerseits im Durchschnitt ein Zehntel des Wertgewinnes ist. Steuerfrei sind der Landesfürst und seine Gattin, die Bundesstaaten und die Gemeinden, in deren Gebiet das verkaufte Grundstück liegt, ferner alle Grundstücke, die für öffentliche oder soziale Zwecke benutzt werden. Tie Gemeinden dürfen auf die Steuer mit Zu stimmung der Negierung Stenerzuschläge bis zum vollen Betrag der Steuer erheben. Besondere Bestimmungen sind noch für die Fideikommisse getroffen, die bekanntlich nur durch Erbgang veräußert werden, aber doch ebenfalls die Segnungen einer allgemeinen Wertsteigernng mitgenießen. Um sie ebenfalls zu treffen, werden sie mit einer Steuer von Prozent des Gesamtwertes, mit jedem weiteren Jahr bis zu 90 Besitzjahren um diesen Betrag steigend, also öiS zur Höchstgrenze von ^ Prozent, belastet. Die kullurforlschritte in Belgien. Unter der katholischen Regierung, welche seit 26 Jahren in Belgien am Ruder ist, hat das Land sehr große Fort schritte gemacht, die I. Klingenberg in der „Apologetischen Rundsck-an" folgendermaßen schildert: 1. Belgien besitzt heute das verhältnismäßig ausge dehnteste Eisenbahnnetz der ganzen Welt. 8. Kein Land bietet so bequeme und so wohlfeile R e i s e g e l e g e » h e i t e n wie Belgien. 8. Seit >909 ist Antwerpen der bedeutendste Handelshafen des ganzen europäischen Kontinents. 4. In keinen« Knltnrlande der Welt lebt es sich so wohlfeil wie in Belgien. 5. Kein Land mit so großartigen« Anfschwnng von Industrie, Handel und Verkehr, wie ihn Belgien in den letzten 90 Jahren anfznweisen hat, kann sich einer ähnlich « ü n st i g e n Finanzlage rühme». (Tie Gesamt summe der erlraglose» Anleihekapitalien ist seit 1891 bis 1900 von 6,70 Franken auf 9,79 Franken pro Kopf ge sunken.- 0. So anSgiebig »nie Belgien schützt keine Nation die einheimische I n d n st r i e durch weitgehendste finan zielle Schonung (betreffs Einfuhrzölle auf Rohmaterialien sowie betreffs Fabrikations- oder Akzisenstenern). 7. In keinem Lande hat — auch nach dem Urteil prote stantischer Sozialpolitiker — die Sozialgesetz gebung und die Arbeiterfürsorge während eines Vierteljahrhnnderts eine so gewaltige Entwicklung erlebt wie in Belgien (man vergesse nicht, daß 1881 beim Antritt der katholiscl>en Negierung die Sozialgesetzgebung in Bel gien sozusagen auf Null stand). 8. In den 26 Jahren (1884 bis 1910) hat die katho- liscl)e Negierung in Belgien, trotz riesiger Mehrausgaben auf allen bestehenden sowie auf massenhaften neuange- jchafften Budgctposten nicht eine einzige neue Steuer eingeführt außer einer in allen Hinsichten nur zu beglückwünschenden Mehrbesteuerung des Akohols. 9. Seit 1880 bis 1907 ist die Zahl der Analpha beten in Belgien um mehr als die Hälfte ge sunken (von 21 Prozent auf 9,06 Prozent), und selbstver ständlich die geistige Entwicklung besonders der unteren Volksklassen entsprechend gestiegen. Tas Fazit all dieser unumstößlichen Tatsachen faßt der protestantische Pariser „Temps" (5. Mai 1909) in folgende Worte zusammen: „Die Negierung der Rechten hat Belgien eine herrliche Periode von Wohlstand und Glück gebracht." Und die frei maurcris che „Tri- bnna" (1907): „Belgien kann den übrigen Staaten in Europa zum Muster und Vorbild dienen." Gemeinde- und Vereinsnachrichten. ij Chemnitz. In der letzten Versammlung des kath. Arbeitervereins sprach Herr Arbeitersekretär Malissek über: Die politischen Parteien und die bevorstehenden Neichstagswahlen. Redner verstand es bei der zahlreichen Zuhörerschaft große Begeisterung für die volksfreundlichste Partei des Deuischen Reichstags, das Zentrum, zu erwecken. Es wurde sofort beschlossen, an die Bildung eines Reichs- tagswahlkomitees in Chemnitz heranzugehen und sich mit den h efigen kath. Vereinen zu diesem Zwecke in Verbindung zu setzen. Auch ein Grundstock zu einem Wahlsonds wurde an diesem Abende gebildet. Desgleichen war es jedem Zentrumswähler auch einleuchtend, daß man für den Wahlkampf auch einer starken Presse bedarf. Obwohl ja im Arbeiterverein schon verhältnismäßig stark unsere Lüchs. Volkszeitung gelesen wird, wurde in dieser Versammlung ein Obmann in der Person des Kollegen Bachinaun ge wählt zur Agitation im Verein und auch außerhalb süc unser einziges kalh. Organ in Sachsen. Es wurden dadruch bereits eine Anzahl Neuabonnenten gewonnen seit dieser V.rsammluua. Z Leipzig. Dienstag abend sprach im Verein kath. .Knufleutc, Leipzig, Herr Militärpfarrer Klesse über das Thema: „Bischof Freiherr v. Ketteler." v. Kette- ler ist im Jahre 1811 geboren. Er studierte zuerst Rechts und Staatswissenschaften und wurde preußischer Referen dar. Als im Jahre 1837 die preußische Regierung Verord nungen in Bezug auf die Erziehung von aus gemischten Ehen stammenden Kindern erließ und sogar einen katho lischen Bischof gefangen setzte, kam v. Ketteler mit seinem Gewissen in Konflikt und quittierte seine Stellung. Er studierte dann 1811 in Münster Theologie, wurde Kaplan und stieg bald von Stufe zu Stufe empor, da man in maß gebenden kirchlichen Kreisen seine Bedeutung längst erkannt hatte. Die großen sozialpolitischen Reden, die v. Ketteler in dem Stnrmjahre 1818 gehalten hat, galten und gelten als Meisterwerke. Im Jahre 1800 wurde er Bischof von Mainz und wirkte auf diesem Posten bis zu seinem iw Jahre 1877 erfolgten Tode in geistiger und körperliche'' Frische. Eine große Anzahl katholischer Gesellen-, Arbei ter-, Tienstboten-Vereinc usw. verdanken ihm ihre Ent stehung. Mit Energie und Klugheit führte er sein Pro gramm durch. Das, waS wir heute unsere soziale SeseG- gebung nennen, ist zum größte» Teile nur eine Verwirk- lichiing der Gedanken, für die schon Bischof v. Ketteler «t« getreten war. Männer wie er tun unserem Vaterland« not. Mögen sie uns nicht fehlen in unserer sturmbewegten Leit, in der moderne Freidenker aller Art die Köpfe zu ver wirren suchen. SuebtG. 8 Zittau. Ter Zentrums wahlverein für Sachsen (Ortsgruppe Zittau-Ostritz) hielt am 3. Februar seine gut besuchte Jahreshaupl-erammlung ab. Der Iah- lesbericht schilderte die stille, doch erfolgreiche Arbeit, wei- tere Kreise mit dem Zentrumsgedanken und der Zentrums politik bekannt zu machen und Anhänger dafür zu werben. Eine schon stattliche Mitgliederzahl, die in Aussicht stehende Neilgründnng mehrerer Ortsgruppen und ein der Mit- gliederzahl entsprechender Knssenbestand waren Beweis des eifrigen Strebens. In Ostritz trat der Zentrumswahlverein mit guten Aussichten auf Erfolg in den Kampf bei den Stadtverordnetenwahlen ein. Das alles waren Gründe, die Versammlung in gehobene Stimmung zu versetzen. Eine ausgedehnte und gründliche Aussprache über Schul-, Ge meinde- und auch Presseverhältnisse der Katholiken Sachsens förderte verschiedene wichtige Beschlüsse. Vor allem hatte man die in Aussicht stehende Neichstagswahl im Auge. Der Zentrnmswahlverein wird in den nächsten Monaten in Ver schiedenen Ortschaften des ersten ReichstagswahlkreiseS größere öffentliche Versammlungen abhalten, wobei die Stellungnahme des Zentrums zu den verschiedenen Tages fragen beleuchtet werden soll. Bekanntgabe von Ort nnd Zeit der Versammlungen erfolgt rechtzeitig. Es ergeht aber schon hiermit die freundliche Einladung an alle Reichs tagswähler, die auf dem Zentrumsgrundsatze „Für Wahr heit, Recht und Freiheit" stehen, diese Versammlungen flei ßig zu besuchen und dadurch auch nach außen ein charakter volles Beispiel zu geben. Die Versammlung zeigte, es liegt noch viel edles Erz christlichen Glaubens, fester Ueberzeu- gnngstreue und tatkräftiger Opferwilligkeit in den Herzen unserer Männerwelt. Darum auf, auch all ihr anderen Schwestergrnppen Sachsens vom Zentrumswahlverein zu freilich schwerer, aber erfolgverheißender, segenbringender Arbeit! Kirche und Unterricht. k Ans dem Felde der Ehre gefallene Streiter. Die letzte Tezembcrnummer der „Missions cath." veröffentlicht die Namen der im Jahre 1909 verstorbenen Missionsbischöfe und Missionspriester. Die verschiedenen Orden und Gesell- sclwften hatten demnach folgende Opfer zu beklagen: An Missionsbischöfen: Auswärtige Missionen von Paris 2, Dominikaner 2, Franziskaner 1, Gesellschaft Mariens 1, im ganzen 6. An Missionspriestern: Benediktiner 5, Fran ziskaner 15, Dominikaner 5, Karmeliter 2, Kapuziner 10 Jesuiten 95, Lazaristen 12, Auswärtige Missionen von Paris 23, Väter vom Heiligen Geist 17, Redemptoristen 5, Pikpus-Gesellschaft 3, Pallotiner 1, Oblaten (O. N. I.) 10, Maristen 5, Salesianer von Turin 3, Missionare vom Hei ligsten Herzen 1, Afrikanische Missionen von Lyon 5. Scheutvelder Genossenschaft 7, Millhiller Genossenschaft 2. Weiße Väter 10, Gesellschaft vom göttlichen Wort, Steyl 4. Hcrz-Jesu-Priester 1, Resurrektionisten 1, im ganzen 181. Als Aiijonins sie so in ihrer keuschen und prangenden Schönheit sah, eilte er auf sie zu und begrüßte sie, wie man eine Fürstin begrüßt. Und allsv- «leich halte er auch ein poetisches Bild gefunden: „Du bist schön und stolz und stark wie die junge Eick>e eurer Wälder, voll Anmut wie ein weißer Schwan und lieblich wie die Rose und Lilie." Bissnla überhörte die Schmeichelei und sagte: „Was befiehlst du, Herr?" „Ich?" rief Ausonins, „ich befehle dir nichts. Bissnla. Ich bin dein Knecht, dein Sklave: ich bitte dich, nimm diese Gewänder und schmücke dich!" Er hob mit der einen Hand das schimmernde Gewand in die Höhe, mit der anderen bot er Bissula das funkelnde Geschmeide dar. Bissnla sah wohl die blitzende Pracht, aber ihr Blick blieb ruhig und fest. „Ach danke dir, Herr," sagte sie. „Du meinst es gewiß gut — aber ich begehre weder ein seidenes Gewand, noch blitzenden Schmuck, wie die eitlen Röme rinnen. Ob ich in Rom bin oder in dem Urwald meiner germanischen Hei mat: nie werde ich alamannische Art verleugnen, sondern meinem Volke in Gesinnung und Sitten die Treue halten." „Tn bist ein TrotzkopfI" rief Ausonins. „Kannst du dich nicht mir zu liebe kleiden wie die schönen Römerinnen?" „Nein! Sonst müßtest du von mir denken, daß ich meinen Sinn ge widert l>abe und das tut Bissnla nie. Sie ist treu in Worten — und in Gedanken. Herr!" „Es ist, »in zu verzweifeln," rief Ausonius. „Was ich dir auch biete — du weisest alles zurück. Und dann, Bissula — nenne mich nickst immer „Herr!" Ich will nickst dein Herr sein! Dein Vertrauter will ich sein, dein Freund, und dein —" Bissula erhob abwehrend die Hand. „Sprich das Wort nicht aus — du weißt, daß ich das nickst liebe. Mein Freund bist du — das ist wahr! Du hast es bewiesen, du verlangst keine Arbeit von mir, obgleich ich als Sklavin dazu verpflichtet wäre. Du schützest mich vor zudringlichen Männern — doch mehr noch schützt mich davor der Stahl in meinem Gürtel. Du umgibst mich mit Glanz und Pracht, mit Dienerinnen, als ob ich eine Fürstin wäre — das alles danke ich dir! Aber bin ich darum glücklich? . . . Nein! . . . Ja, wenn ich nur einen Tag, nur eine Stunde, meine heimischen Wälder >ehen, wenn ich nur ein Wort mit den Meine» reden könnte . . . ach, verflucht sei dies LoSI Verflucht sei Roni und alle Römer! Ihr habt mir das Beste geraubt das Höchste, was wir Alamannen besitzen: die Freiheit!" Sie bedeckte ihr Gesicht mit den Händen und Ausonins schien es, als ob sie schluchze. Das wirkte auf ihn wie ein Donnerschlag. Bissnla, die Stolze weinte! Wie furchtbar mußte sie leiden! Wie grenzenlos mußte der Schmerz in ihr sein! . . . Ausonius suchte ihre Hand z» erfassen, aber sie entzog sie ihm. „Bissula," sagte er, „weine nickst! Ich kann es nickst sehen — bei dir nicht. Es zerreißt mir das Herz. Sieh — ich tue ja alles für dich, was ich kann. Du bist die Herrin meines Hauses, ich habe dir die besten Lehrer gegeben, die dich in Latiums Sprache, in Künsten und Wissenschaften unterrichten —" „Ich lerne alle diese Dinge, weil du cs eben haben wolltest und weil sie Gtrklich nützlich sind. Aber ich habe wenig Freude daran —" — 61 — „Verlange, was du willst," fuhr Ausonius fort, „du sollst es haben. S»l ich für dich Feste veranstalten, oder willst du ans wonnereiche Meer reisen? In goldenen Wagen sollst du durch die Stadt fahren, tvenn du willst — obe« aber ich baue dir eine Pracht-Barke, mit Silber beschlagen —" „Tas alles verlange ich nicht," erwiderte Bissula. „Du bietest mir Dinge an, die in meinem Herzen keinen Wert haben. Alles bietest du mir an, mn eines nicht, nach dem ich mich sehne: die Freiheit!" „Aber du bist doch frei in meinem Hause, in der ganzen Stadt!" „Nom wird nie mir eine Heimat werden," sagte Bissula finster. „Denn die Römer sind die geschworenen Feinde meines Volkes und meiner Heimat. Ewig werde ich mich sehnen nach Alamanniens rauschenden Wäl dern, nach seinen klaren Flüssen, nach den lieben Leuten der Heimat. Laß mich ziehen, Herr — mein Vater wird dir seine ganze Habe als Lösegeld geben —" „Nein." rief Ausonius, „und wenn er mir die ganze Welt bieten würbe — ich gäbe dich nicht frei. Denn ich kann ohne dich nicht leben, Bissula! VN bist die Freude meines Herzens, die Lust und Wonne meiner Augen —" Bissula senkte das Haupt. „Quäle mich nicht," bat sie. „Ich will lieber arbeiten, daß mich die Hände und Finger schmerzen, als mich mit einer solchen Güte überschütten zu lassen." „Ich werde dich so lange mit Güte überschütten, Bissula, bis du mär dein Herz zuwendest." „Deine Mühe ist vergeblich, Herr!" „Wir werden sehen! . . . Das härteste Erz schmilzt endlich im Feuer!.. . . Und nun nimm wenigstens die Halskette, Bissula, zum Zeichen, daß du mir nickst zürnst." Bissula ließ ihre Blicke über das Geschmeide gleiten und sagte da»»: „Gut, Herr! Ich will deinen Wunsch erfüllen. Aber nicht den Halsschmuck wähle ich, sondern diese Armringe." Sie streifte die beiden Goldringe über Hand und Gelenk, indem sie sprach: „Sie sind das Zeichen meiner Knechtschaft nnd sollen mich stets an die Stellung erinnern, die ich in Rom und in deinem Hause einnehme: es sind die goldenen Fesseln, die ich trage . . ." „Wie klug — und wie bitter bös du bist," sagte Ausonius. „Ich w»Iie. du sähest sie anders an: als Hymnens goldene Fesseln." „Nein! Nie!" rief Bissula. „Und damit du weißt, warum ich niemals einen Römer lieben kann, so erfahre, was ich dir bisher verschwieg: «ein Herz nnd meine Hand gehören einem germanischen Helden! Ewig! — Unck wir germanischen Frauen halten dem Manne, den wir lieben, die Treue tts in den Tod!" „Also darum dieser Widerstand!" rief Ausonius und schlug sich mit brr flachen Hand an die Stirne. „Einen Barbaren willst du haben — nachdem b» eine Römerin geworden?" Bissula warf stolz das Haupt zurück, daß ihr Haar eine goldene Meie schlug. „Nein —" rief sie, „eine Römerin werde ich nie! Und ob du «stb auch mit Purpur und Seide schmückst, oder alle Wissenschaft der Römer lehren lassest: im Herzen bleibe ich stets eine alamannische Maid!" „O. Bissula — wie weh tust du mir!" rief Ausonius. „Aber ich ertrage alles, weil ich dich über alles liebe! Und ich glaube eS ganz bestimmt, dah Dtz