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Kunst, Wissenschaft und Literatur. Griebens Reiseführer. Band 4: Dresden und die Sächsische Schweiz. (2 Mark.) Verlag von Albert Gold- schmidt in Berlin — Dieser altbewährte Reiseführer, welcher außer der sächsischen Residenz und ihrer engeren und weiteren Umgebung das gesamte Elbgelände von Dresden-Meißen bis Leitmeritz enthält, wird von den vielen Fremden, die sich alljährlich durch die reizvolle Lage der Stadt Dresden oder durch die naheliegende Sächsische Schweiz angezcgen fühlen, mit besonderer VorliÄ»« benutzt. Sämtliche Angaben beruhen auf eingehendsten Quellen studien und dienen nur den Interessen der Fremden. Die vorliegende 24. Auflage hat in allen ihren Teilen wiederum eine sorgfältige Durchsicht und wesentliche Verbesserungen erfahren. Hotels, Verkehrsmittel, Unterhaltungen, Adressen usw. wurden eingehend berücksichtigt. Kleinere und größere Ausflüge in Dresdens Umgebung und in die Sächsische Schweiz, die sich durch zuverlässige Wegebeschreibungen und touristische Erfahrung auszeichnen, zeugen von sachkundiger Bearbeitung. Für Reisen durch das Sandsteingebirge hinauf in das reichgesegnete Nordböhmen mit seinen gro tesken Berghöhen und idyllischen Tälern bietet der zweite Teil des Buches «Die Sächsische Schweiz", welcher unter Mitwirkung der Gebirgsvereine sorgfältig ergänzt und erweitert wurde, 16 Routen, davon 2 Hauptrouten in das Böhmische Mittelgebirge: Böhmens Paradies. 7 vorzüglich ausgefllhrte Kartenbeilagen und 4 Grundrisse vervoll ständigen den reichhaltigen Text. Fremde, welche nur Dresden oder nur die Sächsische Schweiz besuchen wollen, können auch jeden Teil als separates Bändchen zum Preise von 1,20 Mark resp. 1 Mark erhalten. Theater und Musik. Ein Preisbewerb von Tenören hat in der Komischen Oper zu Paris auf Veranlassung der Theaterjournale „Comedia" und „Musica" stattgefunden. Die Dorbewer- bungen mit Proben hatten schon in mehreren Städten statt- , gehabt, es waren noch 25 Tenöre von etwa 800 übrig ge blieben. Die Tenöre des Südens trugen die Palme davon, fünf der ersten sin- allein auS Toulouse. Der erste Tenor ist ein junger Kaffeekellner aus Montpellier, Falandry, der ein Stück aus Wilhelm Teil sang. Er wird mit zwei ande ren auf Kosten der Journale ausgebildet. Die Straußsche Oper „Salome" ist in Rom, wie jetzt erst gegenüber den Falschmeldungen einer gewissen Presse sich herausftellt, glänzend durchgefallen. Die Kassen einnahme betrug — 246 Lire. Alles andere waren Frei billetts für Claqueure. BermljchieS. V Welcher antireligiöse Fanatismus in Frankreich da und dort sein Wesen treibt, zeigt folgende Meldung: „In Perpignan erschoß der Steuereinnehmer Genie den Bruder seiner Frau aus Zorn darüber, weil dieser als Pate des erstgeborenen Kindes eingewilligt hatte, daß dieses — getauft wurde. Auch den Schwiegervater, einen Professor, wollte der rabiate Kirchenfeind erschießen." 1888. Schramm»kchtennever, Dreien Landvarirrtt. r? (celrpd»»rrr») cäKbOäoltenLigmren Seertt. ir kclre stlng. (relepbo» »rs») frioärioli Nilkvlm . . AK. 6 — llausmsrll« . . . „ 7 — Vorsionlsnövn 8p«riali1äl „ 7.5V Ainiststtalss ttr. 3 . . ,, 9 — Van OM AK. 9.- flor <iv Aofsäo . . . „ >0. - ^roviöontiao Aemoi' . Ain'stei-isles ttr. ü . N .. 10- .. 12.- krvigo per 100 8t,ok. 8onnen§cliii'me farbig LöKtzusetürmv V. ^ IS lottiirnul« I Paul vsiUAsksIe IMiimiirl»» I (Mitglied der Tapezierer-Jnnung) Lorgarrer Ttr. 88 Toraauer Etr. 88 empfiehlt WM» neue Möbel aller Art. "MW Ausstattungen von 20V Mk. an, soliden Leuten auch auf Teilzahlung > ohne Preisaufschlag unter Garantie. 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L. 7unke lernst KöttivK, Dresden, Breitestraße 16. 8pltrvn, 8paditol«t«lre, 8eknsiilsrsi-artikvl, liloSv-Kvudvlton, llorsvtt» Vilrtvl, 8ekilrr«u, llan<l8okuli«, 8trvmpse. — Selml dllllis kmls«. MSLIL Z Handlung mit »«Inmlul»« MozarLstraßel.^vIprtßs- — 44 41 — Er grübelt und grübelt — tagelang . . . Sein Stiefvater drückt ihm wiederholt seine Befriedigung darüber auS, daß die unliebsame Angelegenheit sich rasch derart erledigt hat. Fräulein Morton habe gewiß eingesehen, -aß aus einer Verbindung zwischen ihr und dem reichen Erben dock) nichts werden könne. Und Madame fügt gnädig hinzu, sie hätte wahrhaftig dem Mädchen gar nicht soviel Takt zugetraut. Norbert erwidert nichts. Was soll er den beiden Menschen sagen, die seinem Empfinden so unendlich fern stehen! Die nicht einmal wissen, wie fest und unlöslich das Band ist, welches ihn bereits mit Ruth verbindet! Er grübelt und grübelt Bis er schließlich zu dem Entschluß kommt, einen berühmten Irrenarzt um seine Meinung zu fragen. Die Folge dieser Unterredung ist, daß Norbert sich unglücklicher denn je fühlt. Der Irrenarzt stand auf Ruths Seite! Trotzdem — nicht bringt es Norbert übers Herz, sein Weib so ohne weiteres auszugeben. Er schreibt an sie. Seine ganze Seele legt er in die wenigen Zeilen, sein ganzes Empfinden, sein ganzes Herz. Der Brief kommt zurück mit dem Vermerk: „Adressatin verzogen. Aufenthalt unbekannt." 10. Zwei Jahre sind hinabgesunken in den Strom der Zeit. Norbert Douglas hat längst sein Erbe angetreten: aber sein Reichtum freut iihn nicht. Ruhelos zieht er in der Welt umher, von «Ähnsucht nach seinem Weibe verzehrt. „Nose-Farm", das herrliche, ihm von seinen: Onkel hinterlassene Besitztum unweit Washington, hat er noch gar nicht aufgesucht. Ihm graut davor, sich irgendwo fest niederzulassen, Gesellschaften besuchen, wohl gar selbst Feste arrangieren zu müssen. Ja, wenn seine Ruth an seiner Seite wäre! Aber so Und noch ein anderer leidet tief unter Ruths plötzlichem Verschwinden, ohne daß er es sich eingestehen will: der ernste, allgemein für kalt und un empfindlich geltende Rechtsanwalt Berry. Sein lebhaftes Interesse für die junge, anmutige Gesellschafterin seiner Cousine ihatte sich bald zu tiefver borgener, leidenschaftlicher Zuneigung gesteigert, so daß er schon daran dachte, das Mädchen als seine Gattin heimzusühren. Da wurde dieser Plan durch jene Mitteilung seiner Cousine, daß Ruth ihren Stiefsohn liebe, mit einem Schlage zunichte gemacht. Und Ruths Be kenntnis, sie sei bereits Norbert Douglas' heimlich angetraute Gattin, tat noch ein übriges, um Dr. Berrys Herzenswunsch ein- für allemal zu ersticken. Doch Dr. Berry ist nicht der Mann, dessen Empfindungen sich ändern wie das Wetter. Zwar klärte seine leidenschaftliche Liebe zu Ruth sich nach und nach zu innigen, freundschaftlichen Gefühlen ab. Aber immer und immer wieder taucht jenes liebliche Mädchenbild vor seinem geistigen Auge auf, das ihm, dein trockenen Buroaumenschen, erschien wie eine Lichtgestalt aus einer anderen Welt. Doch nein. Jetzt klingelt es abermals — stärker, heftiger. Frau Morton springt aus dem Bett, wirft rasch einen Morgenrock über und öffnet das Fenster. „Ich bin es, Mutter!" „Großer Gott, Ruth!" Frau Morton schließt hastig das Fenster, ergreift einen Leuchter und eilt, so schnell wie es ihre zitternden Beine gestatten, die Treppen hinunter, um die Haustür zu öffnen. Nichts fragt die arme, verängstigte Frau, als sie der Tochter voran di: Treppen wieder emporklimmt. Und auch Ruth schweigt. Als aber die beiden eingetreten sind in das kleine Wohnzimmer — da sinkt das unglückliche junge Geschöpf zu Füßen der Mutter nieder und birgt das bleiche Antlitz leise aufweinend in ihrem Schoß. „Mutter! Ach, Mutter!" Und die arme Mutter schlingt die schwachen, kraftlosen Arme um den Nacken der Tochter und bettet den blonden Kopf an ihrer Brust. „Was ist geschehen, Kind?" zittert es über ihre Lippen. „Warum hast du deine Stellung so plötzlich verlassen? Und mitten in der Nacht?" Ruth bricht in leidenschaftliches Weinen aus. Den goldigschimmernden Kopf tief eingewühlt in den Schoß der Mutter, vertraut sie ihr alles an, was ihr armes Herz mit so namenlosem Weh erfüllt. Zum ersten Male in ihrem Leben vertraut Ruth ihrer Mutter!! O, heilige unlösliche Bande, die Mutter und Kind umschließen! Die starke, energische, auf sich selbst angewiesene Tochter sucht im Unglück Zuflucht bei der schunchen Mutter und beugt das stolze Haupt vor ihren zitternden Händen . . . Frau Morton ist fast starr vor Entsetzen. Immer wieder streichelt sie die kalten Hände, das weiche Goldhaar, die tränenfeuchten Wangen. „Mein schönes, stolzes Kind, Ivas habe ich dir angetan!" stöhnt sie ein- über das andermal. „Kannst du mir verzeihen? . . . O, mein Gott! Mein Gott!" Da — im Nebenzimmer ein schwaches Geräusch. Und dann eine leise Stimme, die nach der Mutter ruft. „Ada ist aufgcwacht," flüstert Frau Morton erregt. „Was wird sie sagen?" Eine plötzliche Sehnsucht nach der kleinen Schwester überfällt Ruth — nach dem ruhig lächelnden, überirdischen Gesichtchen, nach der Hellen Kinder stimme. „Laß mich zu ihr gehen, Mutter!" Sich hastig die Augen trocknend, geht sie hinein zu Ada. Die Vorhänge sind nicht herabgclassen. Voll wirft die leuchtend: VLondenscheibe ihre matten Strahlen auf das Weiße Lager. Ada liegt, wie gewöhnlich ganz still da, die großen Augen auf die Tür gerichtet. Als sic Ruth erblickt, streckt sie die eine kleine Hand nach ihr auS. Kein Verwundern über die unerwartete Ankunft der Schwester mitten in der Nacht. Kein Fragen. Nur ein frohes Willkommenschütteln.