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Gegensätze. W^b lick», wahr ich. ich läge euch, ihr werbet meinen und klaren, aber die W" l wi.d sich freuen. Ev. Job. IS. Wie an noch einigen der nächsten Sonntage, ist auch am heutigen der evangelische Abschnitt aus der großen und feierlichen Abschiedsrede genommen, welche Jesus am Donnerstag vor seinem Leiden und Opfertod, nach der Ein setzung des heilgsten Altarsakramentes, an seine näheren Jünger gehalten hat. Jeder Satz derselben bezieht sich nicht nur auf die unmittelbaren Ereignisse, sondern hat eine ewige, gleichsam Programmatische Bedeutung. So wird auch in diesem Teile der Rede von Christus dem Herrn seinen Jüngern nicht nur Trost und Kraft geboten, das Kommende zu tragen, sondern auch hmgewiesen auf die verhältnismäßige Kürze der irdischen Leiden und die Ewigkeit der Freuden; sowie ferner auf die Gegensätze, welche immer -wischen seinen Jüngern, im engeren und weiteren Sinne, andererseits aber den Kindern dieser Welt bestehen werden. Wie damals die Jünger trauerten, daß ihr Herr und Meister sie zu verlassen und dem Tode entgegen zu gehen im Begriff war; diejenigen aber, welche dies erstrebten, voller Freude waren, daß sie nun vermeintlich ihr Ziel er reicht hatten, nämlich diesen verhaßten Mann und sein Christentum zu vernichten, so jubeln auch jetzt, wie in man chem vergangenen Jahrhundert, die Feinde der wahren Kirche in allen Lagern, daß die uns wohlbekannte Auf klärung immer weiter fortschreitet, daß man es nun doch so herrlich weit gebracht, der Lehre Christi eine derartige Deu tung zu geben, daß ihr, wie ein Redner kürzlich im Goethe bunde zu Berlin erklärt hat, die Lehren eines Darwin, Häckel und Nitzsche nicht widersprechen, wodurch, das be hauptet man, der katholischen Kirche- mit ihren Grund sätzen, ihrer übernatürlichen Auffassung des Christentumes und ihren Vorschriften überhaupt jede Existenzberechtigung entzogen ist. So frohlockt die Welt, während die Kinder Gottes die Herabsetzung Christi und seiner Kirche tief be klagen, sich voller Sorge um die Freiheit ihrer Ueber- zeugung, um die Bewahrung des Heiligsten und Wert vollsten, was sie in geistiger Beziehung haben, mehr zu sammenschließen, was ihnen auch wiederum übel ausgelegt und als „Ausfluß römischer Herrschsucht" bezeichnet wird. Das bisher kurz Geschilderte bezieht sich mehr auf die äußeren Verhältnisse; ziehen wir das innere Seelenleben in Betracht, so zeigt sich auch da wieder der Gegensatz. Christus weiß es und sagt es den Seinigen voraus, daß sie, im Gefühl der Trennung von ihrem Gott und Heiland, traurig sein und innerlich klagen werden. Gerade die frömmer und tiefer angelegten Seelen, für welche die Religiösität nicht bloß in äußeren Verrichtungen, sondern mehr noch im inneren Verkehr mit Gott und der daraus entspringenden Kraft zur Ausdauer in dem für sie be- stimmten, vielleicht oft recht schweren, ihrer Neigung wider sprechenden Pflichtenkreis suchen, empfinden es am schmerzlichsten, wenn Gott sich gleichsam ihrer Liebe ent zogen, wenn sie sich leer, kalt und von Gott verlassen fühlen. Das war ja auch der Höhepunkt des Leidens Christi am Kreuze; darin bestanden während eines großen Teiles ihres Erdcnlebens die Schmerzen der Gottesmutter, ähnliche Gefühle mögen den heiligen Joseph bei den armseligen Verhältnissen, die er der heiligen Familie nur bieten konnte, bei der plötzlichen. ' mühevollen Flucht nach Aegypten und dergleichen, schwer beunruhigt haben. Doch heldenmütig haben beide diese Gefühle überwunden und darum feiert heute unsere Kirche das Schütztest des heiligen Joseph, weil sie zuversichtlich hofft, daß, wie er die heilige Familie durch alle Fährlichkeiten geleitet und für sie gesorgt hat, er auch die noch auf Erden sich befindende und unter mancherlei Kämpfen leidende Familie Christi beschützen und sich für sie bei Gott verwenden werde. Also unser ganzes irdisches Dasein, ist es nicht fast immer, mehr oder weniger fühlbar, getrübt durch die Trennung von Gott, welche wir durch die verschiedensten Verhältnisse. Schicksale, Verfehlungen, seelische und körper liche Zustände empfinden? — Ganz anders die Kinder der Welt: sie kümmern sich um nichts Uebernatürliches, sie lachen und spotten darüber, die Gewissensstimme verachten sie als törichte Einbildung, sie arbeiten zu keinem anderen Zweck und kennen kein anderes Ziel, als das Leben mit vollen Zügen zu genießen und alles, was irdisch und sinn lich ist, so viel, als nur möglich ist, kennen zu lernen. Sie leben und handeln nach ihren momentanen Eindrücken und Leidenschaften, bis — einst die große Ernüchterung in der Ewigkeit kommt. — Möge uns dort Christus dann sagen: „Eure Traurigkeit wird in Freude verwandelt werden, die niemand von euch nimmt I" L. A«s Stadt und Land. (Fortsetzung Ml« dem vauvrblatt-1 —* Große Kunstausstellung Dresden 1908. 10 000 Dauerkarten sind »erkauft. DaS ist ein hocheisreu- licher Erfolg, zumal das trübe Wetter der letzten Tage ungünstig auf den Kartenverkauf etnwirkte. Sicher würde sich dieser noch günstiger gestaltet haben, wenn das Wetter freundlicher gewesen märe, weil die Kunstwerke bei Hellem Sonnenschein sich ungleich vorteilhafter präsentieren und darum an solchen Tagen die Ausstellung weit lebhafter und mit höherem Genuß besucht wird. Bei dieser Ge legenheit sei nochmals darauf hingewieseu. daß die Dauer- karten (Stammkarten 6 Mark und nur für Familienmit glieder lösbare Anfchlußkarten 4 Mark) ohne Nachzahlung zu al^en Konzerten, sowie auch zu den besonderen Veran staltungen, Feuerwerk, Illuminationen usw. Gültigkeit haben. Eine Ermäßigung des Preises dieser Dauerkarten tritt nicht ein. Am Sonnabend, Sonntag und Montag konzertiert ein italienisches Blasorchester; Sonntag findet mit der Kapelle der Kaisergrenadiere ein Doppelkonzert statt. —* Nach einem Berichte des Finanzausschusses muß infolge des weiteren Zuriickgebens der Wertpapierkurse der Ueberschuß der Dresdener Sparkasse vom Jahre 1907 in Höhe von l 046 128 Mk. aller Wahrscheinlichkeit nach voll zur Deckung der Kursverluste verwendet werden. Für 1907 wird mit einem Einlegerguthaben von 133 500 000 Mk. (Zuwachs von 3 996 756 Mk gegen 1906), demnach mit einem Zinsenbetrage von 3950000 Mk. gerechnet. Für Ende 1908 wird das Guthaben der Einleger auf 137500000 Mk. (Zuwachs von 4 000000 Mk. gegen 1907), also der Zinsen- bedarf auf 4100000 Mk. geschätzt. —* Der Ersatzbau für Helbigs Etablissement wird nunmehr nach der Planung des Herrn Stadtbauraies Erlwein ausgeführt werden. Der Ersatz für das „Italienische Dör'chen" wird selbstverständlich wieder ein Restaurations- b»u, der sich in seinen Formen der jetzigen Front von „HelbigS" auschließk. Nach der Elbe zu wird eine breite Terrasse geschaffen, die einen freien Ausblick auf dieElbe uud die Brücken gewährt. Infolge seiner bescheidenen Gestaltung wird der Neubau die jetzt den Theaterplatz umschließenden Gebäude des HostheaterS, der Gemäldegalerie und der Hof- ktrche in keiner Weise beeinträchtigen. —* Das Kompromiß über die Wahl reform fordert zum passiven Wahlrecht das Lebensalter van 30 Jahren, vierjährige Staatsangehörigkeit, vier jährigen Wohnsitz in Sachsen, 30 Mark Steuerzahlung. Die Zahl der Wahlkreise soll von 82 auf 96 vermehrt werden. Die Wahlkreise selbst sollen nach ihrer sozialen und wirt schaftlichen Zusammengehörigkeit unter Anhalt an die histo rische Entwickelung gebildet werden. Danach werden die größten Städte in der Hauptsache Wahlkreise für sich bil den, während die Mittelstädte zum Teil zu Wahlkreisen unter sich zusammengeschlossen, ein anderer Teil aber mit Landbezirken vereinigt werden soll. Die kleinen Städt- sind in der Hauptsache zum Lande zu schlagen. Bei der Wahlkreis-Einteilung ist nicht nur die Einwohnerzahl, son dern auch die Fläche zu berücksichtigen. —Selbstmorde sind im Jahre 1906 in Sachsen insgesamt 1455 vorgekommen, von denen 1107 auf das männliche und 348 auf das weibliche Geschlecht entfallen. Die meisten Selbstmorde wurden durch Erhängen vollzogen, um die Hälfte weniger durch Ertränken. Erschossen haben sich 181 Personen. Die Zahl der verheirateten Selbst- Mörder übersteigt die Zahl der Ledigen um mehr als 300. Schwermut, körperliche Leiden, Geistes- und Nervenkrank heiten, eheliche und Familienstreitigkeiten sind die Haupt ursachen der Selbstmorde gewesen. Im Alter von 30 bi» 60 Jahren haben die meisten «Älbstmörder geendet. Nicht weniger wie 22 Kinder unter 14 Jahren haben ihrem Leben! vorzeitig ein Ziel gesetzt. Das sind Zahlen, die eine be dauerliche Sprache von geistiger, körperlicher und sozialer Not, aber auch von Mangel an Religion sprechen. —* Zum Lohnkampfe in -er Mühlen industrie. Ter Arbeitgeberverband hat nunmehr die Verhandlungen mit der Arbeiterschaft abgebrochen und be schlossen, Arbeitswillige einzustellen. —* Zwei hartnäckige Selbstmörder sind' hier im letzten Moment noch durch Polizcibeamte gerettet worden. So wurde auf der Jnterimsbrücke ein Gewerb- treibender von einem Gendarm in dem Moment festgehal ten, als er sich in die Elbe stürzen wollte. Er leistete bei seiner Abführung nach der nächsten WohlfahrlSpolizeiwacho den größten Widerstand und gab an, durch Arbeitslosigkeit und andere Sorgen zu dem verzweifelten Schritte getrieb.tt worden zu sein. Auf ähnliche Weise wollte sich am Don nerstag früh 5 Uhr ein 25 Jahre alter Gewerbsgehilfe das Leben nehmen und sich von der Falkenbrücke herab auf diz Eisenbahnschienen stürzen. Er hing schon außerhalb des Geländers, wurde jedoch noch rechtzeitig von einem Gen darmen an der Hand erfaßt und festgehalten. Meißen, 8. Mai. Die Einwohner,nbl bezifferte sich am Schlüsse bes Monats März auf 33 734 Personen. Riesa, 8. Mai. Nach dem Vorbilde vieler deutscher Städte soll hier eine Knaben-Exerzier schule ins Leben ge rufen werden. Wurzen. Ter Gesamtvorstand des Wettinschlltzen- bundes hielt unter Vorsitz des Herrn Dr. Lehmann-Dresden am Sonntag den 3. Mai in Wurzen eine Sitzung mit dem für das 8. Wettinbundesschießen (welches vom 9. bis 16. August in Wurzen stattfindet) gewählten Hauptausschuß ab. In dieser Sitzung wurden nochmals alle Einzelheiten des bevorstehenden Festes besprochen, die Vorsitzenden d r Ausschüsse erstatteten Berichte. Die Festhalle wird ein im posanter Vau, auf 27 gutangclegten Schießständen ist ge nügende Schießgelegenheit gegeben. Zu bemerken ist noch, daß der Glanzpunkt des Festes, der am Sonntag den 10. August stattfindende Festzug sein wird. Schon jetzt sind viele Ehrenpreise, mehrere tausend Mark in bar sowie wert volle Gegenstände von auslvärtigen Schützengesellschaften, hiesigen Vereinen und Privatpersonen gestiftet. Die Fest stadt Wurzen wird allen Teilnehmern aus Sachsen und dem benachbarten Preußen eine gastliche Aufnahme be reiten. Pl«nen, 8. Mai. Mit dem Beschluß des StadtratS und der Stadtverordneten, die Leichenzüge durch die Stadt in Wegfall zu bringen, erklären sich die Mllitärver, ine Plauens nicht einverstanden. Sie haben beschlossen, gegen den Beschluß vorstellig zu werden, damit die alte Sitte der Kameraden- und Veteranenbeerdigung erhalten blecht. Reicheubach, 8. Mai. Auf der Straße Reichenbach— Neumark ging das Geschirr des Gutsbesitzers Hobmuth aus Oberreichenbach vor einem v§n rückwärts kommenden Automobil durch. H. wurde eine Strecke geschleift und blieb besinnungslos am Straßengraben liegen. Er wurde durch ein nachfolgendes Automobil in seine Wohnung ge bracht. AuS dem Vogtlande. Donnerstag den 7. Mai fand die dritte vogtl. Priesterkonferenz statt, und zwar in Greiz. Unter dein Vorsitze des Herrn Ortspfarrers hatten sich 12 geistliche Herren eingefunden. Die Tagesordnung be gann mit der Vimtatio 8. 8.; hierauf behandelte Herr Pfarrer Mandel, Adorf, daS Thema „Die Bedeutung der heil. Schrift als Geschichte". Bei der sich anschließenden Diskussion wurden vielseitige Hinweise gegeben, wie dis heilige Schrift in der Praxis bei Katechese und P'edrgt zu verwerten sei und welche Erfolge man sich voir so genannten Bibelabenden zu versprechen habe. Nach der sehr lebhaften Diskussion wurde noch bekannt gegeben, daß die diesjährige thüringische Katholikenversammlnng in Was dis elegante Frau trägs. „Hüften wegl" kommandierten die Schöpfer der Mode in der „Nue de la paix": und gleich tauchte in Paris ein Doktor auf, der die Hüften wegmassiert. Diese mit allen Mitteln augestrebte Hüftenschlankheit ist für die Silhouette der Modedame charakteristisch. Uud diese Silhouette ver langt gebieterisch, daß sich der schleppende Rock möglichst eng um den Körper wickle und die Formen verräterisch den Blicken preisgebe.' Sie verlangt neue, enge Rockformen, ein Verzichten auf alles, was Jupon heißt, an dessen Stelle sie über einer Kombination ein seidenes RockhöSchen setzt, — uud bedingt durchweg Weiche schmiegsame Stoffe, die sogar hauchdünn sein können. Sie protegiert das legdre, fließende Prinzeßkleid, weil es die Wellenlinien der Frau zur Gel- tung bringt und liebt auch wieder orientalische Anklänge, um das Weiche, Schlaffe, das ihr eigen, zu betonen. Das Fest- und Gesellschaftskleid wählt die elegante Frau im „Genre Directoire", das eine Konzessin an das Griechische, seine Vorbilder in den klassischen Gewändern findet. Auch hier ein sich Anschmiegen der Stoffe an den Körper, Raffungen, zipfelige Arrangements und daS Vorherrschen der Tunika, ohne daß die Körperform dadurch verdeckt würde. Der Taillenumfang ist nicht mehr beängstigend eng uud die Taille trotz des Korsetts nicht mehr prallsitzend; als ganz schick gilt sogar ein leichtes Uebergehen der Taillen linie, wie es die Empireröcke und Empirejacketts bewirken. Von Paquin besonders lanciert — und von unseren ersten deutschen Modehäusern, wie die hier beigefüglen Bildchen aus dem prächtigen „Mode-Bericht" des Modehauses Adolph Nenner in Dresden erweisen, akzeptiert und nach deutscher Art modifiziert — präsentieren sich erstere mit leicht dra pierten Vordcrbahnen; die dazu getragenen duftigen oder seidenen Taillen und Blusen mit ihren ägyptisch, türkisch, marokkanisch gemusterten Besätzen sind selbstverständlich kurz, haben dafür aber lange oder doch mindestens drei viertellange Aermel, die meist faltig den Arm umschließen. In der Regel den Vorderteilen angeschnitten, bilden sie so gewissermaßen die Fortsetzung der Taille. Dadurch har der Japanärmel am Corsage völlig ausgespielt, wenn er auch an den von der Modedame stark bevorzugten Halblosen, oft geschlitzten Jacken und Mänteln gerade jetzt Triumph«!