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— Germanisier»»»« ist Protestantisierung. Im Grau- Lenzer „Geselligen" findet sich folgende Anzeige: „König liche Oberförsterei Königsbruch bei Schlachta, Kreis Pr.- Stargard. Gesucht tverden zu sofort und zum Oktober dieses Jahres mehrere deutsche und evangelische Wald- «rbeiterfamilien, die gegen eine Jahrespacht von zirka 30 Mark Wohnung, bestehend aus 2 Stuben, Küche nebst Zubehör, sowie etwa 9 Morgen Acker und Wiesen erhalten." — Besagte Gegend ist, wie das „Westpreutzische Volksblatt" bemerkt, fast ausschließlich von Katholiken bewohnt. Es ist dies aber wieder ein neuer Beweis dafür, wie die Prote- stantisiernngspolitik von der preußischen Regierung unter stützt wird. — Freisinilig.konservative Wahlbündnisse werden nicht nur in Oberbarnim abgeschlossen, auch aus Schlochau- Konitz-Tuchel wird gemeldet, daß Freisinnige und Konser vative znsammengehen. In Natibor zeigt sich die gleiche Erscheinung: und in Mühlheim-Wipperfürth-Sieg stellen sogar die „Vereinigten Liberalen" mit den» Bunde der Landwirte gemeinsame .Kandidaten auf. Dabei rufen die Freisinnigen am lautesten gegen jede „Reaktion": eine nette Gesellschaft! Die „Franks. Ztg." meint nun ganz entrüstet, daß die Leitung der freisinnigen Partei in Ber lin diesen Pakt sofort annulieren müsse. Sie kennt aber offenbar ihre Vlockfreuude noch nicht gut genug, denn das „Bert. Tagebl." versichert bestimmt, daß gerade die frei sinnige Parteileitung bei der Sache die Hände im Spiel hatte, und selbst iveuu dies nicht der Fall gewesen tväre, wäre die Geschichte noch nicht blamabel genug, denn die Mehrheit der eiugeladenen freisinnigen Vertrauensmänner waren mit dem freisinnig-konservativen Wahlbündnis ein verstanden! Die Geprellten sind die Nationalliberalen, die sich darüber freilich nicht besonders aufregen werden, denn seit Bismarcks Zeiten sind sie daran gewöhnt, der reichlich empfangende Teil bei der Verabreichung von — Fußtritten zu sein. — Wahrmunds Broschüre „Ultramontan" im Prote- stantlschen Urteile. Wenn wir Wahrmunds Broschüren al^s unwissenschaftliche und tendenziöse Machwerke gekenn zeichnet haben, so entspringt unser Urteil einer gerechten und objektiven Ueberzeugung. Da ist es erfreulich, zu sehen, wie auch entschiedene Protestanten die Broschüre „Ultramontan" als das bezeichnen, was sie in Wirklichkeit ist. Der lm-Mitarbeiter der konservativen „Deutschen Neichspost" fällt folgendes Urteil, dem wir weiter nichrs hinzuzufügen brauchen. Er schreibt in Nr. 104 vom 5. Mai u. a.: „Dazu kommt nun seine neue Broschüre. „Ultra- montau. Eine Abivehr in vier Artikeln." Wir gestehen: wir konnten sie nur mit tiefer Beschämung darüber aus der Hand legen, daß ein U n i v e r s i t ä t s p r o - fessor deutschen Stammes ein derartiges Machwerk liefern konnte und daß ein Verlag, welcher der evangelischen Sache zu dienen behauptet — Wahrmunds Verleger Lehmann gibt auch die „Wartburg" heraus — eine solche K a m p f e s w e i s e unterstützt und sich zu eigen macht. Wahrmund wendet sich in seiner neuen Broschüre hauptsächlich gegen den Innsbrucker Jesuiten und Theologieprofessor Fonck, der ihn des Plagiats aus Häckel, Hoensbroech n. a. beschuldigt harte. Und da heißt es denn sogleich auf der ersten Seite: „Pater Fonck wirkt an der theologischen Fakultät zu Innsbruck als Pro fessor der Vibelexegesc. Ob er auf diesem Gebiete jemals Nennenswertes geleistet hat, weiß ich nicht." Das ist nicht nur ein „nnwissensck>aftlicher", sondern einfach ein unan ständiger Ton. Und er geht durch die ganze Bro schüre, auch durch ihre „sachlicheil" Ausführungen. Was sie in diesen bietet, ist in der Hauptsache eine Zusammenstellung aus kasuistischen Moraltheologien, eine Teufelsaus- treibnngsgeschichte, eine Ausführung über Papst Cle mens Vl. und die Aufzählung einiger Neliquienschätzc, all das soll zusammen den „tiefen Abgrund geistiger und sitt licher Verkommenheit" im heutigen Katholizismus be- weisen. Wahrmund bestreitet aufs entschiedenste, in seiner ersten Broschüre Häckel benützt zu habeil. Das »nag for mell richtig sein. Bestehen bleibt auch in der neuen Bro schüre eine erstaunliche Aehnlichkeit der ganzen Kampfes weise. AuS den schwärzesten Lappen, die man fin den kann, näht man sich einen Popanz zusammen und sagt dann: So sieht der Feind aus. Es fällt uns nicht ein, für die jesuitische Moralkasnistik und den ebenfalls vom Jesuitenorden besonders gepflegten Teufels- und Reliquien- glauben eine Lanze zu brechen. Auch nach unserer Ueber zeugung liegen hier sehr schlimme Dinge vor. Wenn aber diese Dinge das Ganze ivären, dann wäre der Katholizis mus längst zusammengebrochen auch ohne die „furchtbaren Keulenschläge" des Herrn Professors Wahrmund. Sie sind jedoch eben nicht das Oianze, nicht einmal bei denen, die ihre eifrigsten Verteidiger sind. Weil es aber so ein ein seitiges lind darum ungerechtes Bild ist, das Wahrmund entwirft, und Nxül es mit der ausgesprochenen Absicht ent worfen ist, lächerlich zu machen und durch den Hohn zu töten, kann man die Erregung im katholischen Oesterreich verstehen, kann verstehen, daß man diesen Mann nicht weiter als Professor des katholischen Kirche »recht es dulden will." Oefterret4k-Uu^«r«. — DaS Befinden des Kaisers Franz Jvseph nach den Mühen des 7. Mai ist da« belle. Der Kaiser verbrachte die Nacht in gesundem Schlaf, stand zur gewohnten Stunde um 6 Uhr früh auf, erledigte ohne Zeichen der Ermüdung sein Tagesprogramm und unternahm nach dem Dejeuner einen Spaziergang im Garten. — Das deutsche Kaiscrpaar fuhr am 7. d. M. nach mittags 2 Uhr im offenen Leibwagen zur Kaisergruft bei den Kapuzinern auf dein Nellen Markte und hielt an der kleinen Klosterpforto. U. Guardian Andreas Csak und I*. Gruftmeister Aguinas Bauer empfingen die hohen Gäste und geleiteten sie in die Gruft hinab. Die Kaiserin legte am Sarge der Kaiserin ein prächtiges Bukett auS Weißen Rosen nieder. Kaiser Wilhelm schmückte den Sarg seines Jugendfreundes, des Kronprinzen Rudolf, mit einem Kranz aus weißen Rosen und Flieder. Etwa sechs Minuten blieb das Kaiscrpaar bei dem Särgen. Dann hielten sie sich noch beim Sarge des Großherzogs von Toskana und der großen Kaiserin Maria Theresia auf und begaben sich, von k. Guardian Andreas Csak und I?. Gruftmeister Aquinus Bauer, die Fackeln trugen, über die Stiege zum Gruftaus gange. Dort dankte Kaiser Wilhelm dem k. Guardian und I*. Gruftmeister für ihre Begleitung. Sodann stattete Kaiser Wilhelm Besuche bei den Bundesfürsten und den fremden Botschaftern und Gesandten ab, wo er seine Karte abgab. Er verweilte auf seiner Besuchstournee beim Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und Gemahlin Fürstin Hohenberg eine Stunde im Belvederepalais. Um ^6 Uhr nahm der Kaiser den Tee beim deutschen Botschafter ein. Kaiser Franz Joseph fuhr um 2 Uhr nachmittags von Schönbrunn in die Hofburg, wo er dem König von Würt temberg einen Besuch abstattete. Von der Hofburg fuhr der Kaiser ins Augartenpalais und stattete dem König Fried rich August von Sachsen einen Besuch ab. — Kaiser Franz Jaseph verlieh dem Großherzog von Baden das 50. Infanterie-Regiment, dem Großherzog von Sachsen-Wetmar das 80. Infanterie-Regiment und dem Großherzog von Mecklenburg das 6. Dragoner-Regiment. Ferner verlieh der Kaiser dem Prinzen August Wilhelm, dem Großherzog von Oldenburg, dem Herzog von Anhalt und dein Fürsten zur Lippe das Großkreuz des StefanS- ordenS und schenkte der Prinzessin Viktoria Luise seine Photographie mit eigenhändiger Unterschrift. Dem Präsi- dierenden Bürgermeister vom Hamburg Dr. Burchard schenkte der Kaiser ebenfalls sein Bild. — Großherzog Friedrich von Bade« fuhr in einem Leibwagen gegen den Franz-Josef»-Kai. In einer Straße scheuten die Pferde, rannten gegen einen Einspänner an, wodurch die Deichsel der Hofequipage brach. Der auf dem Bocke fitzende Büchsenspanner wurde auf die Straße ge worfen. Die Pferde stürmten davon. Aus dem Kaiser- Ferdinands-Platz warf sich der Kanzlist Ulbrich den Pferden ent- gegen. Er versuchte mit Hilfe des Kutschers und eines DienstmannS sowie anderer Passanten die davonstürmenden Pferde aufzuhalten, was ihnen jedoch nicht gelang. Die Pferde rasten weiter. Kanzlist Utbrich wurde nieder- geworfen und erlitt eine schwere Quetschung der linken Schulter und am linken Knie. Die Equipage wurde schließlich beirn Stationsgebäude Kaiser-Ferdinandk-Platz der Donaukanalltnte aufgehalten. Der Großherzog und sein Begleiter hatten keinen Schaden genommen. — Ei« Kaiser-H»ldigu«gS-Festz«g findet in Wien am 12. Juni statt. Wien, die Residenz und Vaterstadt des Kaisers, hält es für seine ganz besondere Pflicht, das 60jährige Regierungsjubiläum durch eine würdige Huldigung festlichen Ausdruck zu verleihen. An den im größten Stil gehaltenen Festzug nehmen die hervorragendsten Mitglieder der bildenden Künstler Oesterreichs teil. Einladungen an die Vertreter aller Stände, Königreiche und Länder des ganzen Reiches sind ergangen. Kaiser Franz Joseph hat zugesagt. Persönlich den Festzug als eine denkwürdige Huldigung entgegennehmen zu wollen. Das Zentral- Komitee der Kaiser Huldtgungsfestlichkeiten wird entlang der ganzen Ringstraße, und zwar von der Aspernbrücke, Stuben-, Park-, Kolowrat-, Kärntner-, Opern-, Franzens- und Schottenring, sodann am Franz-JosephS-Quai bis zur Aspernbrücke Tribünen mit einem Fassung-raum von 100000 numerierten Sitzen aufstellen lassen.j DaS amt liche Verkehrsbureau der k. k. österreichischen Staatsbahnen (General-Agentur des Oesterreichtschen Lloyd) nimmt die Vormerkungen auf Tribünensitze entgegen und efsektuiert die Bestellungen unter möglichster Berücksichtigung der aus- gesprochenen Wünsche. Plan der Tribünen nebst Sitzpreisen, sowie das Programin des Fcstzuges werden auf Verlangen zugesandt. — Der Fiva«zmi«ister begab 160 Millionen 4 proz. Kronenrente zum Kurse von 96,25 Proz. an die Postspar kasse und die Nothschildgruppe. — Nach der Leichenfeier für den Tschechenführer Herold in Prag veranstalteten die Abgeordneten aller nicht- deutschen Parteien ein SolidaritätSbankett. Der Ruthenen- führer Abgeordneter Okuniewski nannte die Feier eine Kund gebung der Slawen gegen die alldeutschen Kundgebungen der Bundesfürsten in Wien. Spanien. — Der KammcranSschuß für den neuen Gemelnde- gesetzentwurf befürwortet in seinem Bericht die Gewährung des Gemeiudcwahlrechts an Frauen, die Familienhäupter sind. Portugal. — Amtlich wird bekannt gegeben, daß eine portugiesische ExpebitionSkolonne in Guinea einen heftigen Angriff der Papeis zurückwies, die mit Schnellfeuergeschützen bewaffnet waren. Der Kampf dauerte 9 Stunden. Die Eingeborenen erlitten große Verluste. Ihr Lager wurde zerstört. Die Portugiesen hatten 2 Tote, darunter 1 Offizier, und mehrere Verwundete. Marokko. — Wo Muley Hafid gegenwärtig sich befindet, ist unbestimint. Nach Admiral Philibert hat er arn Sonntag Urdigah verlassen, die JermS melden, er marschiere mit Truppen nach FeS. Ob er nicht Plötzlich vor FeS erscheinen wird? Die Abgeordneten Muley HafidS sind in Hamburg eingetroffen und fahren heute, Sonnabend, nach Berlin weiter. Frankreich dürfte bald die Truppen auS Casablanca zurückziehen und an der Orangrenze systematisch die Be setzung des benachbarten marokkanischen OasengebioteS vor- bereiten. Die Truppen des Abdul AsiS sind unter dem Drucke deS Erscheinens französischer Kriegsschiffe in Saffi von einem französischen Dampfer gelandet worden. Der Gouverneur und die Truppen des Hafid waren abwesend. Abdul AsiS hat eine Abschiedswallfahrt zu den heiligen Gräbern begonnen, aber noch nicht vollendet. Die offizielle Angabe, daß er nach Marakesch wolle, wird bezweifelt, da dies nur mit französischer Hilfe möglich wäre. Iw Alksar sind kleine Mahallen auS Tanger und Larasch konzentriert. Die Stimmung ist auch dort noch für Hafid. Der Gou verneur vom Alksar hat Schwierigkeiten. HafidS Prokla- mierung zu verhindern. Iw Norden haben mehrere Land gemeinden die von Abdul AsiS eingesetzten Scheik» ver trieben. China. — China richtete an Frankreich da» Ersuchen, sich an der Unterdrückung der chinesischen Rebellen an der Grenze von Lonking zu beteiligen. — In Schantung findet eine erneute Besichtigung modern ausgerüsteter Truppen statt. Der Thron Hut dem neuen Gouverneur Mn Schuhanen die strengste Unterdrückung des NäuberunwesenS aufgetragen. BtuS Stadt «rrd Land. IlütUeNungen au» unserem Leserkreise mit NamenSfertigung fttr dies« «Udrik Kn» «er Nedanton allezeit wtllko'imen. Der Käme de» Linsender» dletbt Geheim > O der «rdaMon. «nan,,me «ulchrisirn müssen u>U>erüiIstch«kt bleiben.) Dresden, iie» 9. Mai 1908. Tageskalender für den 10. Mat. 1906 -f Dr. O. v Gebhaidt zu Leipzig, Prof, für Buch- und Schriftwcsen. — 1904 f Henry Stanley in Landen, der. Afrikareisender. — 1885 -s- Ferd. Hiller zu Köln, hervorr. deuticher Tondichter. — 1871 s Pauk Kouewta, bek. ÄuSschnerdekünstler. — 17t4 * Sophie Charlotte Ackermann, ber Schauspielerin. 11. Mai. 1895 * Gustav v. Moser in Spandau, Lustspiel- dichter. — 1813 Napoleons Einzug in Dresden. — 1760 * Johann Hevel zu Basel, Dialelldichter. — 1686 s Olto v. Guericke zrr Hamburg, Erfinder der Luftpumpe. —* Wetterprogaose der König». SSchs. Landes- wetrertvarte zu Dresden für veu 10. Mat Mäßige westliche Winde, wenig veränderte Temperatur, zeitweise Regcnfälls mit Neigung zu Gewittern. —* Das Wiener Korr.-Bureau meldet: 66 Mitglieder der sächsischen Hofoper sind am 8. d. M. mittags in Prag eingetroffen. —* Kath. Hofkirche. Sonntag den 10. Mai: Messe: ^-ctnr (Nr. 20) von Naumann; Graduale: lludilats Dso von Aiblinger; Offertorium: Dauciats Dominum von Mozart. —* Einschreibbriefsendungen, deren Auf schrift lediglich aus einzelnen Buchstaben besteht, sind im internationalen Verkehr allgemein von der Postbeförde rung ausgeschlossen. Postlagernd adressierte gewöhnliche Briefsendungen sind im Verkehr mit einigen Ländern zu lässig, auch wenn sie statt einer bestimmten Aufschrift nur eine Chifferadresse tragen. So ist nach den vom Inter- nationalen Bureau des Weltpostvereins bewirkten Fest stellungen bei Briefsendungen nach Aegypten, Oesterreich, Ungarn, Schweden und der Schweiz die Angabe von Buch- staven, Zahlen oder Vornamen, bei solchen nach Bulgarien, Italien, Luxeniburg, Norwegen, Rumänien, Rußland und Spanien die Angaben von Buchstaben oder Vornamen, bei solchen nach Dänemark die Angabe von Buchstaben, Ziffern oder Zeichen und bei solchen nach Serbien die Angabe von Buchstaben in der Aufschrift statthaft. Nach Großbritannien, den Niederlanden und den portugiesischen Kolonien sind auch gewöhnliche Chifferbriefsendungen nicht zulässig. Chemnitz. Ein großer Freudentag für die Chemnitzer Katholiken war der 3. Mai, an welchem Tage die Gemeinde einen neuen Pfarrer bekam in der Person des Herrn Dom- Predigers I. Schewtschik aus Bautzen. Trotz des schlech ten Wetters war die Kirche Punkt 9 Uhr mit Andächtigen angesüllt. Herr Konsistorialpräses I. Plewka aus Dresden gab in seiner einleitenden Ansprache einen Rückblick auf die in Chemnitz nach einander tätig gewesenen Pfarrer und be- glückwiinschte die Gemeinde zu dem neuen Herrn, den der hochwürdigste Herr Bischof mit Weisheit und unter Geber für Chemnitz auserwühlt habe. Nachdem dann die feierliche Einweisung erfolgt war, bestieg der neue Herr Pfarrer zum ersten Male die Kanzel, und zelebrierte dann das feierliche Hochamt, das mit Tedcum und Segen schloß. Für Don- nerstag den 7. Mai hatte Herr Kaplan Schindler die Gemeinde eingeladen zu einer weltlichen Begrüßungsfeier. Bis zum letzten Platze war der große Saal des Handwerker- vcreinshauses gefüllt. Eröffnet wurde die Feier durch die beiden Lieder „Singt dem Herrn mit Jubelschalle" (Will- berger) und „Mein Herz, tu drch auf" (von Lange), die von dem Kirchenchor Cäcilia unter der tüchtigen Leitung des Herrn Lehrer Vogt wunderschön vorgetragen wurden. Hierauf sprach Fräulein Lehrerin Marg. Schar dt einen herrlichen, von ihr selbst verfaßten Prolog, der den An wesenden zeigte, daß in dieser jungen Kraft ein bedeutendes -dichterisches Talent verborgen liege, sowie auch die Vor tragsweise die durch und durch geschulte Deklamatorin er kennen ließ. Sodann ergriff Herr Pfarrer Katzschmann das Wort, begrüßte den Nachbarpfarrer aufs herzlichste und gab seiner Freude Ausdruck gerade über diese Wahl des hochwürdigsten Herrn Bischofs. Im Anschlüsse hieran brachte er einen Toast aus auf Bischof und Papst, König und Kaiser, in den die Anwesenden begeistert cinstimmten. Nach dem dann das einschlägige gemeinschaftliche Lied gesungen war, hielt Herr Kaplan Schindler die Festrede. Derselbe behandelte nach »armem Willkominengruß an den Herrn Pfarrer das Band, das zwischen Priester und Volk, Pfarrer und Gemeinde, Hirt und Herde bestehen soll. Zur Befesti gung dieses Bandes dienen alle jene Eigenschaften, die aus den drei göttlichen Tugenden wie aus ihrer Wurzel her vorgehen; durch entgegengesetzte Praxis aber wird das Band gelockert und wehe denen, die an der Lockerung dieses Ban des arbeiten und Zwietracht säen zwischen Priester und Volk. Mit der Bitte zu Gott um Segen für den neuen Pfarrer und die ganze Chemnitzer Gemeinde schloß der Redner seine Ausführungen, die mit nicht endcnwollendem Beisalle ausgenommen wurden. Das nun folgende gemein schaftliche Lied schloß mit einem kräftigen Hoch auf den Herrn Pfarrer. Durch ein recht schönes, reizendes Gedicht, das musterhaft vorgetragen wurde, begrüßte sodann Frau lein Müller im Namen des katholischen Jungfrauen vereins den neuen Herrn Vereinspräscs und überreichte ihn» einen Blumenkorb; auch sie erntete reich n Beifall. Hierauf ergriff Herr Pfarrer Schewtschik das Wort, zunächst dankend für den herrlichen Empfang, den ihm die Chemnitzer bereitet hätten, woraus er hoffen könnte, daß sie ihn mit Vertrauen anfnehnien. Dann sprach er in beredten Worten über den Frieden, den er bringen und erstreben wolle, den Frieden der Menschenseele, den Frieden der Ge meinde, den Frieden mit allen unseren Mitbürgern, und bittet alle, an diesem Friedcnöwerke nach Kräften mitzu- arbeiten. Sodann dankte er dem Herrn Kaplan Schindler für seine Mühewaltung während des Interregnums und für die Veranstaltung des Gemeindeabends, der ihm, dem Pfarrer, Gelegenheit geboten habe, den Gemcindemitglie- dern näher zu treten, und schloß mit einem Hoch auf den Herrn Kaplan Schindler, in daS die Anwesenden begeistert einstimmten. Den Schluß de» Programms bildete das