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8« ^ - dcutungen durch die Presse. Danach soll das Börsengesetz vollkommen bkseitigt und durch gesetzliche Bestimmungen Mer den Kreis der zum rechtswirksamen Abschlüsse von Termin geschästen zuzulassenden Personen ersetzt werden. Obwohl der Inhalt der neuen Böcsenoorlag». die bekanntlich dem BundeSrate bereits zugegangen ist, nicht bekannt ist, glauben wir doch Vrund zu der Annahme zu haben, daß eine voll- ständige Beseitigung des Börsengesetzes nicht beabsichtigt wird. SS sollen allerdings Bestimmungen darüber getroffen werden, dah gewisse Handelskreise auch ohne Eintragung inS Register zum rechtswirksamen Anschluß von Termingeschäften zugelassen werden. Das Register dürste aber für die Personen, die Termingeschäfte machen wollen, ohne näher« bezeichneten Handelskreisen anzugehören, aufrecht erhalten bleiben. Wir nehmen an. daß die verbündeten Regierungen die völlige Beseitigung des TerminregisterS schon deswegen nicht Vorschlägen werden, weil dafür eine Mehrheit im Reichstage unbedingt nicht zu haben sein würde. Man mutz sich vor Augen halten, dah der Reichskanzler nach langem Kampfe für die Landwirtschaft diese Vorteile im Jahre 1896 erreicht hat; die Führung hatte daS Zentrum, besonder« der verstorbene Abgeordnete v. Grand-Ry. Konservative und Nationalltberale traten an dessen Seite und der Erfolg war ein sehr guter; die Getreidepreise ent wickelten sich ruhig und stetig; das viele Schwanken hatte ein Ende gefunden. Der nationalliberale Abgeordnete Sieg hat schon 1898 im Abgeordnetenhause anerkannt, daß durch dieses Gesetz der Landwirtschaft viele Millionen in den Schoß gefallen seien. Nun sollen ihr diese wieder ent rissen werden? Die Börse soll den Lohn erhalten, weil sie in dem letzten Wahlkampfe so viel Geld für den Block übrig hatte? Da machen wir nicht mit; die Landwirtschaft steht nicht so üppig, dah sie die Morgengabe für den Block bringen kann. Wenn Zentrum, Konservative und National- liberale jetzt ein solche« Gesetz annehmen würden, dann würde es heihen: wir haben 1896 eine Eselei gemacht; wir haben der Börse unrecht getan. Wir aber sind nicht dieser Ansicht; im Gegenteil, das Gesetz wirkt segensreich und muh in allen seinen wesentlichen Teilen aufrecht erhalten bleiben. — Bon „ultramvntaner Intoleranz" gelegentlich der großartig verlaufenen Jubiläumsprozession anläßlich der Neunjahrhundertfeier der Gründung des Bistums Bamberg wissen liberale Zeitungen (so der .Kurier für Ntederbayern", Nr. 188 vom 17. Juli, „Bamberger Tageblatt" vom 18. Juli u. a.) zu berichten. Das verbrechen soll darin bestanden haben, daß die dazu erschienenen Nordhalbener Vereine mit ihrem Pfarrer Grandinger von den Nürnberger Vereinen mit den Worten: „Liberale gehören nicht in den Zug", empfangen worden seien. Der Sachverhalt ist folgender: Da die Jubelprozession voraussichtlich riesig sein würde (sie zählte auch 20—25 000 Teilnehmer), waren im Diözesanamtkbtatt die Pfarreien, die sich beteiligen wollten angewiesen worden, vorher ihre Anteilnahme anzumelden. Von Nordhatben lies nun keine Anmeldung ein, obgleich Bamberger und Nürnberger liberale Zeitungen daS Erscheinen des Pfarrers Grandinger vorher ankündigen konnten. Am Sonntag den 14. Juli, nachmittags während der Pontt- fikalvesper (die „Bamberger Neuesten Nachrichten" Nr. 162 Vom 15. Juli, meinen, es sei während des „Hochamts" gewesen) wurden durch die offiziellen Seiten und Ordner die einzelnen Pfarreien nach dem Alpabet zusammengestellt. Nordhalben war noch nicht zur Stelle, wäre aber, obgleich es nicht angemeldet worden war, an seinem Platze ein gereiht worden. Erst als die Aufstellung vollendet war. erschien Pfarrer Grandinger mit seinen Leuten, die inzwischen nach den „Bbg. N. N." im „Eckenbüttnergarten" gerastet hatten. Sie hätten nunmehr eigentlich am Ende der Prozession ihren Platz einnehmen sollen, nahmen aber vor den Nürnbergern, die gewiß seit einer Stunde auf dem Platze geweilt hatten, ihre Stellung ein. Daß einige erregte Zwischenrufe fielen, kann man den Nürnbergern gerade nicht verdenken. Uebrigens machte Pfarrer Grandinger mit seinen Leuten die Prozession, die mit Erteilung des päpstlichen Segens schloß, kaum zur Hälfte mit und trat mitten in der Stadt wieder aus. — Wenn man all dieses zusammenhält, muß man zur Anschauung kommen. Pfarrer Graudinger habe die Jubiläumsprozession benützen oder miß brauchen wollen, um eine Demonstration zu machen. — Freisinn und Sozialdemvkratie liegen sich in den Haaren wegen der preußischen Wahlreform; die Sozialdemokratie wirft dem Freisinn vor, daß er sie in der Aktion zu Gunsten eines besseren Wahlrechts gar nicht das Papsttum der modernen Kultur den Krieg erklärt oder «ine Absage an dieselbe, weil unannehmbar für den Katho lizismus, gerichtet, als eine Verdrehung und Verleumdung, für die es uns schiver wird, mildernde Umstände anzuneh men, bei denen, die sie in Umlauf bringen. Werden diese Leute sich jetzt belehren lassen durch den neuen Syllabns vom 3. Juli 1907? Behandelt ja auch dieser die Frage der Stellung der Kirche zur modernen Kul tur, und ztvar zu jenem Teile derselben, auf den man sich am meisten zugute tut: nämlich den Wissenschaften und ihren Fortschritt. Die Thesis Nr. 57 in diesem Aktenstück lautet: „Die Kirche stellt sich feindlich zu den Fortschritten der natürlichen und theologischen Wissenschaften." Dieser Satz ist als falsch verurteilt, das heißt der Papst verwirft jene Alltagsredensart antikatholischer Kreise, daß die Kirche eine Feindin des Fortschritts der Wissenschaften, der natürlichen wie der theologischen Wissenschaften sei. Fürwahr, es ist sehr zu begrüßen, daß von höchster Stelle aus dieser heute alltäglichen Verleumdung der Kirche ent gegengetreten wird. Nein, di« katholische Kirche ist keine Feindin des Fort- schrilles der Wissenschaften jeglicher Art. Wie sollte sie auch? Weiß sie sich doch im Besitze der Wahrheit, die durch alle Fortschritte der Wissenschaft nicht erschüttert, sondern bestätigt und ins hellste Licht gestellt wird. Wer also wieder mit dem alten Syllabus in der Hand das Märlein von der Kulturfeindlichkeit der katholischen Kirche erzählen will, dem geben wir den neuen Sylladus in die andere Hand, auf dah er sich etwas besser unterrichte, «he er in den Tag hineinschwätzt. unterstütze. Naumann will sich dieses nicht gefallen lasten und meint: „Der Freisinn sei in allen seinen Teilen grund sätzlich für Demokratisierung des preußischen LandlagSwahl- rechteS, und wenn er in Zeitungen und Versammlungen sich nicht immer mit ganzer Wucht dafür eingesetzt habe (was er nicht in Abrede stelle), so habe sich daS die Sozialdemokratie selbst zuzuschreiben. Kein bürgerlicher Liberalismus in der ganzen Welt würde die Angriffs. Methode der Sozialdemokratie auShalten, ohne dadurch ab gekühlt zu werden. Bei dieser Sachlage sei daS. waS der Freisinn in Wirklichkeit getan hat, gering einzuschätzen. Der „vorwärts ist von diesen Ausreden und Eingeständnissen der Untätigkeit des Freisinns gar nicht erbaut; er meint, daß eS eine be- fremdende Ungeschicklichkeit sei, wenn Naumann eS so dar- stelle, als müsse die Sozialdemokratie den Freisinn submissest bitten, ihr zur Vertretung im Preußischen Landtage zu verhelfen. Er glaubte bisher, der Frei sinn trete grundsätzlich für das allgemeine, gleiche, direkte und geheime Wahlrecht ein. nicht aber um der Sozialdemokratie gnädigst einen Gefallen zu erweisen! Er wäre niemals so naiv, dem Freisinn zuzumuten, für eine demokratische Wahlreform auch nur einen Finger zu rühren, wenn nicht der Freisinn und auch Herr Naumann immer behaupteten, diese demokratische Wahlreform bildete einen wesentlichen Bestandteil des freisinnigen Programms! Die Stellung der Sozialdemokratie gegenüber dem Freisinn könne doch aber auf die Vertretung freisinniger Forderungen von nicht dem geringsten Einfluß sein! Diese Zeilen sitzen. Herr Naumann, der in einem programmatischen Artikel in der „Zeit" im Jahre 1896 schrieb: „Der erste Schritt einer Partei des nationalen Sozialismus muß die Fortsetzung des in seinem Frühling erfrorenen Liberalismus sein durch Vertretung freiheitlicher Forderungen auf dem Gebiete de» VereinS- und KoalitionScechts, sowie des Wahlrechts." DaS erste Programm der Naumann-Partei enthielt denn auch die Forderung der Ausdehnung des ReichStagswahlrechts auf Landtage und Kommunalvertretungen. Und jetzt, wo Herr Naumann Gelegenheit hätte, den Freisinn vorwärts zu drängen, im Kampfe für die nationalsozialen und frei sinnigen Wahlrechtsforderungen, entpuppt er sich als Hemm schuh jeder energischen Aktion. El«- Stadt «rrd Land. (Fortsetzung aus dem Haupiblatt.) —* Der Verband konditionierender Apo theker für das Deutsche Reich, Landesverband Sachsen, hielt Sonntag vormittag im Viktoriahause unter dem Vor sitze des Herrn Apotheker Schramm-Tresden seine Haupt- Versammlung ab, die aus allen Teilen Sachsens gut besucht nxrr. Als Ehrengast wohnte den Verhandlungen Herr Reichstagsabgeordneter Landgerichtsdirektor Dr. Heinz« bei. Der sächsische Landesverband setzt sich aus den Bezirksver- bänden Dresden, Leipzig und Zwickau-Chemnitz-Plauen i. V. zusammen. Den ersten Punkt der Tagesordnung bil dete die Beratung des vorliegenden Reichsapothekengesetz entwurfes, worüber der Verbandsvorsitzende, Herr Apothe ker Sparrer-München referierte. Er wies besonders auf die wenig günstige Lage des Apothekergewerbes hin und emp fahl die Annahme nachstehender Resolution: „Die Haupt- Versammlung des Landesverbandes Sachsen begrüßt mit Freuden die Absicht der Regierung, eine reichsgesetzliche Re gelung des Apothekenwesens herbeizuführen. Sie ersieht in der im Entwürfe vorgesehenen unvererblichen und unver äußerlichen Personalkonzession die einzige Möglichkeit einer Gesundung der derzeitigen Apothekenverhältnisse." Diese Resolution wurde im Prinzip angenommen, doch wurden weitere Beschlüsse bezüglich des Entwurfes nicht gefaßt, der auch den in Düsseldorf tagenden deutschen Apothekertag beschäftigen wird. Herr Reichstagsabgeordneter Dr. Heinze sicherte auf grnnd der aus der Besprechung des Entwurfes gewonnenen Eindrücke den Apothekern seine Unterstützung zu. Ueber den Stand der Privatbeamtenversicherung refe rierte an Stelle des verhinderten Herrn Reichstagsabgeord neten Dr. Stresemann Herr Reichstagsabgeordneter Land gerichtsdirektor Dr. Heinze. Er wies darauf hin, daß die Deutscl>e Privatbeamtenvereinigung diese Versicherung an- strebe, daß sie sich jedoch noch nicht über die Grundzüge des Gesetzes einig sei. und das sei noch hemmend an der Sache. Deshalb müsse man sich zunächst über die Art und Weise der Versicherung einig werden und sich über den Zeitpunkt der Einführung derselben klar sein. Die Angelegenheit sei übrigens durch den Rücktritt des Staatssekretärs Grafen Posadowsky etwas ins Stocken geraten, doch sei zu hoffen, daß sich auch Graf Posadowskys Nachfolger der Sache an nehmen werde. Der Dcrbandsvorsitzende Sparrer teilte im Anschluß hieran mit, daß sich der Deutsche Apothekerverband den Bestrebungen der Privatbeamten angeschlossen habe. Die Versammlung beschloß ferner noch, eine Eingabe an den sächsischen Landtag zu richten, in der um die Errichtung einer Standesvertretnng für die Apotheker Sachsens in Form von Apothekerkammern gebeten wird. Diese Apo thekerkammern sollen sich ans Inhabern von Apotheken und aus konditionierenden Apothekern zusammensetzen. In die ser Petition heißt es unter anderem wie folgt: „Der hohe Landtag wolle beschließen, dah aus den Kreisen sowohl der besitzenden als auch der nicht besitzenden Apotheker je ein Vertreter und zwei Stellvertreter aus den fünf KreiShaupt- mannschaften als Standesvertretung gewählt werden, da mit auch wie in den übrigen Bundesstaaten den Apothekern Sachsens Gelegenheit geboten werde, an der Standesvertre tung beteiligt zu sein." Die Versammlung erklärte sich mit der Absendung des Entwurfes einverstanden. Bezüg lich der Frage der Sonntagsruhe beschloß die Versammlung, auch weiterhin für eine strikte Durchführung der Sonntags- ruhe einzutreten und erklärte sich dafür, datz in streitigen Fällen die Königlichen Kreishauptmannschaften um Anord nung der Sonntagsruhe angegangen werden sollen. Zum Schluffe stimmte die Versammlung noch in Anbetracht der Zugehörigkeit zum Deutschen Verbände der Auslösung des Landesverbandes zu. Dafür werden in Zukunft die drei Bezirksverbände Dresden, Leipzig und Zwickau-Chemnitz- Plauen zu gemeinsamen Beratungen zusammentveten. Lhenmitz, 26 Juli, viel belacht wird hier ein erst jetzt bekannt gewordenes Erlebnis, daS e!n älterer, als Alpinist bekannter, hiesiger Professor im vorigen Sommer in den bayrischen Bergen hatte. Der Herr Professor zieht allsömmerlich mit zwar festem, aber auch sehr schlichtem Gewand los, so daß er sich von den Bergbewohnern äußerlich nur wenig unterscheidet. Im Aufstieg nach der Chemnitzer Hütte begriffen, stärkte sich der alte Herr durch eine Ruhepause und wurde dabet von einer Gesellschaft lärmender und geputzter Berliner überholt. „Ach Männe, sieh doch mal den armen alten Mann." meinte eine der Schönen zu ihrem jungen Gatten gewendet, «wollen wir dem nicht etwas schenken?" Das war natürlich so gut wie ein Befehl, und jeder der galanten Herren beeilte sich, zu dieser Schenkung etwas beizusteuern, so datz die Schöne dem schmunzelnden Alten 40 Mk. einhändigen konnte. Bald darauf traf der Professor in der Chemnitzer Hütte ein und wurde hier von einem zufällig anwesenden Chem nitzer Fabrikbesitzer ehrehrbietigst begrüßt. Als die Berliner, die auch in der Hütte anwesend waren, erfuhren, wen sie beschenkt hatten, gab eS natürlich eine kleine Verlegenheit, über die aber der humorvolle Professor schnell hinweghalf, indem er erklärte, daß er die Summe für die Hinter bliebenen eines verunglückten Führers deponieren und für lolche Zwecke immer Geld annehmen werde. (Leipz. Tagebl.) Souneberg (S.-M.), 27. Juli. Ein schändlicbes Ver- brechen ist zwischen Reichenbach und Oberloquitz im Mciningischen am Hellen Tage verübt worden. Die 21jährige Tochter Martha des Landwirts Eduard Ziermonn in RauschengeseeS war auf der Wiese mit Heumachen be schäftigt, als sie plötzlick hinterrücks überfallen und zu ver- gewaltigen versucht wurde. Man riß^'ihr die Sichel aus der Hand und stach ihr damit in den Unterleib, so daß sie schwerverletzt und blutüberströmt zusammenbrach. Im Krankenhause zu Gräfenthal ringt die Unglückliche mit dem Tode. Als dringend ^verdächtig, die bestialische Tat be gangen zu haben, wurde ein jugendlicher Steinsetzer verhaftet, der aber hartnäckig leugnet, an dem Verbrechen beteiligt zu sein. Vermischtes. V Im Orte Barzizza (Italien) wurde der Ge meindesekretär ermordet. Unter dem Verdacht, den Mord des ihm persönlich verfeindeten GemeindesekretärS angestiftet zu haben, tturde der Ortsgeistliche Milesi ver haftet. Milesi ist ein seit längerer Zeit suspendierter und von seinem Bischof wiederholt gemaßregelter Priester. Erst die Gerichtsverhandlung wird ergeben, ob und inwieweit er an dem Morde beteiligt war. Der Fall wurde von zahlreichen Blättern mtlgeteilt (vgl. „Berl. Tagebl." Nr.356, 16. 7. 07. „Fränk. Kurier" Nr. 360, „Köln. Ztg." Nr. 745, „N. Freie Presse" Nr. 16 409, „Dortm. Ard.-Ztg.", „Berl. Volks-." Nr. 329, sämll. 17. 7. 07. „Dorailb. Volksfr." Nr. 86, „Werd. Zeit." Nr. 165, beide 18. 7. 07 und „Egerer Neueste Nachr." vom 20. 7. 07). v Das Grabmal des Kolumbus und das „undankbare Amerika". Die Gebeine des Ko lumbus haben bekanntlich eine „bewegte" Vergangenheit. Als der Weltentdecker am 21. Mai 1506 in Valladolid starb, wurden sie zunächst dort beigesetzt und kamen dann 1509 nach der Cartuja von Sevilla, die im vorigen Jahrhundert von dem Engländer Pickmann in eine Porzellanfabrik ver wandelt wurde, die noch heute blüht. Hier blieben sie bis 1540, wo sie, dem letzten Wunsche des grotzen Toten gemäß, nach San Domingo auf Haiti übergeführt wurden. Als dieser Teil der Insel später französisch wurde, schaffte man sie 1796 nach Havanna, und von dort wurden sie, wie man weiß, Ende 1898 nach Spanien, und zwar nach Sevilla zu rückgebracht im Verein mit dem von A. Melida errichteten Denkmal. Das Grabmonument trägt nun folgende, offen bar unter dem niederschmetternden Eindruck des unglück lichen Krieges entstandene Inschrift: „Als das undankbare Amerika sich vom Mutterlande lossagte, nahm Sevilla seine (das heißt Kolumbus) Gebeine auf." Dieser nicht ganz ge rechtfertigte Vorwurf der Undankbarkeit erregt bei den zahl reichen Amerikanern, die in jedem Fahre Spanien besuchen, begreiflicherweise unliebsame Empfindungen, und schließlich sah man wohl auch selbst ein. daß die Loslösung der Kolo nien weniger auf Gefühlen als auf einem natürlichen Gesetz beruhte. Jedenfalls hat man den Vorschlag, dieses Epi graph zu ändern, nicht nur mit Ruhe, sondern sogar bei fällig ausgenommen. Der Stadtrat von Sevilla bat sich nun, wie die „Köln. Zeitg." mitteilt, an Len Herzog von Deragua, den legitimen, allerdings nur sehr weitläufigen Verwandten des Kolumbus, gewandt, um seine Genehmi gung dazu einzuholen, die jedenfalls erteilt werden wird. v Warnung vor giftigen Beeren. Jetzt ist wieder die Zeit da, wo allerhand giftige Beeren reifen. Da ist die Einbeere, die in sumpfigen Gebüschen hier und da wächst. Sic entwickelt eine viersächerige Beere von dunkel blauer oder schwarzroter Farbe, deren Genuß Brechen, Magenkrampf und besonders bei Kindern schwere Erkran kungszustände hevorruft. Sehr gefährlich wirken auch die Früchte des Bilsenkrautes, das überall an Wegen und auf Schutthaufen wächst. Sein düsteres Aussehen und ein starker, höchst widerwärtiger Geruch warnen zwar schon selbst die Kinder vor ihm. Nichtsdestoweniger sind loch schon Fälle vorgekommen, daß Kinder die Früchte genossen und daran starben. Die Wirkung des Bilsenkrautes ist eine sehr schwere. Trunkenheit und Jrrereden sind die ersten Zeichen der Vergiftung, die in Raserei und Wahnsinn über gehen und zuletzt mit Krämpfen und Erstarrung des gan- zcn Körpers ersten. Giftig sind auch die roten, länglichen Beeren des bittersüßen Nachtschattens, auch Mäuseholz ge nannt, der an feuchten schattigen Stellen wächst, und die schwarzen Beeren des auch wüsten Plätzen wachsenden schwarzen Nachtschattens. Sehr gefährlich sind endO-st die Samen des Stechapfels. Er ist ziemlich häufig auf Schutt, Sandboden usw. Schon warnt auch vor diesem der höchst widrige Geruch seines Krautes, aber gerade die Sa men sind von Kindern häufig mit Mohnsamen verwechselt worden. Tie Folgen des Genusses von Stechapfesfamen find fürchterlicher Durst, Lähmung, Abnahme des Gesichte», Verlust der Stimme, Bewußtlosigkeit, Jrrereden, endlich qualvoller Tod. Die Kinder insbesondere sind nun drin gend zu warnen vor dem Genutz ihnen nicht bekannter Beeren und es ist ihnen vor allem einzuscharfen, daß sie nie - . »>L. ,1... L.» .