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dreist behaupten, daß die Zukunft der Hüsch-Dunckekschen Organisationen dahin ist. Die verschiedenartigsten Be mühungen, frisches Leben in dieselben hineinzubringen, haben dieses Ziel nicht zu erreichen vermocht. Dazu werden auch die neuesten Versuche nicht beitragen, die darauf hinauslaufen, durch Hetzbroschüren die evangelischen Arbeiter von den christlichen Gewerkschaften abzuhalten und sie den allein „neutralen" Hirsch-Dunckerschen zuzuführen. Die HirfchDunckersche Gewerkschaftsidee hat ihre besten Zeiten hinter sich! — Der umgefalleue Freisinn. Seitdem Dernburg an der Spitze des Reichskolonialanits steht, hat die freisinnige Presse nicht nur das Stürmen verlernt, sondern auch daS Laufen, sie kann nur noch rutschen. Der Blockmann Dr. Müller Meiningen hat noch am 4. Dezember 1906 mit viel „dolleren Geschichten" gedroht; aber eS blieb alles in seinem Busen verschwiegen. Noch erbärmlicher benimmt sich gegenüber den früheren Ankündigungen die freisinnige Presse. Als seinerzeit infolge der Beschwerden der Akwa- leute die Presse gegen Puttkamer vorging, tat sich in Angriffen gegen letzteren das, wie es schien, über Herrn v. Puttkamer vorzüglich informierte „Berl. Tagebl." be sonders hervor. Damals bereits — Februar 1906 — schrieb dieses Blatt: „Sollte die Affäre Puttkamer nicht zu dem uns einzig möglich erscheinenden Ergebnis führen, so werden wir unsererseits gegen Herrn Jetko v. Puttkamer Geschütze anffahren, deren Treffer ihn für alle Zeiten aus den Reihen der deutschen Beamten ausmerzen. Denn in den Kreis der deutschen Beamtenschaft gehört Herr Jesko v. Puttkamer nicht." Aaffallenderweise hat sich das „Becl. Tagebl." in der letzten Zeit über die vor dein von ihm so oft behandelte Puttkameraffäre völlig autzgcschwiegen. Auch schien eS ihm an der Bestrafung des Herrn v. Putt kamer, der vordem „in den Kreis der deutschen Beamten schaft nicht hineingehörte", mit lumpigen 1000 Mk — bei einem Einkommen von über 90 000 Mk. — gerade genug zu sein. Hat das „Berl. Tagebl." sein früheres scharfes Urteil über Puttkamer einer Revision unterzogen? oder will es das Endurteil in Leipzig abwarten. nur dann nötigenfalls „gegen Herrn v. puttkamer die schweren Ge schütze aufzufahren, deren Treffer ihn für alle Zeiten ans deir Reihen der deutschen Beamten auemerzen?" Ja, wenn es sich nicht um einen Puttkamer handelte! „Schon längst hätte Puttkamer sich den Hals gebrochen," so schrieb Herr v. Soden schon vor 10 Jahren an den Reichskanzler, „wenn er nicht Herr v. Puttkamer und ein Ministersohn wäre. Das wissen Sie ja wohl selbst." — Emen Jutolcranzfall berichten die „Franks. Ztg." Nr. 197 (18. 7. 07) und die „Bad. Landeszeitnng" Nr. 325 aus Kehl. Der dortige katholische Pfarrer weigerte sich, einen verstorbenen Katholiken. Dieterle, kirchlich zu beerdigen, weil er in gemischter Ehe lebend, seine Kinder protestantisch erziehen liest. Der Diener einer Kirche, die an ihre Existenzberechtigung glaubt, konnte unmöglich anders handeln. Die „Bad. Landeszeitnng" scheint übrigens vergessen zu haben, was sie im Jahre 1899 in ihrer Nummer 97 schrieb: „Die Katholiken, die eine gemischte Ehe eingehen, ohne sich zu katholischer Kindererziehung zu verpflichten, sollten sich doch allmählich der Konsequenzen dieses Schrittes bewußt werden und sie sollten durch die vielfachen Erfahrungen belehrt, die katholische Geistlichkeit nicht immer und immer wieder in die Zwangslage stellen, die nachträgliche Ueterführung der Kinder zur katholischen Kirche verlangen oder die Sakramente verweigern zu müssen. Ein Katholik darf, wenn er in protestantische Kindererziehung etngewilligt hat und nicht von vornherein entschlossen ist, die Kinder nachträglich katholisch werden zu lassen, an einen katholischen Geistlichen nicht das Ansinnen stellen, ihm die Sakramente zu reichen." Was hier von den Sakramenten gesagt ist, gilt auch von der kirchlichen Beerdigung. Am 5. August 1900 konnte inan dann inr sozialdemokratischen „Volksfreund" lesen: „Wer die Tröstungen eines katholischen Geistlichen für sich als not wendig erachtet, must sich auch den Gesetzen der katholischen Kirche unterwerfen." — Konservative und Bund der Landwirte. Die „Deutsche Tagesztg." bringt folgende bezeichnende Mitteilung ans Mecklenburg: „In Wismar ist kürzlich eine neue Tages zeitung unter den: Namen „Mecklenburger Warte" als G. m. b. H. begründet worden. Das Blatt, welches vom 1. September d. I. ab erscheinen wird, vertritt keine bestimmte parteipoliiische Richtung, will sich vielmehr das Recht vollkommen unabhängiger Kritik in jeder Weife wahren; es sieht aber wirtschaftspolitisch ganz auf dem Boden des „Bundes der Landwirte" und wird schon insofern konservativer Politik nahe stehen." Der Schlußsatz ist für uns der mast- gebende. Darin gesteht das führende Organ des Bundes der Landwirte ei», daß diese Organisation konservative Politik betreibt, so ist also falsch, wenn die Bnndesredner in katholischen Gegenden versichern, dast der Bund keine ausgesprochene Parteipolitik treibe; hier ist ein bemerkens wertes Geständnis durchgeschlüpft. — Terrorismus. Ein außerordentlicher Fall von „frei"-gewerkschastlichem Terrorismus wird der „Westd. Aibeiter-Ztg. (Nr. 30) ans Hamburg mitgeteilt. Danach wurde durch das Niederlegen der Arbeit seitens der Arbeiter ein Unternehmer gezwungen, einen Arbeiter zu entlassen, nicht etwa weil er nicht der „freien" Gewerkschaftsorganisation ailgehört hätte, — daS war der Fall — sondern weil er — nicht eingeschriebenes Mitglied der sozialdemokratischen Partei war. Nach diesem Vorfall scheint also nicht mehr das sozialdemokratische Verbandsbuch zn genügen, um in den sogenannten „freien" Gewerkschaften vor terroristischen Ucbersällen geschützt zu sein, sondern man muß anscheinend zu diesem Zwecke auch mit einem sozialdemokratischen Partei- mitglied-buch ausgerüstet sein. Dieser Vorfall zeigt wieder einmal, welch eine Unsumme erbärmlicher Heuchelei und Gesinnungssklaverei unter der Devise von Freiheit, Gleich heit und Brüderlichkeit getrieben werden kann, wie auf der andern Sette aber jedes Mittel angespannt wird, um den Satz: Partei und Gewerkschaften sind eins, auch wirklich in die Praxis umzusctzen. Man hat in letzer Zeit wohl öfters darauf hingewtesen, wie zwischen dem sozialdemo kratischen Gewerkschaftsterrorismus und den sogenannten gelben GewerkschaftSgründungen ein gewisser Zusammen hang besteht. Ein solcher ist nicht zu leugnen, sofern Arbeiter, die den Streik- und GesinnungslerrorismuS seitens der „Genossen" müde sind, sich dem Neichsverband zur Bekämpfung der Sozialdemokratie und dessen angeblichen Gewerkschaften an den Hals warfen. Damit sollen diese gelben Gebilde, in denen die Arbeiter gegen vermeintliche, seitens der Arbeitgeber gebotene Vorteile auf ihr Koalitions recht verzichten, nicht im geringsten anerkannt oder gar befürwortet werden; man muß sich aber über diesen Zusammenhang klar werden, wenn man das Emporschießen dieser Gelben Gewerk,chaften verstehen will. Druck erzeugt Gegendruck, der Radikalismus die Reaktion und unter diesem Gesichtspunkte sind die „fielen" Gewerkschaften von der teilweisen Vaterschaft der „Gelben" nicht sreizusprechen! — Irreführung Englands. Das neue englische Weiß buch über den Stand der Flotte enthält falsche Zahlen, soweit die deutsche Flotte in Betracht kommt. DaS Weiß buch sagt in der Einleitung ausdrücklich, daß alle nicht- vollwertigen und modernen Schiffe außer Betracht gelassen seien, und führt dann Deutschland folgendermaßen auf: Fertige Schlachtschiffe 32. inr Bau 8. Panzerkreuzer fertig 6, im Vau 4, Kreuzer erster Klasse 0. Kreuzer zweiter Klasse fertig 16, im Bau 8, Kreuzer dritter Klasse fertig 12, Küstenpanzer 11. Zunächst haben wir keine 11 Küsten- panzor, sondern nur 8, nämlich die „Siegfried"-Klasse, die Panzerkanonenboote sind gestrichen und wären auch natür lich bei ihrem Alter nicht als vollwertig anzusehen. Wenn wir keine geschützten Kreuzer erster Klasse haben sollen — nach dem Weißbuch, das nur solche über 7000 Tonnen Wasserverdrängung zur erster, Klasse rechnet —, so besitzen wir 38 fertige Kreuzer 2. uno 3. Klasse. Die Rechnung stimmt also. Dagegen haben wir wohl 6 Panzerkreuzer fertig, aber nur 3, nicht 4 im Bau. denn .,1«'" ist noch nicht be gonnen. Das wären aber Nebensächlichfeiten. Wo sind unsere 32 fertigen Linienschiffe und unsere 8 inr Bau liegenden? Die Linienschiffe ..Schlesien" und „Schleswig- Holstein" werden ausgerüstet, „Ersatz Sachsen" und „Ersatz Bayern" liegen inr Bau. Selbst wenn „Ersatz Baden" und «Ersatz Württemberg" schon begonnen wären, so gibt das noch immer nicht 8. sondern höchstens 6 im Bau begriffe». Und nun zu den 32 fertigen Linienschiffen. Wenn man in England die rrur 10060 To. großen vier der „Vranden- burgklasse", die jetzt 16 Jahre alt sind, für vollwertig und modern hält, so soll das zugestanden weiden. Dann gibt es 5 der „Kaiser"-Klasse, 5 der „Brmi»sch>vcig"-Klnsse und 3 fertige der „Deutschland"-Klasse, außer „Deutschland" noch „Hannover" und „Pommern". Das sino zusammen rricht 32, sondern 22 Linienschiffe, die übrigen 10 hat man binzngeflunkert. Aus den Listen aber ist ersichtlich, und das ist die herbe, aber nicht zn bestreitende Lehre, daß man in den leitenden Flottenki eisen Englands nicht davor zurückschreckt, dem Parlament falsche Angaben über fremde Marinen, insbesondere über die des deutschen Reiches zu machen, und es ist gut, sich mit dieser Tatsache unsererseits abzufinden. Oesterreich-UustKru. — In Ausführung der in den letzten Jahren mehr- fach ventilierten Idee, die ungarischen Katholikentage nicht ständig in Budapest, sondern abwechselnd in größeren Provinzstädten des Landes abzuhalten. hat der Ungarische Landes-Katholikenvervand als Arrangeur der Katholiken tage die diesjährige Generalversammlung der Katholiken Ungarns nach Fünskirchen, der Residenz des Bischofs Grafen Julius Zichy, wo eben eine Landesausstellung stattsindet, für die Zeit vom 25. bis mit 27. Angust einberufen. Der Katholikentag beginnt am 25. August nrit je einer öffentlichen Versammlung für Ungarn und für Deutschland. — König Eduard von England trifft ans der Fahrt nach Morienbad von Wilhelmshöhe und der Begegnung mit Kaiser Wilhelm kommend, den 15. August in Ischl zum Besuche Kaiser Franz Josefs eirr. Hr«utreich. — Ministerpräsident Eleincnccau erklärte beim Empfang einer Abordnung, die Negierung sei bereit, alle Maßnabmeu zur Beruhigung der Bevölkerung zu ergreifen, sobald ihr dies durch Rückkehr zu gesetzlichen Zuständen erleichtert werde. Auf ein Zeichen des Vertrauens seitens der Be völkerung des Süoerrs würde die Negierung mit den weitest gehenden Beweisen von Bcüoerlichkeitsgesnh! antworten. — Der Maire von Narbonne Ferronl, der seine Ent lassung gegeben hatte, ist zum Geueralrat von Perpignan gewählt worden. — Nach dem endgültigen Ergebnis ergaben die Gene- ralratswahlcn 253 Reaktionäre (— 20), 10 Nationalisten (— 16), 137 Progressisten (— 47), 297 Republikaner der Linken (-st 14), 565 Radikale, sozialistisch-radikale, unab hängige Sozialisten und geeinigte Sozialisten (-s- 69). — Die Symptome der Lockerung der Disziplin in der Armee infolge der Zustände im Süden und der antimilita- ristischerr Propaganda mehren sich in geradezu erschreckender Weise. In Perpignan sollen sich beim 53. Regiment in den letzten Tagen wieder recht bedrohliche Vorgänge abgespielt l-aben. Das l-albamtliche Telegraphenburcan, welches zu nächst hierbei nichts zn berichten wußte, stellt jetzt endlich folgendes fest: Die Zurückhaltung der Garnison von Per pignan rief leichte Unzufriedenheit hervor, infolge deren ein Hornist die Soldaten zusammenblies. Fouriere einer .Kompagnie gingen auf den Hof und versuchten, einzelne Kameraden nach Tarbes, ihrer alten Garnison, zu locken. Der Offizier vom Dienst stellte aber sofort ohne Schwierig keit die Ordnung wieder her. Das sind schon recht bedenk liche Vorgänge, der ivahre Tatbestand dürfte indessen Wohl noch viel schlimmer gewesen sein. Der Kriegsminister Picquart gab dem General Bertrand den Auftrag, eine Untersuchung über den Zwischenfall beim 63 Linienregiment anzustellcn. Ebenso wurde auch eine Untersuchung einge- lcitet über die Ursache von Zwischenfällen in Chalons, an denen sich -Offiziere des 161. Regiments beteiligt haben sollen. Kriegsminister Picquardt glaubt nicht, daß eS sich um eine gcineinsame politische Kundgebung handelt, doch soll ein Offizier des 161. Regiments eine unangemessene Haltung eingenommen haben. Wenn die angestellten Er mittelungen dies bestätigen, wird gegen den betreffenden Offizier disziplinarisch vorgegangen werden. — In Lyon wurden zwölf Antimilitaristen verhaftet, weil sie Hochrufe auf das 17. Regiment und Schmährufe auf die Armee aus gebracht und ein Manifest unterzeichnet hatten, in welchem die Meuterei bei dem 17. Regiment verherrlicht wird. Epartten. — Der Senat hat das neue Wahlgesetz genehmigt. Die Deputiertenkauimer hat das Gesetz betreffend die Reform der Friedensgerichte angenommen. LÜrku» — Der Schritt der Türkei in Athen ist sehr ernster Na tur und erfolgte in folgender Depesche an den türkischen Gesandten: „Entgegen den Verträgen und den Versiche rungen des Ministers des Auswärtigen und des Minister- Präsidenten steigt täglich die Zahl der griechischen Banden; sie beträgt bereits mehr als 100, von denen eine große Zahl unter dem Kommando von griechischen Offizieren, die falsche Namen führen, steht. Wir müssen an die Weisheit und Voraussicht der griechischen Minister appellieren und ener gisch an de» Respekt vor den Verträgen erinnern, damit alle den Banden angehörenden griechischen Offiziere sofort zu- rückbernfen werden und kein Beistand mehr seitens des Athener Komitees geleistet werde." Diese Depesche wurde an die türkischen Botscl-aften gesandt, um sie den Groß mächten zur Kenntnis zu bringen und die Großmächte um ihre Unterstützung bei der griechischen Regierung zu er suchen. Ispai. — Wie der Pariser japanische Botschafter erklärte, um fasse die russisch-japanische Entente fünf verschiedene lieber» einlommen; das erste betreffe die Handelsbeziehungen, das zweite das Fischereirecht, das dritte die Bahnanschlüsse in der Mandschurei, das vierte die Grenzbestimmung in ge wissen Teilen dieses Landes und das fünfte sei Las eigent liche diplomatische Abkommen. Dieses sei ungefähr nach dem Wortlaut des französisch-japanischen Uebereinkommens abgefaßt, das heißt, es bekräftige die Aufrcchterhaltung des Status quo, besitze also einen hervorragenden Friedens- charakter, und könne allen in Ostasien interessierten Mäch ten nur willkommen sein. Was Korea anlangt, so betonte Knrino, daß die Rechte der daselbst ansässigen Europäer in keiner Weise geändert werden sollen. Amerika. — Der Gouverneur des Staates Mississippi, Vardeman, hat in Brookhaven eine aufsehenerregende Rede gel-alten. Er sagte, er gebe einer Konföderation, wie der unter Jefser- son Davis, den Vorzug vor den Vereinigten Staaten unter Noosevelt. Die Herrschaft von Rebellen sei besser, als die Beherrschung durch die Trusts. Die Feinde des Gouver neurs drohen ihm auf diese Rede hin, seine Strafverfolgung wegen aufrührerischer Bestrebungen zu betreiben. — Das Auswärtige Amt von Venezuela hat dem Ge sandten der Vereinigten Staaten die Antwort auf eine zweite Note des Staatssekretärs Root betreffend die schieds gerichtliche Entscheidung bei gewissen amerikanischen Forde rungen übermittelt. Venezuela besteht auf seiner Zurück weisung der schiedsgerichtlichen Entscheidung. Die ameri kanisch» Forderungen beruhen im wesentlichen auf Asphalt- konzessionen, die Amerikanern in Venezuela gewährt ivor- den sind. Die Angelegenheit ist bereits zn verschiedenen Malen in den letzten Jahren Gegenstand von Verhandlun gen gewesen. In Caracas ist man in einzelnen Kreisen der Meinung, daß diese Antwort zu einem Abbruch der diplo matischen Beziehungen führen werde. Ans de« deutschen 5kolvrr!err — Talsperren in Ostafrika. Vorarbeiten für die An lage größerer Talsperren und Vewnsscrnngsanlagen in Deutsch-Ostafrika soll derStadtbaumeister v.Gießen, der Leib r des dortigen städtischen Tiefbouanites Brai-kwch, vo-nehmew der vom Staatssekretär Dernburg zur Teilnahine an der Expedition nach Ostafrika berufen worden ist. die das Bankkonsvrtium der Berliner Handelsgestllschaft unter Be teiligung des Reiches entsendet. Die „Freist Ztg." meint hierzu: „ES ist ja ganz nett, daß Ostafrika mit den wirt schaftlichen Seannngen der Talsperren und Bewässerungs anlagen beglückt werden soll, und zwar, wie sich ans der Fassung der betreffende» Nachricht im „B. T." zn ergeben scheint, unter Inanspruchnahme der Neichskasse, da fällt uns ober ein, daß die vermehrte Anlage solcher Talsperren in Deutschland doch noch ein viel größeres Bedürfnis ist. Wären z. V. in der Provinz Schlesien bei der letzten Hoch- wasserkatastrophc mehr Talsperren vorhin,dea gewesen, und hätte man sich mit der Fertigstellung der in Angriff ge nommenen Hochwasserschutzbarilen mehr beeilt, so wäre viel Unglück verhütet worden." Der Freisinn wird aber des halb inr Reichstage doch zustiminen, wenn das Geld ge fordert wird; man kennt diese Methode bereits. „Turnen — eine Schweinerei." Unter diesem vielversprechenden Titel bringt der „Dresdner Anzeiger" in Nr. 203 vom 24. Juli folgenden Artikel: „Aus Vorarlberg wird der „Voss. Zeitg." geschrieben: Ein eigenartiges Urteil über das Turnen wurde dieser Tage von ehrwürdiger Seite gefällt. Ein 14jähriges Mädchen aus guter Familie, das die Schule des Bregenzer Domini- kanerinnenklostcrs besucht, ivagte ihrer hochwürdigen Lehre rin gegenüber die Frage: „Warum dürfen wir nicht turnen, da es doch die Mädchen in der städtischen Schule tun?" Rot vor Entrüstung erwiderte die Schwester: »So? Glaubst du vielleicht, wir sind auch solche Schweine?" Der „V. VolkS- freund", der diesen Vorgang aus zuverlässiger Quelle be richtet, fügt hinzu: „Das Mädchenturnen mit seiner ethi schen und hygienischen Pflege des jungen weiblichen Kör- pers eine Schweinerei man weiß nicht, wen man mehr bedauern soll: das Weib, das sich mit solchen Grund sätzen als Erzieherin betätigt, oder die gesunden Mädchen, die solcher „Pädagogik" überantwortet werden." Wir bedauern nur die Redaktion -es „DveSdn. Anz.", dessen „Katholikenfreundlichkeit" sein Urteil so trübt, daß er dabei Räubergeschichten für möglich hält und abdruckt. Die „Voss. Zeitg." brachte die obige Notiz bereits am 10. Juli und es dauerte 14 Tage, bis auch der „Dr. Anz." sei nem Publikum diese Ente servierte, denn die ganze Go- schichte ist eine pure Erfindung. Wie die Z.-A. mitteilt, wird in der Schule des Bregenzer Dominikanerinnenklosters