Volltext Seite (XML)
Arbeitslosenversicherung n. Bon besonderem Interesse sind nun die Erfahrungen, die man mit der Einrichtung der Arbeitslosenunterstützung ! in Htrahburg im ersten Jahre ihres Bestehens (1907) ge macht hat Nach einen: vom Straßburger Beigeordneten Dominicus verfaßten Berichte stellten sämtliche Gewerk schaften und Vereine den Antrag auf Zulassung zu der städtischen Arbeitslosenversicherung. Tie Anmeldung der Arbeitslosen erfolgte auf dem städtischen Arbcitsamte unter Vorlegung des gewerkschaft lichen Mitgliedsbuches und der Arbeitslosenkarte der Ge werkschaft. Darauf erhielten sie von dem Arbeitsamts eine Kontrollkarte, die bei der täglichen Meldung vorge- -eigt roerden mußte und jedesmal abgestcmpelt wurde, so- 7ern dem Betreffenden keine Arbeit nachgewiesen werden tonnte. Daraufhin war der Gewerkschaftskassierer berech tigt, für den abgcstempelten Tag den städtischen Zuschuß auszuznblen. Außerdem füllte jeder Arbeitslose wie jeder andere Arbeitsuchende eine Personalkarte aus, die im Be litz des Arbeitsamtes verblieb und täglich gleichzeitig mit ocr Kontrollkarte abgestempelt wurde. Eine etwaige Fälschung des Stempels in letzterer wurde durch diese ..Doppelte Buchführung' unmöglich bezw. unwirksam ge macht. Die Gründe, welche die Arbeitslosen bei ihrer Meldung auf dem Arbcitsamte angeben, werden von Zeit zu Zeit mit den bei den Gewerkschaftsbeamten angebrachten Grün den verglichen. Auf diese Weise glauben die Beamten des Arbeitsamtes den wirklichen Grund der Arbeitslosigkeit re^lmäßig mit Bestimmtheit feststellen zu können. Der Bericht weist darauf hin. daß ein gut geführter städtischer Arbeitsnachweis so viele Beziehungen zu Arbeitgebern und Arbeitern habe, daß Täuschungen über den Grund der Arbeitslosigkeit bald zu seiner Kenntnis gelangen müßten. Auch die Kontrolle der bestehenden Arbeitslosigkeit durch die vorgeschriebene tägliche Meldung der Arbeitslosen auf dem Arbeitsamte hat sich nach dem Straßburger Be richte im wesentlichen als erfolgreich erwiesen. Sie wurde sogar durch die Gewerkschaftsbeamten unterstützt, die manchmal die städtischen Beamten auf Häkle hinwiesen, die ihnen verdächtig erschienen. Einzelne Fälle gelegentlicher Nebenbeschäftigung eines Arbeitslosen mögen vielleicht nicht entdeckt worden sein. Aber Fälle ständigen Erwerbes konnten — mit Ausnahme eines einzigen — sich auf die Daner ganz sicher nicht der Entdeckung entziehen. Was die Beendigung der Arbeitslosigkeit durch Zu weisung passender Arbeit betrifft, so haben sich auch in diesem Punkte keine nennenswerten Schwierigkeiten er geben. In Ucbereinstimmung mit dem Statut wurde ge lernten Arbeitern grundsätzlich Tagelohnarbeit nicht zuge wiesen. Ferner wurde kein Arbeitsloser gezwungen, eine nicht tariflich bezahlte Stelle anzunehmen. Die Lohn- und Arbeitsbedingungen auswärtiger Arbeitgeber wurden be sonders sorgfältig geprüft und daraufhin entschieden, ob oer (ledige) Arbeitslose die Stelle annehmen müsse. Auf diese Weise gelang es, bei dem vorhandenen gegenseitigen Vertrauen zwischen Arbeitsamt und Gewerkschaften die ent stehenden wenigen Zweifelsfälle zu regeln. Der Bericht kommt zu dem Schluß, daß die Haupt- bedenken, die gewöhnlich gegen eine Arbeitslosenversiche rung geltend gemacht werden: die Schwierigkeiten der .Kontrolle des Grundes, der Dauer und der Beendigung ter Arbeitslosigkeit sich im ersten Jahre des Bestehens der Straßburger Einrichtung als nicht stichhaltig erwiesen haben. Die Vorschriften der Versicherungsordnung sind von den Gewerkschaften durchaus beobachtet worden, und die Schiedsgcrichtskommission brauchte nicht ein einziges Mal zusammenzutreten. Die Straßburger Einrichtung har sich also bewährt und ihren Zweck erfüllt; aber sie kommt nur einem Teile der Arbeitslosen zugute, nur solchen, die Mitglieder von Verbänden mit Arbeitslosenunterstützung sind. Für üe ist freilich die Versicherung bezw. Geldunter stützung am notwendigsten, weil ihnen am schwersten im Falle der Arbeitslosigkeit passende Berufsarbeit zu be schaffen isr. Ten Ungelernten und Unorganisierten da gegen können die Kommunen eher durch Notstandsarbeitcn Die Glockenweihe in Seiteudorf. (Schlutz.) Unser Ort, welcher bereits 1303 in einer Marienthalcr Urkunde unter dem Namen Sibotindorff vorkommt, dessen Pfarrer ebendaselbst das erste Mal im Jahre 1333 genannt wird, wobei wir erfahren, daß er Otto von Griß- lau hieß, verdankt sein Entstehen in der jetzigen Gestalt jedenfalls der kolonisatorischen Tätigkeit der böhmischen Könige, besonders des Königs Premyfl Otokar II., der von 1263 bis 1278 regierte und in das durch beständige Kriege verwüstete Land Holländer und Vlämen berief. Doch ist es nicht ausgeschlossen, daß schon vorher hier ein bewohnter Flecken bestand. Von 1338 an geschieht in Marienthalcr und Prager Urkunden hiesiger Pfarrkirche und ihrer Pfar rer sehr oft Erwähnung Wie die Volkssage nicht ohne Grund überliefert, sollen in allerältester Zeit in unserem Dorfe noch zwei Kapellen, eine im Oberdorfe und eine im Niederdocfr. bestanden haben. Der Standpunkt der Hauptkirche jedoch dürste von allem Anfänge an der jetzige gewesen sein. Es ist mit Grund anzunehmen, daß sie e i n m a l z e r st ö r t worden ist, wie die auf dem Kirch- berge hinter der Kirchhofsmauer ausgegrabenen Scherben, die teilweise noch von Ruß geschwärzt oder unter dem Ein fluß großer Hitze gesprungen sind, auf Metallschlacken, ge schmolzenes Eisen, im Feuer gerötete und geborstene Steine, aus denen zum Teil die jetzige Kirchhofsmauer er baut ist, bezeugen. Einige charakteristische Scherben sind auf hiesiger Pfarrei aufbewahrt. 1427 nämlich zogen die Hussiten verwüstend durch Hirschfelde, Seitendorf, Marien- thal und Ostritz. Wie bekannt, hatten sie es besonders auf die Kirchen und Klöster abgesehen und es wäre sonderbar, wenn sie die weithin sichtbare Kirche Seitendorfs verschont Hilfe bieten. Eine ähnliche Einrichtung wie in Straß burg besteht in München schon seit 1906. Hier ist man sogar noch einen Schritt weiter gegangen und gewährt die Zuschüsse nicht nur den Arbeitslosen, die von gewerblichen oder kaufmännischen Berufsvereinigungen eine Unterstützung beziehen, sondern auch solchen, die im Falle von Arbeitslosigkeit auf Einlagen bei einer Spar kasse zurückgreifen können. Beide Arten der Arbeitslosenunterstützung, nament lich aber die in Straßbnrg durchgcführte, sind in Belgien schon von vielen Gemeindeverwaltungen zur Anwendung gebracht worden. Während hiermit nur eine Förderung der Selbsthilfe der Arbeiter und Angestellten bezweckt wird, ist >.ine eigentliche kommunale Arbeitslosenversiche rung mit freiwilliger Beteiligung seit einer Reihe von Jahren in Köln eingerichtet. Im letzten Geschäftsjahre 1907/08 waren bei dieser Versicherungskasse 1505 Arbeiter. 1106 gelernte und 399 ungelernte, versichert. Möge dieses rühmliche Vorgehen einiger Kommunen für die anderen, besonders die großen, ein Ansporn sein, endlich auch der Frage der Arbeitslosenversicherung in dieser oder jener Form näher zu treten. Das dürfte um so notwendiger sein, als die jüngsten Reichstagsverhandlungen über die Maßnahmen gegen die Arbeitslosigkeit wieder ge zeigt haben, daß vorderhand an eine reichsgesetzliche Rege lung leider nicht zu denken ist. Eindringlich wurde aber auch bei dieser Gelegenheit an die Gemeinden appelliert. Möge es nicht vergeblich gewesen sein. Sächsischer Landtag. II. DrrSdk», 24. Novembcr, Zweite Kammer. Vor Eintritt in die heutige Tagesordnung gab Abg. Lang Hammer (nat.-lib.) folgende Erklärung ab: Die Veröffentlichung des Rundschreibens des Bundes der Land wirte ist während der Untersuchung namentlich in der konservativen Presse fortgesetzt behandelt worden, so daß ich es für angezeigt erachte, den Tatbestand dahin festzu- stellcn: Die Abgeordneten Langhammer, Kickelhayn und Merkel erklären, daß sie die Verantwortung für die Ver öffentlichung des Rundschreibens des Bundes der Land wirte unbedingt und allein übernehmen, daß sie die natio nalliberale Fraktion aber nicht befragt haben nnd sich Wohl bewußt sind, daß ein Teil ihrer Politischen Freunde über die Zulässigkeit und Zweckmäßigkeit der Veröffent lichung anderer Meinung ist, als sie selbst. Der Abg. Schmidt hat bei der schriftlichen Anzeige an die Königliche Staatsanwaltschaft die Behauptung, daß jenes Rundschrei ben ihm aus seiner Aktenmappe abhanden gekommen sei, nicht mehr aufrecht erhalten. Das Rundschreiben hat offen, nicht gebessert und- nicht kuvertiert auf dem Schreibtische des Zimmers Nr. 92 gelegen. In der schriftlichen Anzeige hat der Abgeordnete Schmidt nicht einmal zuverlässige An gaben darüber machen können, wo er das betreffende Rund schreiben hingelegt hat. Er gibt an, daß es entweder im Fraktionszimmer der Konservativen oder im Abgeord- nctenzimmer 92 abhanden gekommen sei. Er bestreitet in einer Veröffentlichung, daß er im Zimmer 92 gearbeitet habe. Der Abgeordnete Kickelhayn hat ihn unmittelbar vor dem Funde jenes Rundschreibens im Zimmer 92 ge troffen. Es ist nicht richtig, wie Abgeordneter Schmidt behauptet, daß die Abgeordneten Kickelhayn und Lang hammer zugestanden haben, eine Handlungsweise init der Benutzung des Rundschreibens begangen zu haben, welche von anständigen Leuten als verwerflich bezeichnet wird. Die Veröffentlichung war notwendig, um das Volk über die Anschauungen des Herrn Schmidt und Genossen, betref fend die Wahlrechtsreform aufzuklärcn. Wir bestreiten weiter init Entschiedenheit, daß der Königliche Staatsan walt, welchem die Befragung der beteiligten Abgeordneten oblag, eine Kritik an unserer Handlungsweise geübt hat, wie sie vom Abgeordneten Schmidt in der Presse behaup tet worden ist. Im übrigen beziehen wir uns auf die Er klärung der nationallibcralen Fraktion. Abg. Schieck (nat.-lib.) gab hierauf namens seiner Fraktion eine Erklärung ab, in der es unter anderem heißt: Nach den einzelnen Schilderungen des Herrn Prä- hätten, da sie doch das Kloster St. Marienthal und die Kirche zu Ostritz niederbrannten. Von dieser alten Kirche stammt vielleicht noch das in der Turmhalle befindliche linksseitige Portal mit spätgotischen allegorischen Figuren. Als der 30jährige Krieg das Land verwüstete, blieb auch die Kirche von Seitendorf nicht verschont. Im Oktober 1631, „da das Ehurfürstliche läger 10 Wochen bey der Stadt Zittaw gcweßen, Vndt das Dorff sambt Kirchen, Pfahrhoff, Vndt Schulen funditus exspoliert Vndt die Lenthe Sich hin Vndt wieder Von E;ilio Soluiren müßen, Hunger Vndt kummcr Leiden Undt alß Viel böße krankheiten Vnter Ihnen er'tanden sonderlichen aber Schwulst V. Haupt wahn" (Lotcnmatrikel von Seitendorf zum Jahre 1634), wurde die Kirche arg mitgenommen und ausgeraubt, aber nicht zerstört. Da im 18. Jahrhundert die Einwohnerzahl in Seiten dorf ganz bedeutend gewachsen war, reichte der Raum der alten K'rche, welche 25 Ellen lang, 18^4 Ellen breit war, also einen Flächeninhalt von gegen 456 Ouadratellen hatte, nicht mehr aus, so daß man an einen Neubau dachte. Derselbe wurde an der Stelle der alten Kirche am 21. Mai 1795 begonnen und 1 7 96 voll endet. Darüber findet sich im hiesigen Schöppenbuche folgendes ausgezeichnet: „Seitendorf soll die rühmlichst re gierende gnädige Frau Aebtissin Maria Theresia. Gräfin von Hrsau als Lehensherrschaft und der ihr zur Seite ge wesene Propst Gottfried Wimmer unvergeßlich bleiben, durch deren Veranstaltung und Autorität dieses wichtige und heilsame Werk zu Stande gekommen Hochgedachte .Kirchenpatronin hat alle Kosten dieserhalb (das Holz aus- genommen, welches aus dem Kirchenwidmuth-Busche ge nommen wurde, übernommen und selbige aus dem be trächtlichen Kirchenvermögen in Jauernik getilget und Sei- sidenten, nach der Bestätigung durch unseren Kollege» Gontard und nach den Erklärungen in der vom verstor benen Kollegen Rühlmann hinterlassenen veröffentlichte» Schrift befand sich Abgeordneter Dr. Rühlmann am 22. Oktober 1908 in anormaler Verfassung aus Anlaß der be kannten Vorgänge. Es wird hierauf die Erklärung deS Präsidenten in der Sitzung vom 20. November erwähnt. Nach Erörterung der Fälle Rühlmann-Opitz und Lang- Hammer-Schmidt enthält die Erklärung ein Mißtrauens votum gegen die Art und Weise, wie der Präsident die Ge schäfte der Kammer führe. Präsident Dr. Mehnert erklärt, er werde sich durch dieses Misstrauensvotum nicht abhalten lassen, die Ge schäfte der Zweiten Kammer nach bestem Wissen und Ge wissen bis zum Schlüsse dieser Session zu führen, wie er cs bisher getan habe. Tie eigenartigen Umstände veran lassen ihn aber, einiges hinzuzufügen. Er habe, ohne eine Ahnung von den abgegebenen Erklärungen zu haben, für die nächste Zeit eine erweiterte Tirektionssitzung anbe- raumt, zu welcher die Vorsitzenden der Deputationen und Fraktionen berufen werden sollten. Es sollten in dieser Sitzung vertrauliche Aufklärungen über die Fälle Rühl mann und Schmidt-Langhammer abgegeben werden. Da zu habe er sich um so mehr verpflichtet gefühlt, weil ein Antrag vorlag, der eine Erörterung der Angelegenheit im Plenum forderte. Er werde diese Sitzung auch noch ab halten-, um aber nicht Unwahrheiten ohne Widersprucy hinausgehen zu lassen, möge man ihm gestatten, einige Sätze nutz einer vertraulichen Darstellung des Falles Vor zügen, die der erweiterten Präsidialsitzung unterbreitet iverden sollten. Was den Fall Rühlmann betreffe, so hätte er im Interesse seiner Familie gewünscht, daß diese Hache nicht noch einmal erörtert worden wäre. Zfill 22- Oktober habe ihm ein Diener gemeldet, daß ihn Abgeord neter Tlü Rühlmann dringend zu sprechen wünsche. Ich traf ihn, iüyrt er aus, in außergewöhnlicher Aufregung. Er erklärte mir, daß die Briefangelegenheit sofort erledigt werden müsse, da er den Zustand nicht länger ertragen könne. Er hätte, seitdem er den Brief in den Händen ge habt, keine Nacht mehr schlafen können. Er fei krank. Vor vier Jahren schon sei er wegen nervösen Leidens in einer Kaltwasserheilanstalt gewesen, er müsse sich sofort wieder dahin begeben, wenn er nicht sein Leben in Ge fahr bringen wolle. Er wolle seine Tat sühnen und sein Mandat niederlcgen, damit müsse sich Opitz zufrieden geben und dann wolle er auch seine Forderung zurücknehmen. Ich erklärte ihm, wenigstens ein Mitglied der national liberalen Fraktion zuziehen zu wollen, und nannte ihm einige Namen, er lehnte aber alle ab. Schließlich bat ich Rühlmann. in einer Stunde wiederzukommen. Nach Ab lauf dieser Zeit fand ich im Konferenzzimmer den Abge ordneten Gontard, der vorher nicht genannt und daher auch von Rühlmann nicht abgelehnt worden war. Ich hielt Gontard als Vorsitzenden des nationallibcralen Landes vereins für geeignet als Zeugen zur Verhandlung mit Nühlinann. Nicht ohne ernstliche Besorgnisse, daß sich Rühlmann ein Leid antun könne, warteten wir auf ihn. In größter Aufregung, so daß ihn Gontard halten mußte und unter Schluchzen erklärte er, daß er nicht wüßte, ww er weiter leben sollte, wenn die Sache nicht beigeleg: würde. Unter solchen Umständen wurden die Erklärun gen Nühlmanns zu Protokoll genommen. Danach schien Rühlmann wesentlich erleichtert zu sein. Gontard und ich waren in größter Besorgnis um Rühlmann und wir sagten uns, einen so aufregenden Auftritt noch nicht erlebt zu haben. Ter Abgeordnete Gontard wird diese Darstellung bestätigen können. (Abgeordneter Gontard bestätigt dies.) Präsident Dr. Mehnert (fortfahrend): Ich halte aber auch nach wie vor aufrecht, was ich über Rühlmann in dem zweiten Nachrufe gesagt habe. Ich habe die Ueberzeuguug gewonnen, daß Rühlmann schwer krank war und daß man ihm seine Handlungen nicht anrechnen konnte, wie einem Gesunden. Zu der anderen Sache Schmidt-Langhammer behalte ich mir meine Erklärungen vor. Sodann wird in die Erledigung der Tagesordnung cingetreten Zur Schlußberatung stand heute der schriftliche Bericht der Finanzdeputation ^ über die zum Kapitel Straßen- tendorf resp. Dornhennersdorf hat mir alle Fuhren und Handdienste) die jedoch aber auch nicht gering zu schätzen seyn) unentgeltlich gethan und verrichtet. Mit dankbaren Herzen sollen unsere Kinder und Nachkommen diese unver diente Gnade und Gutthat erkennen und preisen." Die neue Kirche, welche jetzt noch steht, ist 40 Meter — 70 Ellen lang und 18 Meter — 3 1 Vs Ellen breit. Der Turm von 1571 resp. 1760 hat eine Höhe von 42 Meter. Die erste Notiz, die darauf schließen läßt, daß unsere Kirche Glocken besaß, stammt aus dem Jahre 1 423, also aus der Zeit vor der wahrscheinlichen Zerstörung der Kirche durch die Hussiten. Damals fand nämlich vor dein Prager Konsistorium in Zittau (wegen der hussitischen Un ruhen in Prag war dasselbe hierher übersiedelt) eine Ver handlung zwischen dem .Campanator" „Glöckner de Seytcndorff", Franczko mit Namen, und dem dortigen Pfarrer Nikolaus statt, weil ersterer dem letzteren nicht folgen wollte. (Dackra. ^onckni aeta. liondüutore prark4, cnrt. Vll Nr. 92.) War damals also ein Campanator, Glöckner, in Seitendorf angestellt, so waren gewiß auch Glocken da. Eine weitere Erwähnung hiesiger Kirchenglocken fin- det sich in den hiesigen Kirchenrechnungen vom Jahre 1591, wo für alle Glocken neue Stränge angeschafft werden. Aus der Zeit vor dem 30jährigen Kriege ist eine hiesige Kir chenglocke bekannt, nämlich die im Jahre 1609 gegossene Mittelglocke, welche 872 Pfund wog, und die am 19. April 1816, weil sie gesprungen war, behufs Umguß herabge- nonimen wurde. Es ist die nunmehr eingeschmolzene Mi ttclg locke, welche nach ihrem Umguß von 1816 9H Zentner wog. Sie war von Hochw. Herrn Dr. thcol. Laurentius Schloegl, Stiftspropst im , >r , >