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^ 03. Mittwoch den «4. April L»«7. v. Jk»yrfto«s» Zachstsche Volksrntum DUMZDNZZM I Unabhängiges TageblattsnrWahrheit, Recht«.FreiheitI U Für die Monate Mai und Juni abonniert man auf die „Sächsische Bolkszeituug" mit der täglichen Roman- betlage sowie der wöchentlich erscheinenden Beilage „Feierabend" zum Preise von 1.3« Alk. (ohne Kejkögelb) durch den Boten ins Haus 1.4« AK. Der Kampf um die Jugend! Vor einem Jahre ungefähr lenkte die Gründung so- zwldemokratischer Jugendvereinigungen in Berlin („Verein der Lehrlinge und jugendlicher Arbeiter Berlins und Um gegend"). in Halle und anderen Städten Norddeutschlands, sowie in verschiedenen Städten Süddeutschlands die Auf merksamkeit weiterer Kreise auf sich. Von erfahrener Seite rourde dabei zugleich der Befürchtung Ausdruck gegeben, daß es vielleicht nicht lange mehr dauern werde, bis über ganz Deutschland ein Netz von sozialdemokratischen Jugend- vereinen gespannt sein wiirde. Der Schwarzseher hat Recht bekommen. Mittlerweile ixit nämlich in der Tat die sozialdemokratische Jugendorga nisation überall in Teutschlmrd große Fortschritte gemacht. Aus den Mitteilungen, die der evangelische Pfarrer Paul Le Seur vor eiuigen Tagen in dem Berliner christlich-so zialen Zeitungsorgan „Das Reich" (Nr. 154) über seine Erfahrungen im Verkehr mit Mitgliedern sozialdemokrati- 'cher Jugendorganisationen veröffentlichte, ersieht man, daß in Berlin zum Beispiel die Stadt und die Vororte mit eurem dichten Netz von sozialdemokratischen Jünglingsver- stncu überzogen ist, die energisch und zielbewußt an der -Heranziehung eines prinzipienfesten und überzeugungs- rreuen sozialdemokratischen Nachwuchses arbeiten. Nach seinen Worten war der Eindruck, den Le Seur von den jungen Leuten aus deren Auftreten gewann, im allgemeinen nicht ungünstig. Freilich ist auch deutlich zu ersehen, daß bei manchen der jungen Leute der ihnen ein geimpfte Religionshaß bis zum wilden Fanatismus ausge- artet ist. Von größter Bedeutung aber ist es. was Pfarrei- Le Seur über das große Interesse erzählt, das die jungen Leute bezüglich Fragen der Religion und Weltanschauung verrieten. Sie traten unaufgefordert an ihn heran und wünschten eine Diskussion mit ihm in diesen Fragen, be- 'achten dann längere Zeit die Diskussionsabende des von Le Seur geleiteten evangelischen Jünglingsvereins und ver traten dort mit Eifer, Ernst und Geschick ihre Ideen. Das ist destvegen von großer Bedeutung, weil, wo man noch das Bedürfnis hat, zu diskutieren, sich mit dem Stand- vunkt airderer anseinanderzusetzen, da noch lange nicht alles verloren, sondern bei entsprechendein Vorgehen noch viel zu retten ist: andererseits, weil darauf von neuem wieder her vorgeht, wie unerläßlich cs heute ist. unsere Jugend in Weltanschanungsfragen eingehend nnd tüchtig zu schulen, raunt sic den Gegnern und ihren Vorbringnngen und An griffen nicht schutzlos preisgegeben sind. Le Seur schließt, indem er znsammenfassend hervorhebt: „Das Neue der Lage ist dies: In der Jugendarbeit geht uns jetzt im Gegensätze zu früher organisierter Unglaube gegenüber. Das ist eine Tatsache von un geheurer Bedeutung- Man sclMt sich drüben ein gut ge drilltes Heer, man schult die Jünglinge mit zielbewusster Tatkraft und großer Klugheit, um einmal die Männer zu haben. Ich kann nur dringend raten: wir wollen diesen »Gegner ernst nehmen. Wo immer unsere Jünglingsvereine mit ihnen in Berührung kommen, »vollen wir uns unserer äußerst ernsten Verantwortung bewußt sein. Evangelische Wcitherzststeit, heilige Liebe, die den Gegner zu verstehen lucht, die gern anerkennt, was anerkannt werden darf, die den Idealismus auch in fremdester Form zu würdigen weiß, nnd auf der anderen Seite klares, unzweideutiges Bekennt nis sollen unsere Waffen in diesem Kampfe sein. Wieder und wieder klang es durch der Gegner Reden hindurch, daß sie durch die Untüchtigkeit der C h r i st e n am Christentum irre geworden sind. Mögen viele das nur uachschwatzen. bei vielen ist es bitterer Ernst. Anderer seits müssen nur unsere jungen Männer mit ganz anderer Energie, als cs bisher meist zu geschehen Pflegt, zur Er- kentttuis ihrer Aufgabe, ihrer Verantwortung zu bringen suchen. Wir dürfen es dabei weder an evangelischer Weite, noch, an evangelischer Tiefe fehlen lassen. Junge Männer lassen sich für ein großes Ziel eher begeistern, wie für Halb- lunt. Ganz für den Herrn im Dienste der Menschheit, des Volkes!" Das gilt nicht nur für die evangelischen Jugendvercine. sondern auch auf katholischer Seite wird man gut tun, diese Bewegung und ihre Erscheinungen ständig nicht bloß auf- nrerksamst im Auge zu behalten, sondern auch in prakti scher Arbeit sich e n t s P rech e n d e i n zu r ich te n. Vor allen Dingen sollen die Führer unserer Jünglings vereine — und dazu rechnen wir auch die Gesellenvereine — daraus lernen, die modernen Aufgaben dieser Institutionen scharf ins Auge zu fassen und zielbewußt zu verfolgen. Die Jünglinge sind in der Diaspora den größten Gefahren aus- gesetzt. Sie kommen mit ungläubigen Genossen zusammen und müssen von diesen so manche verfängliche Anfrage, man chen Einwand und manche Aburteilung über Religion und Kirche hinnehmen. Wehe dem Jüngling, der aus Unwissen heit schlveigen muß und seine heilige Sache nicht vertreten kann. Es fällt die Niederlage nur der Person zur Last, wenn sie keinem Verein ongegliedert ist. Ist der Jüngling aber angegliedert, so trifft die Schande auch den Jünglings- oder Gesellcnverein, weil es dessen Aufgabe ist, den jungen Mann mit den modernen Waffen zur Bekämpfung des Un glaubens auszurüsten. Die mangelhafte Aufklärung wird vom Gegner als Schlväche der Sache selbst ausgelegt, als Unfähigkeit, die kirchlickien Positionen zu verteidigen. Unsere Jünglingsvereine sind nicht bloß dazu da, um mit Gleick>gesinnt.'n zu plaudern und sich gegenseitig dnrch das gute Beispiel zn stützen, sondern auch, um aufzuklären über sozialpolitische Fragen, über apologetische uird religiöse Themata. Wir können mit Genugtuung feststellen, daß die gegemvärtigen Präsides der Dresdner katholischen Jüng- lingsvereine hierin erfreuliche Resultate erzielen und keine Arbeit schenen, um die Mitglieder mit einem nötigen Wissensschatz und Arsenal moderner Verteidigungswaffen auszuriisten. Es sind obige Anregungen vollkommen ten denzlos im Interesse der Sache niedergeschrieben, weil es mitunter scheint, daß die Aufgaben der Jünglingsvereine verkannt, lind sie lediglich für einen Gebets- oder Unterhal tungsverein betrachtet werden. Das aber wäre im Inter esse der Sache schwer zu bedauern. Denrssrher Aei<vsta« Ter Reichstag setzte am Montag die Beratung des Etats des Reichsjustizamtes fort. Der Zentrumsabgeord- nete Göhring hielt eine sehr wirksame Rede über die Hand werkerforderungen, die Sicherung der Bauforderungen, Re gelung der Gefäugnisarbeit und Schonung des Handwerkes. Ter Freisinnige Müller-Meiningen griff den Staatssekretär des Neicbsjnstizamtes scharf an, weil er nicht rasch genug au den großeil Reichsjustizreforiuen arbeite. Staatssekretär Nieberding verteidigte sich sehr glücklich gegen diesen über- stürzten Angriff. Die Resolutionen des Zentrums zum Neichsjustizamt wurde allesamt angenommen. k. Berlin. 84. Sitzuna vnm 22. Avr,l IUN7. Die Beratung des Etats des ReichSjustizaints ivird fortgesetzt, nachdem einige kleinere Vorlagen genehmigt winden. Abg. Graes (Wirlsch Ver.) polemisiert gegen den Abg. Heine. Redner ist gegen das Recht der Abgeordneten zur Zeugnis- vcrwcigcrnng Die Richter in den Kolonien sollen ebenso un abhängig sein, wie bei uns. Slaalssckrctär Dr. Nieberding: Tic Konkurrenzklausel isi im Handelsgesetzbuch erst neu festgesetzt werden, lieber den Zwangevergleich außerhalb des Konkurses haben wir bereits eine Denkschrift ausgearbeitel: aber er kann leicht ein Danaergeschenk für den Kaufmannsstand werden. Viele Handelskammern liehen auch aus diesem Standpunkt. Abg. Bru h u (Anlis.): Wir haben sehr erhebliche Bedenken gegen den Zwangsverglcich. Der Zcngniszwang gegen die Presse mutz beseitigt werden; denn es gilt als unfair, wenn ein Redakteur seinen Gewähre-mann nennt. Er ist ja haftbar für seine Artikel. Der Abgeordnete mutz daS Recht der Zengnisocrweigcrung haben. In das Lied vom „braven Mann"., den Rechtsanwalt, stimme ich nicht ein. Die Anwaltsgebühren sind ?u hoch und können nicht »och erhöht werden. Man vergleiche doch die Bezüge der Rechts anwälte mit denen der Richter: letztere haben viel geringe-e Ein nahmen. Maii könnte viele Fälle anführen, wo der Anwalt die Notlage des Rechtssuchenden geradezu ausnutzl: (Rufe: Oho!) Die Gebühren an den Oberlandesgericbten sind sehr hoch. Heute ist unser Prozeßverfahren zu teuer. Die Frage der Handwciker- aerichie in noch nicht geklärt. Wie steht es mit der Reform des Wechselvrotestverfahrens? Eme nähere Regelung der Gesängnis- arbeit ist geboten. Staatssekretär Tr. Nieberding: Fm nächsten Fahre wird der Gesetzentwurf über die Reform des Wechselprotestes vor gelegt werden. (Beifall) Abg. Göhring (Zentr.) tadelt die verschiedenartige Aus legung des tj 112 des B. G.-B. belr. Genehmigung des Vor- mundschaftsgerich'.s für Minderjährige zur Krrichlung selbständigen Gewerbebetriebes. Die Sicherung der Baufordcrungen erstrebt das Zentri m schon seit Jahren. Der letzte Entwurf war eine Art Ausnahmegesetz. Die Sicherstellung mutz für alle Bauten in ollen Gegenden gefordert werden, auch für Umbauten und für Landgemeinden. " Der Handwerker will sein Geld auch auf dem Lande nicht verlieren Redner macht eine Reihe detaillierter Vor schläge für den neuen Entwurf. Die Gefangenen kol'ten mehr zu Meliorationen verwendet weiden; ferner sollten sie Erportariikel Herstellen, damit dem Handwerker keine Konkurrenz entsteht. Der Freisinn sollte mehr Fnteresse für das Handwerk zeigen: aber nicht mit soviel „Wenn" und „Aber". (Beifall.) Abg. Held (Nat!.): Die Erhöhung der Kompetenz der Amtsgerichte isi mir nicht smnpaihisch; kleine Landgerichte haben sonst keine Ersten.; mehr. Der Anwaltsland leidet auch hierunter. Redner fordert Blenderung des § 833 des B. G -B. Der Ver gleich mir dem Automobil ist nicht angängig. Das Automobil wird von Menschen gelenkt, das Tier nicht. (Stürmische Heiter keit.) Hoffentlich ivird das Gesetz bald vorgclegt werden. Staatssekretär Dr. Nieberdiug: Das Gesetz kann jetzt nicht eingebracht werden, ein Initiativantrag l egt vor. Dieser soll beraten werden, dann stimmt der Bimdcerat wohl zu. Aba. Dr. M ü l l e r - Meiningen (Freis. Volksp.) ist mit der Arbeit des Neichsjustizamte« unzufrieden, «S fehlt an großzügiger Initiative. Ist der Staatssekretär denn ganz weltfremd? Kennt er nicht die neue politische Situation? Wo bleibt die Jui'tizrewrm, die der Reichskanzler zusagte? Der Reichskanzler muß iv hl be m Reichsjustizamt seinen Hebel eir.sctzen. NamenS drr drei frei sinnigen Parteien habe ich zu verlangen und zu kordern, daß dt- Justizreform in ein rascheres Tempo kommt. Sine Mekpbcit ist für viele Fragen vorhanden. Auf die schleunigste Einlösung des ReichSkanzlerversvrechenS müssen wir dringen. Den Antrag, betr. Haftpflicht der Tierhckter, lehnen wir ab. Redner verteidigt den Richterstand gegen die Angriffe deS Abg. Heine. e»«t» werden die »«»Walt. PetttzeU» od. deren Raum mit »84. -.^..amen mt» 804 die .geile berechn ,de. «.ederk,. bedeut. RFE- «uchdrnckerrt, Redaktion »nd Geschäftsstelle > DeeSde», Ein bayrischer RegierungS k ommissar bemerkt. t>aK er am Sonnabend nicht geantwortet habe, weil er kein Akte"- material hier gehabt habe, »r spreche aber nur auf Grund von zuverlässigem Material und nicht nach unkontrollierbaren Zeitungs- notizen. (Beifall) ^ ^ Staatssekretär Dr. Nieberding: Wenn Dr. Müller- Meiningen gegen mich vorgeht, spiicht er sehr scharf: gegen Heine hat er dt- sanftesten Töne, ich beklage mich nicht über diese unter schiedliche Behandlung. (Sehr gut und Heiterkeit) Der Staats- sekietär gehl nun auf einzelne Fälle ein. die Abg. Dr. Heine vor brachte. DaS Recht der Zeugnisse, Weigerung der Abgeordneten soll sich auf «rt. 30 der Reichsvcrfassung stützen, er stützt sich aas die Reichsverfassung von 1848. Der freiheittiche Reichstag von 1848 habe die Bestimmung geschaffen; in jenem Jahr lehnten zwei Abgeordnete es ab. Zeugnis abzuiegen. Die Sache kam vor den Re.chstag. der einen Ausschuß mit der Prüfung der Frage betraute. Diestr Ausschuß beschloß, daß die Abgeordneten ZeugmS ablegen müßten. Das Plenum deS Reichstages schloß sich dem an. Der Abgeordnete muß'e also Zeugnis oblegen. Diesen Vorfall bat man vielfach vergessen. Eine endgültige Stellungnahme zu der Resolution habe der BundeSrat nicht eingenommen. Man hat nrö in diesen Togen viel gelobt; da ist es recht, daß auch ein Tadel kommt. (Heiterkeit) Aber recht hat der Abg. Dr. Müller-Mennngen nicht. Große Reformen können nicht urplötzlich gemacht werden. In den letzten Jahren haben wir viele große Gesetze Vorgel gt Wir bringen folgende Gesetze ein: VersicherungSgesetz, Wechjeiprotest, Strafprozeßordnung usw. Abg Frank (Soz) wirft Dr. Müller-Mciningen vor, daß zwei Seelen in seiner Brust wohnen, die eine ziehe ihrr^nach links, die andere zum Block in undestrmmier Richtung. Der Schutzmann spiele in de: Justiz eine große Rolle und entscheide lehr o't. Nach persönlichen Bemerkungen der Abgg. Heine. Müller- Meiningen. Badner und Gräfe wird rie Äeitcrberatung auf morgen 2 Uhr vertagt. Politische Nundschrn» Dresden, den 23 April 1S07 — Auf eine 55jährige RegierungStäligkeit kann heute Großherzog Friedrich von Baden zurückblickeii. als er nach dem Ableben seines Vaters zunächst als Piinzregent die Regierung übernahm. Eine 55jährige Regiernngsiätigkeit wahrlich ein seltenes Ereignis. Vor 5 Jahren herrschte aus Anlaß des 50jährigen Jubiläums großer Jubel in ganz ! Baden und auch Kaiser Wilhelm erschien zu diesem Ehren- ! tage seines hohen Onkels. Seine Landeskinder spendeten ! damals eine Jnbiläumsgabe von 450 000 Mark. Und auch jetzt he rjcht in ganz Baden, wie in allen deutschen Gau'N Jubel darüber, daß es Großherzog Friedrich noch imnur vergönnt ist, in völliger Gesundheit und Rüstigkeit die Regierung zn leiten. Morgen kann Grrßhe^og Friedlich auf 55 lange Jahre zuruckbucken mit dem beglückenden Gefühle, daß diese 55 Jahre reich gesegnete gewesen sind sowohl in politischer als wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht für sein Land. Diese 55 Negierungsjalne haben das Köstlichste eingebracht, dessen eilt Herrscher sich rühmen kann: Die treue Liebe nno Vereh'ung feines eigenen Volkes. - Die Erklärung, die der Finanzminister Freiherr von Rhciilbabtn am Donnerstag im preußischen Abgeordneten- hanse zn Beginn der Sitzung über die neuen Anleihen des Reiches nnd Preußens gemacht hat, verdienen Beachtung. Zunächst wurde durch sie offiziell die Meldung des halbamt lich Wolffschen TelegraphenbureauS vom Mittwoch bestätigt, daß der Anleihebedarf des Reiches nnd Preußens durch Aus gabe von je 200 Millionen Mark Cck)atzanpieisungen gedeckt werden soll, die mit vier Prozent verzinslich und im Jahre 1!>12 .-»I pni-i znrückzablbar sind, nährend sie zimr Kurse voll 9!) Prozent aufgelegt werden. Inzwischen ist ja nun auch die Ausschreibung erfolgt. Die Ausgabe von lang fristigen Schatzanweisiingen zum Zudecke der Deckung eines dauernden Bedarfes des Reiches nnd Preußens ist unge wöhnlich nnd bisher mir selten vorgekommen. Zur Be streitung eines vorübergehenden GeldbediirfnisseS werden bekanntlich seit langein zeitweilig Sck)atzanlveisnngen aus- gegeben, deren Umlanfszeit aber stets nur sehr knrj be inessen ist. Schatzanweisiingen mit fünfjähriger Umlaufs- zeit sind im Reiche unier snnfprozcntiger Verzinsung zuerst im Dezember 1870 und im Januar 1871 zur Deckung voll Kriegst'osteii ansgegeben lrwrden nnd bald darauf Wieder aus den Mitteln der französischen KriegSentscl>ädigii»g ein- gelöst worden: die Negierung hatte sich damals eine sechS- monatliche Kündigung auch vor der Anslansszeit vorbelxrl- ten. Dann ist im Jahre 1900 jene bekannte amerikanische Anleihe in der Form der Begebung bon Sckiatzanlveisiingen ausgenommen worden, die in den Jahren 1904 und 1905 fällig lmirden. Es handelte sich damals nm eine Summe von 80 Millionen Mart und der Vorgang erregte nicht gerin ges Anssehen, zumal da die Regierung sich veranlaßt sah, einen ansländischen Markt in Anspruch zn nehmen. Dies mal bat man allerdings darauf verzichtet, sich an das Aus land zn wenden. Immerhin aber ist auch so die Ausgabe von Schatzanweisiingen, die nach fünf Jahren fällig smo. n-cht ungewöhnlich. Daß bei der gegeiinxirtigen Lage des Geldmarktes der von der Negierung beschrittene Weg der sicherste ist. wird sich wohl kaum bestreiten lassen. Es scheint richtig zn sein, was der Finanzininister aussührte, daß die Aiifnabw-e einer vierprozentigen Anleihe ans zehn Jahre Kündigung, oder die Ausnahme einer solchen, die nach Ab lauf von zehn Jahreil allmählich von 4 ans Prozent heiabsinkt, den Kursstand der nnd Oprozentigen Kon- sols und daneben auch denjenigen der kommunalen nnd landsch-astlichen Papiere herabgedrnckt hätte. Außerdem würde die Mahl des pierprozentigen Typus als ein Zeichen wirtsckxistlicher Schnxiche angesehen worden sein. So sei nichts anderes übrig geblieben, als die erforderlichen 400 Millionen vermittelst der Ausgaben voll vier-prozentigen