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SWsche DolksMmg Erscheint vorläufig Dienstags und Freitags abends mit dem Datum des folgenden Tages. Bezugspreis: Vierteljährlich 1 Mark (ohne Bestellgeld). Post-Bestellnummer 6595a. bei außerdeutschen Postanstalten laut Zeitungs-Preisliste. Kinzekrrurnrner 10 Wfg. Unabhängiges Organ für Wayryeil, Kreil-eil und Recht, steaakiion und geschäfirstelle: Dresden. Zchisssrtrasse zr. Inserate werden die 6 gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pfg. berechnet, bei mindestens 9maliger Wiederholung Rabatt. Bestellungen' hierfür nehmen an: Buchdruckerei von Akbin Hiache, Ziegclstraße 13, Fernsprecher Nr. 3702, sowie die Heschästsstellc Schl ßllrahe 32. Rr. IS. Mach dem Besuche des Königs von Italien. König Viktor Emanuel fiat Deutschland wieder ver lassen und ist in seine italienische Heimat zurückgekchrt. Einige küfile Vorsicht ist stets geboten bei der Beurteilung von Monarchenznsammenkünftcn und der Reden und Trinksprüche, die dabei gehalten werden. Aber hier in diesem Falle muß man sagen, das; der Empfang, der dem italienischen König in Potsdam und Berlin bereitet worden ist. an freundschaft licher Liebenswürdigkeit über das hergebrachte Mas; dessen hinausging, das un allgemeinen und unter gewöhnlichen Umständen fremden Herrschern gewidmet wird. Ebenso ist sest- zustellcn, daß auch die Trinksprüche bei dem großen Prunkmahle durch die Wärme ihrer Tonart vor anderen Trinksprüchen unter ähnlichen Verhältnissen sich auszeichneten. Kaiser Wilhelm sprach dabei von seiner „tiefsten Herzensüberzeugung", der sein Willkommengruß für den König von Italien entspringe, und dieser wies in seiner italienischen Erwiderung aus die „brüderliche Vertraulichkeit" hiu, die schon die beiderseitigen Väter mit einander verband und auf die „herzliche Zuneigung" zwischen den Großvätern. Auf jeden Fall ist dieser Hinweis auf die vorausgegangenen Geschlechter insofern wichtig, als damit König Viktor Emanuel den Zusammenschluß von Deutschland nnd Italien im Dreibunde als etwas bezeichnete, das bereits durch Herkommen und Überlieferung bedingt wird und damit als etwas Selbstverständliches in die Politik der beiden Reiche hineingehört. Weiter sagte der Kaiser: „Willkommen seien Ew. Majestät uns, als der treue Bundesgenosse nach Wiedererncucrung der uns untereinander und mit unserem erhabenen Freunde, Sr. Majestät dem Kaiser und König Franz Joseph, verknüpfen den Bündnisses, welches in alter Kraft fortbcstcht und m das Sein unserer Völker sich fest cinaelebt hat, nachdem cs Jahrzehnte hindurch Europa den Frieden gesichert hat und. so Gott will, nun für lange sichern wird." In der Erwiderung ge dachte König Viktor Emanuel ebenfalls des Dreibundes und sagte, daß beide Völker auf den Bahnen der Zivilisation fortschreiten würden, gesichert durch den Dreibund, worin die allgemeine An schauung das Sinnbild und den Schutz des Friedens erkenne. Daß beide Monarchen des Dreibundes gedachten als eines Friedcnshortes, ist eine erfreuliche Wiederholung bereits be kannter und als wertvoll anerkannter Auffassungen. Wohl bedarf es aber einer besonderen Erwähnung, das; Kaiser Wilhelm in seinem Trinkspruche ausdrücklich „das Fortbestehen des Dreibundes in alter Kraft" feststellte. Diese Erwähnung ist nötig un Gegensätze zu den noch immer und immer wieder ausgekramten Behauptungen einzelner Organe, daß von einem Fortbestehen des Dreibundes in seinem vollen Werte und in vollkommen unverändertem Wesen nicht die Rede sein könne. Diese starke Betonung in dem Munde des deutschen Kaisers wird hoffentlich auch die letzten Zweifel nachhaltig zerstreut haben, in Verbindung mit den Auszeichnungen, die die Monarchen den beiderseitigen leitenden Staatsmännern zuteil werden ließen. Die vom König Viktor Emanuel selbst voll zogene Überreichung des Annunciatensordens an den Reichs kanzler Grafen Bülow bedeutet, aus der Sprache der Höfe und der Diplomaten in die Sprache des Volkes übersetzt, eine ganz besondere Anerkennung des italienischen Königs für den leitenden deutschen Staatsmann. Mittwoch, den 3. September 1902. Ganz entsprechend diesen äußeren und fiochosfiziellcn Kund gebungen war der persönliche Verkehr zwischen den beiden Monarchen während der Anwesenheit des Königs von Italien ein außerordentlich freundschaftlicher, vertraulicher und un gezwungener. Für die Freunde des Dreibundes ist es jeden falls ein angenehmes Bild, die beiden Herrscher in gemein samer Spazierfahrt ganz allein in einem von dem Kaiser selbst gelenkten Dogcart die anmutigen Gelände an der Havel bei Potsdam durchstreifen zu sehen. Ein persönlicher Verkehr in dieser Form geht sicherlich über die an Höfen hergebrachte Höflichkeit hinaus. Wann die Gegenbesuche des Kaisers Wilhelm und des Zaren in Rom abgcstattet werden, ist noch nicht bestimmt. Es wurde zwar gemeldet, Kaiser Wilhelm habe bereits seinen Gegenbesuch in Nom für die Enthüllung des von ihm der Stadt Rom geschenkten Goethe-Denkmals angesagt. Neuer dings ist indessen mitgeteilt worden, daß die Ausführung dieser Absicht noch nicht vollkommen fcststehe. Sollte aber wirklich der Gegenbesuch, wie zuerst angenommen, bereits im nächsten Monat November stattfinden, dann würde das eben falls eine sehr bemerkenswerte Ausnahme von der sonst be obachteten Regel bedeuten, Fürstenbesuchc nicht so schnell, sondern erst in würdevoll abgemessenen Zeiträumen zu erwidern. Die Wiener „Neue Freie Presse" schrieb in diesen Tagen nicht unrichtig, daß ein Trinksprnch von solchem Schwünge der Begeisterung, wie er vom Kaiser Wilhelm seinem Gaste zum Willkommen geboten werde, kaum jemals sonst bei einem zeremoniellen Hoffestc vernommen worden sei. Und cs ist eine hübsche Ergänzung zu diesen Festlichkeiten am deutschen Kaiserhofe, daß gleichzeitig römische Volksmasseu in einem öffentlichen Garten von der Musik die italienische nnd die deutsche Nationalhymne verlangten. Möge es immer so bleiben! Aber trotz all den offiziellen Intimitäten kann das deutsche Volk dem italienischen Könige nicht die gleiche sympathische Empfindung, wie vor einem Jahrzehnt cntgegcnbringen. Man hat in den Volkskreisen das Gefühl, der König von Italien hätte sich als Mitglied des Dreibundes doch eher nach Berlin als nach Petersburg zum Besuch begeben müssen. Auch in jener Presse, die auf die Bnndesanhänglichkeit Italiens große Stücke hält, wurde nicht vergessen, daß der begleitende Minister des Auswärtigen. Herr Princtti, in seiner Ministerschast weit mehr die Freundschaft mit Frankreich als mit Deutsch land empfahl. Wenn zwischen Italien und Frankreich neuer dings ein völliger Umschwung der Beziehungen cingetreten ist, so nannte das Graf Bülow im Januar eine „Extratour". Sehr bemerkt wurde die kühle Zurückhaltung Österreichs anläß lich des Königsbesuches in Berlin. Nachdem aber die feind lichen Pläne Italiens in der Orientpolitik immer deutlicher sichtbar werden, so darf diese Kühle nicht überraschen. Die italienische Königsrcise umgeht den Wiener Hof. trotz des engen vicljührigen Friedensbündnisscs. Nicht der Vatikan ist cs, der etiva die zwischen Österreich-Ungarn und Italien ge zogenen Bündnisfäden lockert: das besorgen Savoyens irre- dcntistische Radikale, die nicht bloß Trient. Triest und die dalmatinische Küste als „irrcdent", als uncrlöst betrachten, sondern auch am Balkan durch allmähliche „Annektierung" Albaniens eine nicht nur autiöstcrrcichische, sondern überhaupt höchst friedcnstvreude Politik treiben. 1. Jahrgimg. Man soll die Dreibnndpolitik möglichst fördern, aber man darf nie vergessen, daß Deutschland und Italien ihre Gleichartigkeit der nationalstaatlichen Entwicklung anderen Ursachen verdankt. Der König von Italien kann sich keines wegs in dem Grade der konstitutionellen Zelbstherrlichkeit rühmen, womit das deutsche Volk seinen Kaiser ans freien Stücken umgibt. Die Revolution ist nie so freigebig, wie ein siegreicher Volksstamm, der den Erbfeind Deutschlands zu Paaren getrieben hat. Daher ist auch die Verläßlichkeit auf die Treue des italienischen Königs noch lange nicht eine Garantie für den endlichen Sieg über die hinter den Koniissen besonders gegen Österreich arbeitenden drcibnndfeindlichen Elemente in Italien. Das Kartell der Ordnungsparteien und das Zentrum. Die ..Sachs, nat.-lib. Korresp." beschäftigt sich abermals mit der Stellungnahme unseres Blattes zu dem geplanten Kartell und behauptet, wir hätten uns in der „Erwartung, von den großen Ordnungsparteien in Sachsen als das goldene Kalb umtanzt zu werden, gründlich getäuscht gesehen". Auch sei sie in der Lage, autoritativ zu erklären, „daß bei den bisherigen Besprechungen innerhalb der Parteien, die für das Zustandekommen eines Wahlkartells gegen die Sozialdemokraten eintreten, auch nicht mit einem einzigen Gedanken die Mitwirkung des Zentrums berührt worden sei". Mit Verlaub, wo haben wir denn in unserem Blatte die Erwartung ausgesprochen, daß die Ordnungs- Parteien sich hcrablassen werden, auf die katholische Wählerschaft zu reflektieren? Das Blatt hat wirklich ein kurzes Gedächtnis. Es möge sich nur erinnern, daß es seinerzeit selbst diese Erwartung ausgesprochen hatte, dem Gedanken eines Schutz- und Trutz- bündnisscs gegen die Sozialdemokraten würde die „Sächsische Volkszeitung" freudig zustimmcn. Wir taten das aber nicht, sondern nannten „diese Erwartung in der Tat sehr naiv". Das Blatt meinte damals weiter, daß die „Ordnungsparteien" falls sie „die Unterstützung der Zentrumswähler missen sollten", „getrost auf diese wenigen freisinnigen ultramontanen Stimmen verzichten können". Hierauf stellte der „Dresdner Anzeiger" fest, daß die „Sächsische Volkszeitung" die Erwartung eines solchen An schlusses als naiv bezeichnet habe und drückte sein „Bedauern" aus, wenn es tatsächlich zur Aufstellung eigener Zentrumskandi daten (Zählkandidatcn) bei den nächsten ReichStagswahlcn in Sachsen käme. „Eine ganze Reihe" — fährt das Blatt fort — „der zahlreichen sozialdemokratischen Abgeordneten, welche Sachsen in den Reichstag gesandt hat, verdankt ihr Mandat der Zer splitterung der Ordnungsparteien. Werden diesen unter der durch keinerlei Tatsachen begründeten Wahlparole „Vergeltung für die Bedrückung der katholischen Kirche in Sachsen!" die katholischen Wähler, die bisher zum größten Teil mit ihnen gegangen sind, abwendig gemacht, so ist es unausbleiblich, daß die nächsten Wahlen das sächsische Kontingent im Reichstage abermals vermehren." Aus dieser Blättcrstimme ist ersichtlich, daß nicht unser Blatt die Erwartung ausgesprochen hat, die Ordnungsparteien wünschen den Anschluß der Zentrumswähler zugunsten des Kartells, wie die „Nat.-lib. Korresp." behauptet. Was bei den bisherigen Verhandlungen der konservativen und liberalen Partei besprochen wurde, wissen wir nicht und interessiert uns schließlich nicht besonders. Daß man die katho lischen Wähler nicht in das Kalkül einbezogen hat, glauben wir der „Nat.-lib. Korresp." aufs Wort. Schon aus „Rücksicht auf den nationallibcralen Standpunkt" könne es, wie sie schreibt, Sermorita Dolores. Roman von H. Schreibershosen. (18. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Alwine schüttelte den Kopf. „Mama, du denkst nur an die sichtbare, mit Händen zu greifende Not, die mit eingefallenen Wangen und in zerlumpten Kleidern einhergcht. Ich meine, ich kenne noch schlimmere Not... die der Seele .. ." Überrascht sah Waldegg auf. „Was weißt du von Not, mein Kind?" „Du, Not!" rief ihre Mutter aus, indes; Kersock hastig das Buch zuschlug und aufblickte. „Nein, ich kenne keine wirkliche Not, ihr habt recht," erividerte Alwine, und ein sonderbares Licht leuchtete in ihren Augen. „Scheint es dir aber nicht denkbar, daß Eva unser bedürfen könnte? Die Vergangenheit verpflichtete uns denn doch ..." Frau von Waldegg streckte abwehrend die Hände aus. „Ich erkenne durchaus keine Verpflichtungen an." Nuu vermochte Kersock eine Bemerkung doch nicht zu unter drücken. „Liegt auch keine juristische Verpflichtung vor, so läßt sich die moralische nicht wegleugnen," sagte er ziemlich scharf. „Alwine denkt darin groß und treu..." Mit rascher Bewegung kniete Alwine vor ihrer Mutter nieder. „Mamachen, käme Eva jetzt hier herein, du wärest sofort bereit, sie als Pflegekind zu umarmen. Wer war denn immer schwächer gegen sie, als gegen das eigene Kind und stellte sie nur stets als Muster hin? Wer weinte so bitterlich, als sie nicht wiederkam? Nein, nein, dein gutes Herz ginge ja doch sogleich mit dir durch." „Wir kennen dich besser, als du dich selbst kennst, liebe Helene," setzte Herr von Waldegg hinzu und fragte Alfred dann nach anderen Dingen. Er verhütete jede Wiederaufnahme des Gc- sprächsgegenstandes. Alwinens außergewöhnliche Erregung machte ihn etwas besorgt; dieselbe hing aber unzweifelhaft mit dem Wunsche, Eva wiederzusehen, zusammen, und sollte er sein Kind tadeln wegen ihrer Treue? Alwine begleitete Alfred hinaus; sie befanden sich einen Augenblick allein im Vorzimmer. „Eva wird unter allen Umständen die alte Freundin in mir finden," sagte sie hastig. „Es ist unnötig, Mama aufzuregen, ich weiß und fühle, wie sehr Evchcn der Teilnahme und herzlicher Freundschaft bedarf. Papa wird alles vermitteln; Eva muß nur Geduld haben." Kersock überlegte die Worte lange hin und her. Bedeuteten sie nur eine Entschuldigung für Frau von Waldeggs Unfreund lichkeit? Warum waren sie dann an ihn gerichtet? * Auch Eva hatte Herrn von Kersock im Vorübcrfahren erkannt und seinen vergeblichen Versuch, mitzukvmmcn, gesehen. Der Wagen fuhr so schnell weiter, daß sogar ein Kind, dessen Wärterin sich noch einmal umgesehen hatte, allein blieb. Das Mädchen lief schreiend hinterdrein, Kersock lachte darüber, das Kind aber, ein kleiner Knabe fing kläglich an zu weinen. Für Eva hatten weinende Kinder etwas Ergreifendes. Vielleicht, weil sie als Kind so oft geweint, ohne Trost zu finden! Sie setzte sich neben den Kleinen und sprach ihm freundlich und be ruhigend zu. Nach einer Weile versiegten seine Tränen, er blickte wieder auf. Es war kein hübsches Kind, doch lag in seinem Gesichtchcn etwas Hilfsbedürftiges, Teilnahmeheischcndcs; der Blick seiner blaßblaucn Augen rührte Eva. Als der Knabe dann mit anschmiegcndcr Bewegung sein Händchen in das ihre schob, fühlte sie eine warme Empfindung ihr Herz durchströmcn und nahm ihn näher an sich heran. Schon nach wenigen Minuten plauderte der Kleine ganz zutraulich, erzählte von seinen Vögeln, seinen Kaninchen, und erst bei Evas Frage, wo er ausstcigen müsse, ward er wieder unruhig. Sic hatte seinen Fahrschein bezahlt, nun nannte cr eme Straße, die sic soeben erreichten. Nasch entschlossen stieg Eva mit ihm aus; das Mädchen kam zweifellos mit dem nächsten Wagen nach. Der Kleine war über laden und ziemlich geschmacklos angezvgcn. Eva hatte den Eindruck, als sei das Kind nur Untergebenen überlassen. Ihr Blick ruhte mit doppelter Wärme auf ihm. Ta kam das Mädchen atemlos angclaufen. Sic stürzte auf den Knaben zu, umarmte ihn stürmisch, dankte Eva wortreich und lief mit ihm weiter, ehe diese näheres über den Kleinen erfahren konnte. Das Kind hatte sich in Evas Herz gestohlen, sie konnte das Bild des zutraulichen Geschöpfes nicht wieder vergessen, das ihr ein Zufall zugcführt hatte. Bestieg sie in den nächsten Tagen einen Straßenbahnwagen, so sah sie sich immer um, ob sie des Knaben nicht gewahr werde — doch vergebens. -i- Alfred von Kersock befand sich in einem seltsamen Doppelleben Ein unwiderstehlicher Reiz trieb und drängte ihn zu Eva hiu, und doch sehnte er sich in ihrer Nähe oft nach Alwinens harmonischer Ruhe. War er aber bei Alwine, so dachte er an Eva und blieb zerstreut. Die Entscheidung über seine Versetzung verzögerte sich. ES machte ihn verdrießlich, er sehnte sich nach^ einer Gewißheit und meinte, seine Verstimmung und Gereiztheit seien lediglich durch diese Unsicherheit hcrvorgernfcn. Eva hatte ihn gebeten, nur an bestimmten Tagen zu kommen, sie sei häufig beschäftigt: das Vergnügen müsse für sie in zweiter Linie stehen, in ihren Verhältnissen komme ininicr zuerst die Arbeit. Sie ließ keine Gelegenheit unbenutzt, die Verschiedenheiten in ihrem und in Kersocks Leben zu betone». Ihm erregte das stets eine unbehagliche, peinliche Empsindnng, die ihm Alwinens taktvolle Art, in der Üntcrhaltung jede unangenehme Wendung zu vermeiden, wohltuend ins Gedächtnis rief. Er sprach jedoch mit dieser nicht über Eva. Aber auch die beiden erzählten ihm nichts von dein lebhaften Verkehr, der sich zwischen ihnen entsponnen hatte. Alwine empfand im Herzen immer noch gegen Eva eine große Schuld, die ihr stets gegenwärtig war nnd sic ermahnte, Evas Glück nicht aus den Augen zu verlieren. ES war ein trüber Regentag. Alwine erwartete Eva. In dcinZlugenblicke^ als der öffnende Diener diese hcrcinließ, tat sich die Türe von Herrn von WaldeggS Zimmer ans nnd er selbst erschien mit Aloys Scngler. Bei dem Anblicke EvaS, die mit einem kleinen dunklen Barett auf dem lockigen Haar entzückend aussah, blieb Scngler wie versteinert stehen. Sein geheimes Verlangen so unvermutet erfüllt zu sehen, raubte ihm die Fassung. Ter Hausherr begrüßte Eva — die er inzwischen schon häufig gesehen, während Frau von Waldcgg sich noch ablehnend verhielt — sehr herzlich und stellte ihr dann flüchtig Herrn Scngler vor, der verwirrt allerlei von „unverhofftem, großem Glücke" und „seltener Gelegenheit" stotterte und kein Hehl aus seiner begeisterten Verehrung für die gefeierte Sennvrita machte. (Fortsetzung folgt.)