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Sächsische Volkszeitung : 10.06.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-06-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190306107
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19030610
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19030610
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-06
- Tag 1903-06-10
-
Monat
1903-06
-
Jahr
1903
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 10.06.1903
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dtunmgSweise schon in der Schrift des Aristoteles „Vom Staat- und ist später durch Machiavelli rmt breitester Deutlichkeit in seinem als wie mit Teufelsfinaern geschriebenem Büchlein «Dom Fürsten" adgchandelt worden. 9loch denkwürdiger ist eine bezügliche Stelle beim Martin Luther, auf welche Huber mit Recht nachdructsam htn- gcwiesen hat (a. a.O. S. 1l2). Im Jahre 1520, also zu einer Zeit, wo der spanische Offizier Loyala noch nicht eine Ahnung von der Stiftung de- Ordens hatte, schrieb Luther an Johann Lange: »Wir hier in Mieiiberg sind überzeugt, das Papsttum sei der Sitz des wahren und wirklichen Antichrists, wider dessen Trug und Tücke wir, um des Seils der Seelen willen, alles für erlaubt halten." Das hieß doch mit aller Entschiedenheit bekennen, dass der Zweck die Mittel heilige. Philosophen des Mittelalters und der Neuzeit haben M das Geltenlassen oder die Verwerfung des Satzes hin und hrr gestritten. Die größte scholastische Autorität der kölnischen We. Thomas von Aquino, hat ausdrücklich erklärt, daß übel Mien sei. wer einen guten Zweck mittelst schlechter Mittel zu er reichen trachte. Der große Kant freilich hatte achselzuckend gemeint, c- sei noch keinem Philosophen geglückt, die Praxis der Politik mit der Theorie der Moral in Uebereinitimmung zu bringen, und wenn die Jesuiten der Maxime „Der Zweck heiligt die Mittel" gemäß handclren. so konnten sie mit Fug sagen, daß sie es nur machten, me die Politiker aller Zeiten und Parteien. Wenn jemals ein Jemil tatsächlich sich den Politikern aller Zeiten und Parteien — wie Jos. Scherr sagt — angeschloffen und einen guten Zweck durch ein schlechtes Mittel zu erreichen gesucht hat, so hat er eben eine Zünde begangen. Aber unter den Tausenden von Jesuiten, die gelebt habe», kann auch keinem Einzigen nachgewiesen werden, daß er jemals eine ähnliche Maxime ausgestellt hätte, ivie vr. M. Luther sie seinem Freund Lange gegenüber ausspricht. Die gegen den Jesuitenorden geschleuderte Anschuldigung ist also eine nichlswürdige Verleumdung, und daß wir hierfür einen Johannes Scherr als indirekten Zeugen anführen können, ist immerhin wertvoll. ' Die „Dresd. Nachr." schreiben bezüglich des 8 2: „Aufgcschoben ist nicht aufgehoben. Diesem Worte kann man auch einen anderen Sinn geben, als den herkömmlichen, -der dem Jciiirttinswunsche entspricht, nämlich einen solchen Sinn, der sich mit dem nationalen Interesse deckt: Aufgeschoben ist die Abstimmung und damit ist nicht ausgehoben der 8 2 des Jesuitengesetzes, zur Zeit nicht und auch in Zukunft nicht. Denn die wohlerwogenen, grundsätzlichen Motive, die gegen die Aushebung sprechen und die Mehrheit des Bundesrats bestimmen, können sich in absehbarer Zeit nicht ändern, so wenig, wie sich jemals die Jesuiten ändern werden. Und darum wird auch die Mehrheit des deutschen Volkes die Sonnung nicht aufgeben, daß wenigstens in der Jesuitenfrage dem Villen der Ultramontanen feste Schranken gezogen sind." Das klingt halb zuversichtlich, halb zweifelnd. Gar so Wer scheinen die Kartellparteien eines endgültigen Sieges ihrer Intoleranz nicht zu sein. ' Das „Nene Sachs. Kirchenblatt" schreibt über Jrchuleichnainsprozessionen: Die ganze Christenheit hat eben das Pfingstfest gefeiert ; da sieh! Mlen Donnerstag ein neues, hohes Fest der römischen Kirche M der Ar: das Arohnleichnamsfest. Das berührt uns zwar in AM» zur Zeit nicht unmittelbar. Es würde uns überhaupt nur stille- Mitleid erregen, aber zu keinem Worte Veranlassung geben, weu» »ur Spanier und Süoamerikaner in farbenprächtigen Um zügen die abgöttisch verehrte Hostie herumtragen wollten, sther die Frage rückt uns näher, und wir brauchen nur über die bäuerische Grenze oder nach Preußen zu schauen, uin allerlei für die (svaiigtlijchen und für den Frieden unter den Kon fessionen besorgniserregende Wahrnehmungen zu machen." Tann heißt es weiter: „Wo die Römischen ganz unter sich sind, mögen sie umherUagen, was und so weit sie es wollen. In konfessionell gemischten Gegenden kommt es ihnen zu, jede Herausforderung Andersdenkender, wie c- diese Prozession tatsächlich ist. zu vermeiden." — Von Toleranz keine Spur! Es entspricht auch wohl nur in den Augen des Evangelischen Bundes der christlichen Liebe, in dein ganzen Artikel nur von „Römischen" zu sprechen. Zogar das Wort „Katholiken" wird vermieden. Vlnsewitz. Der Begründer der „Elbgan-Presse", Alwin Arnold, ist außer Verfolgung gesetzt worden, nachdem die PeM-igung des Betrugs und der Unterschlagung sich als unbegründet erwiesen hat. Meißen. Das Oidium tritt in einigen Weinbergen stc.ro oui. (ks ist daher anzuraten, daß mit dem Schwefeln der > Sock noch vor der Rebenblüte begonnen wird, nach letz tem ist es zu wiederholen und bei eventuell sichtlicher Zu- nähme der Krankheit bis zum Jnli-Angnst. Zum Schwe feln ist fein pulverisierter Schwefel zu verwenden. Tharandt. Bürgermeister Or. Schauer hat seine Llelle als Bürgermeister gekündigt. Gesundheitsrücksichten bewegen ihn, sich ins Privatleben znrückzuziehen. Leipzig. Der „Generalanzeiger für Leipzig und Um- gebmig" schreibt: „Dia ehemalige Kronprinzessin, welche offiziöse Organe ans bestimmter Absicht in letzter Zeit so fromm werden ließen, daß sie sogar täglich zweimal nach dem Äeichtvater verlangte, um mit diesem zu beten, ist iin Inneren von namenl ser Angst vor den Tücken der Jesuiten erfüllt und ist absolut auch jetzt in ihrem Un glück keine Frömmlerin geworden.". — Woher weiß denn der „Generalanzeiger" das? Er hat sich die Sache glatt ans den Fingern gesogen, um zu — Hetzen. — Die Ver einigung Leipziger Fuhrwerks- und Pferdebesitzer hat dem stadtrat ihren Dank für die verfügte Sperrung einzelner Vege und Straßen für Motorfahrzeuge und Motorräder ansgefprochen. Leipzig. Die Direktion der Schlesischen Feuerversiche- rnngsgesellschaft zu VreSlau hat zum alleinigen Haupt- bcvollniächtigten für das Königreich Sachsen den Inspektor Robert Rocksien und zum Stellvertreter Alwin Krake i» Leipzig bestellt. Zwickau. Se. Majestät der König wird am 7. und 8. Juli hier verweilen und dann nach dem Vogtland veiler reisen. Zwickau. Die 1-1. Versammlung des Verbandes dmiicher Bergarbeiter nahm eine Resolution an, in welcher gefordert wird: schleuniges Eingreifen der Ncichs- regiernng gegen das Umsichgreifen der Wnrinscuche. Der Bimdesrat habe die Seuchenbekämpfung als seine Aufgabe j» betrachten und sie nicht den Werken zu überlassen. Reich und Werke (nicht die Knappschaftsrassen) haben für bie Kosten zu sorgen. Die Krankenbehandlnng hat unent geltlich zu erfolgen; Knappen, welche wegen der Wurm stiche ins Krankenhaus müssen, sollen den vollen Lohn ausgezahlt ev. vom ersteil Tage an Krankengeld, aber nicht von der Knappschaftskasse, erhalten. Wurzen. Der Blitz schlug in das Stallgebände des Gutsbesitzers Kuntzsch in Bortewitz und tötete drei Kühe und einen Bullen. Adorf. Der Rangierer Bergmann aus Bad Elster kam zwischen die Puffer zweier Wagen und erlitt schwere Verletzungen. Zwei Stunden später ist er iin Stadt- krankenhause gestorben. Lugau. Die diamantene Hochzeit feierte das Selt- mannsche Ehepaar. Der Jubilar ist 83 Jahre alt, seine Frau 80 Jahre. Beide alten Leute sind nicht mit GlückS- gütern gesegnet. 1. Seltendorf, 8. Juni. Gestern kamen einige Frauens personen mit sozialistischen Wahlflugblättern in unser Dorf. Die Männer mögen nicht auslangen. Dies läßt tief blicken. Zittau. Da die Sommerfrischen und Luftkurorte Oybin und Jühnsdorf bei Zittau alljährlich von Fremden aus nah und fern gern ausgesucht werden, so dürfte es den katholischen Gästen angenehm sein, zu erfahren, daß sie dort in der nächsten Nähe auch leicht ihrer Sonntagspflicht ge nügen können. Es findet nämlich monatlich jeden 2. und 4. Sonntag in einer eigenen Kapelle zu Ober-Olbersdorf Gottesdienst statt in nächster Nähe der Bahnstation „Wittigschänke" (Zittau—Oybin—Jonsdorfer Eisenbahn). Von Wittigschänke per Bahn nach Zittau 26 Min., nach Jonsdorf via Bertsdorf 13 Min., nach Oybin 11 Min. Von der Grenze. Ans Philippsdorf schreibt man der Wiener „Reichspost": Montag, den 1. d. M., hielt der katholische Volksverein von Philippsdorf unter zahlreicher Beteiligung, von herrlichem Wetter begünstigt, seine Fahnen weihe ab. Der bischöfl. Vikar Herr Kaspar aus Georgs walde hielt die Festmesse, Pfarrer Fleck aus Hainspach die Festrede; die Ortsvcreine und Volksvereine aus fern und nah gaben dein Festvereine die Ehre. Auch ans dem benachbarten Sachsen waren sehr zahlreich die katholischen Brudervereine, vielfach mit ihren Fahnen, erschienen, so z. B. aus Bautzen, Reichenau, Ostritz, Löban, Schirgiswalde, Leutersdorf; voll den deutschböhmischen Volksvereinen waren besonders stark vertreten (mit Musik und Fahne) Georgs walde. Schlnckenan und Warnsdorf; Deputationen waren aus den meisten Volksvereinen erschienen, auch aus Neichen- berg, sodaß der Festzng sich sehr imposant ansnahm. Haindorf i. B. Da die äußere Renovation unserer alt ehrwürdigen Klosterkirche vollendet ist, wird jetzt an der inneren Ausschmückung gearbeitet. Wahlbewegung. X Aufrufe und Stimmzettel der Zentrnnrs- partei Sachsens sind in jeder beliebigen Anzahl bei der Saxonia-Vuchdruckcrei in Dresden 10 zu haben. Wir bitten die Bestellungen rechtzeitig veranlassen zu wollen, da die Nachfrage eine sehr rege ist. Der Wahlverein. X Ans das Inserat des Wahlvereins, in welchem um freiwillige Kräfte zur Zettelverteilnng am Wahltage bezw. um Spenden zu diesen: Zwecke ersticht wird, machen ivir besonders aufmerksam. X Reichenbach. Graf Hoensbroech, welcher mit Gewalt im 22. sächsischen Wahlkreise von dem Evangelischen Bunde den Kartellparteien einfach anfgedrängt wurde, ist schon längere Zeit „seinen" Wählern ferngeblieben. Er scheint von den wenigen Wählerversammlungen genug be kommen zu haben. Um so eifriger ist er bemüht, die Auf merksamkeit auf sich zu lenken. Das geschieht freilich in einer solchen plumpen Art, daß die Protestanten von seinem Hofmeisterton nicht erbaut sein können. Graf Hoensbroech beginnt in jüngster Zeit sich auch zum Richter über den Kaiser anfznwerfen und zwar ganz in dem Tone seiner Gönner von der „Wartburg". Seitdem der Kaiser das Geschenk seines Werkes „Das Papsttum und dessen kulturelle Bedeutung" zurückgewiesen hat, weil einem solch unwissen schaftlichen Machwerk, bestimmt, die katholischen Vertreter zu beschimpfen, mit Recht kein Platz in der kaiserlichen Privatbibliothek cingeränmt werden kann, ist der Erjesnit auf den Kaiser nicht gut zu sprechen. In: Jnniheft seiner Zeitschrift „Deutschland" belehrt er den Kaiser über die Nomfahrt eines Besseren. Er nennt sie „nicht nur einen Schlag ins Gesicht — nicht etwa des evangelischen Christen — was habe überhaupt das Evangelium Christi noch zu tun mit der da unten herrschenden römisch-päpstlichen Ent artung — sondern es ist' ein Schlag ins Gesicht eines jeden denkenden Menschen, der sich nüchtern vergegenwärtigt, was Religion sei und sein soll, was Christentum sei. sein wolle und sein müsse" usw. Die Schreibweise eines nüchtern denkenden Mannes ist das nicht. Eines nur wollen wir bemerken. Graf Hoensbroech ist erst kurze Zeit ans dein Jesuitenorden ansgetreten, ist Protestant geworden, hat eine reiche Heirat annonziert und eine reiche Frau gefunden, und schon will er dem in der evangelischer: Tradition des Preußischen Königshauses erzogenen ritterlicher: und hoch herzigen Kaiser Tadel erteilen? Ein Ideal des Evangelischen Bundes waren die Hohenzollern nie; sie Haber: sich fast jederzeit die Pflicht vor Angen gehalten. Protestanten, aber auch Katholiken regieren zu sollen, und darnach ihre Hand lungsweise eingerichtet. Sie waren gläubige Protestanten, Hoensbroech ist aber ein nnglänbiger Protestant in: Sinne des Bundes. Wenn sich ein Erjesnit jene Kronzeugen für das „evangelische Empfinden" ansspielt, »ruß alle Welt lachen. Nrrser Wahlkreis würde sich unsterblich blamieren, wenn er diesen Mann wählen würde. Die gläubigen Pro testanten können ebensowenig für ihr: eintreten, wie die Katholiken, die sämtlich den: Zentrnmskandidaten Or. Porsch in Breslau ihre Stimmen geben werden. X Panschwitz. In: Laufe der Pfingstwoche hat eine geheime Sitzung mehrerer Gemeindevorstünde der Um gebung bei Anwesenheit des Kartellkandidaten stattge- fnnden, die voi: einen: Mitglieds des Volksvereins einbe- rufen wordei: war. Sicherlich hat inan sich dort eingehend mit der Kandidatenfrage beschäftigt. Zutritt hatten nur solche, von denen inan in: voraus wußte, daß sic keinen Widerstand leisten würden. Eine öffentliche Wahlver sammlung wäre ehrlicher gewesen, wie auch der Volks verein an: Himmelfahrtstage es getan hat. Aber die Herren, die jetzt einen entgegengesetzten Standpunkt ein nehmen. hielte,: sich trotz öffentlicher Einladung fern, ob wohl bei genügender Begründung eventuell eine andere Resolution gefaßt werden konnte, damit die Katholiken auf alle Fälle geschlossen Vorgehen konnten. Um so bedauer licher ist es. daß sich Mitglieder des Volksvereins dazu hcrgeben, gegen die Beschlüsse ihres Vereins zu agitieren, für deren Verwirklichung sie eigentlich moralisch verpflichtet sind. Es entzieht sich unserer Kenntnis und unseren: Wissen, ob die Herren nur mit ihrer eigenen Person oder durch Einwirkung auf die Gemeinde mitglieder für die ins Wanken geratene Kandidatur des Reformers eintreten sollen. Im letzteren Falle hüte man sich vor solchen Strebern, die schließlich die katholischen Wähler an: Gängelbande führen wollen. Der Volksverein hält unentwegt an seinen: Beschlüsse fest und wird sich durch Manipulationen hinter den Kulissen davon keines wegs abbringen lassen. Für uns bleibt die Losung: Am 16. Juni Justizrat Or. Porsch-Breslau. X Ostritz. Vor einer von etwa 300 Personen be suchten Wählerversammlung entwickelte der Kandidat der Kartellparteien, Herr Stadtrat Dr. Heinze ans Dresden, sein Programm. Derselbe begründete seine ablehnende Haltung gegenüber der Aufhebung des 8 2 des Jesniten- gesetzes. Seine längeren Ausführungen über diesen Punkt stießen jedoch allgemein auf starken Widerspruch. Des weiteren trat Redner ein für die Beibehaltung des jetzt geltenden Reichstagswahlrechts, für Erhaltung der Monarchie und einer achtunggebietenden Machtstellung des Reiches. Ferner bekannte sich Redner im Interesse des Geineinwohls als gemäßigten Schutzzöllner und versprach einzntreten für die Erhaltung eines kräftigen Mittelstandes. Or. Heinze schloß seine mit mäßigem Beifall anfgenommene Rede mit der Aufforderung, daß am 16. Juni kein Wähler seine Pflicht versäumen möge. In der hierauf folgenden Debatte suchte der sozialdemokratische Reichstagskandidat, Herr Edin. Fischer, die Ausführungen des Vorredners zu widerlegen. Sehr beifällig ausgenommen wurden die kurzen Worte des Herrn Stellmacher Heinrich aus Altstadt, welcher erklärte, Katholiken und Protestanten sollten sich in der Betätigung ihres Glaubens in friedlicher Arbeit znsammenfinden in: Kampfe gegen den zunehmenden Unglauben. Ein Reich, wie das deutsche, welches ohne Anarchistengesetz anskomme, brauche sich vor den Jesuiten nicht zu fürchten. Als Katholik könne er Herrn Or. Heinze seine Stimme nicht geben. Nach einen: kurzen Schlußwort des Refe renten wurde die Versammlung mit einen: Hoch auf Kaiser und Reich geschlossen. X Aus dem 11. sächsischen Wahlkreise. Eine in Wurzen abgehaltene Vertranensmännerversainmlnng aller liberalen Wahlkreise stellte den Stadtrat Bruck. Fabrik besitzer in Oschatz, als Kandidaten der Liberalen auf. Der Kandidat nahm an. Neueste Nachrichten. Die ungarische Oiiotendeputation beschloß, falls die öster reichische Deputation an ihrem Beschluß, das; die Quote nur für ein Jahr festgesetzt werden solle, festhalte, könne ungarischerscits die Quote nicht mit 34,4, sondern mit nur 33,40 festgesetzt werden. — Der Minister für Volksaufklärung ist durch ein kaiserliches Handschreiben angewiesen worden, mit Beginn des neuen Lehr jahres in allen Mittelschulen des.Königreichs Pole» die Erteilung des römisch-katholischen Religionsunterrichts in polnischer Sprache zuzulasseu. — Die französische Negierung hat zur Sühne für den Ueberfall bei Figig mit der Beschießung befestigter Oasen am 3. d. M. begonnen. Die französischen Truppen besetzten durch Ueberraschnng des Feindes zwei nach der Oase führende Pässe. Die Wirkung der Beschießung ist noch nicht bekannt. — Der Marine minister Pelletan hat einem Berichterstatter des „Radical" erklärt, daß er die Absicht habe, die großen Flottenmanöver abzuschaffen. Er sehe die Notwendigkeit nicht ein, eine Million Franks für Manöver, die er für unnötig halte, auszugeben. — Infolge der Opposition gegen die Erteilung des Gemeindewahlrcchts au Farbige, welches von der Burenbevölkcruug der Kapkolonie nicht beliebt wird, wird die Regierung einen Abänderuugsantrag zur Gemeindeordnung cinbringen, wonach das Wahlrecht auf weiße britische Untertanen beschränkt werden soll, also außer Farbigen auch alle fremden Staatsangehörigen davon ausgeschlossen werden. — Der Dampfer „Jnsulaire" stieß mit dem Dampfer „Liban" vor Marseille zusammen. Der „Liban" hatte etwa 200 Passagiere an Bord, es wird befürchtet, daß etwa 100 Personen das Leben eingebüßt haben. Der Lotscndampfer „Blöchamp" leistete mit dem öster reichischen Kanonenboot „Balkan" Hilfe. Der „Liban" sank 17 Minuten nach dem Zusammenstoß. Etwa 40 Reisende wurden von: „Blöchamp" und dem österreichischen Danchfer „Rakoczh" ge rettet; 40 andere Reisende und 17 Matrosen vom „Balkan" aufge sammelt. Als das erste Rettungsboot auf etwa 40 Meter an den „Liban" herankam, neigte sich dieser plötzlich seitwärts, und die Masten schlugen auf 1' „ Meter von dem Rettungsboot ins Wasser. Der Dampfer versank mit der Menge, die sich an den Leitern festklammcrte. Ein herzzerreißender Schrei wurde gehört, dem bald Totenstille folgte. Die Maschinen explodierten. 20 Leichen wurden ausgesammelt. Der Wärter, welcher den an der Pest verstorbenen Oi . Sachs gepflegt hatte, war leicht an Fieber erkrankt, das man zunächst für eine vorübergehende Folge der Serumeinspritzung hielt. Das Be finden des Wärters hat sich aber jetzt derart verschlimmert, daß er als pestverdächtig behandelt wird. — Baronin v. Rothschild stiftete 300l)00 Mk. für das Frankfurter Sicchenhans. — In der Marzellakirche zu Nom fand ein Sühnegottesdienst wegen der Gotteslästerung des Dichters Gabriele d'Annnnzio statt. Zum Schluß umzogen sämtliche katholischen Vereine Roms unter Ab- singung des Miserere und des ttlnlint mater den Hochaltar. * Dresden, 8. Juni. Schlachtvichpreise auf dem Bich- hofe zu Dresden am 8. Juni 1003 nach amtlicher Feststellung. Marktpreis für Tier- tt'UU'i'g '.'ins äis Kt- trieb Bezeichn» n g Lebend iSchlacht- Gewicht Stück Mk. I Mk. Ochse» . . . 's 180 1) ». Battfleischige, nnSgemäslele höchsten Schlachimertes bis z» 8 Jahren . . k. Oesterreicher desgleichen 2) Junge fleischige, nicht nnSgemäsiele, — altere ansgemästetc 37—3!i 68—70 38-tO 68—71 33-36 1)0—07 3) Mäs;ig genährte junge, — gut genährte ältere 22—31 60-63 4> Gering genährte jeden Atters .... — äis H ube» »nd Kühe . . . 131 1) Lollfleiichige, ansgeniästeleKalben höch sten Schlachtwertes 3.7-3 t 62-66 's 2) Bollsleischige, nnsgemästete Kühe höch sten Schlachtwertes bis zn 7 Jahren . 3) Acltere ansgemästete Kühe und 32-3t 78-60 wenig gut entwickelte jüngere Kühe und Kalben 22-31 74-76 4) Mäßig genährte Kühe und Kalben . . Gering genährte Kühe und Kalbe» . . 2ä-27 70-72 — 46 Bnien. . . . 167 I> Battfleischige höchsten SchtachtwerteS . 36-32 63-67 's 2) Mäßig genährte jüngere und gut ge nährte altere 32—.3.7 <>0-62 3) Gering genährte ls Feinste Mast- lVollmilchniast) und beste 2!»-3I 70-71 Kälber. . . . 372 Saugkälber «8-76, 74-78 2l Mittlere Mast- und gute Saugkälber . 44-47 70-73 :» Geringe Saugkälber 40-43 67—68 4> Neuere gering genährte «Fressen. . . — — Schafe. . . . N!N I) Mastlämmer 37- 36 68-70 's 2> Jüngere Masthainiiiel 32 3 t 64-67 3l Nettere Masthainiiiel 4) Mäßig genährte Hammel und Schafe lMärzschasei 1) a. Battsleilchige der feineren Rassen und deren Krenzunaen im Alter bis zu einundeinviertel Jahren 36-3l 60-63 Schweine . . 's 1822 38-40 72-73 d. Fettschweinc 2) Fleischige 8) Gering entwickelte, sowie Sauen . . . 4s AnSiändische 40-41 73-74 37—38 70-71 ') Ueber- 35-llv 48-48 ständer. — — zusammen 337»
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