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AGschchMsM», Bezugspreis, «»«gab» X mit Beilage vierteljSbrNch ^ In ' tnO-st-^ch j.Ä "" H°"S X >A«»aabev I Dr in ^ ^ I ^ Ü-'t"-.« regelmSb'ig'ln d7n ers.en >«b«» ^ dlerteliayrNch l.N«^. In und am, De,lisch,and Ke! Hau» 2.»» ^ l Oesterreich 1,V7 X. - Einzel-Nummer lv ^. Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit Mit Unterhaltungsbeilage Vie illustrierte Zeit I Annahme don Be,chl>fism?e^e!,'bi» Ivllhr. dm BreiS für die PettdSpÄzeile 2« ti» ReNameteil«« 4 ^ 0 hig Richtigkeit des TerteS nicht übernehmen. II Famtlten- Für Rückgabe etnaesanorer Dcyrinu- Kr. 19S Geschäftsstelle nnd Redaktion DresdernA. 18» Holbeinstraste 48 Der russische Kriegsminister zur Laqe Bon der russischen Grenze wird der „Nationalzeitung" I gemeldet: Am 21. und 22. August fanden in, Taurischcn Palast zu I Petcwbnrg zwei geheime Sitzungen der R eichs- !a, i„ n statt. In diesen erstattete der K r i e g s m i n i st e r bricht über die militärische Lage Rußlands. Er stützte sich mder Hauptsache auf einen Bericht des Großfürsten Nikolai iMolajewitsch. An der Sitzung nahmen auch die sozial- IlWiokmtischcn Abgeordneten und der Abgeordnete der Juden. Friedmann-Kowno, teil. Ter Kriegsininister führte aus. daß die militärische I Lujie iBißlands zurzeit die Augen der ganzen Welt auf sich genügen habe. Das Vordringen des Feindes über die Grenze ^ Polens nnd Litauens hinaus habe auch in Rußland ielbst lebhafte Besorgnis hervorgerufen und be sonders der überraschende Fall der beiden überaus schwer Armierten Festungen Nowo-Georgiewsk und Kowno habe oucl, in einsichtigen russischen Kreisen Befürchtungen mancher Slit geweckt. Die an den Fall geknüpften Besorgnisse seien > übertrieben. Das russische Heer habe unter hervor- Wender Leistung einen überaus glänzenden in nt epischen Rückzug vollzogen. Warschau und ^ Jwnngorod seien nicht zu halten gewesen. Die Belastung einer größeren Besatzung in ihnen wäre ein großer Fehler l gewesen, wie das Beispiel von Nowo-Georgiewsk bewiesen linbe. Die russischen Armeen hätten zurzeit geeignete Ver- leidigmigsstellen, die allerdings auch nur als provisorisch angesehen werden müssen, inne. Vor allem handle cs sich dnrnn, für die russische Heeresleitung, Zeit zu gewinnen, mn die schon seit einiger Zeit geplante große U m - gi n ppierung des russischen Heeres vorzunehmen. Brest- l'itowsk werde seinen Zweck, den Ansturm der Feinde eine Mlang anfzuhalten, erfüllen. Es handle sich in der Haupt- iache darin», möglichst zahlreiche feindliche Truppennicngen auf diesen Punkt zu ziehen. Was den deutschen V o r- stos', in Kurland betrifft, so sei es wenig glaubhaft, dos; der Feind ernste Absichten aus Petersburg haben sollte. Mein Anschein nach liege ihm nur daran. Riga in seinen Besitz zu bekommen, um ein gutes Faustpfand in der Hand zu haben und um von hier aus sich eine vorzügliche Flanken deckung zu verschaffen. Vollständig verkehrt sei es, von eiuoi» Zusammenbruch des russischen Heeres zu sprechen. Zugegeben müsse werden, daß Rußland ungeheuere Tpser an Gut und Blut bisher gebracht habe und dos; g a n z e H e e r e s t e i l e den; Krieg zum Opfer gefallen seien. Auch russische Elitetruppen hätten ebenso schwer gelitten, wie die anderen Linien-, Reserve- und Reichswchrformationen. Aber diese Verluste, so groß sie mich sein mögen, könnten die r u s s i s ch e Widerstands kraft nicht bechen. Neue umfangreiche Einberufungen würden die entstandenen Lücken wieder füllen. Die Ernte sci z»»i größten Teil eingebracht. Die Volkswirtschaft be nötige deshalb nicht mehr so vieler Arbeitskräfte wie vordem. Bedenklich sei ja die militärische und tech nische Uebcrlegenheit des Feindes. Besonders dor Gc s ch ü tz in a n g e l habe sich trotz der Unterstützung der Verbündeten zu einer ziemlich großen Kalamität aus gewachsen. Die russischen Waffen- und Munitionsfabriken seien, trotzdem sich ihre Produktion seit Ausbruch des Krie gs versiebenfacht habe, nicht in der Lage, den Abgang zu decken. Auf diesem Gebiet seien noch Reformen und Abhilfe- »mßnahmen dringend erforderlich. Leider habe die russische Industrie den in sie gesetzten Erwartungen nicht entsprochen. Der Mangel an Anpassungsvermögen sei im Hinblick auf die Landesverteidigung aufs lebhafteste zu bedauern. Der Kriegsminister erwiderte auf einen Zwischenruf, daß von baldigem Friedensschluß noch nicht ! gesprochen werden könne, denn der gemeinsame Feind siehe heute auf dem Höhepunkte seiner militärischen Kraft- entwicklung. Während an der französisch-bclgisch-italienischcn ffront der Feind heute starke Devettsivstellungen innehabe »nd diese mit relativ schwachen Kräften halten könne, habe er seine stärkste Macht auf Rußland geworfen. Rußland habe heute die ganze Wucht des feindlichen Angriffes zu tragen. Dem russischen Heereskörper wohne aber eine ganz besonders starke Elastizität inne; das werde die Welt noch erfahren. Die Verbündeten seien zurzeit mit der Vorbe reitung der Ausführung wichtiger Pläne beschäftigt, Io daß aüer Wahrscheinlichkeit nach sich dasSchwerge - wicht der Kämpfe bald vom russischen Kriegsfchaupla'tz verlegen werde. Der Kriegsininister schloß, daß Rußland vertrauensvoll in die Zukunft blicken müsse, daß gerade jetzt Nieder geschlagenheit und Verzweiflung nicht ani Platze sei. Ruß land müsse hoffnungsvoll in die Zukunft blicken. Er bitte die Abgeordneten für entsprechende Aufklärung in ihren Be zirken Sorge zu tragen. Dienstag den 31. Angnst 1915 s«»s»--ch-- MMOÜWW Das Vvrrücken i» Rußland Berlin, 31. August. Das „Verl. Tagebl." meldet, daß die Heeresgruppe des Prinzen Leopold von Bayern parallel dex Bahnstrecke nach Wolkowski weiter Raum ge- winnt. Die Heeresgruppe Mackensen rückte bereits fünfzig Kilometer über Brcst-Litowsk hinaus. Kritische Lage der Russen Der „Lokalanzcigcr" berichtet aus Budapest: Die bei Kobryn zurückgedrängten Russen befinden sich in einer kritischen Lage, da die meisten Nückzugslinien scharf bedroht sind. Selbst den einzig offenen Weg nach Nordosteu bedrohen die rasch vordringenden Verbündeten bereits. Die Bedrohung Wilnas Verschiedene Blätter bringen Kopenhagener Nachrichten, nach denen die Bedrohung Wilnas immer ernster wird, Verschiedentlich wird eine große Schlacht bei Wilna nngekündigt. Tic feindlichen Verluste ans Gallipoli Zu den verlustreichen Angriffen des Feindes auf Galli poli wird der „Voss. Ztg." aus Konstantinopel gemeldet: Auch die größten Opfer des Feindes seien nutzlos. Mit den Verlusten am Sonnabend dürften die Alliierten über 40000 Mann, darunter verhältnismäßig viele Offiziere, verloren haben. Bulgarien «nd der Vicrverband Die „Voss. Ztg." berichtet aus Sofia: Die Bulgarien von: Vierverband für seine mazedonischen Zusagen gestellte Bedingung bestand in der Verpflichtung, Bul garien der Türkei den Krieg zu erklären. Die Vereinbarung mit der Türkei hat kundgegebcn, daß König und Negierung von Bulgarien diese Bedingung a b - lehnen. Die bulgarische Gegenleistung dieses Abkommens ist die Zusicherung einer Erweiterung der bisherigen wohl wollenden Neutralität. Die „Deutsche Tagesztg." erfährt aus Budapest, daß die bulgarische Regierung nicht geneigt sei, auf die Note des Vierverbandes, welche die serbischen Zugeständnisse enthielt, sofort eine Entscheidung zu treffen. Von anderer Seite wird bemerkt, daß Bulgarien Serbiens Zugeständnisse alsnicht genügend bezeichnet. Zur parlamentarischen Studicnfahrt durch Ostpreußen erfährt die „Morgenpost", daß sestgestellt wurde, die Russen hätten 24 Städte, beinahe 600 Dörfer, ungefähr 300 Güter, über 30 000 Gebäude zerstört und mehr als 100 000 Woh nungen geplündert. Verlegung der Duma nach Moskau? Die Kopenhagener „Tidcnde" meldet aus Petersburg: Der Dumapräsident gab ini Seniorenkonvcnt die Möglich keit der bevorstehenden Verlegung der Dumatagungen nach Moskau bekannt. Beschlagnahmte Postpakete Köln, 30. August. Die französische Zollbehörde in Dieppe hat 1800 Postpakete deutschen Ursprungs b e - sch lag nahmt, die sich auf Dampfern befanden, welche von Dänemark, Schweden und Norwegen auf dem englischen Wege nach Spanien und Portugal bestimmte Waren führ ten. Die Postpakete wurden der Staatsanwaltschaft zur Verfügung gestellt. lKöln. Ztg.) Versenkter Dampfer London, 30. August. „Lloyds" meldet, daß der eng lische Dampfer „Sir William Stcphenson" versenkt worden ist. (W. L. B.) Unruhen in Afrika Paris, 30. August. (W. T. B.) Der „Temps" be richtet aus Kairo: Man meldet von zuständiger Seite, daß der Großenussi an der Spitze von etwa 10 000 Mann, die mit Geschützen und Maschinengewehren ausgerüstet und von deutschen und türkischen Offizieren befehligt sind, gegen Tripolitanien marschieren. Die italienische Negierung hat Verstärkungen nach der Stadt Tripolis gesandt, wo die Lage sicher sein soll. Der letzte Kampf unserer Helden in Südwest Von der Beschießung Swakopmunds bis zur Kapitula- tion der deutschen Truppen ist bisher noch nicht viel bekannt geworden. Das „Bert. Tagebl." bringt die Schilderung eines Mitkämpfers, der den wichtigsten Gefechten, insbc- sondere dem portugiesischen Ueberfall, über den Authen tisches nie bekannt wurde, beigewohnt hat. An der nörd lichen Grenze Deutsch-Südwests kam es aus Anlaß der meuchlerischen Ermordung deutscher Offi ziere durch die portugiesische Grenzbesatzung Süd-Angolas zu Reibereien mit den Portugiesen. Ter Bezirksamtmann Schulze aus Outje hatte einer Einladung portugiesischer Offiziere, zu einer freundschaftlichen Besprechung in den por tugiesischen Fortsanlagen z» erscheinen, Folge geleistet. Auf den, Rückwege kommandierte der portugiesische Komman dant, hinterrücks Feuer auf Schulze und seine deutschen Begleiter zu geben, und diese fielen den ge meinen Mörder n zum Opfer. Tie Folge dieser Tat war eine mit 200 Mann unternommene »nd von Oberst leutnant Franke geführte S t r a f e x p e d i t i o n gegen die Portugiesen, wobei diese eine völlige Niederlage im Gefecht bei Nauklia nnd Kunene erlitten und eine große Menge von Sanitätsmaterial, Ochsenwagen und Vieh den Deutschen überlassen mußten. Bei diesem Zusammentreffen schossen die Portugiesen von den Bäumen herab auf die Deutschen. Sie flüchteten jedoch in großer Eile, als sie die Bajonette erblickten. Ter portugiesische Kommandant war schon vor Beginn des Gefechtes geflüchtet. Die Verluste der Deutschen waren gering. Erheblich verletzt wurde Oberstleutnant Franke durch einen Schuß vom Baum herab ins Gesicht und an der Schulter. Es kam noch öfter zu kleinen Patrouillen- gefechtcn an der portugiesischen Grenze. Scheinbar hatten jedoch die Portugiesen von Nauklia genug, und da sie sich in Zukunft neutral verhielten, wurden die Feindseligkeiten eingestellt. Im ganzen konnten die Südwester nur etwa 6000 den 60000 Uuionstruppen entgegen stell c n. Es ist zu erwähnen, daß bei der deutschen Be völkerung während des ganzen Krieges großer Nah rungsmangel eingetreten war. Mais wurde vor wiegend als Nahrungsmittel gebraucht. In Windhuk, wo sich die Flüchtlinge eingefunden hatten, war bald große Not. Ungefähr zwei Monate nach dem Einzüge Botbas in Windhuk erfolgte die ehrenvolle Kapitulation des Ober leutnants Franke mit dem Neste der deutschen Truppen. Die kleine Schar Deutscher hatte nicht nur gegen die große Ucber- macht der Unionstruppen zu kämpfen, sondern auch gegen die im März aufständisch gewordenen Neho- b o t h e r B a st a r d s, die die Farmen überfielen, das Vieh abtrieben und eine ganze Anzahl Farmer ermordeten. Die Unionstruppen raubten inzwischen alles aus den Farmen erreichbare Vieh. Tag und Nacht gingen Züge mit Vieh nach Swakopniund, die Ochsenwagen der Farmen wurden vor der Stadt Windhuk abgefangcn, weshalb keine Butter und Milch mehr in die Stadt kann Tie Wertgegenstände auf den Farmen wurden mitgenommen, auch bares Geld geraubt. Lüderitzbucht wurde zur Festung gemacht. Alle Gegenstände von Wert nahmen die englischen Offiziere mit über die Grenze. Fünf Ochsenwagcn voll ge stohlener Möbel brachten sie bei Urtington über die Grenze. Die Rückkehr des Helden Botha aus Südwest ge schah bei strömendem Regen in Kapstadt. Die Adderley Street war festlich geschmückt, und Tausende von Menschen brachten dem „Eroberer von Südwest" Huldigungen dar. Botha wurde zum Ehrendoktor der Universität Kapstadt er nannt. Die Sammlung für ein Ehrenschwert brachte in barem Gelde nur 200 Schillings. Es wurde aber vorge schlagen, Botha den englischen Grafentitcl zu geben. > Deutsches Reich — Wieviel Botschafter» Gesandte, Konsuln hat Deutsch land? Unser auswärtiger diplomatischer Dienst nimmt eine ganze Schar von Personen in Anspruch. Der Krieg hat eine Reihe von Stellen erledigt, aber in Friedenszeiten ist das deutsche diplomatische Korps sehr stattlich. An der Spitze stehen die Botschafter, die immer mehrere Botschafts sekretäre, Dragomans und Bureaubeamte zur Verfügung haben. Deutschland hält in Fricdenszeiten Botschafter in Wien, Konstantinopel, London, Madrid, Paris, Petersburg, Rom, Tokio und Washington. Durch Gesandte ist das Deutsche Reich vertreten in Adis Abeba, Athen, Bangkok, Belgrad, Bern, Brüssel, Bueons Aires, Bukarest, Caracas, Guatemala, im Haag, in Kopenhagen, Christiania, Lima, Lissabon, Mexiko, Peking, Rio de Janeiro, Santiago, Sofia, Stockholm, Tanger und Teheran. Dazu kommen Minister- residenten in Bogota, Cettinje, Havana, Luxemburg, Monte video, La Paz und Port au Prince und ein diplomatischer Agent in Kairo. Ferner hat Deutschland 33 Generalkonsuln und 101 Konsuln mit seiner Vertretung beauftragt.