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Ganz unbefriedigend ist die Thronrede nach der sozialen Seite hin; der „bessere Teil" des Börsengesetzes soll wieder- kommen, und doch ist hierfür gar kein Bedürfnis vorhanden. Für den kaufmännischen Mittelstand wird gar nichts ange- kündigt: für daS Handwerk einige Kleinigkeiten; für die Arbeiter die Rechtsfähigkeit der Berufsvereine l Aber wo bleiben die versprochenen Arbeitskammern? Wo der Zehn» stundentag? Die Zentrumsfraktion muß gerade auf diesem Gebiete für mehr Dampf sorgen. Die Flottenvorlage, Reichsfinanzreform und Militär pensionsentwürfe stehen an der Spitze und geben sehr viel Arbeit. Aber wie der Reichstag diese ohne Amvesenheits- gelber leisten soll, ist uns ein Rätsel. Und doch schweigt sich die Thronrede ganz aus! So gibt cs eine Anzahl von Gebieten, wo der Reichs- tag viel arbeiten muh; zunächst wird er in seinen Initiativ anträgen eine Ergänzung der Thronrede liefern und das Arbeitsfeld erweitern. Das Zentrum wird, wie bisher, als christliche Volkspartei unentwegt an dem Wohlergehen aller Volksklassen arbeiten. Die K rchwethfeiev der kath. Pfarrgemeinde Dresden Johannstadt. An« Dienstag abend fand im Saale des „Kaiser Barbaroisa" in Striesen die weltliche Kirchweihfeier aus Alltag der Erbauung der Herz-Iesn-Kirche statt. Dre Be teiligung der Gemeinde war eine setzr re^e. Ter hochiv. Bischof beehrte die V ranstaltnng mit seiner Gegenwart. Weiter waren zu derselben erschienen die Herren Konsistorial- picheS Plewka. Kanonikus Superior Fischer. Konsistorialrat Odeclandesgerichrsrat Tr. Malier. Der Cacilienchor sang zur Begrünung des hochw. Oberhirtcn den Chorgesang »Daea Zaoorcko»" van Tresch. worauf Herr Pfarrer Rudolph l» seiner Begrüßungsansprache kurz die Be deutung der Religion für die weltliche Autorität durlegte. Nach dem Chorgesang „Leih aus deines Himmels Höhen" von Gluck trug Herr Lehrer Schroter mit schöner, wohl klingender Stimme uno gutem Vortrag die Arie des Kaleb aus dem Olutorium „Foma" von Händel und den Gesang: „Herr, zu dir will ich mich wenden" von Mendelssohn vor. — Die Festrede hielt Herr OberlandesgeciclpLrat Dr. Mayer. Er enlwars rin höchst interessantes Bild von der Geschichte des Kirchenbaues. das genug die weitesten Kreise lebhaft interessieren wild. Als juristischer Berater der geistlichen Behörde halte er die rechtlichen Angelegenheiten dieses Kirchenbaues zu bearbeiten und sind daher seine Anssührnngen von gvöglein Interesse. Iw Eingang seines Vortrages betonte Redner den fördernden Euifluß, welchen die Regelung der kuchlichen Verhältnisse der beiden Diözesen nnch sich zog. nachdem das durch das Siechtum deS hochw. Bischof Dc. Wahl hervocgerufene I itettniistiknul beendet war. Redner gab weiter seiner Freude im Namen der Gemeinde Ausdruck, daß unser geliebter König, dem ja die Herzen seiner treuen Sachsen in besonderer Liebe ent- gegenschtagen, der Feier beigewohnt habe. Eingehend be handelte der Vorlrag nunmehr die Schwierigkeiten, welche dem Klrcheubau aus der Finanzlage erwuchsen, erwähnte, das; zuerst nur ern Tert der Kirche gebaut werden sollte und hier'ür die baupolizeiliche Genehmigung iwchgeiucht wurde. Da erhoben sih groize Schwierigkeiten und hätten bei nahe deit ganzen Bali vereitelt. Da die Schulein der Schumann- straßo längst unzureichend war, kaufte der Schulvorstand neben dem Kirchbanplape vorbehaltsweise einen Bauplatz für die Schule. Es ivurüe mm die Genehmigung für Kuchen- und Schulbau nachgeiucht. Da erhoben die Anlieger Widerspruch. Er stützte sich darauf, das; nach einer Bestimmung der Lokalbauorhnu ig in jenem Stadtteile nur V-.llen edlen Stils errichtet werden dürfen. Demgegenüber wurde daraus hiiigeivn sen. jene Bestimmung könne doch nur so verstauben werden, das; die dort z» errichtenden Gebäude höheren architektonischen Anforde.ungrn enOprccheii müßten, nicht aber dabi», das; öfsei tllche Gebäude ganz aus geschlossen seien. In allen Stadtteilen finden sich doch Kirchen und Schulen, auch in Villeiivrerielü. Tie städtische Banpolizeibehöi de ging ar ch über den Widerspruch hin weg und eiteilie die Vauerlaribnis. Aach die Krershanpt- marinschift schloß sich dieser Aasch inane, an. Nicht so das Oberverwaltwiasgei acht. Hier eryietten die Anlieger Recht. Das Ob >rve> waltnng«erichl imiersagle den Schul bau. Der Schulvorstand trat d rranthin mit seinem Plan zurück. Und das wir gut. So schön das Nebeneinander von Kirche und Zch ile gewesen wäre, hier gingen die Interessen auseinander. Die Schule wäre in der Krenkel- r cs l desjen'g-n in ser T «mmcw'istraß' zu nabe gewesen. Die Kceishauptinannsch.i't trat nun dem Oberverwaltungs- gelich.e be» und leynle ore Baugenehmigung für die Kirche ab. Damit war der Kircheudau rn eine kritische Lage versetzt. Das einzige Rechtsmittel, den Weg an das Ober- verwaltungSgericht. war so gut »ie verschlossen, da nicht zu erwarten war, datz dieses anders als m Sachen der Schule entscheiden werde. Da verful man auf den rettenden Ausweg. Das Ministerium des Innern besitzt ein weitgehende» DiSpensatisnSrecht von der Befolgung der Landesgesetze. An dieses wandte man sich. In einem eingehenden Berichte wurde üargelegt, in welcher Notlage dev Kirchenbau sei und was nur immer für ihn spreche. Und das König!. Ministerium war so gerecht und erteilte alsbald die Baugenehmigung. So konnte am -1. Novbr. 1903 der Grundstein gelegt werde», nur zu dem Teilbai!. Wad nun folgt, daS sind die Wege der Vorsehung. Durch eine großartige Lpferwilligkeit unserer Glaubensgenossen von nah und fern, durch eine Mmrifizenz ohnegleichen, einen Stiflungsakt, wie ihn in dieser Hochherzigkeit die Katholiken Sachsens von privater Sette noch nicht erlebr haben, konnten wir den Ban der Kirchenschiffe iin Früh jahr 1904 als gesichert ansehen. Es gelang, die Kirche bis zum Herbste 1904 unter Dach zu bringen, sodaß der Winter für die Jniienarbeiten ausgenutzl werden konnte. Und als der Frühliii, dieses Jahres kan», da konnten wir durch die letzwrUige Zuwendung einer Tresdnerin auch den Turmbau als gesichert ansehen. Hochgeehrte Anwesende! Al« Se. Majestät der König am vergangenen Sonntag den Wagen verließ, sagte er zu den ihn ehrfurchtsvoll Begrüßenden: „Die Kurve Hot viele Mühe gemacht." — Mühe und Arbeit. Kämpfe und Sorgen haben vbernnndei: »erden n üsicii. bis es s dahin kam. Mutig begonnen mit geringen Mirteln, dann ^ freilich vorsichtig und schritiweste weiter, das Ziel immer nach Maßgabe der vorhandenen Mittel erweiternd, manchem strengen Kritikus zu lange dauernd. Denn an Kritik, wie ich Ihnen versichern kar n. fehlt es an« HB sg etwas nicht. Frohen Herzens dürfe,:« wir auch schon in die Zukunft blicken. Freilich, wenn Sie das Innere der Kirche betreten, da werden Sie unschwer große, große, schmerzlich fühlbare Lücken entdecken. Zwar ist es bereits gelungen, den Altar- raum mit drei würdigen Chorfenstern zu schmücken, wie es der gotisclae Stil erheischt. In der Mitte erblicken Sie, wie es natürlich und selbstverständlich ist, Christum, der Mittel punkt und Schlußstein jeder Kirche, in der Darstellung als guter Hirt. Rechts davon sehen Sie den heiligen Joseph, links die heilige Gottesmutter, zwei Stiftungen des hoch- würdigsten Herrn Bischofs und des hochwürdigen Herrn Konsistorialpräses Plewka. In der rechten Seitenkapelle findet sich die liebliche Darstellung der Mutter Anna und der jugendlichen Maria, in der Tauskapelle des heiligen Johannes Daptista, über der Orgelempore eine schöne Ro sette mit der Darstellung der heiligen Cacilia, eine Stiftung des katholischen Sammelverbandes. Auch der Altartisch ist fertig, eine Stiftung zweier überaus würdiger Gemeinde- Mitglieder. Auch die Glocken sind mit Hilfe einer Stiftung aus dem Nachlasse des hochwürdigsten Herrn Bischofs Wahl gesickert. Hat auch die Weihe der Kirche nicht bis zu ihrer Ankunft verschoben werden können, so worden sie dock» in längstens zwei Monaten ihre eherne Stimme erschallen lassen. Aber damit bin ich auch ain Ende. Noch fehlt der Ausbau des Altars, die Kommunionbank, die Kanzel, noch fehlen die Seitenaltare, noch fehlt die Orgel. Hier ist die Gemeindetätigkcit ein weiter Wirkungskreis eröffnet. Die kirchliche Behörde wird voraussichtlich ihre Tätigkeit an diesem Ban als abgeschlossen ansehen, nachdem sie Ihnen diese schöne gottesdienstliche Stätte bereitet hat. Was nun folgt, der innere Schmuck der Kirche, ist Sache der Gemeinde. So mancher, hochgeehrte Anwesende, der am Ban mit gearbeitet hat, hat seine Vollendung nicht mehr erleben können. Statt aller nenne ich Ihnen einen Namen, den imi die Dresdner Katholiken so verdienten, hochwiirdigen Herrn Hofprediger Brendler. Wie könnten wir diesen Tag feiern, ohne seiner zu gedenken. War er es doch, der zuerst den Gedanken des Kirchenbaues ergriff, ein Komitee bildete, Sammlungen einleitete und diese seine Lieblings- rdee verfolgte, wie er cs nur konnte. Ihm verdanken Sie die Wahl des Platzes, die Wahl des Architekten. Nun ruht er längst in seinem stillen Grabe und wir können ihm nur den Dank in die Ewigkeit Nachrufen, wo er inzwischen, wie wir zuverlässig hoffen, längst erfahren hat, wie Gott jedes gute Werk zu belohnen tvciß. Noch ehe der Grundstein gelegt wurde, wurde auch Herr Regieruugsbaumeister Mencken seinem Wirkungskreise entrissen. Vertrauensvoll legte die geistliche Behörde die Fortführung des Werkes in die Hand seines Nachfolger-, des Herrn Architekten Schlenzig. Mit der größten Hin- gebung und Sorgfalt hat Herr Architekt Schlenzig die Pläne durch- und ausgearbeitet und die Idee des Ganzen, den früh- mittelalterlick)en gotischen Stil, in dem die Kirche ausge- führt ist, bis in die letzten Kleinigkeiten verfolgt. Dank ihm und seinem Bauführer, Herrn Schlicher. Und so steht nun diese Kirche als ein Zeugnis leben digen Christentums! Ohne den Druck und Zwang der Steuerschraube, aus eigener Kraft und freiwilligen Bei- trägen wurde sie zu Ende geführt. Möge ihr nun auch nie fehlen, was ihr höchster Schmuck, ihr kostbarster Juwel sein muß: ein liebevoller, tatkräftiger Pfarrer und eine treue, christkatholische Gemeinde. Das walte Gottl Nach dem Absingen eines allgemeinen Liedes sprach Herr Inspektor Suckow mit begeisterten Worten den tiefen Dank der Pfarrgemeinde an den hochwürdigsten Bischof und das kattz. geistliche Konsistorium aus. Er fordcite die Gemeinde auf. den Dank gegen die göttliche Vorsehung in die Tat urnzusetzen, indem sie ihr kirchliches Leben zu einem blühenden gestatte. Redner schloß seine Worte mit einem Hoch aus den hochwürdigsten Oberhirtkii, in wtlches die Versammlung sreudrgst einstimmte. Hierauf ergriff der hochwürdigste Bischof daS Wort. Eingangs seiner Ansprache wieö er auf das brüderliche Zusammenleben der einzelnen Psarrgemeinden hin und forderte zur Teilnahme an den in den einzelnen Pfarreien aus verschiedenen Anlässen statifindenden kirchlichen Feirrlich- keiien auf. Der hochw. Redner kommt alsdann auf die Dank barkeit zu sprechen, welche die Johannstädter Gemeinde für die Wohltat, er» eigenes schönes Gotteshaus zu besitzen, beweisen solle. Mögen seine Räume nur immer und regel mäßig gefüllt sein mit Andächtigen, die aus Herzens bedürfnis hierherkommen. Auch der fleißige Empfang der hl. Sakramente und das gesamte kirchliche Leben sei ein Beweis der Dankbarkeit vonseiten der Psarrangehörigen. Viele werden sich wechselseirig noch gar nicht kennen: in der Pfarrkirche werden sie miteinander bekannt und be freundet werden. Die einzelnen Mitglieder müssen Zu sammenhalten, sich unterstützcn. gemeinsame Liebe muß herrschen nach den Worten des Lieblingsapostels des Herrn: „Kindlein, liebet einander." „Besonders wichtig ist die Pflege des lebendigen Glaubens. In der Zeit, wo der Glaube so vielen An: griffen ausgesetzt ist, muß derselbe gestützt werden durch Anhören deL Wortes Gottes und durch die Lektüre guter Schriften. Ich empfehle Euch ganz besonders das Lesen der Sächsischen Volkszeitung. Dieses Blatt soll in keiner katholischen Familie fehlen. Dort werden die Angriffe gegen unseren hl. Glauben mit Sachlich keit und Ruhe zurückgewiesen. dalesetihr. was den Glauben zu stützen geeignet ist." — Nochmals fordert zum Schluß der hochwürdigste Herr Bischof die Pfarr gemeinde aus, durch wechselseitige Erbauung und gutes Beispiel den Dank gegen Gott und die Wohltäter zu beweisen. Nach dem Chorgesange „Wenn weit in den Landen" brachte Herr Kaufmann Schnura einen von der Versamm lung begeistert aufgenommenen Toast auf die drei höchsten Gewalten in Kirche und Staat, auf Papst, Kaiser und König aus, worauf das Lied „Den höchsten Gewalten" (gedichtet von Herrn Lehrer Schröter) stehend gesungen wurde. Damit endete der offizielle Teil der Feier. Lobend bervorgehoben seien noch die vorzüglichen Leistungen der Johannstädter Cäcilia und seines unermüdlichen, tüchtigen Chormeisters Herrn Lehrer Schröter. Der in allen seinen Einzelheiten schön verlaufene Abend wird noch lange in der Erinnerung der Johannstädter Gemeinde bleiben. Deutscher Reichstag. Berlin, den 4P Nwem'rer t >05. ' Präsident Graf Ballest re,n eröffnet die Sitzung um 2 Uhr 20 Mumien und macht geschäftliche Mitleilungen. Es erfolgt die Verlesung in 7 Abteilungen. Der Namensaufruf wird vollzogen. 290 Abgeordnete sind an wesend. (Bravo.) Nächste Sitzung morgen 2 Uhr. Präsidentenwahk. Schluß 3 Uhr. Politische Rundschau. Dresden ^ n ev November M "g. — Der bisherige Koloni.aldirektor Dr. Stübel ist zum Gesandten für Norwegen ernannt worden. dieser Sammlung tvaren Liebesgaben von den Bekennern aller Religionsbekenntnisse eingegangen, und deren Reich haltigkeit war eiir Zeichen, wie allseitig geehrt der selige Dittrich genasen. Die Glocken sind ein Werk des Dresdner Glockengießers Job. Gotthelf Große. Die Weihe der Glocken erfolgte am 1. Juli 1859. Sie wurden in feierlichem Zuge vom königlichen Zeughause in Altstadt abgeholt, wo sich die Glockengießerei befand. Voran gingen die Schüler und Schülerinnen der Neustädter katho lische» Schule, sowie der anderen katholischen Erziehungs anstalten Dresdens. Diesem folgte der schörigeschmückte vierftxinnige Wagen mit den betreffenden drei Glocken. Den Zug Massen die Mitglieder des Glockenkomitees, die nicht fungierende katholische Geistlichkeit, sowie die Lehrer, Kirch- und Scbulväter der katholischen Parochien Dresdens Als der Zug in der Augustlisstraße anlangte, fingen zur Eröffnung der Feier sämtliclx? Glocken der katholischen Hof kirche an zu läuten und ihr Geläute begleitete den Zug bis Eride der Neustädter .Hauptstraße. Dort angekommen, wurde derselbe mit Festmnsik empfangen. Der damalige geistliche Instruktor am Königsbofe, spätere Bischof Ludwig ForN^erk, hielt die Weilnrede. Vikariatsrat Zeppel vollzog die Weihe. An der Feier nahmen Vertreter deS Kultus- Ministeriums, des Gouvernements, der evangelischen Geist lichkeit, deS Stadtrates und der Stadtverordneten teil. Der Bau der Kirche ist nach dem Entwürfe des Rats- Hauinspektors Hermann Bothen mit einem Kostenaufwamd von 50 000 Talern ausgeführt, und von demselben, ohne dafür irgend eine Vergütung zu beanspruchen, geleitet und vollendet werden. Die Kirche ist nicht sehr groß, da der an gewiesene Bauplatz auch zur Erbauung eines Pfarr- und Schulhauses verwendet tverden mußte, von denen das elftere ans der Mitternachtseite, das letztere auf der Mittag seite an die Kirche stößt. Das Innere der einschiffigen Kirche ist 28 Meter lang, 10 Meter breit und 18 Meter hoch, das Pfarr- und Schulhails haben je 20 Meter Länge und 11P2 Meter Tiefe, die beiden Türme aber haben je eine Höbe von 45 Metern, das Kreuz mitgerechnct. Der Baustil ist der lombardisck)e des 12. Jahrhunderts. Au der Eingangsseitc der Kirche befindet sich das schöne Portal, auf zwei Säulen ruhend, deren Schäfte von Meißner rotem Granit. Kapitaler und Vasen aber von wei- ßem parischen Marmor sind. Ans der Spitze des Haupt- Portals steht der Erlöser in Lebensgröße aus Sandstein, ein Werk des berühmten Bildhauers Hänel aus Dresden. Das Altarbild stellt den Erlöser dar, sitzend auf dem Thron, und umgeben von Seraphinen, darunter auf den Seiten links und rechts jene vier Apostel, welche sich hauptsächlich der Ausbreitung des Christentums widmeten, und in deren Mitte der Schutzpatron der Kirche, der heilige Franziskus Pcwerins, das Evangelium den Heiden üi> Indien lehrend und sie taufend. Dieses Kunstwerk ist eine Arbeit des be- kannten Meisters Schnorr von Carolsfeld. Der sächsische Kniistverein zeigte seinen toleranten Wohltätigkeitssinn, in dem er aus seinen jährlichen Beiträgen zur Schaffung vaterländischer Kunstwerke zu den Auslagen für das ge dachte Gemälde einen Beitrag von 500 Talern bewilligte. In, Giebel an der Orgelseite der Kirche und in den zehn Deckenfeldern befinden sich 14 Medaillonsbilder, welche die Maler Zumpe, Sachse und Kirchbach auS Dres den unter Leitung ihres wackeren Meisters, des Professors und Galeriedirektors Ritter Schnorr von Carolsfeld, eben so schön wie uneigennützig ausgeführt haben. Im Giebel des Triumphbogens erblickt man in der Mitte Gott den Vater, umgeben von Engelsköpfen, auf den beiden Seiten die Verkündigung Mariens, am Giebel des Orgelseite den Erzengel Mickyel mit Schwert und Wage und in den zehn Deckenfeldern die Patriarchen und Propheten. Es erübrigt, noch einen kurzen Rückblick auf die ver flossenen 50 Jahre kirchlichen Lebens zu nrerfen. Die Ge schichte der init der Pfarrtirche verbundenen 2. katho- lischen Nezirksschule wurde vom Herrn Schul- direktor a. D. Johannes Dold in einer Broschüre mit großem Fleiß und großer Gründlichkeit zusanimengestellt und höchst interessant geschildert.*) Wir enipfehlen dieses Merkchen angelegentlichst. Eine Geschichte der 60 Jahre kirchlichen Lebens fehlt. Wir wollen für heute die Namen der Seelsorger aufzählen, welche der Pfarrei Vorständen. — Die Erhebung zu solcher erfolgte im Jahre 1826. Erster Pfarrer war der seit 1816 au der Kapelle in der Kaserne angestellte Kaplan Anton Richter. Nach dessen Tode (9. Okt. 1828) folgten: 2. Alois Günzel, 1. 11. 1828 bis s 1. 6. 1847. 3. Peter Nowak, Konsistorialrat und Domherr von Bautzen. 1. 1. 1848 bis 30. 9. 1861 (s 3. 9. 1878). 4. An- ton Zeller, Konsistorialrat, 1. 12. 1861 bis f 8. 10. 1870. 5. Eduard Machaczek, Konsistorial- und später DikariatSrat, *) «Beschichte d r 2. kalh. Bezirksschule in Dresden. R,»ch urkundliche« und archivalischen Quelle« von Jobanne« Dold. Direktor a. D. Verlag der Saxonta-Vuchdruckerei. Dresden. Preis 30 Pf.