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Sächsische Volkszeitung : 11.01.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-01-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192201113
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19220111
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19220111
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-01
- Tag 1922-01-11
-
Monat
1922-01
-
Jahr
1922
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 11.01.1922
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Mittwoch den 11. Januar 192» Sächsische volr-zeitun« Nr. 8. Seite « der Widerspruch gegen die missio eaiwnica überhaupt. Vor diesem Punkte sind wir im ersten Augenblick gestanden und werden im kehlen Augenblick davor stehen." Früher halte bereit» der würt- tcmbergische Minister Heymann die Berechtigung irgend einer kirchlichen «Aufsicht" über den Träger der missio canonira als Konsequenz des katholischen Standpunktes anerkannt <21. Sitzung S. 27f). Auch der Abg. Heinze betonte mit Recht, daß ein R.-U. möglicherweise entgegen dem Sinne der Konfession, sogar in rcligionsseindlichem Sinne erteilt werden könne, falls man der Religionsgescllschast keine Kontrolle über denselben zugestehe <42. Sitzung S. LS). Wenn man wirklich im neuen, demokratischen Deutschland auch den konfessionellen Minderheiten das volle Recht. ..nach ihrer Fasson selig zu werden", zuerkennen will, so möge man sich in protestantischen Ländern doch einmal vornrteilsloS in das Wesen der katholischen Lehrordnung hineinvcrsehen! Der einzige Trä ger des öffentlichen kirchlichen Lehramtes in der Diözese ist der Bischof, in seinem Aufträge erteilen die Bolksschu.'lehrer aber auch die Pfarrer und die Professoren der Theologie den religiösen Unterricht. Es handelt sich in unserer Frage absolut nicht um eine geistliche „Orlsschulaufsichl"; vielmehr stehen die Geistlichen selbst in ganz demselben Abhängigkeits-. aber auch Vertrauens verhältnis zum Bischof wie die katholischen Lehrer. Daraus folgt natürlich auch das gleiche Aufsichlsrecht des BischosS über die den kirchlichen Grundsätzen entsprechende Durchsübrung der missio canonica; der ehrwürdigste Pfarrer, der gelehrteste Theologie- Professor untersteht ihm genau so wie der jüngste Volksschul- lchrcr. Dieses rechtliche Prinzip kann die Kirche nicht fallen lassen <vgl. Cod. Jur. Can. con. I382>; und in der Praxis erscheint es allermeist nicht als lästiger Druck, sonsern als selbst verständlicher, lebendiger Zusammenhang, ähnlich der Bindung der Glieder des Organismus an das zentrale Lebensprinzip. Bei der näheren gesetzlichen Ordnung des Verhältnisses von Kirche und Staat werden sich sür dieses bischöfliche Auf fichtsrecht Formen finden lassen, die das Ansehen des Leh rers in keiner Weise schmälern, ebensowenig wie dies bei den Geistlichen und de» akademischen Lehrern der Theologie der Fall ist. Man kann jetzt schon Voraussagen, das; gerade in den seltenen Ausnahmcfällen, die eine Zurücknahme der Lehrvo'l- macht nahclegen, der Bischof faktisch wohl niemals zu einer „Re- ligionsprüfung" im Schulsaal oder im Höcsal erscheinen wirdi Der Besuch des Bischofs in kathol. Gemeinden und Schulen ist stets als eine Ehre, niemals als eine hochnotpeinliche Prüfung empfunden worden; er vollzieht sich regelmäßig mehr in der Form eines für Lehrer und Schüler erhebenden Festes als in der einer Aussühtsübnng. Jed' andere Maßnahme, die man ersinnen mag, um den katholischen Eltern eine Beruhigung über die Erfüllung des Artikels 140 zu geben, würde für de» Lehrer naturgemäß viel peinlicher werden; sie würde sich mehr im nächsten, lokalen Kreise seiner Wirksamkeit abspielen als die Zuweisung des Aus sichtsrechtes an die höhere Instanz des Diözesanoberen. Das Sichhincindenken in diesen katholischen Vorsiellungs kreis mag für den Großteil der Bevölkerung Sachsens schwie riger sein als für andere Länder. Die erwähnte Ordnung ergibt sich aber als einzig logische Folge des im Art. 149 ausgestellten Grundsatzes. Ter starke, unaufhaltsame Drang nach Gerechtig keit und Freiheit, der an LandeSgrenzeu nicht Halt macht, wird im deutschen Katholizismus nicht zur Ruhe kommen, bis diese Freiheiten der religiösen Jugenderziehung überall durchgesetzt sind; wie sie ja auch in außerdeutschen, vorwiegend protestantischen Ländern geradezu selbstverständlich erscheinen. Man glaubt be kanntlich im Auslands immer noch nicht, daß der Geist echter Demokratie in Deutschland zur sicheren Herrsck)aft gelangt ist. Daran tragen nicht nur die „Militaristen" schuld; daran sind auch schuld nicht wenige „Demokraten", die in schulpolitischen Dingen so ganz an dem engen, alten Standpunkte staatlicher Bevormun dung festhalten. Möge man die staatliche Schulaufsicht über unsere katholisckien Schulen, die öffentlichen und privaten, die niederen ulid höheren, nach der weltlichen, wissenschaftlichen Seite mit aller Strenge der Gerechtigkeit auöüben, — wir billigen es nicht nur, wir wünschen es im eigensten Interesse unserer Schu- len! Man lasse aber anderseits den katholischen Neligionsunter- . richt unbehindert nach den dogmatischen und kirchrnrechtlichen Grundsätzen sich vollziehen, die seinem innersten Wesen ent- sprechen! Sächsische Volkszcitung — Nr. 8 — 11. Januar 1922 Das Rosenhaus Originalroman von Felix Nabor . <19. Fortsetzung.) Olten trug der Wiltichin aus, wohl auf die Kinder acht zu haben, und verließ die Stube, in der er vier Kinderherzen glücklich und froh gemacht hatte. Das war leichte Arbeit ge wesen; eine viel schwerere stand ihin bevor. Es galt, harte Männerhcrzen zu bezwingen und den Haß auszureißen, der sich in den Herzen eingenistet hatte wie Natterngezücht. Mil einigem Bangen, aber das Herz voll Liebe, machte er sich auf den Weg zum reichen Wirte, in dem die Arbeiter versammelt waren. Die große Stube war bis auf den letzten Platz gefüllt. Olten setzte sich in einen Winkel und wurde von dem Wirte mit Mißtrauen betrachtet. Er ließ sich ein Glas Tier reichen, rührte es aber kaum an. Seine Augen wandel ten sorgenvoll durch den von Rauchwolken erfüllten Raum, in dem die Männer mit zornigen Gesichtern beisammensaßen und durcheinander redeten. Es war ihnen anzusehen, daß sie vor wichtigen Entschlüsse» standen. Die Gläser wurden geschwungen, manch einer hämmerte seine Anschauung mit der Faust auf den Tisch und alle qualm ten ans kurzen, dicken Pfeifen, daß sich der Rauch wie eine dicke Molke um die Lampen legte. Ta klang ein Glöcklern und sofort entstand Stille. Koller stand von seinem Platze auf, rollte die Augen und- strich sich den schwarzen Bart. In kurzen, abgerissenen Sähen schilderte er die Not der Arbeiter, die Bedrückung durch den Kapitalismus, forderte Gerechtigkeit und ging dann zum offe nen Anoriff aus Tbiebolt über. Seine Worte trieften von Haß und Rache, jedes barg einen giftigen Stachel in sich. „Seit Jabren werden wir auSgebeutet wie Sklaven." rief er, „müssen hungern und darben, während sich die Neichen an unserem Schweiße mästen. Diese Sklaverei ist die Schmack, unseres Jahrhunderts! Der aber träat die Schuld? . . . Der Fabri kant und sein Direktor, dieser Sotan. Er putschte uns bis aufs Blut, preßt uns den letzten Blutstropfen aus — wollt ihr euch das noch länger gefallen lasten?" „Nein, nein!" brauste es durch die Gaststube. „Fort mit Büchiingt" .Freiwillig wird er niemals geben," fuhr Koller fort. „Thiebalt hält seine Hand über ihn, die beiden sind unsere grimmigsten Feiirde. Wir müssen uns selbst helfen —" Der Kampf um de« Versa Her Ber raa Cannes, 10. Januar. Ein französischer Delegierter sagte, eS handle fick sür Frankreich in Cannes und Genua um nichts Geringeres als den BerzweiflungSkampf um den Friedensvertrag von Versailles. DaS amerikanische Kapital zeige sich gegen jede Kreditaktion unbewegbar. Der amerikanische Botschafter in London soll in vertraulichen Gesprächen erklärt haben, es sei seine persön liche Meinung, daß das amerikanische Großkapital nur dann einer tnternationalen Kreditaktion zugänglich sei, wenn der Friedens vertrag von Versailles revidiert werde. Stn Moratorium bedeute gar nichts; man müsse Deutsch lands Schulden auf ein erträgliches Mast reduzieren. Der Botschafter erklärte, er habe diese persönliche Meinung au» Besprechungen mit amerikanischen Financiers geschöpft. » Brland für entschiedene Slnrvendung des Versailler Deriraqs Rom, 10. Januar. Der von drm Abgeordneten Musio Iin' iniervi wie B>m»d erkü-te, Frankreich wrrde ent cksteden am der Anwe> ming des Versailler VeitiaaeS bekleben, w lchcr immerhin eine Neatiiäl sei. wälireno alle» andere mir Ctstinlnen wären. « Vorarbeit sür Genua Frankfurt a. M , Io. Januar. Z» c »er Be'vrechuna über die B,ru»ng deimcher Deleaurter zur Konferenz von Cannes ich erbt die F aok ursir Ze tniig >olge, des: Wollen wsi >n Genua belieben. >0 werdin wir jetzt mni sivste mistige Arbeil in lur er Ze t z» te sten baden. Ti.ie ist abhän ia von d,r Sanierung unserer innere» W rt'ckait Amr aerobe die Sanierung umerer JnncnwirUchast kann durch eine Neuuvoiillioiiiening der Devistnläuie ,n einer inneren Umsckütteliing »loserer Wirlichalt fühlen, der.» Korstq» nzen vorznled nun und zu lenken giqant iche Äiistrengungin not g macht. Des sei >ine Ausgabe der führenden Wirtschaltskikite. sti Aingme der R.gierung und macht die v rständn-evollste M tarbeit deS Paria- mc»ts zur Notwendigkeit. Hoffentlich sei sich dessen auch der Reichs- ranzl-x bewußt. Die Sowjeireglerunq gehl nach Genua London, 10. Januar. AnS Cannes wird telegraphisch ge meldet. daß di« Sowjelregierung die Einladung der Mächte zur Teilnahme an der Internationalen Wirtschastskonserenz in Genna angenommen hat. Err treffen der Saarke'eoation ln Genf Basel, 10. Januar. Im Zusammenhänge mit der am heu tigen Dienstag beginnenden Tagung des Völkerbundsrales, der sich unter anderem auch mit der Neunmhl der Negieruiigstommis- sion sür das Soaryebiet befassen wird, ist in Gens die Abordnung aus dem Saargebiet eingetrossen, die sich ans Vertretern aller Parteien nrii Ausnahme der Sozialdemokraten und der Kom munisten zusammensetzt. Das Steue kompromitz Die Entscheidung Berlin, 10. Januar. Laut „Berliner Tageblatt" hat Reichs kanzler Dr. Wirth ain Montag abend die Parteiführer zu sich geladen, nm die Steuerfragen eingehend mit ihnen zu besprechen. Bei den Verhandlungen über das Steneriomproiniß spielte die Erhebung eines weiteren Teiles des ReichsnotopferS eine wesent liche Rolle. Der Prozentsatz und die weiteren Modalitäten sind dabei noch eine offene Frage. Der Gedanke des GroßblockS von der Volkspartei bis zu den Sozialdemokraten ist vom Reichs kanzler noch nicht aufgegeben worden. Berlin. 10. Januar. Die'„Deutsche Allgemeine Zeitung" teilt mit: Am heutigen Dienstag finden die sür das etwaige Zustandekommen eines Stenerkompromisses ausschlaggebende» Be sprechungen zwischen dem Ncichsfinanzminister Dr. Hermes und den Parteiführern statt. Für Dienstag vormittag 10 Uhr sind Verhandlungen mit den Koalitionsparteien und für nachmittags L Uhr. solche mit den beiden Rechtsparteien anbcraumt. Das Rcichskabinetl vertritt den Standpunkt, seine Zustimmung zu dem Anschließen der ersten Lesung der neuen Steuergesetze versagen zu müssen. Die Regierung glaubt namentlich mit der Herab setzung der Umsatzsteuer von zweieinhalb aus zwei Prozent, mit den Zollherabsetzungen sür die Einfuhr von Kaffee, Tee und Kakao, sowie mit den Zollerleichterungen sür Zigaretten sich keineswegs einverstanden erklären zu können. Innerhalb der Koalition klafft der größte Gegensatz zwischen Zentrum und Sozialdemokratie fraglos in der Erfassung der Sachwerte und der Besteuerung von Grundstücken nach dem gemeinen oder de,» Ertragswert. Die Beschlagnahme privater KohlenUeferungen besr-stet Berlin, 10. Januar. Halbamtlich w'rd mitgeieilt: Der Rcichr- vcrkehiSmiwsttr hat die EisenbahntnrektionSviäsidkNten bevollmächtigt, KodlenHeseninqen, die sür private Empfänger im eigenen Berirk bestimmt sind, zu beschlagnahmen. Die Maßnahme ist au> d.e Zeit bis zum 19. Januar beschränkt. „Bravo! Selbst ist der Mann! . . . Wir stürmen die Fabrik und jagen Büchting zum Teufel," erklang es. Einige Besonnene suchten sich in dem Lärm Gehör zu verschaffen und riefen: „Was nützt das? Dann kommt Militär und knallt uns nieder. Keine Gewalt — Generalstreik!" Das Wort schlug wie eine Bombe ein. Der Streik be deutete Hunger und Elend für sie und die Ihrigen, davor schreckten sie doch zurück. Und an Thiebolt, den reichen, mäch tigen Fabrikherrn, wagten sie sich doch nicht recht heran. Der hielt einen Streik zehnmal länger aus als sie und stellte am Ende andere Arbeiter ein, dann waren sie am Verhungern. Nein — man mußte diesen Büchting mit Gewalt vertreiben, dann erst war der Weg frei zu dem Fabrikherrn, und man konnte ihiu-Päs Messer an die Kehle setzen. Diesem Gedanken gab Koller sofort Ausdruck. „Genossen," rief er, „keinen Streik, wir hungern so schon genug. Unsere Kinder siechen hin, die Seuche wütet jedes Jahr unter »ns, nur brechen unter der Last der Arbeit zusam men. Streik wäre Selbstmord. Wir müssen unsere Rechte er kämpfen und unsere Forderungen mit Gewalt durchsetzen: höheren Lohn und kürzere Arbeitszeit! Solange Büchting herrscht, dringen wir niemals durch — darum muß Büchting fort! Wir verjagen ihn ans der Fabrik, wir stürmen das Burg- Haus und verlangen ein« Audienz bei ThieboltI Das ist der einzig richtig« Weg —" Ein Beifallssturm erbrauste, namentlich die jugendlichen Elemente brüllten: „Kein Streik! . . . Revolution! Revolu tion!" Alle tobten wild durcheinander, die Fäuste trommelten auf den Tische», als würde Generalmarsch geschlagen, die Gläser klirrten und klangen, als würden Sturmglocken geläutet. Ta trat Olten mitten in die Stube, den braunen Apostel» mantel um die Schultern, Kummer und Sorge im bleichen Ge sichte, das Feuer beiliger Menschenliebe in den blauen Augen. „Liebe Leute," rief er und hob beschwörend die Arm«, „liebe Leute, höret mich, o höret michl" . .-r Nur langsam legte sich der Lärm, und es stand lange an, bis fick Olten verständlich machen könnt«. „Ihr lieben Leute." fuhr er fort, „ich beschwöre euch im Namen Gottes und im Na« men eurer Frauen und Kinder, begehet kein Unrecht, Verübet Nicht Gr » alt! Laßt Wahrheit und Gerechtigkeit die Masse» sein, mit denen ihr kämpfet! Haltet Frieden! Wenn ihr Gewalt gekranebt, ist für euch alles verloren. Dann kommt das Schwert des Gesetzes über euch — was soll dann aus euren Familien werden?" Christi,che Bergarbeiter u. Weltwirtschaftskrise Bochum, S. Januar. Im Ruhrgebiete fanden gestern etwa 70 Versammlungen des GewerkvereinS christlicher Bergarbeiter statt, die sich mit der Stellungnahme der christlich organisierten Bergarbeiter zur Weltwirtschaststrise befaßten. In Bochum sprach Gewerkschastssekreiär Könen aus dem Saargebiete. Er gab ein erschütterndes Bild der Lage des Saargebietes unter der Frau- zoenherrschaft und erwähnte dann den Kohlenüberfluß auf Len, Weltmarkt und die Kohlennot in Deutschland. Er wies weiter auf den Wettbewerb zwischen Kohle und Heizöl hin und betonte, daß wir noch eine schwere Zeit durchzumachcn hätten. Die Ar beiter müßten auS diesen welnvirtschastlichen Vorgängen die rech ten Schlüsse ziehen. Nicht dem Sozialismus, sondern dem christlichen SolidariSmus gehöre die Zu kunft. Abg. Heitmann über die sozialdemokratische - S enerpolittk Bochum, 9. Januar. In einer großen öffentlichen Ver sammlung im Schüpenhos sprach gestern nachmittag der Mehr- heits>vz>awe»lokral Abg. Heitmann über die Sozialdemokratie, Käppisten und Koinmanisten. Nachdem er den Bankrott des Bol,chewismnS gestreift hatte, ging er aus die Konserenz von Cannes üvec und auf die Politik des Reichskanzlers Dr. Wirrh. Daß Teut,ch!and Zahlungsaufschub gewährt wurde und nicht mehr mit Sanktionen gedroht werden soll, bezeichnete der Red. »er als einen Erfolg der Erfüllungspolitik. Er sagte, daß wir aber erst jetzt der schwerste» Zeit emgegcngehen. Denn nun wird unjere Notenprejje stillgelegi werden. Das Reich wüste jetzl seine Ausgaben durch Steuern derlei,. Für diese Steuern müsse in erster Linie der Besitz herangezogen werden. Die Sozialdemokraten würden keine der Steuern bewillige«, ehe der Besitz ausgiebig belastet sei. Man solle endlich die Sachwerte erfassen. Neuregelung des Einkommens der Kreis- schmrüte Berlin, 9. Januar. Durch das Versorgungsgesctz vom 17. Dezeuiber 1920 sing vielfach Krcisschulräte, die früher Leiter von sechs- und mehrklassigen Schulen waren, gegenüber anderen Klassen bei der Regelung des Bejoldungsdiensrauers stark benach teiligt worden. Der Landesverband hauptamtlicher Schulräte Preußens ist daraufhin bei der Regierung vorstellig geworden und hat „in Abhilfe ersucht. Wie wir hören, ist bereits von seiten ver- schiedener Abgeordneter ein entsprechender Antrag im Prentzischen Landtage eingebracht wurden, so daß die Beratung in allernächster Zeit beginnen wird. Die preußische Negierung scheint einer auf einheitliche Siegelung des BcsoldungSdienstalters der Kreisschulräte abzielende» Vorlage günstig gcgenüberzustehen. Die Bcrjorgung der Zeiluugen mit ZeUungs, druckpapier Berlin, 10. Januar. Im Neichsverkehrsministerium fand am Sonnabend ans Veranlassung der Vereinigung großstädtischer Zeitungsverleger eine Besprechung über die Sicherung der Ver sorgung der Presse mit ZeitungSdruckpavier statt. An den Be ratungen nahmen teil: der Reichskohlenkommisjar, Vertreter deS Neichswirrschaslsministeriums, des Verbandes deutscher Druck- Papierfabriken und der Vereinigung grotzstädtisckM Zeitungsver leger. Unter dein Vorsitze des Geheimrates Weyhranch wurde in eingehender Aussprache die augenblickliche Lage der Versor gung der Zeitungen dargelegt. Der Vorsitzende gab im Aufträge des Ministers bekannt, daß vom Reichsministerium ans di« Nach geordneten Stellen angewiesen worden seien, 1. unter allen Um ständen die nötige Zahl von Waggons zum Transport von Zei- tungsdruckpapier z» stellen, 2. daß i»i Notfall ZeitungSdruckpapier in Eilzügen zu befördern sei, I. daß telegraphische Vormeldnng an die Empfangsstationen ftattfinden soll. Ferner gaben die Vertreter des NeichSvcrkehrsininisterinms der Bereitwilligkeit Ausdruck, den Eisenbahndirektionen zu cinpsebten, im Falle der Verhängung von Sperren eine Ausnahme von Zcitnngsdruck- papicr zuzulasse». Der Vorsitzende wies besonders auf die Not wendigkeit der Bevorrecht»»« von Zeitungsdruckpapier an die Vcrbrauchcrzentren hin und stellte dann die Bereitwilligkeit des NcichsverkehrsininistcrnlN'S in bezug auf die Gestellung von Waggons in Aussicht. Außerdem sagte er die Stellung von Son derivagen zu, durch die der Verkehr zwischen den Zellstofsabriken und den Druckpapierfabriken sicherzustellen sei. Keine diplomatische oder konsularische Ver tretung Deutschlands in Moskau Berlin, 9. Jaunar. Professor Wiedenfeld. deo zurzeit in Berlin weilt, reist nickst, wie ein Berliner Mittagsblatt be richtete. als Gesandter nach Moskau, sondern er geht dorthin in feiner bisherigen Eigenschaft zurück. Ebenso trifft es nicht zu, daß in Moskau ein Generalkonsulat errichtet- wird, da zwischen Deutschland und Rußland kein Konsularvertraa besteht. Es wird in Moskau lediglich eine Niederlassung der oeutscherr Handels vertretung eingerichtet werden. Ein VeifallSgemurmel ging durch die Gaststube, aber zu gleich erhob sich zorniger Widerspruch. „Wir brauchen keinen Friedensapostel!" erscholl es. „Mir Güte erreichen wir nichts. Das Gesetz gibt uns nicht das Recht, das wir fordern." „Doch," rief Olten, «es muß eine Gerechtigkeit geben! Wendet euch an die höchste Macht aus Erden — an das Herz! Bittet — und es wird euch gegeben! Klopfet an — und es wird euch anfgetanl" Ein Hohngelächter ans jugendlichen Kehlen aniwortet ihm. „Nichts da! ... Wir betteln nicht, wo wir ein Recht zu fordern haben! . . . Fort mit dem Apostel! ... Er ist der Freund des Burgherrn! . . ." „Ich bin euer Freund, das wißt ihr," verteidigte sich Olten. „Auch mein Brot ist wie das eure mit Tränen benetzt, auch ich kenne die Armut und die Not. Aber eben die Kroft der Leiden, die wir erdulden, soll uns stark machen, daß mir die Versuchung überwinden und uns selbst besiegen ... Es muß Märtyrer des Lebens geben, und zu diesen gehören wir alle . . . Das Leiden ist die reinigende Flamme, in der die Seele geadelt und geheiligt wird. Denn leben heißt leiden, aber des Lebens Krone ruht im Hin>nie! und sie ist von köstlickcm Golde. O, ihr Lieben, biitei Gott, daß er euch die Kraft zum Leiden »nd Dulden gibt, und er wird euch aus seinem Himmel herab segnen." „Das ist Sklavenmoral!" tönte eö ibin entgegen. „Nein, das ist ChristenmoralI . . . Gebt zu eurem Brot- Herrn, tragt ihin eure Wünsche und Forderungen vor — ich will für euch sprechen, so wie ich jetzt gegen eure Unbesonnenheit rede. In Güte soll dieser unselige Kampf geschlichtet werden. Ich be schwöre euch, lasset euch nicht fortrcißcii zu Ungerechtigkeit und Unrecht, das würde euer Verderbe» sein . . . Arbeitet, leidet und duldet! Arbeit ist Pflicht und ein Gebot des Himmels: Ora et laboral Arbeit ist ein Opfer, das weiß ich, aber Arbeit ist der Vater des Reichtums, und die Erde ist seine Mutter . . . Arbeit ist für viele eine Bürde, aber wenn ibr Geduld und Liebe zu der drückenden Last habt, wird sie leichter . . . Arbeit, die anderen nützt, euren Kindern nnd Frauen und der Allgemein heit: das ist Arbeit in Segen . . Wieder klang ihm höhnisches Gcläckiter entgegen. „Haha! Den goldenen Segen heimst der Fabrikherr ein — uns bleiben nur die Schlacken .. . Nichts dal Mir wollen uns die Macht erkämpfen —" Olten wollte noch einen letzten Vers,ich tvagen. um die er hitzten Gemüter zu beruhigen ... „Haltet Frieden!" rief er» „geht ruhig nacki Hause zu euren Frauen und. Kindern .... Kommt, o kommt!" (Fortsetzung folg».
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