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Nr. L41 L8- Iahrg. Dienstag, den 24. IunilSLV abends !«»,«»» L mit wustr. «»Uaae dierteitLhrltq ».«« ^lk. In »re«d»n und -an, Deuilch- land sre« Hau» «.»« bi Oesterreich HM H K. » viertel,Lhrtt« S" L««»»rn und aan, Deutlchland stet Hau« F« «n Oesterreich S.tw X. Ginzel-rUmnuer 1V 4 »t« »SchMch» «-ll,,eituna erschetnt an allen «ochenta-en nachmatag«. ^>«,khüstsstcLe vnv V» » Ave»dci»- r>. 1V, ^ <k> Fernsprecher 21 Postsch«ctrl«v»to Leipzig Nr Ictlik Sln,eigen, Annahme doi,SeIchüjiK,>n„iaen bir II'IH», da» gamiltcnauzeigcu die l l Uhr i-l-n». Preis INr die P^tti kvallj,-»» »V «eteU » ^t, ganiuicn-An,eigen !»0 ^ Astr »«deutlich g-Ichnctenc, sowie durch s«»- wrecher ausgcaebeue Anzeige» ISinie» 1»»^» Usrnulwuriiichkest für die üiichitgkeU de- XM« nicht tidernihine». Bprechfiunde de» Redastloni 11—IÄ Uhr vormiting«. Einzige LatholischL UWWzMMW m WchmMSViuE. Ansgabe ^ mit Mlstrierterr NMMWMmzgsKeMgh Eft. WochN-WEtzii. MiMsM ^ «v! ^ W-»ch««-eMD<. D^e bedingungslose Zlnnalune des Friedens Versai llcs. 23. Juni. Heute nachmiLtag -! Uhr 40 Minuten hat der deutsche Gesandte v. H n n i e l deiir Vorsitzenden der Friedenskvnserenz Estmeiieenii die ?'vtc zustelle» lassen, in der die deutsche Regierung sich bereit erklärt, die Bedingungen der verbündeten und assoziierten Regierungen bedingungslos anzunehinen. Die Note hat folgenden Wortlaut: Tie Negierung der deutschen Republik hat aus der letz ten Mitteilung der alliierten und assoziierten Regierungen mit Erschütterung ersehen, das; sie entschlossen sind, von Deutschland auch die Annahme derjenigen Fricdens- bedingungen mit äußerster Gewalt zu erzwingen, die, ohne eine materielle Bedeutung zu besitzen, den Zweck verfolgen, dem deutschen Volle seine Ehre zn nehmen. Tnrch einen Gewaltakt wird die Ehre des deutschen Volles nicht be rührt; sic nach außen zn verteidigen, fehlt dein deutschen Volke nach den entsetzlichen Leiden der letzten Jahre jedes Mittel. Ter übermächtigen Gewalt weichend und ohne da mit ihre Anssassnng über die unerhörte Ungerechtigkeit der rvriedensbedingiinge» auizngebcn, erklärt deshalb die Negie rung der deutschen Republik, daß sie bereit nt , die von de,, alliierten und assoziierten Regierungen anferlegten Fric- dcnsbcdingnngcn anziinehmcn und zu nnterzcichne». Nach dem Eintreffen der deutsche» Rote in Versailles wurden sofort die Vorbereitungen zum Vormarsch ans Frank- furt a. M. cittgesicllt. Versailles, 24. Inn«. Entgegen den Wünschen der Amerikaner und Engländer läßt die französische Negie rung mittcilc», daß die Vorbereitungen noch nicht vollendet seien und daß die Unterzeichnung daher erst am Tunners tag mittag zwischen l2 und 1 Uhr stattfinden soll. » » H Die deutsche Negierung sagt in den allgemeinen Be merkungen ihrer Gegenvorschläge zu den Friedensbvd-inamr- gen, daß darin eine sterbende Weltanschauung imperialisti- scher und kapitalistischer Tendenzen ihren lebten entsetzlichen Triumph feiere Untere Feinde kosten diesen Triumph jetzt in- vollem Umsange ans. Ob ihre Frende eine restlose sein wird? Wir missen es nicht. Was mir aber Missen nnd mas immer Mieder betont worden muß, ist, daß Meile >rreist des deutschen Volkes sich der Bedeutung dessen, Mas gestern in Weimar sich zngetragen hat, noch nicht bewußt geworden sind. Wir sind vergewaltigt morden. Tsts ist ein Vorgang, der ja nicht mir im Leben der Völker sich abspielt, sondenr auch sonstwo sich ereignen kann. Jedenfalls scheinen auch bet uns in TentschlaNd manche Leute etwas von den in Versailles üblich gewordenen Tonnen gelernt zu haben. Sei aber dem. wie ihm »volle: Wir haben uns heute mit d'cr nackten Tatsache abznfinden, daß gestern der nnerböisteste Vertrag, den die Weltgeschichte je gesehen hat, anerkannt werden m nßt t e. Ter T November 1918 hat uns die lebten Waffen ans der Hand geschlagen, die langen .unegsjahre haben Deutschland entnervt und die HiingeMvckade bat zur körperlichen Schwächung das ihrige reichlich hergetragen. Es scheint bei uns vielen noch nicht zur Erkenntnis gekom men zu sein um was es sich eigentlich in Weimar jetzt ge handelt hat. Nicht etwa darum, daß weitere Gebiete des Deutschen Reiches einfach vom Feinde beseht wenden 'ollen. Nein, wäre gestern die Unterzeichnung nicht zugestanden worden, so wäre noch heute nacht die Truppen der Entente mit ihren wilden Hilfsvölkern als Feinde bei uns ein > - ückt und hätten das Land mit K rieg überzogen. Ist jemand unter uns, der im Ernste glaubt, daß wir im Augenblick fähig gewest wären, diesen Truppenmasseu in Ost und West, in Nord und Süd ein geordnetes nnd kampfbereites Heer gegenüber zn stellen. Wir hätten alle unsere Städte von Truppen entblößen und an die Grenzen werfen kön nen, ohne die Gewähr dafür zu haben, dein feindlichen Vor- marsch ein Hallt zn gebieten. Unsere Städte aber mären dann der Willkür der spartakistischen und bolschewistischen Elemente restlos aaisgeüefert gewesen und von den Städten ans hätte zweifellos der Bolschewismus stincn Ranbzng durch das flache Land antreten können. Aus siestr lieber- zeugung heralis sind auch unsere Freunde in Weimar für die Unterzeichnung eingctreten. Glaubt jemano, vdas; ilmen das leicht gefallen ist? Wir sind über die Vorgänge in Weimar genau unterrichtet »nd wir >bissen, daß in der e nti ch e i d e nden, F r a kti o n s s itz u n g der Zen - trums Partei von allen Rednern der Äandpnnkt ver treten wurde, daß es jetzt gelte, daß geeinigte Volk zn retten und daß demgegenüber selbst der Bestand der Zen- tlllinspartei nicht in Frage kommen könne. Ein hervor ragendes Mitglied der Fraktion batte die einhellige Zustim mung alle: einer Freunde, als er aus genauester stcnntnis : oer Dinge heraus erklärte, mir müßten jetzt zum Frieden kommen, und trenn dabei auch das Zeiu.-im in die Bruche gehen sollte; Las Volksganze müsst uns jetzt nä.n-r heben als das Wohl einer Parle«. Die Fraktion bat alio voll- stindig selbstlos gebandelt. Wir sind all rdrngs de", scheu Ueüerzeugung. daß die Partei nicht in die i'iliebe geben wird und daß sie auch die jetzt vielleichr in noch viel stör- krrem Maße eilst tzende Hetze übersteh.".: roird. Kurz vor Herausgabe der duitick?» Gegenvo". stäge schricben wir von den Verhandlungen in Benin au-.-, daß diese Vorschläge das Mari „rum denen stiem was wir au s freien Stücken leisten können. Das mar richtig. Wir wuß ten jedoch auch damals schon, goß es nicht das Mariinnm dessen war. zn dem wir gezwungen werden könnten. Es he- stand doch immer noch eine .Hojfiinng, daß wenigstens eia Nestbestand von Verständigung gerettet werden könnte. Diese Hoffnung hat sich leider nicht ersäht. Es mar nun mehr nur noch die Frage zu prüfen, Mas besser sein würde: ein Ende mit Schrecken oder ein Schrecken ohne Ende. So wie die Verhältnisse heute liegen, tauu gar teiu Zweifel dar- ! über sein, daß die Unterzeichnung uns vor dein nichtauszu- denkenlden Schlimmsten bewahren wird. Durch diesen Ver trag kann der deutsche Gedanke nicht getötet werden. Mit Gemalt kann man nicht Ideen totschlagen. Und wenn wir »ns auch jetzt von vielen deutschen Brüdern trennen müssen, io lebt doch noch in uns die Hv'suung, daß diese Trennung keine dauernde sein wird. Trotz dieser Trennung aber wird die N er ch s e i n h e i t als solche doch wenigstens aufrecht erhalten. Selbst ein Blatt wie die „Leipziger Neueste Nach richten" schreibt heute, wir seien wenigstens znsammengcblie- ben, wir jeien ein Reich und ei» Volk geblieben, ohne rhei nische nnv Pfälzer und andere Sonderslaaten an unseren Grenzen. Daß das so geblieben ist, ist aber nicht zuletzt das Verdienst des Zentrnins und vor allem des so viel geschmäh- ^ tcn Reichsininisters Erzberger, der seinen ganzen Einfluß gegen diese Absondernngstbestiebniigen anfgeboten hat. In der gestrigen Sitzung der Nationalversammlung lmben sämtliche Sprecher der Parteien, die gegen die Unterzeich nung gewesen sind, der selbstverständlichen Voraussetzung, daß auch die Anhänger der Unterzeichnung nun nach bestein Wissen und Gewissen und mir ans vaterländische» Gründe» handeln, besonderen Ausdruck verlieben. Es wäre sehr schön, wenn dieser Gesichtspunkt auch praktisch bochgehalte» >m"rdc. Schon der neue Anfrns der Tenlscknauonalen läßt aber ver muten, daß das »ick-t der Fall sein wird. Und selbst der „Dresdner Anzeiger" muß seststelleü, daß die Dentschnatio- nalen gestern programmwidrig gegen die Verabredung der Parteiführer gehandelt haben. Nistderschmelternd ist gewiß das, was jetzt vollzöge!, werde» mußte. Aber die Hoffnung ans eine bessere Zukunft brauchen und dürfen wir deshalb nicht anfgeben. Wenn das deutsche Volk, das nnnmebr wohl auch bald seine striegS- gesaiigenen bei sich begrüßen darf, wieder innerlich gesunden wird, nnd den Willen ,n diestr Gesnndnng in sich krägt, dann wird auch die äußerliche Erstarkung nickst ansbleiben. Dazu aber ocböi't die Frende an der Arbeit »nd zur Abbest gehört das Gebet. Nie Mar für das deutsche Volt das Wort „Bete nnd arbeite" von so großer Bedeutung wie in diesem Augenblick. Inck. Die Nationalversammlung Weimar, 23. Juni. Präsident Fehrenbach eröffnet nin 3 Uhr die Sitzung mit der Bemerkung, daß sich seit gestern Ereignisse vollzogen haben, die eine abermalige Besprecbniig der Frie- densfmge notwendig machen. Reichs-Ministerpräsident Bmicr: Tie Mehrheit der Nationalversammlung hat i» der gestrigen- Sitzung die Ans-sührnngen gntgeheißen, mit denen die Stellung der Neichsregieriliig zum Friedeiisvertrage dargelcgt winde. Entsprechend diesem Votum nnd der darin ansgedrückten Bevollmächtigung linden wir gestern na-cbmit- tag in Versailles eine Note überreichen lassen, die dielst nii- reit ist. den Friedensvertnig zn unterzeichnen, ohne da-mi! anziierkennen, daß das dentiehe Volt schitld am Nriegc sci nnd ohne die Verpflichtung zur Auslieferung zu übernehmen. Darauf ist uns gestern am späten Abend fol gende Antwort zngegnnge» lder Ministerpräsident verliest die Note Elemenceans, welche die Ablehnung der dentsck a Vorbehalte enthält.) Der Ministerpräsident fährt fori: Damit ist die Lage in zwölfter Stunde von Grund auf ve - ändert und damit stehen wir unerbittlich vor der »ngebciirr, Frag« Ablehnen oder Unterschreibe», liniere Hoffnung, ini, dem einzigen Vorbehalte zur Ehrenwahriing unsere Gegner ' zn b>'sii:in:wr'- war mal aro>- Am- „mrii'.-m .-.'-..'en a.,rc, der Verlach ,m. Fein, mo er mgstmiacn in dein : des Verb.mdc's gen!nstert in, m ,, st.- zz ^ i - o e , n l < - ic gl e h i l m: sie auch noch mack,! werden, s.ich.'ir Ucb-' »ut ,..mze WcU mg-m: a ir L e > b a n d e e l r v e r g e v' aIlial n- ie l e : >: V olk je z » v o r. Nein Protest brüte inebr: nein ?!arm der Einpärinig Alle-- Westcue muß den Eindruck cck-ckmicken, der sich ber.te g. d,e zu n ?eil n-st - ccl'olNcnem ode: nnner- ae r a.-e,: l'rlNenc n: En, r-en ,n:i ic! reib,n mir l in des ganzen >- ^ck uni! niack dstst '.Engen nlngnng heb!. Uu de: Pern.-l , - den ub ?-rne„ na:.-, ui n!nn ocdii, :m:n.-ios niuerzc.. : er i inzn'ngen. >e -'aiinve »n. eie!. gestern, nur trennt uns setz! nur neck eine Frist 'von ! vi-er Ttnn-d-cn rea de: n.-ier-eianin,:!-- e 0er ,veirt . , . A tz e r »' c r! o s : i! „ i ck' i e li r io-, ('h'ivij:, die ,sollen an di. E ce. T-aran ist kein Ziv'iie!. dar dieser Ver vcv . .r Elnr.vscküe-dnng einmal >:> ,. ck>omin»g nelnne», i da,; n ne iirücksallei! > vird. nnd daß es nickst !' >. ! rn estr WeUir.u stdre znarundr z >e!,t, da-, , ce s zum Ictzle n Atemznae. I ch darf - n- nach diesen Vo''aängen die na .0- e» Friedens vertrag zn >:n!e rzeicknen. cb i f s e r tT-eni.-: Tie Er!: nirnng des - : 11. deute», die ivir b-ezüglick i der E'iüätz M ck' g iden wollen aibt lnir Anlaß zn der Fcsts'ell iNN-tz e nnstre S ieckliiianabme in der starre ' dir. -.eirerii bier dm ge Irak babe, nnberu, . tzah? ick, ; n erklären, daß bei me-::'.i : cki- ide» kein weise! in die va !e: iändisa c n- eberzcngnng auch dersenrger : gesetzt :ria aie fta gestimmt haben. cknltz <B-amberg, Teitt'ckn at.st Tie Tc ;rsch 'llsvarMi stc i,t ii-icb nüe vor an, dem S >d- vnatt d-r nnb.dinaten Ablehnung des vorläufigen Frieden-:- entwnrses und erbebt unter Zehbaltnng dieses grnnr ätz- ü'chen Stan-dvnvltcs Widerspruch gegen dessen Ilnte- .ick »nng. Sie ient als selbstverständlich voraus, daß seckes Mi glied der N'ationalversaniinlniig seine eigene Steilung mu bestem Wissen »Ed Gewissen einn-immt. Abg. He i n :e iTentsche Volksp ): Auf die Aiirn'lirnv- gen des Heriii Ministerpräsidenten babe ich im NEnaen der Deutschen Volkspartei nur zn erklär:», daß wir nm-'n" eils den Friedensvertrag nach wie vor ablehnen. Selbiiveastänü-- lick, erkennen ivir an, daß aneb die (llegner nnscrer Ansicht' iinr ans vaterländischen lüninde» handeln. Präsident Fehrenbach: Der Herr Ministerpräsident bat sestgestelli, daß auch nach den von ihm geschilderten Vor- gänge» die Negierung nach seiner Anssassnng ermächtige bleiben soll, den Friedensvertrag zn nnterzeicküen. Ein Widerspruch gegen diese Auffassung ist nicht erfolgt. «Wider spruch und Zuruf: Toch! rechts>. es wnrde von seiten der Deniscbnationalen PoU'spa-rtei nur Widerspruch- gegen die Unterzeichnung erbeben, nickst aber gegen -die Auffassung des Herrn Ministerpräsidenten, daß nach wie vor die Regie rung ermächtigt bleiben soll, den Friedensvertrag zn nnte;- zeichnc». Das ist ein Unterschied. Wenn dentsch- gsen nationale Voltspartci de» Unterschied nicht gelten will, so bitte ich bas zn erklären. Abg. Schultz lBrombevg, Dentsehn-al.I: Wir und gestern, wie aneb erklärt worden ist, über die Frage wie die Resolution oder die Billig»»» der Unterzeichnung aus- zniassen sei, im Zweifel gewest», weil ihr Wortlaut im Widerspruch steht mit den Erklärungen des Herrn Minister- präüd-eiilen und mit den Erklärungen des Abgeordneten Gröber. Wir haben ans eine .'Umstellung gedrängt, die gestern leider nickst erfolgte. Wir sind beute nach wie vo>. der Ansicht, daß gestern nur eine unter Beschränkung er teilte Erniächtigiing zur Uiistrzeicknung gegeben worden ist. A» diesem Ltandpnukt halten wir fest und deswegen prote stieren ivir gegen die Unterzeichnung. Präsident Fehrenbach: Meine Frage ist durch diest Anssühriiiigrn-nicht bejaht worden, aber ich nehme an es wird Widerspruch erhoben nnd eine nochmalige Abstimmung verlangt. Ausgedrückt ist das aber nicht, das möchte ich seststelleü. Tann würde die Frage also zur Abstimmung zn bringen sein. Abg. Schnitz (Broinberg. Deutschnat.): Ich beantrage die namentliche Abstimmung. (Große Unruhe links imv im Zentrum: Zuruf links: Unerhört, es wird bald 7 Ubr! Bewegung.) Präsident F e l, r e n backi: Ich habe bekanntlich her m - gestoben, daß wir o.hstininicn, wir sind bereits in der : - stiininnng begriffen und da können keine Anträge zur ü. - stiniiiuing mehr gestellt werden, mich w-cmi die Deutsch-