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Sächsische Volkszeitung : 14.05.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-05-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192005140
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19200514
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19200514
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-05
- Tag 1920-05-14
-
Monat
1920-05
-
Jahr
1920
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 14.05.1920
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Frei-» den 14. «a, ISA «UHItlch, v«ll»,,lin«, «r- «. «ei». , sein, diesen Einfluß bis aus« äußerste zu steigem. Wir habe» nicht die Absicht, irgend eine» Partei darin etwa- nachzugeben. >« bv- meelenSwertesteu sind di« Aeußenmgen des Slbgeordneke» Tr. Etrefemann von der Deutschen Volkspartei zur Koalition. Der Führer der Deutschen Volkspartei drückt sich in diesem Puntt: äußerst vorsichtig aus. In der ersten großen Wahlversammlung seiner Partei sagte er wörtlich: Tie gemäßigten Konservativen und die alten fort schrittlichen Kreise stehe» unter dem Gedanken der Zusammenfassung der bürgerlichen Kreise, ohne daß sie eine Scheidewand gegen ein Zu sammengehen mit der Sozialdemokratie ausrichten wollen, wenn diese ihrerseits die Folgerungen aus der tatsächlichen Entwicklung der Dinge zieht und nicht als programmatisch reaktionärste Partei an Dogmen sesthält, über welche die Entwicklung hinweggegangen ist. Dies ist weder ein Bekenntnis für »och gegen die Teilnahme an einer Koalition mit der Sozialdemokratie. Jedenfalls scheint man in dielen Kreise« unter gewissen Voraussetzungen den Gedanken an eine praktische Mit- arlvit innerhalb einer Arbeitsgemeinschaft, an der auch die Sozial demokratie beteiligt wäre, nicht von sich abzuweisen, ihn vielmehr schon jetzt zur Debatte zu stellen. Das Zentrum hat diese Frage mit Recht offen g lassen. Es ist diele recht unbequeme Wcggenossenschast ge gangen, weil die Verhältnisse zwingender gewesen sind als der innere Wunsch und Wille, weil die Liebe zum Baterlande und der Blick ans das Gemeinwohl maßgebender und entscheidender waren als selbstische Jnlsressenpolikik SS kann kein Ziveisei bestehen, daß das Zentrum auch weiterhin bereit sein wird, dem Vaterlande gege,rüber seine Pflicht zu erfüllen und praktisch mitzuarbeiken, wenn die Notwendigkeit dieS erfordert, «n der Not unsere» Vaterlandes, das wir nicht min der lieben wie jeder vaterlandsliebende Deutsche einer anderen Partei, wird das Zentrum nickt achtlos vorülergehen. Es hat bewiese», daß eS eigene Interssen znrttcksteklen kann, wenn eS da» Gesamtwohl ver langt. ES hat dabek an seinen alten, unumstößlichen Grundsätzen fest» gehalten und ntcksts von ibnen ausgegeben. Es wird weiter unter dem Banner MndthorstS kämpfen, bi» e» sich so starl gemacht hat, daß eS seinen Idee« zum Siege verhelfen kann. Sächsische Volkskammer Dresden, 12. Mai Die sächsische Volkskammer trat heute mittag 12 Uhr zur IIS. Sitzung zusammen. Aus der Tagesordnung standen zunächst einige kurz« Anfragen. Auf die Anfrage des Ahg. Rendtorff und Gen. betr. die schlechte Belieferung der Stadt Leipzig mit Aus land-leb en S mt ttel n erklärte Regiernngsrat Dr. Fritzsche daß die Stadt Leipzig mit Lebensmitteln nicht schlechter versorgt würde, als die übrigen Städte. Nur bei der Belieferung mit amerikanischen Lochmehl sei Dresden etwas begünstig« worden. Dies lieg« jedoch an einem Mißverständnis der ReichSverteilungSstelle und «erde so bald als möglich wieder ausgeglichen. Auf allen übrigen Gebieten habe sich eine Minderbelieferung Leipzig» nicht feftftellen lassen. Man lönne aber eher das Gegenteil behaupten. Geh. Regierungsrat Dr. Artel beantwortete die zweite Anfrage des Abg. Rendtorss und Gen. betr. die Notlage der unbesol deten Dozenten der Universität Leipzig. In An erkennung der Notlage der geistigen Arbeiter, insbesondere der unbe soldeten Dozenten habe die Regierung eine Reihe von Bestimmungen getroffen, um deren Lage zu bestem Die Anfrage de» Abg. Koch betr. die Vereinigung der Ritter-und Freigüter mit den Gemeinden beantwortet Ministerialdirektor Schulze- Tine Zwangsvereinigung habe noch nicht ftattgesunden, doch sei in 29 Fällen eine freiwillige Vereinigung zustande gekommen. Die Regierung habe die Hoffnung, daß in kurzer Zeit eine Reihe der freien GutSlezirie verschwinden. Daraus folgt« die erste Beratung über die Vorlage Nr. 64 betr. den Entwurf der Verfassung für den Freistaat Sachsen. Ministerpräsident Buck betonte, daß da» vorläufige Grundge setz von ISIS seine Aufgabe erfüllt habe und daß eS deshalb der neuen Verfassung weichen müsse. Letztere sei an die Reichsverfassung ange- paßt, wodurch ein inniger Kontalt zwischen Reich und Staat Hervor gemsen werde. Der Redner gab sodann einen Ueberblick über den organischen Aufbau der Verfassung und wie» weiter darauf hin, daß die dor Verfassung entgegenstehenden Gesetz« sowie das vorläufige Grundgesetz nach Verabschiedung derselben aufgeholen werden. Da durch werde Klarheit und Einfachheit geschaffen und wir kämen all mählich in eine Sanierung der politischen Verhältnisse. Er hasse, daß die Kammer die Einfachheit und Klarheit dar Verfassung anerkenne. Abg. Ca st an (Soz.) wünscht eine nähere Ausführung des Be griffes Volksentscheid, insbesondere über die Fälle, in denen dieser an» gewendet werden kann. Der Redner wandte sich weiter gegen die Be stimmung, daß das Staatsministerium den Landtag ausheben kann. Abg. Beutler (Teutschnat.) erklärt, daß seine Fraktion der Beibehaltung des Volksentscheides zustimme, da dies eine gewisse Be grenzung der Machtbefugnisse des Parlamentes sei. Die Untersuchungs ausschüsse lehne seine Partei ab, da die Ausgaben derselben zu unbe stimmt seien. Elenso sehen sie keinen Grund, den Titel Ministerprä sident durch Staatspräsident zu ersetzen. "Die Anzahl der Abgeordneten könne bedeutend herabgesetzt werden. Mit der Ueberweisung an eine lögliedrige Sonderkommisson sei seine Fraktion einverstanden Abg. Dr. Wulfsen (Dem.) bezeichnte die Verfassung als einen geschichtlichen und politischen Markstein. Durch sie werde der Gedanke der Reichseinheit gewahrt und gefördert. Nach längerer Aussprache wurde die Vorlage schließlich einem ISglledrtgen Sonderausschuß überwiesen. Dte Wahlbewegung «egen iarplh«»»« «ehaupimgen bei Abg. D.r Hei« wendet sich der Vorsitzende der Deutsche« Zen» trvm«Partei und der ZentrumSsrattion der däüsche» Rationalversamm- lung in nachstehender Erklärung: von zuverlässiger Seite erfahre ich, daß Herr Dr. Helm auf dem letzten Parteitag der Bayerischen Volkspariei in München behauptet hat, daß b« Abg. Trimborn die Sozialisierung des Bäcker- und MetzgergewerbeS verlangt habe. Demgegenüber erkläre ich mit aller Bestimmtheit: Ich habe niemals die Sozialisierung oder Kommunal!- fierung irgend eines Handwerks verlangt oder befürwortet, und ich denk gar nicht daran, eine solche Maßnahme irgendwie zu fördern. gez. Trimborn, Staatssekretär a. D., M. d. N. Al« Rüstzeug für de» Wahtlampf hat der Generalsekretär der preußischen Zentrumspartei Dr. Alois Klöcker eine Serie von Auflkärungsschristen herausgegeben. In ihnen werden übersichtlich, knapp und klar von fachkundiger Feder die Hauptgesichtspunkte der Zentrumspolitik bis in die Gegenwart hinein für jedermann verständlich behandelt. Bei der Schwere des Wahl kampfes, bei den mannigfachen Angriffen aus die ZentruinSpolitik und bei der großen Bedeutung, di« der Ilusgang dieses Wahlkamvse« für vnsere Zukunft hat, ist dieses Material von unschätzbarem Werte. Es verschafft eingehende Aufklärung über alle wichtigen Probleme der Zen trumspolitik allen denen, die von selbst danach streben. sich diese za verschaffen und gibt andererseits den im praktischen Wahlkamps Stehenden ein außerordentlich wertvolles Hilfsmittel bei der Agitation an die Hand. Nicht nur grundsetzliche Fragen der Zentrumspolitil werden in den 17. Einzelheftchen besprochen, sondern auch Fragen der Taktik Und praktischen Politik. Bor allem ist es zu begrüßen, daß eine ganze Reihe der Darstellungen der Stellungnahme de» Zentrums gegen über den einzelnen Berufsständen gewidmet ist. Dadurch wird daS Verständnis der Zentrumsarbrit für die einzelnen Stände nicht nur ge fördert, sondern auch da, wo man r- noch nicht besitzen sokkte, geweckt. Das Material ist für jeden Zentrumsanhänger, der auch nur ein wenig Interesse für seine Partei »nd deren praltische Arbeit besitzt, unent behrlich. Alle Organisationsleiter und Vertrauensleute der Partei, alle Parteifreunde, alle Berufs- und Standesorganisationen, die der Zentrumspartei nahestehen, werden daher auf diese Materialsammkung aufmerksam gemacht. Da» Generalsekretariat der preußischen Zen- IrmnSpartei teilt mit, daß nur feste Bestellungen erledigt werden und Kommissionsaufträge nicht berücksichtigt werden kännen, da die Schwie rigkeiten der Drucklegung, besonders deS Nachdrucks neuer Auflagen «egen der Kürze der Zeit eine Ausnutzung des gesamten Material- notwendig macken. Bestellungen sind zu richten an da« LandeSsekre- tariat der preußischen Zentrumspartei, Berlin W. S, Königgrätzer Straße 22. NtLrkt dso ^Vuklkoods eurer Ortsgruppen. , Dnüt 8Lmius11istso Kerum getreu I ^Vsr s» Kuno, oäer ver oiokt einer Ortsgruppe Lsgesokiosssn ist, dnrk uuok dso 'lVakIkonds dvr süvksisvkso OssLrutpnrtvi (Lunte dvr Läoksisoksn 2sntrumsp»rtvi, Dresdner Ds-nk, Dspositsnknsss 0 in Dresden), nickt vergessen. Lebt scliilell und reicklMI Die Kandidatenliste der Deutschnationale« Volkspartei für den Wahlkreis Ostsachsen hat noch eine Abänderung bezw. Er gänzung erfahren und lautet in ihrer endgültigen Zusammensetzung fol gendermaßen: Syndikus Dr. Reichert. Dresden-Berlin; Bauerngutsbe. sitzer Domsch, Grohhennersdorf bei Löbau; Stadtrat Malermeister Wetzlich, Dresden; Frau Milli Bültmann, Loschwitz; Gutsbesitzer Hörig, Hintergarsdorf bei Tharandt. Schlosser Schubert, Friedrichswald bei Pirna; Postmeister Weller. Oederan; Malenneister Christ, Radeberg; Generalleutnant Feldzeugmeister a. D. Fellmer, Dresden; Landwirt und Müller Clauß, Prositz bei Meißen; Frl. Pfeiffer, GeschäftsverbandS- sührerin, Dresden; Vizepostdirektor Harzig, Großenhain; Pastor Berg, Bautzen; Lehrer Gvellmann, Tröbigau bei Bischofswerda; Gütervor steher Hentschel-Röbar, Freiberg; Sanitätsrat Dr. med. Kretzschmar, Dresden; Kaufmann Gottlebe, Pirna. Dreaden-Totta. Die hiesige BezirkSguppe der ZentrnmS- partel veranstaltet Sonntag, den 16. Mai, abends 8 Udr im Turm bause (Ecke Grillparzer» »nd Eteinbacher Ttraße) eine Versammlung. Redner: Rechtsanwalt Dr- Hille- Alle Pemelndewitglieder sind herzlichst willkommen. Aentrum,versam«lnn«en ln der Wendet. Pflügst, I»n«t««, den 23. Mai. ,ack»«1ttn«» '/,4 Uhr in Traftwitz. «bendisTUHr in Jeßnitz.—Pfingstmontag, den 24. Mai, unch. »tttag» '/,4 Uhr in Pa «schwitz, abend» 7 Uhr in Wenbi schs. BaSlttz. Redner in alle» Versammlungen sind die Kendidaten der Zentrnmspartel, die Herren Kaplan Ziesch in Crostwitz und Hanptlchristkeiter He klein in Dresden- Kamenz. Am nächsten Dienstag, den 18. Mal, wird elend» S Mr in einer großen öffentlichen Versammlung der Zent« rumspertei im großen Saale der »Stadt Dresden" Abgeordnete, Dr. Ott«. Neiße» Mitglied der Nattonalversammluno, Über brennende Zeit- und Stniljrage» sprechen. Setten o«-f. Sonntag, den 16. Mai, nachm. V>4 Ubr ver anstaltet die Ortsgruppe im Kretscham eine große öffentlich, Versammlung. .Herr Hauptlchriftleiier H eß lein - Dresden spricht über .Was will da« Zentrum»" An alle Zentrums anhänger und Freunde der Partei ergebt die Bitte, sich In Massen an dieser ZentrnmSkund-ebnng zu beteiligen. Zentrumearbeit Au« Zwickau wird uns geschrieben: In einer am 10. dS. in Zwickau stattgelmrdenen WLblerveriammluug der Deutkck-uatto» nelen BolkSpartei sprach Fräulein Oberlebrerin BrSucr, Chemnitz, über die politische Lage; in der Hauptsache gab die Res?» rentin nur rin Stimmungsbild, wobei sie besonders betonte, baß bi» Deutsch-nationale Volk-Partei die Monarchie anstrebe. Die Reglern«» vom Oktoder 1918 bezeichnete die Reduerin als die feigste, die r« je geoebkn, und brbaiiptete, daS Volk kl von seinen Führern f-Ver» 1 fübrern) irre geleitet worden und müsse stch die Monarchie erst wieder verdienen. In der Aussprache verwies ein Vertreter der Mehrheit»« sozialdemokrade dir Dentlchnationaien dabin, doch ln die Krieg »zeit »nd in die Zeit vor dem Kueae zuri'ickzubllck-n und verflieg sich dann zu einer verteidig»»» der materialistische» Weltauschauun». Hierauf ergriff Herr Stolze vom Zentrum da» Wort und beton! e, daß eS Pflicht der Bürger sei, stch gegen den Sozialismus unb Kommunismus zu vereinigen; dann geißelte er unter Angabe von Beiipiele« die „Alle» oder Nicht»" — Politik der Sozialdemo lratie von früher. «Während dieser Siisiührimem zog e» der Sprecher der S. P. D. vor, mit einigen Anhängern den SaalMt verlafs-n.) Danach legt« Herr Stolz« dt« tatiächlichen Ereignisse Vt de« Tagen vor der FriedenSunterzeichnuua dar» und daß «» damals den Oppositionsparteien ia frei gestanden habe, die StaatSgeichütte zu übernehmen. Der Redner betonte weiter, oaß sich die Dentich- nationale Partei anläßlich de» Vorgehen» der Herren Kap», Tr«ch nnd Lüttwitz, die doch ihren Reihe» entstammten, wenig zuverlässig gezeigt Hab«. I« weitere» Verlaufe seiner Ausführungen brachte Herr Stolz« noch den im .Neuen Sächsische» Kirchenblatt" ent- helttneu Hinweis auf die vom Zentrum allein erkämpften, in der »erfaffong verankerten kulturellen Punkte zur Verlesung; weiter teilt« er mit, daß tu Sachsen einzig und allein die „Sächsische VollSzeitnng" die Kulturinteresfen de» christlichen Volke» v»ll und ganz vertrete. Hierauf forderte Herr Stolze in begeisterten Wirten auf. am 6. Juni für diejenige Partie zu stimme«, die e» sich zur Aufgabe gemacht habe, auf Grund de» Gebote»: Lieb« deiner: Nächsten wie d-ch jrlbftt di» Gegensätze im Volle zu Überdrücke». Im Schlußwort uuirrzog die Resereutia di« de» der Sozial- demokrall« erhobenen Norwürfe einer ziemlich eiugekenden Betrach tung, den Ausführungen de» ZentrumSr-dnerS vermochte sie jedoch nur Wendungen wie „Jaternaiionglex Katholizismus" — „Ultra» montane Partei" sowie den Fall Erzberger entgegenzustellen. Der den Schlußworten folgende Beifall hatte gegen de» dem Referat gefolgten ganz erheblich nachgelassen. R. Reichsfinanzminister Dr. Wirth über die Leistungsfähigkeit Deutschlands Der Herr Reichsfinanzminister hat dem Vertreter de» Londoner „Daily Expreß" eine Unterredung gewährt. Er fahrte fol gendes an»: ES ist unbedingt notwendig, daß die Leistungen, die Deutschland zu vollziehen hat, aus »«gemessenen tnse stundilarb-stimmte verwandelt werden und daß diese feste Summe sich in einer Höhe hält, welche der Leistungsfähigkeit Deutschlands entspricht. So lange das Damoklesschwert von imgemessenen Leistungen über Deutsch- land« schwebt, ist an eine hinreichende Erholung der Volkswirtschaft nicht zu denken. Das Bewußtsein, daß alle Früchte einer vermehrten Anspannung der Arbeitskraft einzig und allein dem Gegner zugute kommen sollen, ohne die heimische Not zn lindem, daß alle Anstren gung nnd Arbeit, um auS der Not der Gegenwart hrrauSzukommen, lediglich dazu dienen, den vom Auslande ausgeübten Druck zu erhöhen, müßte naturgemäß jede Arbeitsfreudiglcit ertöten. DaS Voll müßte sich in einem solchen Falle sagen: es hat keinen Zweck, zn arbeiten. Ter Erfolg würde dann der sein, daß nicht nur das deutsche Wirtschafts leben zusammenbrechen müßte, sondern daß auch die Gegner diel weniger erhalten würden, als bei einer vernünftigen, im Rahmen der wirtschaftlichen Leistungssähigleit bleibenden Festsetzung der Entschädi, gungsstunme. — Ungemessene Verpflichtungen üben eine vernich tende Wirkung auf jede Wirtschaftstätigkeit aus. Die Arbeit von Leibeigenen, die zu nngemessenen Diensten verpflichtet sind, oder gar die Arbeit von Sklaven, ist anerlannterweise die schlechteste und am wenigsten produktive von allen Arbeitsmethoden. Eine Bestim mung, daß mit zunehmender Leistungsfähigkeit di« Verpflichtungen aus dem Friedensvertrage in heute noch nicht bestimm ter Weise erhöht werden sollen, müßte genau dieselben Wirkungen ausüben» wie der Zustand der Leibeigenschaft und der Skla verei. Eine solche Bestimmung wäre volkswirtschaftlich das denk bar widersinnigste. Man kann e eniNation niemals durch Zwang von „Das erste Ehejahr" Roman von Ruth Goetz, (47. Fortsetzung.) Malwe klatschte kindlich in die Hände. Sie stand nahe an seinem Pult, er hätte nur den Arm nach ihr auszustrecken brauchen. Aber er blieb ruhig aus dor Kante des Schreibtisches sitzen, als sei sie Nicht mehr dieselbe, die ihn einst zu blinden, verliebten Torheiten hin gerissen. Aus ihren Wangen lag ein Schein von Röte, sie bewegte sich langsam zu ihm hin. stand dicht vor ihm «nd sprach leise, als hätte sie ihm Mheimnissc anzuvertrauen: „Ich habe es gehört, Onkel berichtete eS heute, da trieb eS mich LlSlvld her. W-mnn fragen Sie mich nicht nach meiner Reise? Ich Muß Ihnen erzählen, daß wir uns köstlich unterhielten, Tante Ida und ich." „Das glaube Ich gern!" Sie sah ihn lauernd an. „Wir hatten Verehrer massenhaft, wie «an in Berlin sagt, und Tante Ida hatte viel Gelegenheit, in Kunst zu schwärmen. Wie gesagt, sehr nett." „In jeden, Falle unterhaltender als hier." Sie schaute eine Sekunde prüfend und fragend ln sein Gesicht. Ließ ihn die Eisersncht so sprechen? Sie überlegte blitzschnell. Weil sic die Absicht hatte, noch eine Zeittang hier zu bleiben, mußte sie ihn wledergewinaen. Sie betrachtete ihn nun, da er alle Aussichten aus die Zukunft tatts. auch mit anderen Blicken. Burgmüller war ihr langwellig. Er war reich, aber eingebildet nnd sprach immer von sich. Dieser lfter wußte We. törichte Worte zu sagen, man konnte vn eine urb.be richte Liebe glaulrn — wenn man sogar so skeptisch war wie Malwe Weinhold. „Ich gehel" sagte sie in der Absicht, ihn zu erschrecken. Er sollte sie zum Bleiben bewegen. Wenn er sie erst einmal festhielt, dann würde .Lalio» Sie sich nicht stören, ich finde meinen Weg allein." Er «hob sich sogleich. „Ich geleite Sie bis an das Tor. Gern kvürde ich Sie bis zum Hause gebracht haben. Mer es fehlt mir au igelt, ich bin aus dem Werke sehe nötig, »ad meine Frn» «artet immer mit dem Esse» auf mich." Zum ersten Male erwähnte er in ihrer Gegenwart Frau Renate. Malwe sah das für eine Herausforderung an. Sollte sie glauben, daß die blonde Frau in seinem Herzen über ihre eigene bezaubernde Gegenwart gesiegt habe? Das durste nicht sein. Malwe Weinhold vergaß man nicht neben einer anderen. Sie wollte ihn zu ihren Füßen sehen. Der Rausch, den er aus ihren Küssen getrunken, durste nicht vergehen. „Tanke!" sagte sie kurz, in dor Hoffnung, daß er sie zurückhalten würde. „Lassen iSe sich nicht stören, ich finde meinen Weg allein." Sie schaute sich noch einmal um und ging dann langsam hinaus. Noch ehe sie verschwunden war. beugte er sich wieder über seine Arbeit. Die Lust, weiterzuarbeiten, war ihm verflogen. Otto klappte den Deckel der Mappe zu, knipste das Licht aus und machte sich zum Helmtveg bereit. Ehe er die Paulinenhütt« verlieb, ging er aus den Neubau, bettachtete jeden Vorgang, sah daS Gewölbe seines Osens. die Blockwalze und freute sich auf den kommenden Tag, der ihn wieder einen Schritt weiter bringen sollte. Der Rausch des Schöpfers hatte ihn ergriffen; jetzt würde alle» einem glücklichen Ziele zugesührt werden. Der Obermeister trat ihm entgegen und sagte bedächtig: „Feine Sache!" Er zog bedeutungsvoll die Brauen in die Höhe. „Feine Sache! Wir wären sonst in Teufels Küche gekommen. Jetzt sind wir fertig, solche Blöcke haben wir noch nie gehabt. Nun noch die Walzen, dann ist alles gut." Otto gab dem Mann ein blinkendes Geldstück. „Das freut mich. Meister. Hier, trinken Sie mit beit Leute« einen Schluck auf volles Gelingen. Unb dann noch ein»! Morgen werden die Modelle aus Blech geschnitten, nicht wahr? Daß man dabei sehr sorgsam vorgehtl Sie wissen wohl, wie alle» auf die schärffte Genauigkeit der Schablonen ankommtl Non meinem Kollegen Halmor haben Sie die Zeichnugen mit den genauen Maßen. Also ausgepaßt, nicht wahr"? ' „Na gewiß, Herr Stvrmi WI, habe« alles Sa, die Schablonen den wir, und find die Walzen erst richtig abgedreht, kann un< mehr «a» »«haben- Jetzt werben wir reichlich fertig." Otto strebte seinem Hause zu, sah schon von draußen den weißen Lichtschein auf den Weg fallen und freute sich, wie er einttat, daß du Tisch schon gedeckt und mit Blumen geschmückt war. als sähe er das alles heute zum ersten Male. Die Tür zu Renate» Zimmer stand halb geöffnet. Sie hatte den Kopf über ein Blatt geneigt und schrieb. Es war ein schöne» Bild, das sich ihm bott Die blonde Frau in dem traulichen Raume« während nebenan der Teelessel summte. Sie trat ihm nicht entgegen, und Otto krgrüßte sie in seiner Freude ohne Empfindlichkeit, indem sc eines ihrer Blätter in die Hand nahm. .Darf ich es sehen?" .Es interessiert dich nicht!" Nun wurde er im Scherz zornig. ,,Me willst du daS wissen? Ich bin außerodenttich gespannt. D« tust alle« heimlich und sagst mir nie, ob du Freude daran hast." >„Ja, die Arbeit ist mir ein Trost. Ich brauche eine Ablenkung- Und rasch, als sollte er nicht weiter in sie dringen, fragte st« ,Wi« ging es heute draußen? Ich alles geglückt?" Sein Mund war VN ihrem Ohr. Eie Vernahm seinen hastigen, erregten Atem. Angesichts ihrer Ruh« wurde er beherscht. . „Morgen kommt die Hauptsache drani" sagte er zitternd. „Es wird alles gut gehen!" Renate sprach e« zuversichtlich. Keine laute Freude, kein Jubel, der ihn hätte fortreißcn können. Sie Nahm alles, was er erreicht, hin, vkS sei e» etwas Alltägliche». Nml öffnete sie die Tür zmn Nebenzimmer: Di« Blumen leuchteten, uns der Spiritusflamm« summt« de» Teekessel. ES war ihm ttnsaßlich, dass er heule gerade zu spät auf, de« Werke erschien. Der dunkle Himmel trug die Schuld daran und die Erregung, die in seinem Blute pulste. In dem vurrauzimm-r warf er Mantel unk Hut ab und lief sogleich hinaus aus die neue Walzeitt strahe. Er sah den Meist«, der ihn ratlos und bestürzt anblickte. Otto fühlt« da» Unheil ln diesen Augen wie eine versengend» Macht brennen. - . > - PMI j
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