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Zweites Blatt Sächsische Volkszeitung vom 8. September 1911 Nr. 21)5 „Wir heute lebenden Städter wollen, daß die Fleisch. Produktion unter allen Umständen rentabel bleibt, damit für alle Zukunft, unabhängig von den Konjunkturen des Weltmarktes, unfern Kindern eine ausreichende Basis einer guten Lebenshaltung im eigene» Lande vorhanden bleibt. Darum wollen wir in der Stadt lebenden Menschen, die wir kein eigenes Fleisch produzieren, sondern von den Bauern zu kaufen gezwungen sind, denjenigen Preis gerne zahlen, bei dem der Bauer bestehen und wohlhabend bestehen kann." („Sozialistische Monatshefte" 7, 1911.) Leider ist jedoch wenig Hoffnung vorhanden, daß die sozialdemokratisckx'n Wald- und Wicsenagitatoren ihr ein mal auswendig gelerntes Sprüchlein den Tatsachen ent- sprechend ummodeln. Ernst zu nehmen sind solche Leute gewiß nicht mehr-, denn öfter und schlagender ist das Ge fasel vom Viehllberfluß und den billigen Preisen im Aus- lande nie widerlegt worden wie durch die bisherigen Tat sachen. Vertretertag des Verbandes gegen die öffentliche Unsitttichkeit. Der 5. Vertretertag des Verbandes der Männervereine zur Bekämpfung der öffentlichen Unsittlichkeit findet am 11. September in Wiesbaden in der „Wartburg", Schwalbacherstr. 81, statt. Der Tagung geht eine große öffentliche Versammlnng in demselben Lokale (oberer Saal) am 10. September abends 8>/f. Uhr voraus, in der der Verbandsgeschäftsfiihrer Mittelschnllehrer Frühlings über: „Zweck, Mittel und Wege der Vereine gegen die öffentlich Unsittlichkeit" und Waisenhausdirektor Mauel in Köln über: „Die Aufgaben der Volkserziehung im Kampfe gegen die Prostitution" sprechen werden. Auf der Tagesordnung der Vertreterversaninilung stehen n. a. folgende Punkte: Förderung der JugendschristenanSstellungen und Einrich tung einer Wanderausstellung, Verbot chiffrierter Adressen und Einführung einer gebührpflichtigen Answciskarte für postlagcrnde Sendungen, Verbreitung des Verbandsorgans „Volkswart" (Köln, 2 Mark jährlich und Porto), Beschleu nigung der Bestellung eines hauptamtlich tätigen General sekretärs, Einrichtung einer Nachrichtenzentrale für die In- und Auslandspresse, Einführung der Einzel-VcrbandS- mitgliedschaft, Versand der Druckschrift „Der Prozeß Seme- rau und Verwandtes" au sämtliche Staatsanwälte, Land gerichte und Polizeidirektionen, Ausbreitung des Ver bandes, Gründung neuer Vereine und Rechenschaftsberichte der Vereine. Den Verhandlungen können auch dem Verbände nicht angesthlossene Vereine mit gleicher oder ähnlicher Tendenz, sowie einzelne Interessenten als Gäste mit beratender Stimme beiwohnen. Baldige Anmeldung der in Wiesbaden zu erwartenden Herren bei der Geschäftsstelle des Ver bandes in Köln a. Nh., Trierer Straße 11, ist dringend er wünscht. Wohnungen vermittelt Herr Paul Knöbber in Wiesbaden, Friedrichstr. 30. Aus der christlich-nationalen Arbeiterbewegung. Zwei breite Schlachtfrouten stehen gegeneinander: die christlich-nationale und die sozialdemokratische Arbeiter bewegung. Die letztere nennt sich gern die „freie", die Ver bände tragen mitunter ein lockeres Neutralitätsmäntelchen, aber wie es in Wahrheit si ht. kann keinem .Kenner zweifel- Haft sein. Jetzt wieder bei der Düsseldorfer Reichstags- Nachwahl zahlen die „freien" Verbände nngeschent in die sozialdemokratische Wahlk.fse. Die sozialdemokratische „Düsseldorfer Volkszeitung" hat im Verlauf des jetzigen Neichstagswahlkampfes schu folgende Beiträge der „freim" Gewerkschaften zum Wahl fonds der s o z i a l d e rn o k r a t i s ch e n P a r t e i guittiert: Iu. ihrer Nr. 167: Verband der Steinarbeiter 80 Mark, Nr. 173: Bauarbeiter '>«»> Mark, Nr. 178: Metallarbeiter 800 Mark. Bäcker 28 Mark, Nr. 180: Textilarbeiter 28 Mark, Nr. 187: Holzarbeiter 200 Mark, Nr. 187: Gast- und Schenkwirte 20 Mark. Nr. 192: Böttcher 10 Mark. Dach- decker 20 Mark, Nr. 197: Maler und Anstreichr 200 Mark, Bauarbeiterverband (Hilden) 20 Mark. Zusammen sind dies bis jetzt schon 1870 Mark. Welch hohe Summen werden erst bei der Hauptwahl im nächste» Winter aus den „neu tralen" freien Gcwerkschaftskassen entgegen ihrer eigent lichen Bestimmung für die parteipolitisch» Geschäfte der Sozialdemokratie verwandt tverdenl Auch gebe man jede Hoffnung auf, daß die „freien" Verbände gegen den Christenglauben Neutralität Üben werden. Ihre freireligiösen „Festartikel" sind genugsam bekannt. Neuerdings war es eins der vorsichtigsten O» gane, das den Schleier lüftete. In dem „Korrespondenten für Deutschlands Buchdrucker und Schriftgießer" (Nr. 87) wird über die Dresdener Hygieue-AuSstellnng berichtet Dort steht wörtlich folgendes zu lesen: „In nächster Nähe der Arbeiterversichrung hat Mail es — dem christlichen Verein junger Männer ermöglicht, sein gottgefälliges Licht leuchten zu lassen. Diese Eunuchen, der Arbeiterbewegung sind für würdig befunden worden, an Karten zu zeigen, daß die Dummen nie alle werden." Diese gemeine und geistlose Beschimpfung, die mit! keine», Worte angibt, was denn eigentlich der Verein christ licher junger Männer ausgestellt hat, sondern nur einen Schimpferguß darstellt, befindet sich im amtlich,, Organ des deutschen Buchdruckerverbandes. Heißt es da nicht: hinaus mit jedem Buchdrucker, der noch christlichs Ehr gefühl hat. aus dem Verband und hinein in den Gutenberg bund (Hauptleitung: Berlin 80. 16, Kaiser-Franz-Grena- dier-Platz Nr. 14), der zum Gesamtverband christlicher Ge werkschaften gehört? Diese Beschimpfung junger Männer, die durchweg Arbeitnehmer sind, soll uns zeigen, wohin Gleichgültigkeit im Kampf zwischen der christlich-nationale,, und der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung führt. Allerdings sind auch die christlich-nationalen Gewerk schaften wirtschaftliche und nicht erbauliche Vereine. Lbec sie haben doch die Pflicht und den Willen, so zu handeln, daß inan in ihnen seines Glaubens froh werden kann. Eine Neutralität zwischen Christentum und Antichristentum, die übrigens bei allen Vereinen, die den Menschen innerlich erfassen, unmöglich ist, wird von ihnen nicht erstrebt. Sie stehen auf christlichen, Boden und wissen cs wohl, daß ihre Zukunft an dem christlichen Vsrantwortnngsgesühl ihrer Führer hängt. Neutral sind die christlich-nationalen Gewerkschaften nur in politischer Hinsicht. Angehörige jeder Partei, mit einziger Ausnahme der vaterlandslosen Sozialdemokratie, können ihnen angehören und haben gleiches Recht in ihnen. Unter den deutschen politischen Verhältnissen ist eine ein- heitliche „nationale Arbeiterpartei" eine Utopie: die par teipolitische Neutralität der christlich-nationale» Gewerk schaften gehört zu ihren Lebensbedingungen Aus Stadt und Land. (stortsttzuaa ao« drin Haart! latt.) —* Im Zoologischen Garten tritt seit gestern auf dem zwischen den, Bärenzwinger und de», Affenhause neugeschaffenen Schaustellungsplatze eine Völkerschau auf, die ein Bild farbenreiche» orientalischen Lebens dar bietet. Die Karawane besteht aus einem Völkergemisch, das gegenwärtig in der Hauptsache Aegypten bewohnt, und zwar sieht man hier ganz hellfarbige Leute, Abkömmlinge der Araber, die im 11. Jahrhundert Aegypten eroberten, Weiter sind zahlreiche Sudanneger in der Karawane ver trete», die nanientlich Nordägypten bevölkern. In der Gruppe der Hellfarbigen befinden sich drei Derwische, ein Zauberkünstler, ein Lehrer mit seiner Schule, ferner Hand werker, Schwertkämpfer, Musikanten, Bauchtänzerinnen, so wie Kamel- und Eseltreiber. Unstreitig beanspruchen die Derwische, die in zahlreichen Orden über das ganze Land verbreitet sind, das höchste Interesse. In den von dem Di- rctor des Zoologischen Gartens Herrn Professor Dr. Bran des herausgegebenen „Mitteilungen" befindet sich ein auS- sührlick>cr Aufsatz über die Karawane, in dem auch die Der- wiscl>e besondere Beachtung gefunden haben. Sie treten hier in einem kleinen Theater auf, dessen Bühne im Däm merlicht gehalten ist. Ihre Vorführungen bestehen in Wir bel und Feuertänzen, im Verschlucken von Flammen und in anderen Künsten. Der eine der Derwische bohrt sich den so genannten Schich an der Kehle in den Hals, ohne daß ein Tropfen Blut dabei fließt. Auch ein außerordentlich ge wandt arbeitender Taschenspieler setzt durch seine verblüffen den Knnststücke in Erstaunen. Hinter dem Theater ist die Schule etabliert, ans der die Koransprüche erklingen, die der Lehrer den intelligent aussehendeu Knaben eingelernt hat. Von den Handwerkern sind besonders ein Graveur, ein Mattenflechter, ein Drechsler »nd ein Töpfer bemerkens wert. Besonders effektvoll wirkt der farbenreiche Umzug beim Beginn der Vorstellungen, in dem sich Kamel- und Eselreiter, sowie zahlreich Männer und Frauen in ihren Die Vieh- und Fleischzufuhr aus dem Auslande. Lrotz aller Belehrungen können es gewisse Leute, be sonder- im sozialdemokratischen und linksliberalen Lager, nicht lassen, llberschlvengliche Hoffnungen auf eine Vieh- und Fleisch zufuhr aus dem AuSlande zu setzen. ES geht ihnen anscheinend nicht in den Kopf, daß eine all gemeine Teuerung im Zuge der Zeit liegt, die sich nicht allein in Deutschland, sondern überall geltend macht; sie berücksichtigen es einfach nicht, daß das Ausland selbst Mangel an Vieh und hohe Preise hat, so daß es ihm gänz lich unmöglich ist, uns größere Viehkontingcnte zuzusenden. Haben doch Rußland und Oesterreich, denen 1902 ein Ein- fuhrkontingent von Vieh nach Deutschland zugestanden wurde, dieses noch niemals erreicht. Im vergangenen Herbste hat man ja dem unaufhör lichen Drängen der Fleischnotschreier nachgegeben und die Probe aufs Exempel gemacht. Für eine Reihe von Märkten wurde die Einfuhr von französischem Vieh freigegeben. Was war das Resultat der Einfuhr? Die Preise sind keines- Wegs gesunken, sondern haben sich trotz der Einfuhr auf der alten Höhe erhalten. Gleich zu Beginn der Einfuhr konstatierte der liberale „Schwäbische Merkur" kurzweg: »Der offizielle Vichmarktbericht von Mannheim be stätigt, daß das französische Vieh teurer war als das ein- heimiscl)e. (Nr. 838, 18. November 1910.) — Und kurz darauf war dasselbe Blatt (Nr. 888, 29. November 1910) schon in Sorge, ob die Preise nicht noch mehr steigen wür den, da die starke deutsche Nachfrage bereits ein Steigen der viehpreise auf den französischen Märkten zur Folge gehabt habe. Dasselbe konstatierte der „Staatsanzeiger" (Nr. 281, 1. Dezember 1910) um dieselbe Zeit für Stuttgart mit den Worten: Es sind daher auch die Großviehpreise in Württemberg infolge der französischen Einfuhr nicht zurückgcgangen." Und so ging eS überall. Ans keinem Markte war ein dauerndes Sinken der Preise infolge der französiscl^n Ein fuhr emgetreten. Dagegen mußte die liberale „Kölnische Zeitung" (Nr. 137, 6. Februar 1911) ans Baden berichten: „Infolge des Anziehens der Viehpreise auf dem Pariser Markte hat in den letzten Wochen die Zufuhr von Vieh nach Baden nachgelassen: keine einzige badische Stadt war in der Lage, das ihr zugeteilte Kontingent voll auszu- nutzen." Für gewöhnlich unterschlägt man seitens der land- wirtschaftsfeindlichen Presse einfach die ausländischen Be richte, wonach die P r e i s st e i g e r u n g im Auslände noch viel bedeutender gewesen ist als bei uns. Gerade bringt wieder der französische „Figaro" eine inter essante Zusammenstellung über die Steigerung der Fleisch preise von 1892 bis 1911 auf dem Markte von Billette. Hiernach ist auf diesem Hauptfleischmarkte der französischen Republik innerhalb 10 Jahren das Rindfleisch um 44 Pro zent. das Kalbfleisch um 20 Prozent, das Hammelfleisch um 32 Prozent und das Schweinefleisch um 43 Prozent ge stiegen. Dabei hat der Viehbestand Frankreichs, vornehm lich der Rindviehbestand, in den letzten Jahren erheblich abgenommen. Schon im Juni 1903 wurde in Frankreich ein Gesetz vorgeschlagen, welches ein Viehansfuhrverbot vorsah. Ein Viehausfuhrverbot plante man besonders in den letzten Jahren wiederholt auch in Oesterreick, ebenfalls wegen des dortigen Mangels an Vieh und der hohen Fleischpreise. Trotzdem setzen unsere blindwütigen Fleisch notschreier ihre Hoffnung zum Hauptteil auch auf Oester reich. Dabei sind in Oesterreich augenblicklich 108 387 Ge höfte von der Maul- und Klanenseucl)e ergriffen, etwa drei- mal so viel als in Deutschland. In der Senchenstatistik weist Oesterreich zurzeit die bei weitem höMtc Ziffer auf. Auch in den übrigen Ländern, wie Frankreich, Schweiz, Italien, Rußland, Belgien und besonders Holland (18 214 verseuchte Gehöfte) hat die Seuche eine erschreckende Aus breitung genommen. Und dabei ist die ausländische Seuchenstatistik nicht einmal zuverlässig und einwandfrei, wie verschiedene Erfahrungen bewiesen haben. Für vernünftig und ruhig urteilende Menschen ist an gesichts dieser Tatsachen der Schluß selbstverständlich, daß wir uns nämlich nicht so blind auf das unsichere Ausland verlassen können, sondern daß wir alle Mittel anwenden nrüssen, um unsere heimische Viehproduktion nach Kräften zu erhalten und zu stärken. In diesem Sinne selbst sagt auch der sozialdemokratische Schriftsteller Maurenbrecher: Leipziger Brief. vor einiger Zeit brachte die „Sächs. Volkszeitg." einige Artikel darüber, was Nichtkatholiken sich alles in Wall fahrtsorten und katholischen Kirchen herausnehmen. Wer. wie ich, aus einem katholischen Lande stammt oder längere Zeit dort gelebt hat. weiß ja über diesen Punkt einiger maßen Bescheid: jedenfalls ist er Verhöhnungen der Fron- lcichnmnsprozession usw. gewöhnt. So erinnere ich mich lebfmft eines Vorfalles aus meiner Gymnasialzeit. Ich be suchte die Obertertia eines Münchner Gymnasiums, als den Protestanten unter meinen Mitschülern einfiel, einmal im Klassenzimmer eine Prozession zu veranstalten. Der Ge- danke ward rasch in die Tat umgesetzt, Landkarten auf Kar tenstäbe gehängt und ein großer Umzug durch das Klassen zimmer veranstaltet. Daß dabei in monoton singender Weise das Beten der Teilnehmer an Prozessionen nachgcäfst wurde, ist selbstverständlich. Die Katholiken ließen sich daS eine Zeitlang gefallen, dann aber hätte es beinahe eine große Keilerei gegeben, lvenn nicht zum Glück die Pause zu Ende gewesen wäre. So etwas erlaubt sich die protestantische Jugend, die sich auch im Schimpfen auf die „Pfaffenbande" usw. nicht genug tun konnte. Zu der Zeit war auch in München gro ßer .Zesuitenrummel", den die Liberalen auS Anlaß des Zentrumsantrages auf Aufhebung der berühmten §8 1 und L veranstalteten. DaS war nun auch eine willkommene Gelegenheit für die Protestanten in unserer Klasse, über die Jesuiten loszuziehen. Damals aber ging mir dann doch die Galle über und bald war ich der „Führer" einer katho lischen Gegenpartei — der dann von den Protestanten als „Störer des konfessionellen Friedens" mit Anzeige beim Rektorat gedroht wurde!! Die Schmeicheleie» — Ultra- montaner, Römling usw. , die man dabei mir und meinen tapferen katholischen Mitschülern an den Kopf warf, haben mir ebenso wie das sonstige Benehmen der protestantisclpm Schüler die Augen frühzeitig über „protestantische Tole ranz" geöffnet, sie haben in inir aber auch den Entschluß reifen lassen, ftäter im Leben mich nach Kräften an der katholischen Bewegung zu beteiligen. Später im Leben habe ich dann auch noch oft Gelegen heit gehabt, die Früchte systematischer, in frühester Jugend cinsetzender Verhetzung gegen alles Katholische und die vielgerühmte protestantische Toleranz kennen zu lernen. So kam erst vor einigen Tagen einer meiner hiesigen Bekann ten von seiner Urlaubsreise zurück — übrigens ein Kathv- likenhafser erster Güte, mit dem ich schon manches Wort gefecht hatte — und er erzählte mir so seine Erlebnisse wäh rend der Ferien. Da bekam ich denn auch zu hören, daß er in einer thüringischen Stadt von einem natürlich gleichfalls protestantischen Freunde eingeladen worden sei. in die katholische Kirche zu gehen. Meine neugierige Frage, was sie denn da gemacht hätten wurde beantwortet: „Nu, da hat er dann daS ewige Licht auSgeblasen: er sagte, den Spaß mache er sich öfter." Ich war so frei, zu erwidern. daS sei doch mindestens eine grobe Ungezogenheit, erhielt aber zur Antwort: „Ach wo, seinen Fez muß der Mensch doch haben!!" So sind also die Gotteshäuser der Katholiken Stätten der Belästigung für die toleranten und ach so unschuldigen Protestanten. Mir ist, wie gesagt, ein herausforderndes, friedcnstörendes Benehmen dieser Lcntchen nichts neues, und wer die Angen und Ohren > ur halbwegs offen hält, kann ja auch Tag für Tag beinahe in der liberal-jüdisch- protestantischen Presse oder in Gesprächen irgend eine Frech heit zu hören bekommen. Daß die katholischen Geistlichen fast ausnahmslos zu allermindest reichlich oft den Zölibat brechen, unsittliche Fragen im Beichtstühle stellen und Po litik auf der Kanzel treiben, steht dank der liberalen „Auf klärung" für die meisten Protestanlen usw. ebenso fest, wie daß jeder echte pcipsttreue Katholik kein echter, national den kender »nd fühlender Deutscher sein kann. Den Protestan ten aber möchte ich kennen, der einmal längere Zeit iin katholischen Bayern oder in den Rheinlanden usw. gelebt hat und ohne zu lügen mit ruhigem Gewissen behaupten kann, die .Katholiken seien dort unduldsamer als die Pro testanten in überwiegend protestantischen Gegenden. Wenn wir Katholiken dort, wo wir in der Minderheit sind, auch nur halb so herausfordernd und „schnell gekränkt" wären, wie leider sehr, sehr viele Protestanten zum Beispiel in Bayern, käme man in Sachsen auS dem konfessionellen Streite überhaupt nicht hermiS. Kodo-Leipzig. ! I..^ r . ftp