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Nr. 8V LZ«». Iahru Donnerstag. r>k„ 17 April ^ p *»«»a,«prr>»> A»4aal>»x m-' >UuM «eUuu» virrlellkhiila. S,8^ F. In Dresden mw ganz 4 eutich- '»nt >r»t tzauS K.KO > kn OekierrelL «.4« X »k«»„ab» « v>er,ei,»HMly «.KI» In Dresden und ganz Deutlchland Erei Haus k.— e> «n vetterreiL li.i-M X. Mnzel-glua.mer >«> 4. »1- esibstl«» «oirszewmg erlchetm an allen «sa>enta«en nawmtttagS. Geschäftsstelle und Revaktto,»: Dresden-A. ^albeinsv-asie 4L Fernsprecher 2136V Postscheckkonto Leipzig Nr. 14 7«, c> v. ÄI »zeigen, Annahme vunÄeichiinsanzciaen bis l«»>cy, von Aamiite, anzcigen dis 11 Uhr darin. ^ Preis iürdicPeti! Spaltkeile 4» ^.imdteN» 1 meteil « ihamilieil-tinzelge» lli» 4 ^ Fiir undeutlich gelchricbeue, sowie durch sheru - iprechcr ailfgegcbene ?tnzetgen lsnnen wir du BeiuMwortlichseitsardiellichiigleUdeS Leriee nicht übernehmen. Svrechslnude der illcdaktton: 11 1« Uhr vormittags. 1, O Einzige kachvlische TageszemrW w tzMUen. Organ der Zentrumspar,er. Ansgabe ^ mit Mustriertex NmerMümgsbeilage smb reltg. WocheaveMge KMsM-esO. Ausgabe K mrr «it der Wochenbeilag^ I« Grabesuacht. Grabesnacht liegt das deutsche Volk! Karfreitags- srimmung mit all ihrer Schivermut, mit all ihrer Not und all ibrsm Schmerz liegt Uber uns. Wohin wir unsere Blicke wenden: überall Nacht und Dunkel, kein Lichtblick will sich zeigen,. -der uns den Weg wieder weist zum Licht des Oster- tages> Unsere Herzen verzehren sich in Sehnsucht, unsere Augen richten sich brennend ans das eine große verheißene .-sie'. Ueberwindnng der Erstarrung und de? Todes durch ueuzuschaffendc neiischöpfcriiche Tat. Wo ist der Netter? Millionen tragen diese bange Frage beule auf den Lippen. Schwerer noch als damals in den »eilen kriegerischen Elends lastet heute die schwere Fanü de, Schicksals auf unS. Was dem vereinten Ansturm einer Weit von Gegnern nicht möglich war, nämlich uns durch Eti.'nettlllng zu bezwingen, das hat die Revolution mit ihren Folgen in ivenigcn Wochen fertig gebracht. Wir befinden NUS innen- und außenpolitisch und vor allein auch wirtsciMt- 'sth in einem Zustande, der den elendsten Zeiten spottet, die eas deutsche Volk jemals mitgeinacht hat. Man hat unser Volk im Kriege gekreuzigt. Man hat es zum zvuüten Male in den Wassimstillsrandsbedinanngen ans Kreuz geheftet ui:» mm steht ihm die dritte Kreuzigung im Fricdensver- traae bevor. Ter Lcideuskelch muß von uns bis zur Neige geleert werden. Nichts wird uns erspart. Ter Passions- -.:>eg, den umer Volk zurückgelcgt hat, ist durch solch furcht bare Etappen gekennzeichnet und noch soll des Jammers und Elends kein Ende sein? Noch sollen die Peinigungen, die Güselungen und das Martyrium nicht aufhören? Fürwahr, es gehört ein starker Glaube, ein bergever- ieixu.der Glaube dazu, in dieser Grabesnacht trotz all.- . -scharren und in der Karfrcikagsstimmuiig die Hoffnung aus die Auferstehung auch zir bewahren. Und dennoch: Wir harren und hoffen, wir glauben und vertrauen! Es muß doch einmal dem Lichte freie Bahn werden! Schon einmal hat die Welt geschmachtet in baiige>- Grab,'-: nacht und schon einmal wollte sie verzagen und ver- ;we:sclu.. Da. aber hob sich am Ostermorgen der schwere Slein und daS Licht der Welt brach sich in Strömen freie Wahn, alles Dunkel überwindend und alle Nebel zerreißend Unsere -Sehnsucht und Hoffnung ist am Karfreitag Illi" wiederum bei dem großen geschichtlichen Ereignis des Er- löstrnasiverkes. Auch die neue Welt kann nur anfgebaiit werden aus dem festen Fundament des Christentums. Ebrist sein, heißt Kämpfer und Dulder sein! Nur im festen Glauben und in starkem Gottuerlrauen können nur der Not unserer Tage Herr und Sieger werden. Wir brauchen nicht m verzagen, wen» wir uns nicht selbst anfgeben: denn schau Uina: Vau fern her Ostcrgeläut au »wer Dhr! Welmne» iaft. Hl Die deutsche Nationalversammlung in Weimar ist am Dienstag nach Hause gegangen. Es ist na türlich sehr zu verstehen, daß die Abgeordneten sich danach semum, das Osterfest im Kreise der Ihren zu verleben. Nichtsdestoweniger glauben wir, daß eS besser gewesen wäre, wem: die Nationalversammlung weiter getagt hätte. Die Feiten sind so ernst und Ferien sind jetzt für Parlamen tarier nach unserer unmaßgeblichen Meinung nicht am Platze. Jeder fall heute mehr denn je an seiner Stellung blei ben mrd zu retten versuchen, was zu rblten ist. Das gilt dop velt mrd dreifach für die Gewählten des Volkes in einer Zeii. die uns-jeden Tag vor schicksalsschwere Entscheidungen stellen sann. Auch die Situation in Weimar selbst bot absolut seine Veranlassung, sich auf unbestimmte Zeit zu vertagen. Es ist durchaus nicht alles Gold, was glänzt, und die .g oa Iition in Weimar, die von Anfang an natur gemäß aus nicht sehr starken Füßen stand, wackelt mehr denn je. Ter Austritt des Reichsfinanzministers Schisser bat blitzlichtartig gezeigt, daß nicht alles so ist, wie es sein -olltc mrd wen» diese Krisis auch jetzt äußerlich beigclcgt ist. w ist das noch kein Beweis für die Festigkeit der Regie rungsmehrheit. Und daß es mit unseren Finanzen -ehr schlecht steht ist bekannt. Daß die Eingriffe, die cr- -olg-en müssen, um uns vor dem Staatsbankrott z» schützen, ganz wMrordentlich schwer sein werden, ist eine Tatsache, die urcht länger verschwiegen werden darf. Mit Recht hat ein führender Politiker erklärt, daß wir heute überhaupt nicht mehr in der Lage seien, für die Wiederherstellung' Belgiens gufznkanimen, während das noch Anfang Novem ber vorigen Jahres der Fall gewesen wäre. Es braucht nicht besonders betont zu werden, wer an dieser Finanzmisere die Schuld trägt: eS wird dadurch nur immer erneut klar, wie völlig überflüssig die Revolution war nnd wieviel einfacher es gewesen wäre, di-e wirkliche Demokratie auch ohne die Revolution einzuführen. Jedenfalls haben wir aber keinerlei Veranlassung, frohe Feste zu feiern, und der Zentrumsabgcovdncte Erhardt, ein Arbeiten>ertreter auS Oberschlesien, hat ganz recht, wenn er sagt, weite Kreise unseres Volkes seien angesichts der Lage der Meinung, daß es zimckmäßig >vüre, einen Trauer- uns Bußtag einzuführen, einen Trailertag, durch den unser Volt ans den furchtbaren Ernst der Lage hingewiescn würde. Im Gegensatz dazu will aber die Sozialdemokratie den 1. Mai zu einem Festtag gestalten und damit den aller- dings recht zweifelhaften Genuß einer Rovollltionssrncht anskostcn. Es bandelt sich beim 1. Mai um ein Prinzip, nicht nur wirtschistlicher, sondern kultureller Art. Die Sozialdemokratie will damit bekunden, daß nicht mir das Wirtschaftsleben, sondern daS ganze gesellschaftliche und kulturelle Leben in den Nahmen des sozialistischen PaNei- prograinms einznspannen sei. Es war klar, daß die bür gerlichen Parteien der Nationalversammlung einem solchen Anträge ihre Zustimmung nicht geben konnten. Bei uns in Sachsen bat sich natürlich auch hier die vereinigte Sozial demokratie über die nichtsozialistischen Parteien sckon längst biiiweggesetzt und ohne ans die Beschlüsse des Reiches zu warten, einfach den t. Mai zum Nationalfeiertag aiisge- rlifen. In Weimar wäre es nmi beinahe wegen dieser Frage zu einer verhängnisvollen RegieriingskrniS gekom men. Sonderbarerweise haben sich mich die bürgerliche,, Vertreter im Kabinett der Reichsregiernng mit der Erklä rung des 1. Mai als Nationalfeiertag einverstanden erklärt, und zwar ohne vorher mit ihren Fraktionen Fühlung ge 'nommen zu haben. Ter Parlamentarismus ist bei uns noch neu und man sicht, daß noch nicht alles so glatt funk tioniert, wie es sein sollte. Die bürgerlickieii Fraktionen der Mehrbeitsparteien nahmen jedoch eine ganz andere Stellung ein und schufen dadurch eine Konfliktstiiiiiiinu.a. Wir billigen selbstverständlich das Verhalten der Fraktion der Z eu t r u m p a r te i der Nationalversammlung. Tie NegieruugSvorlage blieb zwar aufrecht erhalten, aber es wurde eine Abänderung des entscheidenden 8 1 beantrage, den wir in der gestrigen Nninmer im Wortlaut wiederge geben haben. Danach ist der 1. Mai als allgemeiner Feier kag gedacht, der dem Gedanken des Weltkrieges, des Völker bundes und des- internationalen Arbeitersck'iitzes geweitzt sein soll, dessen Festlegung endgültig erst nach Friedcus- schinß und Verabschiedung der Verfassuna erfolgen soll, und der in diesem Jahre als eine Polcstiiiidgebinig für poli tischen und sozialen Fortjchritt usw. gefeiert werden soll. Der Sprecher des' Zentrums gab nach einer Würdigung der Gesamtverhältnissc die Erklärung ab, daß die große Mehr heit seiner Parteifreunde nicht in der Lage sei, diesem Abänderiingsantrag znziistimmen. Er ist dann züwr ange nommen worden, aber er hat nur einige Zentrumsstimiiieu erhalten. Wie liniere Leser aus der gestrigen Nummer er sehen haben, hol der ZentrumSabgeordnete Erhardt in sehr treffenden Worten die ablehnende Haltung der großen Mehrheit seiner Fraktion begründet. Durch die Annahme des Abändernngsantrages mit knapper Masoriläl ist nun zwar die N e g i e r n n g s k r i - s i s beigelegt, aber es scheint uns, als ob sie nur a n s g e - schoben sei. Die Sozialdemokratie hat zwar auch in diesem Falle ihren Willen erreicht, aber sie mag sich darüber nicht täuschen, daß cs ein Pyrrhussieg ist, den sie errungen Hai. Tenn jo kann es nicht weiter gehen, daß in eincc demokratisch zusammengesetzten Regierung eine Partei ihren Willen anfzwingl. Wir glauben nicht fehl zu gehen in der Annahme, daß auch in sozialdemokratischen Kreisen es einc Rcibe von Leuten gibt, die cinsehcn, daß heute die Maifeie weniger angebracht ist denn je. Aber es ist auch hier der Druck van der äußersten Linken, der sich geltend macht. Ge wiß wäre an sich nichts dagegen einzuwenden, dem Ge danken des Weltfriedens, des Völkerbundes und des inter nationalen Arbeiterschiitzes einen Tag zu weihen. Aber vcrläusig ist ans de: Seit? der Entente noch nichts da von zu spüren, daß sie gewillt ist, solche Gedanken zu ver wirklichen. Das sozialdemokratische Blatt Dresdens schrieb in Nr. 84, die bürgerlichen Abgeordneten würden einen Akt der politischen Klugheit und des EntgL7V'kominens be geben, wenn sie der Maifeier den gesetzE -- -Weg bereiten, ein umgekehrtes Verhalten wäre eine nnver„echliche Dumm heit. Es ist sonderbar, daß gerade diese Kreise ein solches Ansinnen stellen, dieselben Kreise, die das christliche Volk — siehe Beschluß des Gesetzgebungsausschusses — aufs schwerste bedrängen, die die christlichen Eltern zwingen wolle», ihre Kinder iin Neuheidentum, zu erziehen. Das selbe Blatt schrieb in diesem Zusammenhang: „Ob mit oder ohne Gesetz — jedenfalls steht fest, .daß die Maifeier in die» sein Jahre einen Umfang ivchmen wird wie nie zuvor." Hier geht mail also ohne weiteres über das Gesetz hin» weg, man ignoriert cs, mir um seinem Parteiprogramm gerecht zu werden. Wir wissen nicht, ob das sozialöein«-» trati'che Blatt Dresdens, als cs am 11. April diese-Zeilen- schrieb, sich ihrer Tragweit e voll und ganz bewußt war. Wir glauben es nicht. Sicher wird dem Blatte dann die- Tragweite dieser Warte heute zum DewnßrE'.n kommen^ wenn es liest, wie nunmebr sich die unabhä..,/c,e „Leipziger: Volks-ztg." (Nr. 87) auf den Standpunkt stellt: „Die ;ächsisck)e kkasienbewiißte Arbeiterschaft wird streiken, wo und wann sie es für nötig hält; sie wird sich auch versammeln^ wo und lvann es ihr beliebt, und was die Organe der klassen- bewnßten Arbeiterschaft anbelangt, so n>erden sie sich um Verbote des Herrn Kirchtzof den Teufel scheren." D-as ist die Konsegiienz der von der Dresdner sozialdemokratischen: Volkszeitnng ausgegebenen Parole: „Ob mit oder ohne Gesetz." Tie knappe Mehrheit, die am Dienstag in der deut schen Narionalvenismmlinig für den Weltfeiertag gcstnmnL bat, bat unseres Erachtens überhaupt nicht allzuviel poli-- tisclies Verständnis gezeigt. Wir können »ns recht gut das höhnische Lächeln im Kreise des Pariser Kriegs» rates vorstellen. als er von diesem Beschluß gehört hcrt. Die Alliierten bedrücken uns nach wie vor aufs schlimmste, die Hungerblockade besteht auch heute noch, das deutsck>e Volk selbst ist inncrlick zerklüftet wie nie zuvor. Wir sieben vor dem Zusammenbruch innerer Finanzwirtschaft und unseres- Wirtsckmftslebens überhaupt — die Nationalversammlung aber beschließt die Abhaltung eines Weltfeicrtages. Ger mania, verhülle dein Haupt! twl. Das Zentrum und die Negierung. Die zurzeit iin Reiche wie auch in Preußen am Ruder tzefindlickie Regierung ist ans Sozialisten, Temoiratcn und- Zentrumsinitgliederii ziisamincngesetzt. Ter Eintritt von. Zeiitrunismitgliedern in die Regierung ist wohl nicht von allen >:ieijen der Partei in gleich zustimmender Weise aus genommen worden. Vielfach erheben sich Zweifel, ob die Partei richtig gehandelt hat, diesen Schritt zu tun. Man sagt, die Sozialdemokratie sei doch durch die unzeitgemäße Heibeiiübrimg der Revolution, wie ja selbst von ihrer Seite zugegeben werde, in erster Linie an unseren zerrüttr- ien Verhältnissen schuld. Sie habe eine große schwere Ver antwortung dem Volk gegenüber ans sich genommen. Es bestehe für das Zentrum in teincr Weise Veranlassung, diese Verantwortung mit ihr zu teilen und dadurch zn er leichtern. Gewiß wäre es für die Zentrumspartei und auck> für die ZentriimSfraktion viel einfacher und leichter gewesen, sicki ans Kritik der Maßnahmen einer ans Angehörigen an derer Parteien bestehenden Negierung zu beschränke» und jede aktive Teilnahme an den Rcgicningsgesckiüften zn ved- weigeiii. Das tonnte und durfte die Fraktion aber nicht, da das Interesse der Partei nicht maßgebend sein darf und ziirücksteheii muß vor dem Interesse des gesamten Volkes und des ganzen Vaterlandes. Dieses verlangt aber' mit aller Entschiedenheit, daß jeder, der irgendeinen Einsuiß im öffentlichen Lebcn besitzt, alles, was i» seinen Kräften steht, daransetze, um Volk und Vaterland aus dem tiefen Fall, den es erlitten hat, aus dem sozialen und wirtschaftlickcen Zn- iainiUkubruch möglichst bald wieder hcrauszuführen. Diese Gesichtspunkte, die in erster Linie auch für das. Zentrum im Reich in Betracht kamen, als es sich an der Regierung beteiligte, sind ebenso auch für das Preußische Zentrum mal;, gebend gewesen. Wenn das Zentrum in Preußen sich nichsi an der Negierung beteiligt hätte, so wäre das zweifellos nicht olme Folgen auch für die Zusammensetzung der Reich? regierung geblieben. Bei der großen überragenden Bedeu tung Preußens im Reiche läßt sich nicht auf die Dauer in dein einen Staatswesen nach anderen Regierungsmcthoden arbeiten als in den anderen. Wenn es wahr ist, lvas ver lautet, daß die demokratische Partei der Preiißisck)en Landes- Versammlung beschlossen habe, sich nur' dann an der Negie rung zil beteiligen, wenn auch das Zentrum beitrete, w würde ein Versagen der Zentrinnsfraktion die Bildung einer rein sozialistischen Regierung in Preußen verursacht haben. Das würde unvermeidlich zur Folge haben, daß über kurz oder lang auch Mitglieder der unabhängigen sozialistischen Partei in die Regierung cingetreten wären, daß die Negie rung überhaupt mehr und inebr nach links gedrängt war- den wäre, als dies jcbt der Fall ist. Es wird jeder, der die Lage in unserem Vaterlande auch nur in etNws übei-sieht, zilgeben müssen, daß ein solcher Zustand durch ms uner- wüii'cht ist und in den Folgen zu den schlimmsten Kata- strophcn für imier Volk führen mußte.