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Sächsische Volkszeitung : 25.03.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-03-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192303256
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19230325
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19230325
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-03
- Tag 1923-03-25
-
Monat
1923-03
-
Jahr
1923
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 25.03.1923
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Nr. 35. Leite 3 ^Sonntag de« 25. März 1323 Der neue Mann in Sachsen Dr. Mn» Mim-npriißdkiit Dresve». 22. Mürz. Endlich ein Ergebnis der Ministerpräsi- dentenivahll Dieses nach den bisherigen Vorgängen kaum noch tzlanbhafte Ereignis wurde heute doch zur Wirklichkeit und gab der 20. Sitzung des Landtags das äußere Gepräge eines „großen Tages". Die Tribünen waren bis aus den letzten Platz gefüllt. Einziger Punkt der Tagesordnung: Wahl des Ministerpräsi denten. Abg. Dr. Niethammer (D. Vp.) schlägt vor, den Abg. Dr. Kaiser (D. Vp.) zum Ministerpräsidenten zu wählen. Abg. Beutler (D.-Nat.) erklärt, daß seine Partei diesen An trag unterstütze und für Dr. Kaiser stimmen werde. — Abg. Wirth (Soz.): Wir schlagen den Abg. Dr. Zeigner als Mi nisterpräsidenten vor. Abg. Dr. Seyfert (Dem.) verliest eine Erklärung: Die Sozialdemokratie hat sich mit der kommunistischen Partei geeinigt; das heißt die Einsicht hat sich der Gewalt, die Führerschaft hat sich der Masse gebeugt; die Sozialdemokratie hat sich Ser Kommunistischen Partei unterworfen. (Unruhe bei den Sog.) D.iS verössentlichte Programm ist ein verkapptes komüimustisches Diktat. Durch dieses werden die Reichs- und Lande.wcrslissung nach Wort und Sinn aus das schwerste verletzt. Wir bedauern, daß dem kommunistischen Anstürme der Teil der Svzialdeniotratie erlegen ist, der, wie auch unsere Partei es fordert, eine Verständigung der verfassungstreuen Republikaner erstrebt hat. Wir bekämpfen die getroffene Vereinbarung als eine innere Unwahrhaftigkeit, die darin liegt, daß unüberbrück bare Gegensätze übertüncht und verkleistert worden sind. Wir werden uns trotz unserer geringen Zahl selbständig und un abhängig von anderen Parteien halten. Abg. Böttcher (Koni.) liest eine längere Erklärung seiner Fraktion, die oft von Zwischenrufen unterbrochen wird. Seine Partei werde-für den Kandidaten der Sozialdemokraten stimmen, ohne ihre grundsätzliche Stellung gegen den Parlamentarismus zu ändern. Seine Partei erstrebe nach wie vor die Diktatur des Proletariats. Die neue Negierung müsse ohne Rücksicht auf das Bürgertum und im unmittelbaren Zusammenarbeiten mit den Arbeiter» außerhalb des Parlaments regieren. (Heiterkeit rechts.) .Hierauf solgie die Wahl. Die Auszählung der Stimmzettel ergab 19 Stimmen für Dr. Zeigner (Soz.), 38 Stim men für Dr. Kaiser (D. Vp.) und 8 Stimmen für Dr. Sey fert (Dem.) Präsident Winkler erklärte darauf, daß Dr. Zeigner mit absoluter Mehrheit gewühlt sei und fragte ihn, ob er die Wahl annehme. Dr. Zeigner erklärte die Annahme der Wahl. Hierauf verließen die Abgeordneten der Deutschnationalen und Denlchen Volkspartei den Sitzungssaal. Dr. Zeigner leistete schließlich noch den Eid auf die Verfassung. Nächste Sitzung: Donnerstag, 22. März. Die erste Sitzung nach der Osterpause findet Dienstag, den 10. April statt mit der Tagesordnung: Regierungserklärung. Das Interregnum in Sachsen scheint beendet. En, neue, Mann hat sich das Vertrauen — nicht etwa des Volke», aber doch wenigstens einer Volksschicht, erobert, die kaum mehr als die Hälfte ausmacht. Man hat diese rern sozialistische Regie- r> >um den Preis bedeutender Zugeständnis: an die Kommu nist e n erkaufen müssen. Das gibt ja selbst das Dresdner Or gan der VSPD. zu, wenn es zur Entschuldigung anführt. rS narr auf beiden Seiten Entgegenkommen gezeigt worden. In diesem Falle darf man es den Bürgerlichen aber auch nicht ver argen, die Sache so zu sehen, wie sie wirklich ist, daß nämlich auf jeden Fall die Sozialdemokratie nachgegeben bat oder deutlicher und »iioerblüinter ausgedruckt, „sich den Kommunisten un terworfen hat". Daran kann kein Kriteln etwas ändern. Man kann mit gutem Rechte auch behaupten, die Sozialdemo, lrakie sei unter die Knute der Kommunisten geraten. D. „» stade kommunistische Taktik bleibt Knutentaktik, ihre For- dernngen sind Peitschenhiebe in das Antlitz der politischen Ver nunft. Aber man spürt es aus jeder Zeile der sozialistischen Preße heraus, sic sucht das Borachen der sächsischen Sozialdemo kratie in de» Augen der Genossen reinznwaschen, das selbst den führende» sozialdemokratischen Kreisen im Reiche nicht einleuchtend sein kann. Die'R ei ch s s oz ia l d e m o kr a ti e lehnt ein Zu» sammn„i>k,e» mit den Kommunisten strikt ab. Das Rechtfertr- gnngs-bedürfnis ist schon erklärlich. Wenn behauptet wird, daß die veröffentlichten Richtlinien nickt« enthalten, „worüber man sich mit den Kommunisten nicht auch schon vor dem Regierungs- sliirze hätte verständigen können", so beweist das gar nichts. Wir zweifeln nicht daran, daß man auch damals schon hätte nach- geben könne». Aber eS hat eben doch Ueberwindnng von Schivie. r gkeitcn gekostet, ehe man die letzten Bedenken über Bord ivarf. lind doch, die Gewissensbisse sind geblieben. Die alte Weisheitsformel „Der Klügere gibt nach" dürfte wohl in scdcii, anderen Falle angebracht sein, aber nur nicht den Kommunisten gegenüber. Die Sozialdemokratie kann aus eigenen Kräften den Staatskarren nicht ziehen. Sie ist und bleibt auch in ihrer sächsischen Stärke ein lahmer Greis, der eines Krückstockes bedarf. Dieser kommunistische Krückstock hat bis- lang nie sehr lange gehalten. Soll das jetzt auf einmal anders sein? Glaubt man im Ernst, daß die Kommunisten nun auf einmal befriedigt sind? Die kommunistische Presse läßt darüber niemanden im Unklaren. Dem neuen Kabinett wird eS nicht besonders wohl zumute sein, wenn der «Kämpfer, da» Chemnitzer Organ der Koininunisten, bereits »e»e Forderungen auftischt, ehe der neue Ministerpräsident Dr. Zeigner auch nur Gelegenheit genommen hat, das RegierungSprogramm zu ent- wickeln. Folgend« Sätze sind in der Tat nicht mißzuversteheu: „Die kommunistische Partei wird bet der praktischen Durchsetzung der Kontrollausschüsse, der Abwehrorganlsationrn, sowie der anderen Punkte des Abkommen» auch nicht den ge ringsten Abstrich zulasten. Jeder Versuch, die Durchführung der vereinbarten Richtlinien zu Hintertreiben» müßte sofort die Existenz der sozialdemokratischen Regie rung in Frage stellen, — Den Kampf um die Arbeiter« rrgicrung darf die jetzige Lösung der Regier«,»gSkrise keine», fall» verhindern. . . . Wir warnen die VSPD. bereit» heute vor dem Glauben, daß die Kommunistische Partei sich durch dle Richtlinien an sie gebunden kühlt oder gar, daß st« auf Grund der Vereinbarungen einen Freibrief für eine Politik a la Buck- Lipinski erhalten hat." Es besteht dock) nicht der geringste Zweifel, wohin die Fahrt geht. Die gemäßigten Elemente sind nach dem Prinzip der Ellenbogenfreiheit beiseite gestoßen und durch kräftigere Kämpfer ersetzt. Alles um der lächelnden Augen der Kommu nisten willen. Nachgcgebrn haben in der Tat nur die Sozial- demokratcn. Denn sie allein hatten das Objekt in Händen, um das gefeilscht und gehandelt wurde, die sächsische Neqievnngsgewalt. Die Kommunisten hatten nichts zu ver- - lieren und tonnten ^ ^Lieben. Der Abgeordnete Böttcher , ?ar Fr nor-genS mit genügender Deutlichkeit vor der Wahl im Landtage erklärt, daß die Kommunisten von ihrem Ziele nicht im geringsten ablasten werden: der Diktatur des Proletariats. Und der „Kämpfer" sagt es noch deutlicher: Nehmt euch in acht, sonst nehmen wir euch die Krücke wieder ab und ihr liegt winselnd rin Staube! Riecht das nicht arg nach Knute, fa nach Kada. vergehorsain? Wie soll das Zusammenarbeiten in praxi werden? Wenn je. dann muß man heute auSrufen: Es er barmt amS des Volkes! Vo» Lösung des sächsischen RegierungSproblemS kan» keine Rede sein! Die Lösung wäre an sich sehr einfach und kaum ein Problem: Rcalpolitische Vernunft und Verständigung! Aber eine Lösung will man ia gar nicht. Die bolschewistischen Ideen ringen immer mehr nach Gestaltung. Sie haben sich gerade Mitteldeutschland zum Tummelplatz auSersehen; Thü- ringen, Freistaat und Provinz Sachsen. Der ^ renzmar- kensozialismns tendiert nacki einer gesunden natio nalen Idee, gezüchtet unter welschen Bajonetten. Der mit teldeutsche Sozialismus strebt nach der entgegengesetzten Richtung, dem kommunistischen ZukunftSeikand. Auch in Sach sen gibt es Anhänger der aemäßigten Richtung. Aber die Mas sen geben bekanntlich den Ton an. Die Führer sind keine Führer mehr, sondern Geschobene! Für die Partei kann das gefährlich werden! Man spürt die Krise, sucht sie zu verschleiern, aber auSweichen kann man ihr nicht. Daber die Gesten der So zialdemokratie! Das allgemeine Wohl des Volkes gleitet >mer mebr in den Hintergrund und spielt kaum uock> in der Agitation eine Rolle. Man täuscht sich selbst über den Weg der Zukunft, daher ist diese sozialistische Politik mehr Produkt der Aua st, denn CiitschloCenbeit und Sichcrbeit. Soll man von der Regierungserklärung am 10. April etwas Neues erwarten? . Das neue Kabinett Der neue sächsische Ministerpräsident Dr. Zeigner hat bereits folgende Posten im neuen Kabinett besetzt: Es bleiben auf ihrem Posten: Wirtschaftsminister Fellisch, Kultusminister Fleiß» er und Finanzminister Held. DaS Ministerium des Innern wird der Abg. Lieb mann (Leipzig) übernehmen und als Nachfolger des Arbeitsministers Ristau ist der sozialistische Stadtverordnete Graupe (Zwickau) ausersehen. Ministerpräsident Buck hat sich heute nachmittag von seine» Beamten verabschiedet. Buck, der jetzt im Alter von 53 Jahren steht, hat beinahe drei Jahre lang an der Svitze der sächsischen Regierung gestanden. Am 15. November 1918 wurde er von den Volksbeauftragten zum Kultusminister ernannt. Im Oktober 1919 wurde er von Dr. Seifert auf seinem Posten abgelöst, nach dem die Koalition mit den Demokraten zustandegekommen war. Am 5. Mat 1920 übernahm er das Amt des Ministerpräsidenten. Die reichliche Wiele m I. April IW Dcr Rat der Stadt Dresden, O r t s m i ei.e n a in t, reift uni wii: Die Zuschläge zur Gnindinietc vom t. April 1923 sind wie folgt festgesetzt: Grundm'ete Gruiidiniele jühilich vierleljährl. .... lache .... fache 1. für ZinSfuberhohiilig 0.4 0,10 S. Berechnungigeld für Betriebskosten. . 100 25 8. für Verwaltung? kosten U 1.5 4. für laufende JnstandsetzniigSarbeilen a) bet Grundstücken, die dis zum 31. Tez. 1902 serliggestelll worden sind . . 80 20 d) bei Grundstücken, die nach dem 31. Tez- 1V02 fertiggestcllt Worten sind . . 00 15 5. kür arobe Jnstaiidiebungsarbeiten . . 1^ 0^4 Gejamtzuschlag im Falle » 188 47 im Falle d 168 42 Dies sind die Zuschläge zur Geundmiele. Will um» vre ge setzliche Miete selbst berechnen, so muß die Gruiideuriele dazu- gerechnet werden. Dies ergibt als gesetzliche Miete in der Gruppe a jährlich die 189sache, vierteljährlich die 47,25 suche Grundmiete, in der Gruppe b jährlich die 169 fache, vierteljährlich die 42,25 jache Gnl»dmiete. Dies ist gleichbedeutend mit der rund 161 fachen (im Falle a) oder 144 suchen (im Falle b) Friedensmiete. Für Grundstücke ohne Leitungswasser ermäßigt sich der Betricbskostenzuschlag, also auch die Gesanitmicte, um jährlich die 60 fache, vierteljährlich die lüsache Gruiidiiliete. Außer der gesetzlichen Miete sind, wie bisher, Ncbenlcistnngen zu vergüten, zum Beispiel Samnielheizung, Schaujcnstervcrsiche- rung usw. Ueber die Betriebskosten hat der Veruiieler künf tig nicht jährlich, sondern vierteljährlich abzurechnen. Ueberschüsse sind den Mietern gutzuschrcibeil, Fehlbeträge haben sie nachzuzahlen. Im April 1923 wird für das erste Viertel jahr 1923 abzurechnen sein. Es wird schon «in Lause des zwe ien Vierteljahres der Zuschlag für Betriebskosten von jälirlich 100, vierteljährlich 25 Grundniieten bei einem großen Teil der Dresdner Grundstücke nicht ausreichc». Deshalb verbleibt es bei der von dem Mietbewohnerverein vorgeschlagenen Regelung, daß der Vermieter das Recht hat, bereits im Laufe des Viertel jahrs einen etwaigen Fehlbetrag (nach oben auf volle G nnd- mieten abgerundet) von den Mietern zu fordern, wenn er „ach- weist, daß das erhaltene Berechnungsgeld zur Vezablnng der für Betriebskosten eingegangenen Rechnungen nicht ausreicht. Den Zuschlag für lausende Jnstandsehnngs- arbeiten hat der Vermieter sachgemäß zu verwenden. Der Nachweis ist nach dem Stande vom 3t. März 1923 spätestens am 30. April 1923 zu führen. Ergibt der Nachweis eineil Neber- schuß, so ist dieser auf neue Rechnung vorzutragen und zu ver wenden, sobald laufende Jnstandsetzungsaibeiten nötig sind. In vielen Fällen aber wird der festgesetzte Zuschlag von jährlich 80 oder 60 Grundmieten nicht ailsreichen, da er weit hinter dem vom Ortsmietenamt als erforberlick« errechne -u Durchschnittssatze, nämlich der 158sacben G'ilndniieic zu ück- bleibt. In solchen Fällen werden der Vermieter und die Mie ter Vereinbarungen darüber tressen müssen, welche Jnstand- setzungSarbeiten vorgenommcn werden solle» und in w'lcher Aei'e der Fehlbetrag auf die Mieter umgelegt werden soll. Kommt keine Einigung zustande, so kann der Rat dem Vermieter die Vornahme einer laufenden JnstandsckiingSarbeit mit derWft'u ig auferlegen (aber nur bei Grundstücken, die aller sind als zehn Jahre), daß eine Nachschußvflicht der Miter bis zum 18 suchen (vierteljährlichen 12 fachen) der Grnndmiete entstebt. Der Ver mieter kann aber auch von der Umlage des Mehraufwandes absehen und den Mehraufwand aus den künftigen Zuschlägen für laufende Jnstandsetzungsarbeiten decken. Der Zuschlag für Verwalt» »gsko st e» ist von ieher stark umstritten. Das Ortsinietenanit hat hierzu einaehende Berechnungen über den für die Verwaltung eines Hou'eS im Durchschniitt zugrundezuleaenden Zeitaniwand ansgestellt. Mit Rücksicht darauf, daß es sich hier »m keine Bernisarbeit han delt, ist dabei eine Stundenvergütung von nur 550 Mark zu grunde gelegt worden. Dies macht einen jährlichen Zuschlag von sechs Grundmieten erforderlich. Die gesetzliche Untermiete ist ftir die Zeit vom 1. Aprli 1923 an bei möblierten Räumen auf daS 185 fache der Friedensmiete des fraglichen Raumes festaefttzt worden. Bei Hergabe von Wäsche erhöht sich der Mietzins um daS 30 fache der FriedenSmiete. Perle des Schwarzwaldes Roman von Ed. Wagner (Nachdruck verboten.- (65. Fortsetzung.) „Ich l>abe kein Gepäck!" antwortete Alice verlegen. „Wenn Sie so freundlich sein wollten, Ihrer Dienerin zu erlauben, für Greichcn und mich das Nötige einzulaufen, würde ich Ihnen sehr dankbar sein!" „O, ich will es gern tun," erklärte Sally sich eifrig bereit. Auch MrS. Malson war damit einverstanden und hieß nun Sally, die beiden Frauen in das für sie bestimmte Zimmer zu führen, und diese geleitete die beiden Gäste daraufhin die Treppe hinauf in ein behagliches Stübchen mit anstoßendem Schlafzim mer. Alice gab ihr Aufträge und Geld zum Einkauf und die Haushälterin zog sich zurück. „WaS für ein seltsames Haus das ist!" sagte Gleichen, als sie allein waren. „Und WaS für eine seltsame alte Dame!" „Sie ist sehr gütig, daß sic uns aufnimmt," bemerkte Alice. „Es ist mir nicht lieb, Mr. Crafton so tief verschuldet zu sein. Es bringt mich fortwährend zu neuen Verbindlichkeiten ihm gegenüber, WaS mir sehr peinlich ist. da ich ihm seine Wünsche nicht erfüllen kan». Nie war ein Gentleman nobler, gütiger und selbstloser!" „Wenn Sie ihn nur heiraten könnten und wollten, liebe Miß Alice," rief Gretckien, „so würde ich glücklich seinl Wir können hier doch nicht bleiben, wir werden doch nach London zu- rückkrbren müssen; dort aber wird Mr. Pulford Sie — wer weiß, wie bald — finden. An das weitere mag ich gar nicht denken! Sie werden nie mebr sicher sein, ausgenommen in einem Hanse, welches Sie daS Ihrige nenne» können, und bei einem Gatten der Sie schützt!" „Still Gleichen," wehrte Alice der Sprecherin, „Mr. Craf- ton weiß, daß ich ihn nicht heiraten kann, und hat mich deshalb gebeten, wie ei» Bruder für mich sorgen zu dürfen, und daS habe ich ikin ziiaestanden." Und sie setzte sich ans Feuer und gab sich ihren Ge- danken hin. Kauni aber, daß Alice und Gleichen mit der Haushälterin die untere Wohnstube verkästen hatten, wandte MrS. Malson sich cm Crafton und sagte: < „Sie ist ein hübsche» Mädchen, Maldred. ES wundpsr mich nicht, daß Sie sie lieben. Wie schade, daß sie arm ist!^ „Ihre Anmut und Schönheit sind ihr Reichtum!" rief Traf- ton begeistert aus. „Gewiß — gewiß!" gab die alte Dame ihm recht. „Und ich will sie unter den verabredeten Bedingungen behalten, so lange Sie es wünschen. Sie können auch hier bleiben, wenn Sie wollen. Sally hat ein Zimmer für Sie zurecht gemacht. Wenn Sie di: Gelegenheit recht benutzen, müssen Sie sich das Mädchen gewin nen können." „Wenn Sie sich aber weigert, mich zu heiraten?" sprach Crafton, die alte Frau scharf ansehend. Und seinen Blick verstehend, zuckte eine plötzliche Bewegung über ibr Antlitz und sie aittwortete: „Dann werden wir sie zu ihrem Glücke zwingen müssen! Denn, wenn Sie sie lieben, wie Sie mir gesagt haben, was kann sie, die Namen- und Heimatlose, dann Besseres wünschen, als Ihr Weib zu werden und als solches ein gesichertes LoS zu such n, — ein Leben der Liebe und des Glückes?" 4 2. Kapitel. Nachdem Lord Glcnham in Loch-Low angckom-n n war, hatte er von Mr. Mac Douglas die ganze traurige Geschichte Alices, wie auch ihre Errettung durch Crafton erfahren. Er sah sich, da der Abend schon weit vorgerückt war, veranlaßt, in dem kleinen Orie zu übernachten. Aber die Aufregung, die ibn wegen der geliebten Braut beherrschte, ließ ihn keine Rübe finden und früh am anderen Morgen ließ er schon sein Pferd satteln und r'tt, den Mac DoualaS für den durch ihre Gutmütigkeit erlittenen Schaden reichen Ersatz hinterlassend, voll Unruhe nach Inverneß zurück wo er gegen Abend ankam. Er verftlgte sich direkt nach dem Gasthofe, in welchem Crafton eingekebrt war. Ans seine Frage wurde ihm jedoch die Mitteilung, daß Miß Romberg mit ihrer Dienerin und Mr. Crafton bereits mit dem Morgenzuge diese? Tages über Ed nburg nach Laudon aereist seien. Ohne Verzug eilte er darum nach dem Bahnboke, den er rechtzeitig erreichte, um den Kurierzug nach London noch benutzen zu können. Daselbst angekommen, subr er sofort in einem Wagen nach Crastons Wohnung, wo er z» seiner Verwunderung erfuhr daß dieser aus Schottland noch nicht zurückgekehrt sei. Er eilte nach dem früheren Logis Miß NoinhergS. Die gute MrS. Thomas vernahm mit Tränen der Freude die Nachricht, daß die junge Dame lebte und gesunde» worden sei. erklärte aber, daß sie noch nichts von ihr gesehen, noch gehört habe. Da stieg jählings ein furchtbarer Verdacht in Gleuham aus und dieser Eingebung Folge leistend, fuhr er ohne jeden Aufenthalt noch mit dem Nachtzuge nach Schottland zurück. Es wurde ihm klar, daß er nur hier eine Spur werde verfolgen können. Und in Edinburq stellte er denn auch wirklich fest, daß ein Herr, welcher ganz der Beschreibung entsprach, die er von Crafton gab, vor zwei Tagen in Edinburg den Zug verkästen habe und daß in seiner Begleitung eine junge Dame und eine alte Frau gewesen seien. „Also sind sie hier!" sagte Glenham sich und sein Herz jubelte auf vor Freude. „Ich werde st« in einem Hotel finden. oder wenn Alice wirklich krank ist, in einen, PrivattogiS. De Aufgabe, die ich nur gestellt, ist zwar keineswegs- leicht, aber sie ist hier und das wissend, muß ich sie finden!" Er begab sich nach einem Hotel ersten Ranges und fand hier di« Rainen, die er suchte, eingetragen: Maldred Crafton, Miß Romberg und Dienerin. Weitere angcstellte Forschungen ergaben als Resultat die Tatsache, daß diese Personen das Hotel gestern verlassen statten und noch nicht zurückgekehrt seien. Der Giurs eilte nach den, Dahnhofe zurück, um seine Erkundigungen zu verschärfen; auch nach den anderen Bahnhöfen ging er, aber nirgends waren die Gesuchten gesehen worden. Am Abend des zweiten Tages seines Suchen?- spazierte er gedankenvoll und betrübt in einer Straße der äußeren Stadr. neue Pläne zu einem erfolgreichen Suche» entwerf'iid. Es mar noch nicht spät und die Straßenlaternen nnd das an? de» Ka»k- läden strömende Licht erhellten die Straßen vollständig. Er war so sehr in Gedanken vertieft, daß er n-cktt a»i dir wenigen Menschen, die diese Straße vastierie». acht gab und so beinahe mit einem um die Ecke bienenden Manne cusammong'- stoßen wäre. Dieser Zwischenfall rnttaltt jb„ ans- staue» Träu mereien ans. Er blickte empor und sab gle chzeitia plötzlich in geringer Entfernung vor sich eine Gestalt, deren Haltung. Gang und Kleidung er sogleich erkannte. Es war Maldred Crafton. All der Argwohn, der gegen den falsch'» Freund in der Seele deS Grafen erwacht war. drohte ibm in diesem Annen- bkick die Fassung zu rauben. Er machte eine rasche Bewein,ng vorwärts, in der Absicht, den Verräter eiiiziiboken nnd anni'-al, ten. Aber in demselben Augenblicke bemmte er seine Schritte wieder. Er wurde plötzlich Vorsicht'« und beschloß, dem »aliaien Freunde von fern z» tokgen. Seinen Rockkragen ansnchlag.nd und seine» H»t in? Gesicht drückend, um sich vor den, Erkannd- werden zu schützen, hielt er sich stets so. daß Crafton ihn „ißt sehen konnte, während er jenen nicht a»S den Angen ließ Wenn es ibm gelang, wenn er dem Verräter solaai konnie. olme Vaß derselbe eS entdeckte, und so auf AkieeS Spur gelaunte! DaS Herz drohte ibm mehr als einmal stillznstelnai bei dem Gedanken und wie ein Snürbiind schlich er sene" nach — wie ein Spür hund dein Marder. Nicht überflüssig sollten die von Glenhai» angewandts» VorüchtSmaßreaekn sein, denn Crafton sah sich, während er durch die Straße dahinschritt, öfters um, als wenn er sich überzeugen wollte, daß er nicht erkannte und verfolat werde. Endlich bog er in eine dmiklere Gaste ein und beschleniugic hier seine Schritte, bis er endlich in daS enge Gläszchen mit den hoben Hecken an beiden Seiten kam. 'Fortsetzung folgt.)
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