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Sächsische Volkszeitung : 01.03.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-03-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192303014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19230301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19230301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-03
- Tag 1923-03-01
-
Monat
1923-03
-
Jahr
1923
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 01.03.1923
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tel des spanischen DodenS völlig unangebaut oder in einem sol- che» kläglichen Zustand der Vernachlässigung, das; der Boden weder dem Staate noch seinen Eigentümern den geringsten Er trag liefert. Ein zweites Drittel zeigt eine so jämmerliche und primitive Pflege, daß kaum die Hälfte deS Ertrages herauSge- wirtschaftet wird, der bei vernünftiger und wissenschaftlich be gründeter Pflege gewonnen werden könnte. Alle Spanier, die ihr Vaterland aufrichtig lieben, führen stets dieselbe Klage im Mund«: ES fehlt »ns an großen Unternehmungen zur Hebung deS LandbaneS, e» fehlt an Kapital für diesen Zweck, es fehlt an Ackcrbauschilen, wir Hoden keine modernen landwirtschaftlichen Maschinen, eö gibt bei uns kein« eigentliche Wissenschaft de« Landbaues, eS fehlt uns vor allem an Menschen, die im prakti schen La»dbau Erfahrungen gesammelt haben, der doch di« »r. fprünglichste und wichtigste Form menschlicher Lebensbetätignng ist. DaS ist unser großes nationales Unglück! Infolgedessen flicht eine riesige Menge Spanier jährlich ihr Vaterland wie eine dürre afrikanische Wüste und sucht ihr Stück Brot in den argen tinischen Kornkammern, während sie dasselbe in der Heimat, und zwar in den unermeßlichen Ebenen Kastiliens und Arago- nienS finden könnte. Spanien, das jährlich Millionen von Ton nen Getreide ausführc» könnte, ist tatsächlich gezwungen, in Rumänien, Rußland, La Plata und Kanada um Brot zu betteln l" ^ Zur schnelleren Abhilfe werden folgende Mittel borge- schla-en: > i . 1. Die spanische Regierung soll in umfangreichem Aus maße deutsche Ackerbaugcsellschakten zur Anfiedli-ng in geschlos senen Gemeinden anffordern. Grund und Boden, der bisher unbebaut war, wird unter den günstigsten Bedingungen diesen Anfiedlungen zur Verfügung gestellt mit der Verpflichtung, in allen größeren Anfiedlungen Ackerbauschi.'lcn ziu errichten, wo die jungen Spanier die modernen wissenschaftlichen Ackerbanmetho den studieren können und nicht mehr nötig haben, zu diesem Zwecke ins Ausland zu gehen. 2. Die in Spanien anzusiid-Kide» Gesellschaften sollen mit staatlicher Unterstützung einen Llin rach wissenschaftlichen Grundsätzen zur Aufforstung deS ganzer Landes aubarbeitc-i und zwar Hand in Hand mit der Körperschaft der spanischen .Bergingenieure" lCucrpo de loS JngenicrrS de MonteS). 8. Die deutschen Gesellschaften und Ansiedlungen mit dem gesamten technischen Personal sollen unmittelbar: mit der Tat sache der Niederlassung auf spanischem Boden die spanische Na- tionalität erlangen und als einheimische Unternehmungen ange sehen werden. 4. Alle deutschen Ackergeräte, Maschinen, Jndustriecrzeug. nisse, die zur Entwicklung des spanischen LandbarieS unumgäng- lich noiwentig sind, sollen von jedem Einfuhrzoll befreit werden. 5. Die deutschen Ansiedlungen und Unternehmungen sind bezüglich ihrer Erzeugnisse von jeder Art Steuer für die Dauer von 40 Jahren völlig befreit und werden in den ersten Jahren der Gründung in reichstem Maße von der spanischen Regierung unterstützt. Ein jährlicher Aufwand von 100 Millionen Pesetas würde nichts bedeuten, wenn im Verlause einiger Jahrzehnte der spanische Ackerbau die Blüte erreicht hat, die er mit leichter Mühe erlangen kann. , - ,,,< ,. Zum Schluß wendet sich der Verfasser, der das Wort kennt: „Stolz lieb ich den Spanier" gegen die Empfindlichkeit gewisser dortiger Kreise, die die Nationalehre angctastet sehen, wenn man ausländische Unternehmungen in der vorgcschlagenen Form er mächtige. Zunächst haben diese geplanten deutschen Niederlassun gen ja ohne weiteres die spanische Nationalität erworben und hören eben damit auf, „Fremde" zu- sein. Außerdem betrachtet man es in Spanien nicht als einen Angriff auf die nationale Ehre, wenn Eiscnbabncn, Banken, elektrische Werke, Bergwerke usw. in Händen von Ausländern, namentlich Engländern und Belgiern, sind. Schließlich könne es doch keinen Schimpf kür Spanien bedeuten, wenn angesichts der gewaltigen spanischen AuLwandcri.'Ng nach Argentinien Deutsche kommen würden, die das arme spanische Voll die wichtigste Lebenskunst lehren wür den. den Erlrag de» Ackerbaues zu verhundertfachen. ES habe doch keinen Sinn, spanisches Wesen und Sprache jenseits der Meere auSzubreiten. wenn gleichzeitig ^as Mutterland sich un unterbrochen immer mehr in eine riesige Wüste Venvandelt. ^er Aufruf schließt unter dem Hinweis auf das fleißige Deutschland mit der Mahnung, alle Kräfte anzuspannen, daß durch die Verwirklichung der Vorschläge Spaniens, das beute um Brot bettelt, den Ehrentitel, den eS im Altertum als „Korn- und Brotkammrr «er römischen Heere" führte, recht bald wie der gewinnt. In, Interesse unseres Volkes können wir nur wünschen, daß die Vorschläge unserer spanischen Gäste in ihrer heimischen Presse und vor allem bei der dortigen Regierung und in den Kreisen des Klcru«, der biv zum jüngsten Dorfkaplan begeistert für das Deutschtum ist, ein lebhaftes Echo finden, dav nicht imr eine vorübergehende Flamme der Begeisterung in romanischer Form darstellt, sondern zu Taten führt. An uns und sicherlich bei den maßgebenden Stellen unserer ReichSrcgierung wird eS nicht fehlen, falls uns die spanische Freundeshand in unserer Not entgegcngestrcckt wird. Viva Blemanial Deutsches Reich Die neuen Eisenbahnfahrpreife Bo,» 1. März an werden die Personenfahrpreise der Reichs bahn um 100 Proz. erhöht; die Einheitssätze betragen dann für 1 Kilonieter 1. Klasse 96 Mark, 2. Klasse 48 Mark, 3. Klasse 24 Mark, 4. Klasse 16 Mark. Die Schnellzugszuschlägc für D-Züge betragen in der 1. Zone (bis 75 Kilometer) 1600 bezw. 800 bezw. 400 Mark, tn der 2. Zone (bis 150 Kilometer) 8200 bezw. 1600 bezw. 800 Mark, in der 3. Zone (über 150 Kilometer) 4800 bezw. 2100 bezw. 1200 Mark. Platzkarten kosten für die l. Klasse 800 Mark, für die 2. Klasse 400 Mark, für die 3. Klasse 200 Mark. Eine Bahnsteigkarte kostet R) Mark, der Einheitssatz für Gepäck beträgt 4 Mark für 10 Kilogramm und 1 Kilometer, die Mindestfracht 400 Mark. Der Mindestfahrpreis beträgt in der 1. Klasse 880 Mark, in -der 2. Klasse 410 Mark, in der 3. Klasse 220 Mark, in der 4. Klasse 144 Mark. Die von Schalterdruckmaschinen hcrgestellten Fahrkarten behalten den alten (Januar-) Preisausdruck, werden jedoch zum vierfache» Betrage verkauft; nur auf Blankofahrscheinen wird der neue Preis eingesetzt. Die Preise sür Bettkarte» bleiben zunächst un verändert, jedoch wird die Vorverkaussfrist von 14 Tagen bis auf weiteres auf eine Woche verkürzt. — Die viertägige Gültig keitsdauer der Fahrkarten wird durch die neue Tariferhöhung nicht verkürzt. Auch an der Gültigkeit der Fahrscheinhefte des Mitteleuropäischen Reisebureaus wlrd nichts geändert. Abba« der Eisenbahntarife'? Berlin, 28. Februar. Am Dienstag Nachmittag fand elm Kabtnettssitzung statt, die sich insbesondere mit den Tarifen bei der Reichseisenbahn und mit den Kohlenpreisen beschäftigte. Am 1. März werden bekanntlich die Tarife bei der Rctchseisenbahn um 100 Prozent erhöht. Ans dieser Maßnahme wird immer wieder gefolgert, daß auch gleichzeitig eine Erhöhung der Güter tarife eintreten werde. Von einer solchen Erhöhung der Güter tarife ist aber an Berliner zuständiger Stelle nichts bekannt. Richtig ist vielmehr, daß man innerhalb der Neichsregierung die Frage prüft, in wieweit man einen Abbau der Eisenbahn- tarife vornehmen kann, ohne die Balanzierung des Eisenbahn- etats in Frage zu stelle». ^ , Eine Reichsanlcihe A.-G. Berlin, 27. Februar. Die Beratungen über die Ausfüb- ruugsbestimnn.ngen für das neue Goldanleihegesetz haben be reits begonnen, und ein Prospekt, der in Vorbereitung ist, gibt Aufschluß über die Möglichkeit des Erwerbes der Anleihescheine und ihre Garantierung. Die Schatzanweisungen laufen von 1923 bis 1926 und werden zum jeweiligen Dollarkurse eingelöst und zwar 1926 einschließlich der Zinsen zu etwa 118—120 Pro zent. Der Erwerb der Anleihescheine kann nicht durch Papier mark, sondern nur durch Einzahlung hochvalutarischer Devisen oder Noten erfolgen. Hierzu gehören die Valuten Englands, Amerikas und der neutralen Länder. Wie wir erfahren, ist die Unterbringung eines Teiles der Anleihescheine auf dem hollän dischen und schweizerischen Geldmarkt bereits gesichert. Wie wir weiter hören ist beabsichtigt, eine ReichScmleiheh-A.-G. zu gründen, deren Aktionäre sämtliche Banken sind, die sich zur Uebernahme der Anleihe bereit erklären. Die Perle des Schwarzwaldes Roman von Ed. Wagner (Nachdruck verboten.) 155. Fortsetzung.) Nicht nincrlmlb einer TagcSreisel" antwortete der Hoch- läudcr. „Wir wollen ihn morgen dennoch holen lassen," erklärte Pulford bestimmt, „und er soll es Ihne» durch sein Gutachten noch ganz besonders beweisen, daß meine Nichte wirklich geistes krank ist. Es ist ein Wunder, daß sie Ihnen ihren Geisteszustand noch nicht durch einen ähnlichen Auftritt offenbart hat wir diese Franl" „Wunsche» Sie auch nun die junge Dame heute nicht mehr zu schenk" fragte MrS. Mac DouglaS. „Nein, Madame, ich will lieber bis morgen warten." ver setzte Pulford. „Ich möchte eine zweite ähnliche Szene, wie die eben übcrstaudcnc, heute nicht mehr erleben. Aber morgen früh will ich das liebe Kind aussuchcn, und Sic sollen sehen, daß sie, mich freudig erkennen wird. Arme Aliccl Sic pflegte in frühe ren Tagen sogar sehr zärtlich gegen ihren Onkel z» sein!" Und mit einem bangen Se>.-f;er setzte er sich. Auch die Familie nahm wieder am Tische Platz, aber kein Mitglied der selben hatte mehr Appetit znm Essen. Alle fühlten sich von einer wunderbaren Vorabnung erfüllt. Es war einem jeden von ihnen, als müsse dieser peinlichen Szene eine andere folgen — eine andere, noch schrecklichere. Pulford suchte sich bei diesen Leuten angenehm z» mache» und erzählte ihnen eine rührende Geschichte von der niiglückliche» Liebe seiner Nichte, über welche MrS. Mae DouglaS stille Tränen vergoß und ElSbcth mehrmals laut schlnckzke. Der in der Geschwindigkeit ziisammengedichtcie kleine Roman crsüllle die Bewohner deS HanseS mit Mitleid für Alice und gewann Pulford das Vertrauen der arglosen, schlich, tcn Leute. Kaum aber wußte er doch sein Frohlocken zu unterdrücken, als die .HauSsran ihn dann in das in aller Eile für ihn her- gcrichtcte Zimmer geleitete »nd ihm mitteilte, daß dasselbe nur durch c:»e dünne Wand von demjeniacn getrennt sei, in welchem Alice und Gretchen sich befänden. Als wenn der Böse selber sie ihm in die Hand liefern wolle, so erschien eS ihm bei dieser Er öffnung. Nachdem MrS Mac DouglaS ib» verlassen hatte, setzte Pul- soid lich auf einen Stuhl und darrte der Dinge, die da kommen soll!-'». Bald hörte er JarviS heranfkommen und in fein Ge- mack a tz ». Noch einiges Geräusch in den unteren Räumen ließ I sich vernehmen, dann wurde alles still. Atemlos borchte er jetzt I a-, der A ' d. welch» seine Kammer van der Miß Romkergk I trennte. Er hörte ein leises Flüstern, konnte aber keine Worte unterscheiden. Nachdem er lange vergeblich gelauscht hatte, kehrte er auf seinen Platz zurück. ES wurde spät. Kein Laut im ganzen Hause ließ sich vernehmen. Geg'n Mitternacht wurde PulfordS Tür geöffnet und Jar viS schlicht geräuschlos herein. „Alles schläft im Hause, ausgenommen wir selbst," flüsterte er, während er dicht neben seinen Auftraggeber trat. „Sie haben Jbre Sache gut gemacht, Sir, — wie ein geborener Schauspieler. Die Geschichte, die Sie ihnen von dem Mädchen erzählten, hätte einen Stein zu Tränen rübrcn können. Ich sah selbst den alten Bauern sich mehrmals die Augen wischen. Die Leute halten Sie für den gutherzigsten Menschen aus Gottes Erdboden." „Aber dennoch dürfte es mir schwer fallen, daS Mädchen morgen "fortzuscbaffen." entgegnete Pulford. „Sie ist ja doch in Wahrheit nickt irrsinnig und wenn die Leute selbst nicht närrisch sind, mutz das eine oder daS andere Mitglied der Fa milie durch irgend etwas zu- dieser Ueberzeugung gelangen. Sie wird sich nicht wie die alte Frau aufbringen lassen. Sie wird vielmehr mit aller Ruhe eine Untersuchung verlangen und die angeborene Vorsicht der Schotten wird sie bestimmen, ihrem Ver langen nachzngcbcn. Wenn wir eS nun aber selbst darauf an kommen lassen wollten, so wird dock; auch Crafton wahrscheinlich morgen hier eintreffen und wir müssen jedenfalls fort sein, ehe er kommt. Darum bleibt nnS nur eine Wahl — das Mädchen muß samt ihrer Dienerin noch diese Nacht beseitigt werden!" „Nach dem von Ihnen bereits entworfenen Plane?" fragte Jarbis. „Ich wüßte nichts Besseres," versetzte Pulford mit einer Kaltblütigkeit, als bandle cs sich u-m eine Bagatelle. „Sollten die Leute aber mich so fest schlafen, daß wir in unserem Unter nehmen von ihnen nicht gestört werden?" „Ganz gewiß," versicherte JarviS, „solche Leute schlafen wie die Bäume. „Sie stehen früh auf und arbeiten den ganzen Tag so angestrengt, daß sie deS Nachts durch nichts aus ihrem Schlafe geweckt werden." „Gut denn!" beschied Pulford sich. „Äcr erste ist jedenfalls der festeste Schlaf, also ist unsere Zeit zum Handeln die Zeit jetzt so-lcich. Sie wissen im Hanse Bescheid. Gehen Sie hin unter nach den Brennmaterialien." JarviS nickte und verließ geräuschlos daS Zimmer. Pul-> ford horchte, aber kein Geräusch verriet ihm JarviS Bewegun gen; dann lauschte er wieder an AlieeS Kainmcr, aber auch hier war alles still. „Sic müssen schlafen," dachte er. - Er setzte sich wieder und wartete auf JarviS Rückkehr, welcher ihm endlos lange aiisblieb. bevor derselbe mit zwei voll- bepackten Körben znrückkchrte. Die Zustimmung des Reichsrates zur Dollaranleihe Berlin, 28. Februar. Der Reichsrat stimmte in seiner gestrigen Sitzung den, Entwürfe eines Gesetzes über die Beschaf fung von Mitteln zur Deckung eines Devisenfonds zu. Nach der Vorlage soll bekanntlich der Finanzminister 50 Millionen Dollar durch Ausgabe von Schatzanweisnngcn flüssig machen. Die nähe ren Bestimmungen über Verzinsung usw. sollen dem Finanz, minister überlassen bleiben. Die einlanfende» Beträge sind zu verwenden zur Bildung eines Devisenfonds im Interesse der Stützung der deutschen Währung. Der Fonds soll von einer besonderen Stelle verwaltet werden. DaS Gesetz wird nach dem Tage seiner Verkündigung in Kraft treten. Es ist beabsichtigt, die Anleihe auf drei Jahre laufen zu lassen. Die Einzahlungen sollen am 18. März, 15. April und 15. Mai erfolgen. ZinSscheine werden den Schatzanweisungcn nicht beigegebcn. Vielmehr sollen wenigsten» nach den bisherigen Plänen — bei der Rückzahlung für 100 Dollar 120 Dollar zurückgcgeben werden, waL eine, Verzinsung von 6 Prozent entspricht. Die ReickSbank wird sämt liche Bürgschaften übernehmen. Beschlagnahme des Hüttenkokses Amtlich wird »»iS »utgeteilt: Auf Anordnung dc-Z Kohlen- kominissars für die Kohlenvertcilung werden die bei Händlern lagernden und bei ihnen eingehenden Mengen von Hüttenkoks, gleichviel welcher Herkunst, mit sofortiger Wirksamkeit bcschtag- nahmt. Dte Mengen sind sofort dem Landeskohlennmt für Sachsen und Sachsen-Altcnburg zu melden, das über sie ver fügen wird. Jede Verfügung über den Hüttenkoks wird den » Händlern untersagt. Zuwiderhandlungen werden bestraft. Aus dem Ausland ISVttvtt Arbeitslose in der Tscheche-Slowakei Prag. 28. Februar Im Abgeordnetenhaus«: wurde bei Be handlung der Interpellationen über die Wirtschaftskrise mit- getcilt, daß die Zahl der Arbeitslosen im Januar dieses Jahre? 190000 Mann betragen hat. Nachrichten aus Sachsen Jur Regierungsbildung in Sachsen Dte Sozialdemokratie am Scheidewege! Links -- das weiß man auch im sozialistischen Lager ganz genau — warten ihrer die grundlosen Niederungen deS komniunlstischen Snmpflandes, rechts aber geht eS manchmal etwas stark berg an, heraus ay« der Niederung der .Höhe zu. auf der man eine» klareren Ueberblick gewinnt über daß Gelände dort unten. Wo hin soll man sich wenden? Das ist heute die Schicksals frage weniger des Staates als ganz besonders der Sozial demokratie als Partei, die natürlich ihre erste Ausgabe darin sehe» muß, sich die Gunst der Massen (!) zu erhalten. Scho» aus diesem Grunde — die Beschwerlichkeit des Weges nach oben kommt noch dazu — fehlt es neben einigen mutigen Stimmen noch keineswegs an Leuten, die zum Anschluß au Sie Kommunisten uni jeden Preis aufrusen. In solchen Gedankeu« gärigen bewegt sich auch wiederum ein „Rechts oder Links?" betitelter Artikel in dem Dresdener Organ der Sozialdemo kratie. Ans keine» Fall Ausgabe der proletarische» Einheits front! Verhandeln und Schachern mit den Kommunisten unk jeden Preis! „Die Hauptsache ist, daß der Weg nicht ins Verderben führt." Wenn der Schreiber aber selbst weiter sagt: „Wir müssen also unter Umständen über das hinausgehen, was wir selbst sür das Zweckmäßigere halten." Aus gut deutsch heißt das nach unserem Ermessen: Wenn wir auch wissen, daß die ser Weg verderblich ist, wir »lüssen ihn aber auf jeden Fall gehen selbst auf die Gefahr hin, daß wir im Sumpfe stecken bleiben. Ziemlich fadenscheinig ist allerdings des Verfassers Mei nung von dem Begriff der Diktatur. Nach seinen machlpoliti- schcu Gesichtspunkten hätten zweifellos heute selbst die Franzose» das volle Recht, den deutschen Arbeiter bis aufs Hemd aus- znziehen, was der Schreiber wob! selbst nicht ganz glauben dürfte. Und die Bekehrung der Betriebsräte, die er auf einem Betriebsrätckongrest erhofft, dürste wohl noch nicht so bald in Erfüllung gehen, nachdem am vergangenen Sonntag der Landesvorstand der Kommunistischen Partei die sozialistischen Richtlinien für eine Regierungsbildung abzclehnl und beschlossen hat, als Antwort ein eigenes Programm für die Bildung einer Arbciterregierung den Sozialisten zu übersenden. Die sozialisti schen Bcrtreterversannnlungi'n in den einzelnen Teilen des Lan des haben eigentlich zur Genüge bewiesen, das; man für die Kommunisten nach ihrem bisherigen Verhalten nicht mehr all zuviel Sympathien hat. Vielleicht erscheinen bis zum kommenden Sonntag nochmals einige Stimmen Für und Wider, bis man sich zuletzt doch noch dem kommunistischen Starrsinn beugen wird. Jedenfalls wohnen heute unter dem sozialistischen Dache soviel Meinungen beisammen, daß man sich bis heute noch kein Bild über das Ergebnis dieser Prinzipien kämpfe machen kann. MW,««»,,,! '»»»riM „Ich hake Glück gehabt, Sir," sagte er, „sehen Sie hier!" In dem einen der Körbe waren Späbne und trockenes Holz, in dem anderen einige Seiten Speck und ein paar Flaschen Spi ritus. Pulford sprach seine Zufriedenheit darüber aus. „Ich habe aus dem Speiseschrank genommen, was wir gebrauchen können," sagte JarviS. „Niemand erwachte davon. Sie werden froh sein, wenn das alles gezündet haben wird, ihr nacktes Leben retten zu können!" „In meinem Bett liegt ein mit Stroh gefüllter Sack." gebot Pulford jetzt. „Nehmen Eie den heraus." JarviS gehorchte. „In meinem Bett ist auch ein Strohsack," flüsterte er, „den will ich ebenfalls holen." Und er holte den Strohsack und legte ihn vorsichtig vor die Tür zu Alices Zimmer, wcchin er hierauf auch den andere» brachte. Zwischen beide Säcke winde der Inhalt der Korbe gelegt, der Spiritus obenauf geschüttet und besonders die Tür damit besprengt: dann trugen sie noch Stühle und andere leicht zu bewegende Gegenstände ans ihren Zimmern herbei und füg ten sie dem Hm.-fen bei, so daß die Tür vollständig verbarrika diert und ei» Ocffnen derselben von innen unmöglich war. „So. das genügt!" flüsterte Pulsord. „DaS Mädchen hat sicher Möbel vor dir Tür gerückt, welche nun von dem eindrin genden brennenden Spriritns gleich Feuer fangen werden. Nichts kann sie jetzt mehr retten!" „Wenn sie nicht durch die Fenster entkommen!" wandte JarviS ein. „Ich denke, ehe sie dazu gelangen, werden sie ersticken." versetzte Pulford. „DaS HauS ist gänzlich trocken und wird in kurzer Zeit in vollen Flammen stehen. Aber um allen Möglich keiten vorzubeugen, gehen Sie hinunter und bewachen Sie die Fenster. Ich will so lange wie möglich hier a>.-f Posten bleiben.* JarviS stimmte ihm zu und Pulförd hielt da8 brennende Licht an daS Stroh, welches sofort eine hohe Flamme verursachte, die immer größer wurde und sich immer mehr ansbreitete, den Spiritus und die Speckseiten ergriff und bald eine unerträgliche Hitze verbreitete. Und während JarviS sich nun hinunter und znr Tür hinausschlich und sich unter Alices Fenster postierte, überwachte Pulford das Umsichgreifen des Feuers. Nachdem die Flammen die Stühle und Tische erfaßt hatten, schlängelten sie sich an der Tür und an einer auf der anderen Seite sich be- findcnden Bretterwand hinauf und ergriffen die einfache Bretter, decke, welckc ebenfalls sofort zu glimmen begann. Nach fünf Minuten schon züngelten die Flammen durch die Decke zn dem Strohdach empor und über den Fußboden strömte eine brennende Flüssigkeit, das Feuer nach allen Richtungen auSbreilend; aber a»S Alices Zimmer kam noch immer kein Lebenszeichen. (Fortsetzung folgt.)
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