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4rsch»ti»t »«ch«. mU «uiniihmr der Gönn- und Festtag. «»4,«br 4 mit .DI« Net« tn Wort und «tld- dtertellLhrltch »,1« Fl. In Dresden durch Boten ».4« Fl In ,an» »«Uschland frei Hau» »,L» L: in Oesterreich 4.4» L > ohne illustrierte^ Beilage dierteltührltch l.B« Fl. I»T* Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit J»s«»»1e »verden die «gespaltene PeMzeile oder deren Rau» «i 4, Reklamen mit vv 4 die geile berechnet, bei Wiederhol»»,« entsprechende» tttadatt. «uchdruckerei, »ledakttoa »nd veschiist-stest«, DreSdeu, Pistnitze» Strafte 4». - Fernsprecher I» Sii» «ück-ade »uverlaugt. Schristftütk« keine «verdtudRchka« Redaktion» Lvrechstunee: l l bis 12 Uhr tM-, 8l>l>kl- llllll »Sir« - »l»rn ompüoült ttsinro, 5>isrlr>-s'slr!ttssi>-Ulill XSsteii-Kbrelirli Linktet«'. Ä4», uuvsit Leies Vikberinsirrrüs Av^soUbvr dor iFaodgt-^odiselion Dank It«p«r»tarso » » t'ornsprovkvr 5979 » » ^«llLllfertlfsoo^«» k>ol-2ellan Ultti KrislsII Oedrauclts- und Luxus- Losenstrlnile Lönlzil. tlolllekvrnnt ^nkäuser vresclen, Könl^-4okiann-8tr. ttsst« L«?.ug«g»o»v! V«tr-ü«I1e»»v Qvvs and ^sdrttucklv, »»11« Hol?, und 8dr1«»i sovis ottek Lojol.nun^ Uft» von 60 fttutt. »n ILissi^s ^ns^i4k1, kkostljk« 2i»1i1v?vi«t.', 1»o1»L Krrst-c-QrrhbttN! Hlvt-I'iimo* ^ fttVOI X«X»«N4- : irtt«ft»«»^1! ^ofir»uv-^vons«n-XNvv 1'i Me Herr kreher in Zwickau konfessionellen Frieden predigt! In der „Zwickauer Zeitung" vom 28. April erstattet der Vorsitzende P. Kreher Bericht über den Zwickauer Zweigverein des Evangelischen Bundes auf das Jahr 1911; darin wird Friede gepredigt mit den katholischen Mit bürgern. „Die Not der Zeit", die großen Grundgedanken deS Christentums", die beiden Konfessionen gemeinsam sind, könnten, wenn nicht „zärtliche Brüder", doch „ver ständliche Nachbarn" schaffen. — Bravo! — „Wir wenigstens im Bunde würden solch friedliches Einvernehmen der Kon fessionen mit tausend Freuden begrüben." Das Friedehalten, so meint Herr Kreher, ginge aus gezeichnet, . wenn sie drüben den Papst nicht hätten, dem sein Hinter- Herz (!) keine Ruhe läßt, bis er wieder einmal die bösen Ketzer in Grund und Boden hinein verflucht hat. Zwei tens, wenn sie die Jesuiten nicht hätten (wo? in Zwickau?), die seit ihrer Geburtsstunde bis auf diesen Tag nie ein anderes Ziel (!) gekannt haben, als die Be kämpfung und womöglich die Ausrottung der Ketzer, ja wenn sie drittens den ultramontanen Geist nicht hätten, der mit dem Krummstab alles (!) beherrschen und kom mandieren (!) will, und wie im Lande des Maßkruges alle Welt bis zu den Ministerexzellenzen unter seine Fuch tel (!) ducken möchte." Im trüben Wasser dieses „Tatbestandes" wäscht Herr .Kreher das Mohrengesicht des Evangelischen Bundes blen dend weih, und abermals steht vor uns — dies Kind, kein Engel ist so rein! Man könnte versucht sein, sich in seine Schönheit zu verlieben und in sein Gefolge sich zu mischen -- „aber, ja nun kommt auch hier das leidige aber", der Tugendbund hat eine Vergangenheit, die wahrhaftig nicht rosig ist, was sich — wäre es nicht stadt- und landbekannt — ohne weiteres schon ahnen läßt, wenn man sieht, wie Herr Kreher auf dem duldsamen Zwickauer Boden unter den künstlichen Palmen seines Friedens mit den alten, plumpen Waffen des Evangelischen Bundes skrupellos umherfuchtelt. „Gegen die Machtgelüste Roms", gegen „jenen reli giösen Fanatismus, dem der Ketzerhah aus beiden Augen glüht" (vergl. die antiultramontane Lehrprobe in der „Deutschen Schulpraxis ), gegen die verhängnisvolle Geistlosigkeit innerhalb des römischen Klerus", „bewiesen" durch ein Inserat aus der ..Münchener Zeitung", gegen die „oft unbiblischen Dogmen Roms", die „das klare Licht der Wissenschaft zu scheuen haben", gegen den Oberpriester zu Rom, „der die Kunst des Versluchens Andersgläubiger und die Erdrosselung des Wahrheitstriebes in seinen Gläubigen so virtuos handhabt"! Diese ausgesuchten Frechheiten, dazu — und das ist eigentlich das Schönste in der Predigt — der Stolz und die Freude auf Zwickau, von dem „der Ruf „Los von Rom!" in die deutschen Lande ausgegangen ist, um in zahllosen Herzen zu zünden" — so hofft Herr Kreher in der „Not der Zeit" Brücken zu schlagen und Frieden zu machen. Wir wollen dein Herrn Vereinsvorsitzenden, der offen bar in den Phrasen des Evangelischen Bundes besser zu Hause ist, als in den Gesetzen der Logik, den ungeheuer- lichen Widerspruch seiner Worte an einem Analogon klar zu' machen suchen. Von Zwickau geht der Ruf aus „Los von Berlin!" Mit „Los von Berlin" traktiert man nicht bloß die in Sachsen lebenden Preußen, man überschreitet die Grenze und flüstert allen, die es hören und nicht hören wollen, die hochverräterische Losung ins Ohr. Mit der Zeit und mit dem Erfolge wird man dreister. Man organi siert die Bewegung, spannt über Land und Ausland ein „Arbeitsnetz", gründet eine Art „geistiger Zentrale", macht einen „Riesenbetrieb", alles „funktioniert tadellos". Damit nicht genug! Einer dieser Biedermänner nimmt schließlich seine ganze sächsische Gemütlichkeit zusammen und sagt treu herzig: Darum keine Feindschaft, Bruder Preuß, „verständ liche Nachbarn", „liebwerte Lreunde" wollen wir sein und bleiben! — Was würde man mit diesem Subjekte anfangen? Im Ernste ihm antworten? — Nein! — Es hinter Schloß und Riegel sehen? — Nein! — In der Ruhe einer gewissen Zelle seinen Geisteszustand untersuchen? — Ja! Das hätte er doppelt und dreifach verdient! Wenn Herr Kreher bei den Katholiken und ihrer Reli- gion mancherlei „Großes und Gutes", „rührenden Glau- ben", Mut. Opfersinn, „hohe und heilige" Begeisterung für ihre „Mutter-Kirche", „Kraft und Ueberzeugungstreue". die „großen Grundgedanken des Christentums" entdeckt, »venn ihm dies und jenes imponiert, „ja mit einer Art von stillem Neid erfüllt" hat, wenn er katholische Liebe den Protestanten zur Nacheiferung empfiehlt, zur Beschämung nennt, und sich dennoch der „Los von Rom" rühmt, sie mit Wort und Tat, direkt und indirekt unterstützt — während in der evangelischen Kirche, wie der theologische Dr. Schr. Mitarbeiter der „Leipz. Neuest. Nachr." (Nr. 110) klagt, die kirchliche Sitte allenthalben je mehr und mehr zer bröckelt, der Kirchenbesuch abnimmt, die Abendmahlszifser sinkt, Frivolität und Mißerfolge steigen — welches Wort ist scharf genug, die unverantwortliche Tätigkeit des Evan gelischen Bundes, seiner Brüder und Geisteskinder mit jener kritischen Vernichtung zu treffen, die sie verdienen! Herr Kreher ist ohne Zweifel ein vigilanter Vereins vorsitzender nach der Meinung seiner Gesinnungsgenossen. Aber zum Friedensapostel taugt er so schlecht wie sein Arbeitgeber, der Evangelische Bund, schon deshalb paßt er nicht, weil er von den elementarsten Regeln der Logik und Pädagogik ebenso wie vom Wesen der katholischen Kirche nicht den leisesten Schimmer hat. Wir ehren sicherlich den famosen Herrn Kreher, wenn wir ihn mit dem bekannten englischen Nechtshistoriker Sir William Blackstone vergleichen, obwohl das lcwtium eamMratiollj« nur die sinnlose Phrasendrescherei gegen „mönchische Unwissenheit und mittelalterliche Finsternis" ist, an der beide Herren sich ergötzt haben. Diesem eng lischen Kulturkämpfer schrieb sein Landsmann, der geist reiche Publizist Cobbett, ins Stammbuch: „Wußte Blackstone nicht, daß das Lach (der Uni versität Oxford) selbst, unter dem er unsere katholischen Voreltern verlästerte, durch diese Voreltern erbaut wor den war? Fehlte er nicht, wenn er zu diesem Dache empor sah, oder wenn er eines der stolzen Gebäude be trachtete. die der Zeit zum Trotz uns noch immer sagen, was unsere Voreltern waren, fühlte er nicht, wenn er eines davon betrachtete, daß er ein Zwerg sei im Vergleich mit denen, die er zu lä st er n die Unverschämtheit hatte?" (History of the Prote stant Reformation in England and Jrekand.) Vielleicht stellt Herr Kreher im Schatten der Zwickauer Marienkirche ähnliche Betrachtungen an, ohne zu vergessen, daß er nicht Mackstone, sondern nur ein — Herr Kreher ist. r—r. Politische Rundschau. Dresden, den 4. Mai 1812. — Prc»ßi>chcö Abgeordnetenhaus. Erster Gegenstand ist d,e zweite Beratung d"s Gesetzentwurfes betreffend die Erweiterung des Stadtkreises Elberfeld. Abg. Lucas (Natl.) befürwortet die Annahme der Vorlage. Abg. Freiherr von Loö ist dagegen. Abg. v. Oertzen erklärt, er sei im Prinzip gegen die Eingemeindungen. Es sprachen hierzu noch einige Abgeordnete. Das Gesetz wird abgelehnt. Es folgt die erste Beratung des Gesetzentwurfes, betreffend die Bewilli gung weiterer Staatsmittel zur Verbesserung der Woh- nungsvcrhältnisse von Staatsarbeitern und gering besolde ten Beamten. Der Gesetzentwurf wird in erster und dmn in zweiter Lesung ohne Debatte angenommen. Es folgt die erste Beratung des Gesetzentwurfes betreffend die Umlegung von Grundstücken in Wiesbaden. Der Gesetzentwurf wird ohne Debatte in zweiter Lesung angenommen. Es folgt die erste Lesung des Gesetzentwurfes über die Polizeiverwal tung im Regierungsbezirke Oppeln, der in zweite Beratung genommen wird. — Die liberale Einigungökvmunssion. Die Hoffnung, daß es der eingesetzten freien Kommission gelingen werde, die in der nationalliberalen Partei entstandenen Unstim migkeiten zu beheben, scheint sich nicht erfüllen zu sollen. Die Kommission hat den ihr vorgelegten Entwurf zu einem Einigungskompromitz abgelehnt. Ob damit das letzte Wort vor dem am 12. Mai stattfindenden Vertretertage gesprochen ist und die Verhandlungen somit als gescheitert zu gelten haben, bleibt jedenfalls noch abzuwarten. Ueber die weitere Anregung, den Vertretertag bis zum Herbst zu verschieben, hat sich der geschäftsführende Ausschuß noch nicht endgültig schlüssig machen können. Jedenfalls wird aber der für den 5. Mai nach Magdeburg emberufene nationalliberale Dele giertentag für die Provinz Sachsen ausfallen, da man sich dort der Hoffnung hingibt, daß die Berliner Vorbe sprechungen zu einer vollständigen Einigung der Partei führen werden. — Der diesjährige BrrbandStag des Verbandes Deut- scher Bramtenvereine wird vom 6. vis 9. Juni in Karls ruhe i. B. stattsinden. In diesen Tagen werden neben der ordentlichen Hauptversammlung auch die Tagungen der WohlfahrtS- und Versicherungsanstalten des Verbandes statt finden. Auf der Jahreshauptversammlung werden auch einige Fragen erörtert werden, die in letzter Zeit die Be- amtcnkreise besonders beschäftigt haben; so die Frage der Zulässigkeit der Verpfändung von Beamtengehältern in Preußen, über die bekanntlich kürzlich eine Reichsgerichts- entfcheidung ergangen ist. Ferner wird über die Beteili gung des Verbandes an der sogenannten Mittelstands- Tuberkulosefürsorge Beschluß gefaßt werde». Dem Ver- bande gehören gegenwärtig 287 Vereine in ganz Deutsch land an. — Ein Millionenschat! bei cincm Militärpfarrer. Der geheimnisvolle und noch unaufgeklärte Todesfall des 52- jährigen Tivisionspfarrers a. D. Liebe aus Wilmersdorf ist -durch den Fund eines Millionenscl-atzes in der Wohnung des Verstorbenen uni ein ebenso unerivartetes wie Aufsehen erregendes Rätsel vermehrt worden. Am Freitag den 26, April erkrankte und starb der protestantische Divisionspfar rer a. D. Liebe nach dem Genuß eines Likörs, den er aus einer mit der Etikette Anisette versehenen Flasche genom men hatte, bedenklich und starb bald darauf. Seine Haus hälterin und deren Mann, die gleichfalls ein geringes Ouantum von der Flüssigkeit kosteten, erkrankten ebenfalls, konnten aber am Leben erhalten bleiben. Man stellte fest, daß sich in der Flasche Atropin befunden hatte und anfangs nahm man an, daß der Pfarrer sich vergriffen habe. Später vermutete die Polizei Selbstmord, zumal Liebe in den letz ten Jahren bei geschäftlichen Unternehmungen nennens werte Verluste erlitten haben sollte. Die Leiche wurde schließlich zur Beerdigung freigegeben und diese fand am Mittwoch in der verflossenen Woche statt. Gestern wurde nun von dem Amtsgericht Charlottenburg, Abteilung für Nachlaßsachen, der in der Günzelstraße 26 wohnende Rechts anwalt v. Brehnicr zum Nachlaßpfleger ernannt. In Be gleitung seines Bureauvorstehers, sowie eines Polizeibeam ten, der die amtlichen Siegel entfernen mußte, begab sich der Rechtsanwalt nach der Wohnung. Er war etwas über- rascht, als er in einem Wäscheschrank mehrere kostbare Bril lantnadeln und -Knöpfe fand, dre Pastor Liebe wohl für den täglichen Gebrauch bestimmt hatte. Gegen Abend be gab sich der Nachlaßpfleger zum zweiten Male in die Woh nung, und zwar diesmal in Begleitung einer in Berlin lebenden Cousins des Verstorbenen, die ihn schon auf dem Wege dorthin aufmerksam mochte, daß sich unter dem Nach lasse ein kostbarer, brillantenbesetzter Kelch befinden müsse. Als der Nachlaßpflegcr im Wohnzimmer ein Vertikow öff nete, fand er eine große, schwere, eiserne Kassette. Auf ihr lag eine Visitenkarte mit der Aufschrift: „Eigentümer: Liebe. Divisionspfarrer". Sie war angefüllt mit kleineren und größeren Medizinschächtelchen, auf denen jedesmal der Inhalt verzeichnet stand, zum Beispiel „218 Diamanten, 164 Türkise, 18 Opale, 2.80 Saphire" usw. Als Herr v. Breh- mcr der selbst Steinkenner ist, die einzelnen Schachteln öffnete, fand er zu seinem großen Erstaunen, daß der In halt den Aufschriften genau entsprach. Diese Edelstein» sammlung umfaßt zahlreiche gefaßte, geschlissene und un geschliffene Diamanten, Smaragde, Türkise. Opale, Rubine, Perlen. Granaten usw., weiter entzückende Mosaikarbeitenl in künstlerischer Ausführung, und endlich wurde als Glanz stück ein etwa 16 Zentimeter hoher massiv goldener Abend mahlkelch, der nach oberflächlicher Schätzung einen Werk von liber 800 OM Mark hat. Der obere Rand dieses KelcheS wird von 38 haselnußgroßen, wasserreinen Diamanten ein gefaßt. In der Mitte des Kelches befindet sich ein auS gleichfalls haiclnußgroßen Diamanten gebildeter Kranz, am Fuße ein Kreuz aus vier großen Diamanten, sowie eine Perlenschnur, die sich um den Fuß herumrankt, und endlichj wunderbare Mosaiken, die darin eingelassen sind. Im gan zen meist der Kelch 173 Edelsteine auf. Der Gesamtwert deS Fundes ist nus weit über eine Million Mark zu schätzen. Der Nachlaßpfleger wird heute Sachverständige heranziehen, die die Masse taxieren sollen. Dem Gerichte wird gleich falls heute eine Anzeige von dem überraschenden Funde zu gehen und ebenso der zuständigen Schöneberger Polizei, weil durch diesen Fund die Vermutung. Liebe habe aus Ver- mögensverfall Selbstmord begangen, hinfällig wird. Daß Liebe nicht an Selbstmord gedacht hat. geht schon daraus hervor, daß er wie seine Cousine dem Nachlaßpfleger be richtete. sich stark mit der Absicht trug, bald zu heiraten. Zu erwähnen ist noch, daß Liebe in seinen jüngeren Jahren Missionar war und als solcher in aller Herren Länder ge wesen ist. Als Sohn eines preußischen Generals war er nicht unbegütert und konnte seiner Sammellust fröhnen. — Der StahlwcrkSverband für ^-Produkte. Das Re sultat, das nach monatelangen Verhandlungen jetzt in Düsseldorf erreicht worden ist, entspricht durchaus dem. wa< schon in den letzten Tagen erwartet worden war. Der Stahl»