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Deutscher Reichstag. Sitzung vom 2. März 1 Uhr 20 Minuten. Die zweite Lesung des Militäretats wird fort- »esetzt. Bei der Pferdebeschaffung bemängelt Abg. Nosks (Soz.) das stete Steigen der Preise für Nemontcn. — Abg. Rogalla v. Bieber st ein (Kons.) tritt dem entgegen: eine Erhöhung der Preise sei angezeigt. — Nach kurzer Debatte wird das Kapitel erledigt, wobei Staatssekretär Wermuth erklärt, daß dieser Ausgabeposten in zehn Jahren von 5 Millionen auf 11 Millionen Mark ge stiegen sei. Beim Kapitel Militärerziehungs wesen for dert Abg. Dr. M ü I l e r - Meiningen (Vp.) die Ausge staltung des gesamten Turnwesens. Die Turnvereine sollte man überall bevorzugen und begünstigen, darum bitten wir um Annahme folgenden Antrages: „Der Reichstag wolle beschließen, den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, zu er wägen, auf welche Weise diejenigen Militärpflichtigen, welche eine hervorragende turnerische Ausbildung besitzen, Vergünstigungen bei der Erfüllung ihrer militärischen Dienstpflicht (kürzere Dienstzeit, Vergünstigungen im Avancement usw.) bewilligt werden können." Abg. Cuno (Frs. Vp.) bringt Spezialwünsche für die Militärturnanstalt vor. Die Unteroffiziere sollten mehr den Turnvereinen beitreten. — Kriegsminister v. Hee rin g e n spricht sich gegen den Antrag aus, da er einseitige Begünstigungen bringe. Nach kurzen Bemerkungen der Abgeordneten Dr Pfeiffer (Ztr.), Freiherr v. Rlchthofen (Kons.) und Schöpf! in (Soz.) wird die Resolution abgelehnt. Es folgt Kapitel 37 und 38: te ch n i s ch e I n st i t u t e. Abg. Schirmer (Ztr.) begründet folgende Reso lutionen: „Der Reichstag wolle beschließen: den Herrn Reichskanzler zu ersuchen: die Arbciterausschüsse in den Militärbetrieben so auszubauen, daß 1. den Arbeitern die im Arbeitskammergesetzentwurfe vorgesehenen Wohltaten im Sinne der kaiserlichen Erlasse zmsil werden: 2. die Mit glieder der Arbeiterausschüsse im Arbeitsverhältnis während ihrer Amtsdauer entsprechend gesichert werden: 3. es Ver tretern der einzelnen Ausschüsse ermöglicht wird, in wich tigen Fällen die Wünsche der Arbeiter den höheren Vorge setzten Dienststellen vorzutragen." — „Der Reichstag wolle beschließen, den Herrn Reichskanzler zu ersuchen: . die Löhne der in den Militärbetrieben beschäftigten Handwerker, Arbeiter und Arbeiterinnen allmählich aber stetig in der Weise aufzubessern, daß dieselben den durch Tarifvertrag festgesetzten Löhnen der Handwerker, Arbeiter und Arbeite rinnen gleichartiger Gewerbe an den betreffenden Orten zum mindesten gleichkommen: 2. den Arbeiterausschüssen bei der Gestaltung der Lohn- und Arbeitsbedingungen eine geeignete Mitwirkung zu ermöglichen." — „Der Reichstag wolle beschließen, den Herrn Reichskanzler zu ersuchen: in Erwägung darüber einzutreten, in welcher Weise die Ver sorgung der invaliden Arbeiter sowie der Witwer: und Waisen der in den Militärbetrieben beschäftigten Arbeiter besser ausgebant werden kann." Lbg. Pauli (Kons.) tritt für einzelne Kategorien der Ipandauer ein. — General Wandel geht aut diese Wünsche näher ein. Wir sind gebunden durch den Etat und durch die Einrichtungen des Betriebes. — Abg. Bö hie lSoz.) kritisiert die Verhältnisse in den technischen Betrieben und begründet folgenden Antrag: „Der Reichstag wolle be schließen, den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, Arbeiten und Lieferungen für die Heeresverwaltung nur an solche Firmen zu vergeben, welche in Beziehung auf die Arbeits bedingungen die gesetzlichen Vorschriften einhalten und sich verpflichten, zur Regelung und Sicherung der Lohn- und Arbeitsbedingungen auf den Abschluß von Tarifverträgen hinzuwirken, sowie die Heeresverwaltung anzuweisen die Festsetzung oder Neuordnung von Arbeitsbedingungen in den Betrieben der Heeresverwaltung unter Mitwirkung der Arbeiterausschüsse vorzunehmen." Das Haus vertagt die Weiterberatung auf Freitag 1 Uhr. — Schluß 7 Uhr. Goldene Worte für Gewerbetreibende. Die Lage eines großen Teiles der Gewerbetreibenden hat sich in den letzten Jahrzehnten immer schwieriger ge staltet. Namentlich kleinere und mittlere Betriebe haben schwer zu kämpfen. Von vielen Seiten und nach verschiede nen Richtungen sind Vorschläge erfolgt, um den Gewerbe stand über die mancherlei Fährlichkeiten hinweg zu helfen und diesen für die Allgemeinheit wichtigen Stand gesund und leistungsfähig zu erhalten. In einigen Gewerben, deren Angehörige sich zur Wahrnehmung ihrer gemeinsamen In teressen zusammengeschlossen haben, hat man namentlich auch erkannt, wie wichtig es für das Gedeihen des Ganzen ist, daß auch die einzelnen Glieder ihr Heil nicht nur oder vornehmlich darin suchen, soviel als irgend möglich Aufträge zu erhalten, sondern daß sie besonders auch darauf achten, daß sie nicht ohne Verdienst arbeiten. Man hat daher Grundsätze aufgestellt, durch deren Befolgung das heutzu tage vielfach arg vernachlässigte richtige Kalkulieren für jeden Gewerbebetrieb wieder mehr zur Regel werden und die gewerbeschädigende Preisschleuderei und Preisdrückerei eingedämmt werden soll. Wir lassen eine kleine Sammlung solcher beherzigens werten Ratschläge zu Nutz und Frommen aller, von denen sie beachtet werden können, hier folgen: 1. Wer eine Arbeit zur Kalkulation oder zur Ausfüh rung übertragen erhält, berechne sie gewissenhaft unter Zu grundelegung aller unmittelbaren und mittelbaren Herstel lungskosten (Material, Löhne, Geschästssvesen) mit Hinzu rechnung eines im rechten Verhältnis stehenden Nutzens. Statt auf billige Preise lege man in erster Linie Wert auf gute Ausführung der Arbeiten. 2. Wer sich im Berechnen der Arbeiten unsicher fühlt, oder wem bei Berechnung einer bestimmten Arbeit Zweifel entstehen, der erkundige sich bei einem befreundeten Berufs genossen oder an einer für sein Gewerbe in Betracht kom menden Auskunftsstelle. 3. Man sei vorsichtig gegenüber allen Submissionsan fragen. Bei Arbeiten, die in offener oder versteckter Sub mission vergeben werden sollen, sowie bei Auftraggebern, die überall herumfragen, um den „Billigsten" ausfindig zu machen, begegne man der vielfach beabsichtigten Preis drückerei durch Abgabe angemessener Preise, wenn möglich unter Verständigung mit den als Mitbewerber in Frage kommenden Berufsgenossen. 4. Wer eine bisher von anderer Seite gelieferte Arbeit angeboten erhält, verschaffe sich vor deren Üebernahme Ge wißheit, daß er es nicht mit einem preisdrückerischen oder zahlungsunfähigen Kunden zu tun hat. 6. Wenn ein Auftraggeber die Preise in ungerechtfertig ter Weise zu drücken versucht, so lehne man lieber die Aus führung ab, denn bei jeder Arbeit ohne Verdienst schädigt man sein Geschäft. Beruft sich ein solcher Kunde darauf, daß es andere Geschäfte billiger machen, so bezweifle man dies, so lange man die Beweise dafür nicht gesehen und ge prüft hat. 6. Es ist Pflicht eines jeden, die gesunde Entwickelung des Gewerbes, dem er angehört, mit zu überwachen und. wenn in demselben Organe zur Behandlung vorkommen der Fälle von Preisschleudereien und Preisunterbietungen geschaffen sind, solche Fälle bei diesen Stellen zu melden, damit zum Nutzen für das Gewerbe entsprechende Maßnah men getroffen werden können. 7. Streitigkeiten mit Kunden wegen der Bezahlung einer Arbeit lassen sich durch sachverständige Unterstützung Unbeteiligter sehr oft beilegen. 8. Man erweitere sein Geschäft nur, wenn dazu zwin gende Gründe vorliegen. Man vergrößere nie das Geschäft unter Beanspruchung großer Kredite oder auf die Aussicht, diese oder jene Arbeit zu erhalten. Wer eine Arbeit nicht ausfllhren kann, weil er die nötigen Einrichtungen nicht be sitzt, oder vorübergehend mit Aufträgen überhäuft ist, der nehme lieber die Hilfe eines Berussgenossen in Anspruch. Hierdurch wird Mangel und Ueberfluß an Beschäftigung in einer für beide Teile nützlichen Weise ausgeglichen. DaS ganze Gewerbe hat davon den Vorteil, daß nicht allzusehr über den durchschnittlichen Bedarf hinaus Betriebseinrich tungen geschaffen werden, für die in flauen Geschäftszeiten Aufträge „zu jedem Preis" angenommen werden. 9. Vor Üebernahme erheblicher Aufträge für einen neuen Kunden ziehe man bei einer zuvergässigen Auskunftei Erkundigungen über dessen finanzielle Verhältnisse ein und gewähre überhaupt stets möglichst kurze Ziele. (Da mit sich die Berufsgenossen gegenseitig vor Verlusten schützen können, sollten Gewerbe, die noch keine Einrichtungen hier zu getroffen haben, sogenannte „Schwarze Listen" fauler Zahler und notorischer Preisdrücker einführen und unter sich verbreiten.) 10. Pflege den kollegialen Zusammenschluß! Ein jeder Gewerbetreibende sollte es als Ehrensache erachten, der Wahrnehmung der Berufs- und Standesinteressen in erster Linie seine freie Zeit zu widmen. Alle diese Grundsätze lassen sich, wenn es nicht am guten Willen fehlt, so ziemlich in jedem Gewerbe durchführen. Ein Gewerbe, das sein wirtschaftliches Gedeihen zu sichern versteht, hebt zugleich seine Leistungsfähigkeit und sein Ansehen. Gemeinde- mw Oereinsnachrichten. * Marienberg. Sonntag den 26. Februar hielt die hie sige katholische Gemeinde in Bauers Restaurant eine Fast nachtsfeier ab. Zum Vortrage gelangten Klavier- und Ge sangsvorträge. Herr Expositus Mühr hielt die Begrüßungs ansprache. Die zum ersten Male vorgenommene Pfann kuchenverlosung erfreute sich eines außerordentlich starken Zuspruches, so daß in kurzer Zeit sämtliche Lose vergriffen waren. Einzelne gewannen denn auch schrecklich viel Pfann kuchen. Dem hierauf folgenden Tanze wurde flott zuge- sprochen. In den Tanzpausen kamen sehr nette Gegenstände zur Versteigerung. Wie wir hörten, sollen schon die Hähne gekräht haben, als die letzten den Weg durch tiefen Schnee nach Hause angetreten haben. H. 8 Löbau. Einen recht erfreulichen Verlauf nahm das Fastuachtsvergnügen des St. Bennovereins, das am vorigen Sonntage im Saale des Hotel „Lamm" abgehalten wurde. Den Mittelpunkt des Abends bildete das Lieder spiel „Die wilde Toni" von NeSmüller, das von den Damen und Herren meisterhaft dargestellt wurde. Tirolerlieder, dargeboten vom Kirchenchor unter der bewährten Leitung des Herrn Lehrer Emme, umrahmten den prächtigen Ein akter. Auch ein Baritonsolo und mehrere Alpenweisen des Zitherklubs „Edelweiß" trugen dazu bei, die Zuhörer im Geiste ins ferne Tirolerland zu versetzen. An diese Vor führungen schloß sich ein längerer Fastnachtsball. — Sonn tag den 6. März Monatsversammlung im „Reichsadler". 8 Seitendorf. Am vergangenen Sonntage feierte daS hiesige katholische Kasino im Kretschamsaale sein diesjähriges Wintervergnügen, bestehend in Vortrag, humo ristischen Aufführungen und Ball. Vollzählig waren die Mitglieder, nebst lieben Angehörigen erschienen. Den Vor trag hatte unser Herr Kaplan Plewka übernommen. In markigen, zu Herzen gehenden Worten schilderte er „ven Kampf um die christliche Schule". Reicher Beifall wurde ihm für die zeitgemäßen und vortrefflichen Ausführungen zuteil. Herr Lehrer Heber verschönerte das Vergnügen durch einige hübsche Lieder und die Herren Theurich und Schindler erheiterten durch ihre humoristischen Vorträge den Abend sehr. Dem Tanz wurde flott gehuldigt und jung und alt drehte sich bis in die ersten Morgenstunden im frohen Kreise. D. Was soll aus Elsaß-Lothringen werden? Die Frage, die gegenwärtig eine ganze Literatur ge zeitigt hat: „Was soll aus Elsaß-Lothringen werden?" wurde schon im Jahre 1873 aufgeworfen und zwar von dem am 2. Mai 1891 zu Blasewitz verstorbenen, ehemals in preußischen .Konsulatsdiensten stehenden Dr. Phil. Gustav Adolph Konstantin Frantz. Wir können es uns nicht versagen, einige Sentenzen aus der Frantzschen Schrift, die 1873 zu München im Verlage des literarischen Instituts von D». M. Huttler erschienen ist, wiederzugeben: „Hoffen wir . . . dieses Volk für Deutschland zu ge winnen, so kann es nur dadurch geschehen, daß wir ihm ge rade das gewähren, was ihm Frankreich genommen und nie mals wiedergeben wird, nämlich eine selbständige Verfassung und eine selbständige Regierung indereigenenHeimat. Dann werden sich die Leute bald nicht mehr nach der Pariser Herrschaft zurücksehnen, sie werden den Tag segnen, der ihnen solche Autonomie brachte Frage also: Was ist aus dem sogenann te« Reichslande zu machen? Denn daß hier wirklich ein« Frage vorliegt, wird am Ende niemand bestreiten wollen, da der heutige Zustand jedenfalls nur als ein Pro visorium gelten kann Zuvörderst nun, meinen wir, daß die Idee eines in sich zusammenhängenden Elsaß- Lothringens rundweg aufzugeben, und darum das von dem alten Lothringen abgezweigte Grenzgebiet als ein besonde res Land zu behandeln. Ein lothringisches RegentenhauS dort einzusehen, dazu freilich wäre es nicht angetan, weil es nur einen kleinen Teil des ehemaligen Lothringens bildet. Gleichwohl wäre es als ein Herzogtum — nur vaeanlo sock« — zu betrachten» und also mit der Perspektive, daß es dereinst seinen Herzog erhalten möchte. So fordern es die Traditionen dieses Landes, da gerade Lothringen, wie schon sei« Name bezeugt, von Anfang an eine dynastische Bildung war. Und so fordert es der Grundcharakter Deutschlands, in dem eine fürstliche Regierung immer als Regel galt, mit nur auf besonderen Umständen beruhenden Ausnahmen. GH««! solche Ausnahme wäre aber hier in keiner Weise zu motivieren, wenn nicht etwa die Absicht bestände, das deutsche Fürstentum überhaupt zu beseitigen, wobei dann freilich das Reichsland als praeoockons dienen könnte. Soll hingegen das Fürstentum erhalten bleiben, so gilt hier auch das prinoipiis obsta, und darum fort mit der ganzen Neichslandsideel Das lothringische Herzogtum wäre dann einstweilen durch einen Statthalter zu regieren, mit selbständigen Behörden für alle Landesangelegenheiten und einer entsprechenden Volksvertretung. Die Residenz natürlich in Metz „Nun sind die Elsässer der großen Mehrheit nach Allemannen und es hat auch emmal ein allemannisches Herzogtum bestanden, wozu der Elsaß gehörte, doch konnte dieses keine Konsistenz gewinnen, und so sind die Elsässer von ihren rechtsrheinischen Stammgenossen wieder getrennt worden und seitdem immer getrennt geblie ben Also ein allemannischer Staat! Allein das heutige Baden ist selbst nur halb ollemannisch und so, wie es jetzt ist, wirklich als eine bloß künstliche naturwidrige Bildung anzusehen. Darum wäre zuvörderst die badische Pfalz abzutreten und mit dem Großherzogtume Hessen zu verbinden, wie das auf der rechten Seite des Schwarzwaldes liegende schwäbische Element mit Württemberg. Der Ueber- rest dürfte dann wohl als ollemannisch gelten Die Hauptstadt aber müßte offenbar Straßburg werden, als durch seine Lage, wie durch seine innere Bedeutung allein dazu geeignet, während hingegen Karlsruhe, erst im vorigen Jahrhundert durch eine fürstliche Laune geschaffen, alles dessen entbehrt, was einer Hauptstadt eine wirkliche Wichtigkeit geben kann. Diese wie auf Kommando ent standene Residenz war eben selbst der augenfälligste Aus druck eines bloß künstlich und willkürlich gemachten Staats wesens, welche mit der raison ck'Stro darum auch alle reale Bestandkraft fehlen muß. Ganz anders würde es sich mit dem neuen allemannischen Staate verhalten. Zwar seinem Territorium nach kaum größer als das heutige Großherzogtum Baden, würde es durch seine vortreffliche Abrundung und Begrenzung, auf der Basis eines gleich artigen Volkes, leicht eine Konsistenz gewinnen und durch seine Lage eine solche Wichtigkeit haben, daß es nach dem heutigen Titelwesen sehr wohl ein Königreich genannt werden dürfte. Und das müßte allerdings geschehen. Durch solche Lösung der elsässischen Frage, dürfen wir hoffen, würde das elsässische Volk gor bald gewonnen sei.'. Anderseits hätte das badensche Volk dabei nichts verloren. Es würde sich vielmehr geistig gehoben fühlen, wenn es hinfort Straßburg zu seiner Metropole hätte. Und was den badenschen Staat als solchen anbetrifft, — nun, der würde erst ein wirklicher Staat, wenn er aufhörte, badensch zu sein, um statt dessen ollemannisch zu werden Sollten gleichwohl die in Rede stehenden Territorialveränderungen für allzu bedenklich erachtet werden, so haben wir ja schon oben erklärt, daß ohnedies eine naturgemäße Gliederung Deutschlands überhaupt nicht zu erreichen ist und in Zu kunft wohl noch größere Territorialverönderungen bevor stehen dürften, daher es rötlich wäre, sich mit diesem Ge danken beizeiten vertraut zu machen. Am allerwenigsten wären jedenfalls die Männer von 1866 befugt, irgend wel chen Einspruch zu erheben. . . . „Noch ist glücklicherweise über Elsaß-Lothringen nicht unabänderlich entschieden, die Sache kann möglicherweise noch sehr verschiedene Wendungen nehmen. Aber hüten wir uns, daß nicht durch scheinbar bloß provisorische Maßregeln ganz unvermerkt ein Definitivum vorbereitet werde, daS hinterher als eine vollendete Tatsache vor uns stände. Eine seit 1866 nur allzu beliebte Methode, daher wir nicht um hin können, schließlich diesen Punkt noch in besondere Er wägung zu ziehen Wie nun, wenn sich hier daS Konti possickentes bewährte, und also die Zentralgewalt hinterher nicht wieder herausgeben wollte, was sie einst weilen in Besitz genommen? Ein Rechtsmittel wäre da gegen nicht zu finden, da dieser Fall in der Reichsverfassung gar nicht vorgsehen war Haben die Elsaß-Lothrin ger zwar kein verbrieftes Recht auf eine selbständige Regie rung, so hat hingegen das Reich die Pflicht wie zugleich daS handgreifliche Interesse, daß die Leute zu ihrer möglichsten Befriedigung regiert werden. DaS aber kann überhaupt nicht von Berlin auS geschehen. Darum also, und so lang«