Volltext Seite (XML)
»urückführen. Frankreich hat sich so sehr daran gewöhnt. Deutschland immer in der Rolle des nachgiebigen, untere würfigen Hausknechtes zu sehen, daß es glaubt, auch stets es so behandeln zu dürfen. Das Deutsche Reich hat sich in der letzten Zeit so Unerhörtes vom Auslande bieten lassen, daß es einiger Zeit bedarf, bis man sich dort wieder daran gewöhnt, daß man wiederum in Berlin versteht, deutsch zu reden. Die Aufregung wird sich wohl bald abkühlen, wenn man bemerkt, daß man in Berlin gar nicht daran denkt, sich irgendwo davon beeinflussen zu lassen. — Entschuldung verschuldeter Offiziere. Ueber den etwas eigentümlichen Plan der Entschuldung von Offi zieren, von dem mehrfach die Rede war, gelangt wieder einmal etwas in folgender Notiz der „Deutsch. Volksw. Korr." an die Oeffentlichkeit: „Es heißt, es hätte sich unter dem Präsidium des Fürsten Guido Henckel v. Donnersmarck ein Zweckverein, dem eine Reihe hoher Offiziere, auch der Kriegsminister v. Heeringen, angehören, gebildet, der jene schwierige Auf gabe im Wege der Lebensversicherung auf folgende Art lösen will. Die Offizierkorps der Regimenter schließen als Korporation eine Lebensversicherung auf die Dauer von 30 Jahren je nach ihrer Vermögenslage ab, so daß bei der ungefähr 300 Regimenter umfassenden deutschen Armee — 100 000 Mark Versicherungssumme im Durchschnitt ge rechnet — in 30 Jahren ungefähr 30 Millionen Mark Kapital zu erwarten wären. Nach Abschluß der Policen sollen dann 10 Millionen Mark Vorschuß von Finanzleuten oder Gesellschaften auf die Policen ausgenommen werden, die zur Sanierung einzelner Offiziere oder ganzer Off»- ziersverbände im Wege des Darlehens verwendet werden sollen. Daß über den Einführungstermin noch nichts ver lautet, ist wohl klar." — Mu dem Falle Jatho beschäftigt sich der Prote- stantenverein in Osnabrück. ES wurde Protest erhoben gegen den unevangelischen Eingriff in die Rechte von binzelgemetnden, und dem Vorkämpfer evangelischer Frei- heit in Rheinland Westfalen ungeteilte Zustimmung ausge- sprachen. — „Vereinsmeierei" nennt die Breslauer sozialdemo kratische „Volksmacht" die in Beuthen angeblich bestehende Absicht, einen evangelischen Arbeiterverein zu gründen. S'e schreibt in sichtliche: Schadenfreude: „Bald wird ein frisch- fröhlicher Kampf zwischen den katholischen und evangelischen Brüdern in Christo loSgehen. bis sich alle eines Besseren belehren lassen werden." Hierzu bemerkt die „Oberschlesische Zeitung" sehr treffend: „Wir Katholiken denken gar nicht an einen solchen Krieg. Das würde den Herren Sozialisten wohl so passen, wenn die positiv christlichen Arbeiter sich gegenseitig be kämpften. Wir glauben, daß es sich bet der neuen VereinS- gründang darum handelt, die evangelischen Arbeiter gegen die sozialistische Verseuchung zu schützen und ihnen das Christentum zu erhalten. Eine Organisation evangelischer Arbeiter auf solcher Grundlage werden wir allzeit auf richtig als Brüder in Christo ansehen und als willkommene Helfer in unserem Kampfe gegen die systematische Ver dummung der Arbeiter durch die Sozialdemokratie begrüsen." — Mit dem Zukuuftsstaate hat cs noch Zeit. Die Pro phezeiungen vom baldigen Herannahen des sozialistischen Zukunftsstaates, die besonders vom roten Parteipapste Bebel mit Ernst vorgetrage» wurden, werden vom Führer der badischen Sozialdemokraten, dem Abgeordneten Kolb, im Heft 3 der „Sozialistischen Monatshefte" (1911) folgen dermaßen abgetan: „Daß die Sozialdemokratie in absehbarer Zeit allein an die Macht gelangen kann, muß dem als Illusion erschei nen, der die soziale Struktur unserer Gesellschaft betrachtet, die denn doch noch ganz andere Umgestaltungen erfahren müßte, ehe man daran denken könnte. Daran würde selbst eine Mehrheit der Sozialdemokratie im Parlamente, mag sie aus irgend welchen Zufälligkeiten zustande kommen, nichts ändern können . . . Glaubt irgend jemand im Ernste, aus Deutschland ließe sich durch Neichstagsbeschlüsse eine sozialistisch organisierte europäische Insel machen? Weder die Militär- noch die Flottenpolitik, weder die Ko lonial- noch die Handels- und Zollpolitik könnte man ans dem Handgelenk heraus revolutionär umgestalten . . . Mit -er Expropriation der Expropriateure müßte man äußerst vorsichtig zu Werke gehen. Noch auf lange Zeit hinaus würde auch unter sozialdemokratischem Regime die kapita listische Ausbeutung weiter bestehen müssen." Wir danken besonders für das letztere Geständnis und sind sogar der Meinung, daß die Ausbeutung noch mehr zunehmen würde. O esterreich — Die Beurlaubung de» erkraukteu Grafen Nehren- thal war von einer Seite, die ilm gerne beseitigt haben möchte, als der Boibote seines Rücktritts bezeichnet und der jetzige Leiter des Auswärtigen Amtes Markgraf Palla- v!ei»i als sein Nachfolger bezeichnet worden. Mit Recht bezeichnet der „Pester Lloyd" diese vom „Neuen Wiener Journal" zuerst in die Welt geletzte Ente als eine „un- sinnige Kombination". Graf A.chrenthal bat in den Dele- gationSsitzungen so oft Proben seiner schlagfertigen geistigen Frische gegeben, daß seine Krankheit keineswegs den Rück tritt diese« verdlenOnollen Staatsmannes erkor^e-m lg n. — Ein Ereignis von hoher wirtschaftspolitischer Be- dentung vollzog sich in Wien am 24. Februar d. I.: die Gründung der wirtschaftlichen Zentrale für Handel, Ge- werbe und Industrie, die dein Verdrängen der österreichi schen Waren von den fremden Märkten, der wachsenden Teuerung der Lebensmittel und der Verschlechterung der ge werblichen Erwerbsverhältnisse entgegenarbeiten will. Die genannte Zentrale ist ein Pendant zum „Hansabund", wird sich aber trotz der eifrigen Anbiederungen der liberalen Presse politisch objektiv verhalten und nur gegcn die agra rische Schutzzollpolitik ihr Veto einlegen. — Die Tschechen haben in der österreichischen Dele gation eine Interpellation über die Ausweisung tsck-echischer Arbeiter aus Preußen eingebracht. Die Tschechen drohen, falls die Erklärung Aehrenthals nicht befriedigen sollte und Nehrenthal sich neuerdings damit begnügen sollte, die Ar beiterausweisungen als eine innere preußische Angelegen heit zu bezeichnen, eine energische Aktion einzuleiten und einen Dringlichkeitsantrag einzubringen, wodurch die öster reichische Negierung aufgefordert wird, gegenüber den in Oesterreich angestellten Angehörigen des Deutschen Reiches Retorsion zu üben und nach gleichen Grundsätzen zu ver fahren, wie sie in Deutschland gegenüber österreichischen Staatsangehörigen angewendet würden. Die Tschechen er klären. daß es sich um rund eine Million tschechischer Ar beiter handele, die durch die Maßnahme der preußischen Regierung in ihrer Existenz bedroht seien. Frank» eictz — Das Kabinett Monis ist gebildet. In der gestern mitgeteilten Besetzung hat sich noch folgende Veränderung ergeben: die Justiz übernahm Antoine Perrier; Oeffentlichc Arbeiten: Dumont: Handel: Massä; Ackerbau: Pams. — Monis ist Protestant, ein Weinhändler und Advokat aus Bordeaux. Er gehört dem Senat seit 1891 an. Zur Charakteristik seiner Politik schreibt der sozialistisch-republi- kanische „Radical": „Monis gehört nicht zur radikalen Par tei. Er ist vor drei Monaten als Ersatz für Maurice Faure, dem Präsidenten der demokratischen Linken des Senats ge wählt worden. Deren Führer aber ist Emile Combes. Monis wird also möglichst darauf halten, die Prinzipien unserer Partei zu wahren und er wird nicht vernachlässigen, sich bei „seinem Chef" Com des die nötigen An- weisungenzuhole n." Das ist in der Tat des Pudels Kern. Berteaux hat sich in seinen letzten Reden als ge mäßigter und aller Demagogie abholder Blockmann aufge spielt: er wird gleichwohl als Kandidat der eigentlichen Kampflustigen auf der äußersten Linken zu sehen sein. Delcassä wird im Kabinett als Minister nach dem Herzen aller Revanchepolitiker angesehen werden müssen. Er war zweimal Minister, und zwar 1894/95 Minister der Kolonien und von 1898 bis 1905 Minister des Auswärtigen. In dieser letzten Periode versuchte er die bekannte Politik, die, wie er selbst dem Auslandsredakteur deS „Figaro", Ray mond Recouly, gegenüber zugegeben hoben soll, Deutsch land isolieren sollte, und die ihm schließlich sein Amt kostete. Der neue Minister des Auswärtigen Cruppi ist ein guter Jurist. Er ist ein überzeugter Gegner der Todesstrafe. Alle übrigen Minister sind in ihrer verantwortlichen Tätig keit neu. Die Begrüßung, welche das neue Kabinett in der Presse gefunden hat, ist nicht allzu freundlich. Der „So lei!" führt aus: „Das Ministerium Monis wird gleich seinen Vorgängern ein Potpourri jubelnder Fanfaren und dis harmonischer Töne sein. Jedes Mitglied wird ihm seine Note aufzndrücken versuchen. Durch MoniS wird in Frank reichs Politik nichts geändert: es kann nur noch ein größerer WirrN>orr entstehen." Auch der radikale „Lanterne" hegt Zweifel an Monis Ministerpräsidentenfähigkeit: „Niemand kann vorher sehen, wen die republikanische Partei braucht, um mit Energie die Laienschulen zu verteidigen und in Ge meinschaft mit Mitarbeitern wie Delcassä, Constant und Chaumet die Kongregationen unerbittlich zu bekämpfen." Rom. — Die französische Ministerkrise und der Vatikan. Unser vatikanischer Korrespondent schreibt uns: „Ich muß nicht erst betonen, daß in vatikanischen Krei sen die französische Kabinettskrise aufmerksam verfolgt wird. Entgegen den von mancher Seite gehegten Er wartungen hat der Sturz Briands in den hohen kirchlichen Kreisen, obgleich Briand gerade wegen seiner angeblichen Toleranz den Katholiken gegenüber gestürzt wurde, und obwohl man allgemein eine Wiederkehr des Combismus er wartet, keinen besonderen Eindruck hervorgerufen. Und doch bedeutet der Combismus, wie jeder weiß, eine schärfere Wiederaufnahme des Kulturkampfes und eine rücksichts losere Verfolgung der Kirche. Ein hoher vatikanischer Würdenträger, dem gegenüber ich mir erlaubt habe auf die konziliantere Stellung Briands den Katholiken gegenüber und auf die Möglichkeit einer Verständigivig mit dem Hei ligen Stuhle hinzuweisen, antwortete mir folgendes: „Im Gegensätze zu Ihrer Auffassung ist alles, was heute in Frankreich geschieht, die beste Rechtfertigung der Stellung nahme des Vatikans. Briand ist gestürzt worden, weil er im Verdachte stand, gegen die Katholiken zu tolerant gewesen zu sein! Wenn wir mit ihm verhandelt hätten, wäre er schon viel früher von dem Schauplatze seiner Tätigkeit hin weggefegt worden. Der Heilme Stuhl wollte übrigens aus zwei Gründen mit Briand nicht in Verhandlung treten. Erstens: Briand war angesichts seiner Vergangenheit nicht geeignet, dem Heiligen Stuhle Vertrauen einzuflößen und zeitens: Briand war nie Herr der Situation, er war stets Spielzeug der antikirchlichen Mehrheit der französischen Kammer. Der beste Beweis, daß Briand nichts für die Kirche hätte unternehmen können, ist eben sein Sturz, welcher nur deshalb erfolgte, weil seine Gegner der Mei nung waren, daß er den Katholiken gegenüber zu entgegen kommend gewesen sei." Auf meine Frage, »ras man im Vatikan von einer eventuellen Wiederkehr Combes oder einer combistischen Richtung halte, antwortete mir mein Gewährsmann: „Combes oder Briand ist gleichgültig. Der Heilige Stuhl hat nie viel von der angeblichen Toleranz Briands gehalten und fürchtet auch nicht eine eventuelle Wiederkehr Combes' oder einer ihm gefügigen Richtung. Wir werden ruhig und gefaßt die Lösung der Krise ab- warten. Wir sind auf alle Eventualitäten vorbereitet — wie Sic sehen, ist der Vatikan in der Frage der französischen Krise nicht allzu optimistisch." England — Im Unterhaus beantragte Austen Chamberlain am 2. d. M. ein Amendement, das sich zwar für eine Reform des Oberhauses ausspricht, aber seine Unabhängigkeit als Zweite Kammer erhalten wissen will, und erklärt, die Re gierungsvorlage biete keine Sicherung dagegen, daß die schwerwiegenden Veränderungen ohne die Zustimmung des Volkes zum Gesetz würden. Die Sprecher der Unionisten stellten der Negierung die dringende Notwendigkeit vor, zu einer dauernden Regelung der Beziehungen der beiden Häuser zu einander zu gelangen. Dies könne nur durch die Annahme eines Planes erreicht werden, der sowohl von der Regierung wie von der Opposition unterstützt werde. Um 11 Uhr nachts wurde unter lebhafter Bewegung des Hauses das Ammendement Chamberlain mit 365 gegen 341 Stimmen abgelehnt und die zweite Lesung der Vetobill mit 368 gegen 243 Stimmen angenommen. Jap«» — 1200 in Tokt» lebende chinesische Studenten haben bei dem chtnesilchen Botschafter in Tokio Protest gegen die Schwäche der Regierung eingelegt, die durch ihr« Rach- gtebigkeit Rußland gegenüber die' Nation einiedrtge. Außerdem sammelten sie 18 000 A n zum Zweck einer antirusiilckien Pcopaganpa in China und Europa. Aus Stadt uad Laad. Dresden, de« S März lt»lt —' Se. Majestät der König mit Begleitung ist wohl behalten in Taoficia etngetroffen und hat nunmehr die Fuhrt nllabwä tS angetreten. —* Se. KSatgl. Hoheit der Prinz Johann Georg nahm heute vormittag tm Palais an der Zmzendorsstraße Vorträge der StaatSmintster und des königlichen Kabinetts- sekretärS entgegen. —' Da» König!. Hoflager wird auch in diesem Jahre Ende April nach Villa Wachwitz verlegt werden. —' Im 2. sächsischen RetchStagswahlkretse rüstet mau sich zu den Wahlen. Am vorigen Donnerstage sprach in Löbcu in einer Versammlung des Bunde» der Landwirte Dr. Mangler über oie Reichsfinanzreform. Leider war e» vielen unmöglich, die Versammlung zu besuchen, die — wohl w gen de» Wochenmarkte» — schon um 2 Uhr vach- mittag anaesetzt war. Nächsten Sonntag spricht in der Tonhalle Reichstagsabgeordneter Göhre über die sächsische Schulreform. Nur der bisherige Vertreter de» Kreises, Herr Bankdirektor Weber, scheint keine Versammlung ein zuberufen. —' Da» Direktorium dr« AldertverrtuS veranstaltet auch in diesem Jahre und zwar vom 24. April bis 3. Juni Ausbildungskurse sür Helferinnen vom Roten Kreuz. Em Kursus findet im Carolahause zu Dresden und ein weiterer tm König!. Garntsonlazarett zu Dresden statt. Die Aus bildung ist kostenlos und dauert sechs Wochen. Anmel- düngen zur Teilnahme an diesen Kursen sind an da» Direktorium des AlbertvereinS, DreSden-A.. Larolahau», zu richten. —* Nach einer Verordnung des König!. Ministerium» des Innern bedürfen in Zukunft die nicht öffentlichen Tanz vergnügen im allgemeinen keiner Genehmigung mehr. Infolgedessen kommen auch die Gebühren in Wegfall, die von den König!. Amtshauptmannschaften bisher zum Kostengesetze erhoben worden sind. Dem Verein für Wohl fahrtspflege, vor allem der Bekämpfung der Tuberkulose, könnte von seiten der Gemeinden, ohne daß ihnen selbst oder den Abgabepflichtigen höhere Ausgaben erwüchsen, dadurch reichliche Mittel zugeführt werden, daß jede Gemeinde ihre Abgaben um den Betrag erhöht, der bisher als amtshaupt- mannschaftliche Gebühr zu zahlen war. Dieses Mehr könnte die Gemeinde dem Vereine als ihren Mitgliedsbeitrag zu- wcisen. Auch würden sich die Amtshauptmannschaften, um dem Vereine noch mehr Beträge zukommen zu lassen, bei den Tanzvergnügungen, die fernerhin genehmigungs pflichtig bleiben, niit der nach dem Kostengesetze zulässigen Mindestgebühr begnügen und deren Einziehung den Ge meinden überlassen, wenn auch in dieser Beziehung die Ge- meindeabgabe um die Differenz zwischen der früheren und jetzigen amtshanptmannschaftlichen Gebühr erhöht und daS hieraus sich ergebende Mehr der Kasse des Vereins für Wohlfahrtspflege zugeführt wird. Die Amtshauptmann schaft schlägt dann vor, einen Nachtrag zu dem bestehenden Lnstbarkeitsabgabenregulative aufzustcllen und baldigst zu genehmigen. Durch diese Neuregulierung sollen die Ge meinden nicht behindert sein, eine Erhöhung der Abgaben zugunsten ihrer Armenkasse zu beschließen. —* Zum Kampfe um den Religionsunterricht in Sachsen. Der Ausschuß der Lchrergruppe im Evangelisch- Lutherischen Schulvereine für das Königreich Sachsen ver öffentlicht eine Erklärung, in der es heißt: „Die Neugestaltung des Volksschulgesetzes hat auch die Frage um den Religionsunterricht zu einer brennenden gemacht. Ist das an sich ein erfreuliches und ehrendes Zeichen der Hochschätzung, die der Religionsunterricht in der gesamten sächsischen Lehrerschaft genießt, darf man weiter mit Freuden der Forderung zustimmen, daß die moderne psychologische Methode auch dem Religions unterrichte zugute kommen soll, stimmt man endlich auch voll dem bei, daß eine Beschränkung des Memorierstoffes stattfinden möge; so bemerken wir anderseits mit dieser Be unruhigung, daß man einem Evangelium in unseren Schulen den Einzug bahnen will, das nichts gemein hat mit dem der Heiligen Schrift, mit dem Bekenntnisse unserer Väter — einem Evangelium, das unsere Kinder nur den weisen Nazarener kennen lehrt, der lebte, lehrte, litt und starb, das aber nichts weiß von dem für unsere Sünden ge storbenen und am dritten Tage wieder auferstandenen Hei lande, angeblich Werl die Kinder noch kein Verständnis für Sünde, Reue, Buße und Erlösungsbedürftigkeit besitzen — eine Behauptung, der die eigene Erinnerung aus unserer Jugendzeit und die Erfahrung jedes ernsten Erziehers in Schule und Haus widerspricht. Angesichts nun der großen Gefahr, in unsere Volksschulen an Stelle des Bekenntnisses unserer Väter einen schalen Moralunterricht unter der Flagge „Gesinnung Jesu" einzichen zu sehen, ist eS den Unterzeichneten heilige Gewissenspflicht, zu bekennen: Wir »vollen festhalten an dem ganzen Jesus Christus, wie ihn die Bibel uns zeigt, an dein auferstandenen Gottessöhne, unserem Heilande und Erlöser. Diesen und keinen anderen »vollen »vir unseren Kindern verkündigen." Das ist eine mannhafte und zugleich erfreuliche Er klärung. Der „SäcWsche Lehrerverein" steht nun ein, daß denn doch mehr christliche UeberzeugungStreue im sächsischen Volke steckt, als er vermutet hatte. Daher beklagt er sich bereits in einer Resolution Uber die klerikalen Macht- ansprllche, welche nicht ohne Kampf die konfessionelle Schule den Herren ausliefern wollten. Der Vorstand deS Sächsi schen Lehrervereins hat nämlich dein bayr. BolkSschullehrer- verein seine Sympathien ausgedrllckt, weil er mit Ent schiedenheit und Einmütigkeit die Uebergrtffe des Kleri-