Suche löschen...
Sächsische Volkszeitung : 19.11.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-11-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192211194
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19221119
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19221119
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-11
- Tag 1922-11-19
-
Monat
1922-11
-
Jahr
1922
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 19.11.1922
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Nachrichten aus Sachsen Gegen dir Milchtrnernng Im WirtschaslSministerium schweben zurzeit Erwägungen bar scher, ob für Frischmilch ein Höchstpreis für Sachsen sestgejetzil werden soll. Die Beratungen sind noch nicht abgeschlossen. Da neben versucht das WirtsqastSininisterinm gegen die ungeheure Milchvcctencrung auch noch mit andere» Mitteln vorzugehen. So hat e-Z niit dem ReichSministerinm für Eenährnng und Landioirtschqst »in alsbaldigen Erlaß von Vestimmungcn über die Konzessionier,,»g der Lnndmolkereicn ersucht Während des letzte» Jahres sind in Sachsen «ine Anzahl neuer Molkereien gegründet norden, deren Zahl in keinem Verhältnis zu des wirklichen Mi'herzeugnng Sachsens steht Diese Nengrundniig von Molkereien trägt nur dazu bei, die Fnschmilchzufuhr nach den Be orfsorten zu verringern und zu verteuern. Die jetzt geltenden Bestimmungen oes Reiches zur Siche rung der Frischmilchversorgnng können die schädiichcn Folgen des NebcrhandnehmenS der Landmolkereien nicht beseitigen. Auch in nndcren Bundesstaaten haben sich infolge der Lage des Butter» markteS ähnliche Molkerei,nißstände heraukgebildct. So kommen z. B. auch Klagen aus direkte» Milchbezirlen wie Ostpreußen. Das sächsische Wirtschaft-rmiiißurinni ist sich bewußt, daß den, Erlaß von Zwangsvorschrifteil über die Milchvcrsorgung für den Freistaat Sachsen nicht unerhebliche Bedenken entgegenstehen. Es wird daher von der Einsicht der Milchprodiizcnten abhängen, ob trotzdem ein Höchstpreis sür Sachsen festgesetzt werden muß. Selbstverständlich würde dann auch gleichzeitig ein Höchstpreis sür Butter festgesetzt werden müssen. Z» bedauern ist, daß das Reich von sich aus nicht schon sängst zn einer Höchstpreisfestsetznng für Milch und Milcherzeugnisse für baS ganze Reich gekommen ist. Jedenfalls wird sich die Reich, regier»»,; bewußt sein müssen, daß sic der unerhörten Milchte..ernng mit größerer Energie als bisher eiitgegenarbeiten muß. vorn» Leben niid Gesundheit der SLug- linae und Kranken nichl aufs äußerste gefährdet werden sollen. SchlkgiSwalde. Bericht über die Sitzung des Stadtgemeinde- rateS vom 11. November 1922. Nach dem Vorträge des Girobassen» abschlusses von, Monat Oktober wird in die Tagesordnung ringe« trete». I. Herr Bürgermeister Heßlein gibt eine Erklärung zum Schulbau ab. Er bezieht sich ans das in Nr. 162 des Allge meinen Anzeigers vcrösse»t!ichten Eingesandt, dessen Schreiber nicht den Mut finden konnte, seinen Namen zu nennen. Er be tont miss neue, daß der Schulbezirksvorstand nur unter dem Drucke der Veryäitnissc sich gezwungen sah zu dem Entschlüsse, im Mittelbau statt der geplanten st Klassenzimmer nur 6 cin- zubane». Dadurch, das; in dem Eingesandt auch Herr Schul direktor NöSIer genannt ist, sieht sich Herr Bürgermeister Heß- lcin genötigt, daraus hinziiweise», daß Herr Schuldireltor Röster vier Vorschläge z» dem Ausbau des Mittelbaues gemacht habe, und daß der Schnlbezirksvorstand einen von diesen Vorschlägen seinen weiteren Beschlüssen zugrunde gelegt habe. Er stellte ferner fest, daß bis z„r Stunde noch niemand eine» praktischen Vorschlag zur Herbeischasfnng der erforderlichen Gelder gemacht habe. Ein Verkauf des alte» katholischen und des evangelischen Cchulhaues sowie des Grnppenhauses könne nicht in Frage kommen. Dazu würde die Behörde die Erlaubnis versage». Sollte ein gangbarer Weg gezeigt werben, Geldquellen z» ri- i schließen, würde er geprüft und beschnitten werden. Herr Bür- j » «n» , !l Die Not des Buches — unsre Not Ww Kaiholiken wissen noch lange »ich,, was im geistigen, religiösen, sittliche», polnischen und wirtschaftlichen Leben unse- rer Zeit oa- Buch bedeutet. Dabei waren es Katholiken, unsere Mönche vor allem, die in jahrhundertelanger niühsamer Ab- schreibearbeN die kostbarsten Büchcrschätze der vorchristlichen und christlichen Zeit der Menschheit erhalten und uns so in nun.»er müden, Flcisze ganze Bibliotheken geschaffen haben. Und ein Katholik wieder,,», war cs. der der Welt die schwarze Kunst des Bücher,»achens, des Buchdrucks, ersonnen und ihr damit alle dis Schätze ihrer unermeßlichen nci.gcitlichen Büchereien geschenkt hat. Einst war das Buch unser Buch, da gab cs einfach nur das katholische Buch. Heute ist die Pflege des Buches von all den viele» Aufgabe», mu t neu wir beschäftigt sind, die von uns am siicfmiittcrilchstcn bedachte. Gedankenlos ließen wir unS die Macht, die unser latbolisches Buch einst über die Geister ausübte, ans den Händen gleite». Gewiß, wir haben immer wieder, wenn uns das Wasier bis zum Halle lief, die Notwendigkeit erkannt, die gnie Presse zu verbreiten, katholische Bücher ins Volk hinein- zuiragen. Und auch an imposantr» Aufrufen und Resolutionen in diese», Sinne hat cs bei nutz nie gefehlt. Und cs mag auch wirklich hier und da in diesem Punkte bei uns bester geworden sein, als cS in Zeiten des Niederganges des katholischen Bewußt seins um unser kalb»!,seife? Literatur- und Presselcben und unser katholisches Buchwesen bestellt war. Aber cs ist doch immer »nr ein innhsanics, verzweifeltes- Znrückdrängen einer erschreckend weiiverbrcitetcn nnchrisilichc», nnkaiholische» Literatur- »nd Bücherweli, ein heftiges, zorniges Sichaissrassen, um doch wcnig- slens etwas von dem Anteil am deutschen Buchweken zu errin gen, zurück,»erobern, der eigentlich unser sein müßte und einst »mscr war. Es ist kein wirkliches, sieghaftes Vorwärtsdringen und Erobern de? deutschen Büchermärkte? bis zu den Grenzen hin, die unserer Zahl und unserer politischen Bedeutung, unse rem Einfluß auf das religiöse VolkSemvsinden entspreche» wür den. Vergessen wir doch nicht, daß di« Mehr-ab! aller Deuischen (wenn wer De sck-ösierreich »nd die deutsche Schweiz zu Deutsch land rechnen) Katholiken sind. Stand es schon bisher nicht glänzend ui» den Anteil der lkatboliken am deutschen Liter,iturlcben, so muß die Gefahr, die infolge der gegenwärtigen scknvierigen Wirlsckaftslage unters Volkes das gesamte deutsche Buchwesen bedroht, unser katho lisches Lilcrattirlebcn. das heißt unsere Schriftsteller, unsere Bücher schreibende» Gelehrten, unsere Verleger und unsere Buch händler in eine doppelt 'ritische Lage bringen, ja vielleicht gar in eine Katastrophe, in den völligen Zusammenbruch hiiieintrei- ben. Aber dieser Zusammenbruch wäre mehr als ein nur wirt- schafticher, würde ai.ch nickt bloß einzelne am Niedergang des dentt'ckcn Buchwesens geschäftlich interessierte Kreise und Stände treffen. Materielle Nnglückssckläge lassen sich immer noch am leichtesten ertragen. Eine Katastrophe im katholischen Buchwesen, ein Versagen dieser gewaltigen Gcistesmgschinerie wäre vor ollem ein Unglück geistiger Neitnr von entsetzlichen, weitcsttragen- -en Folgen. Das seelische Niveau unseres ganzen Volkes würde dadurch sinken, der Sinn für die geistigen Güter der Religion, Sittlichkeit, Wahrheit und Schönheit fände keine so wirksame, vielseitige Pflege mehr wie jetzt, da alle Volks- und Menschheits- erzichnngsarheit immer noch am gedruckten Wort eine so mäch tige Hilfe und Stütze hat. Mit den Büchern würden Tausende von Pionieren des Geiste? vom Schauplatz de? Leben? abtrc^n, um ihn mehr und mehr der Macht der Triebe, den niederen Ge walten in »n?, dem materiellen Streben, dem wilden Kampf inns bloße Dasein zn überlasten. Ein Erlahmen in der Bücher» Produktion wäre eine Niederlane de? Geistes in der Geschichte der menschlichen Kultur, wie ste die Welt seit den Taaen der Völker wanderung oder des dreißigiährigcn Krieges verheerender nicht mehr erlebt hätte. Diese Niederlage aber würde die christliche und vor allem die katholische Sache besonder? schwer treffen. Denn der katholische Gedanke stützt sich nicht auf äußere Macht und Gewalt, hat nicht natnrhafte Triebe zu mächtigen Bundes genossen, sondern ist ganz ans die Mittel des Geistes angewiesen, wenn er sich in den Herzen der Menschen durchsetzen und die Schlachten Gottcv siegreich schlagen soll. Ein Mittel, eine Masse des Geistes aber von unübersehbarer, tief innerer, sieghafter Kraft ist die Welt der Wahrheit, Schönheit und Güte, die Melk der Religion und Sittlichkeit, .Kunst und Wissenschaft, wie sie voc allem im gedruckten Wort als Buch, Zeitschrift und Zeitung in den Herzen Eingang findet. Wem die Sache Gottes und die Kultur de? menschlichen Geistes ein heilig Ding, eine wahrthaft große Sache ist. der ver gesse auch nicht in unseren schweren Tagen, in denen die Sorge uniS tägliche Brot fast als di« dringendste, ja einzige nach be- germeister Heßlein glaubt, daß, wenn allerseits der gute Wille vorhanden sei, der Schulbetrieb und die Weiterentwicklung des Schulwesens nicht zn leiden brauche, wenn auch nur 8 Klassen zimmer im Mittelbau würden. Diese Meinung werde auch von vielen anderen geteilt. Herr Stadtrat Trepte weist energisch de» in dem Eingesandt zwischen den Zeilen zu lesenden Bor wurf zurück, als ob die ZentrumSfraltion des Ctadtgemcinde« rates den Forderungen der Zeit nicht genügend Rechnung trage und cs an dem nötigen Vernntworungsgesühle gegenüber der Bewohnerschaft fehlen lasse. Er betont niit Nachdruck, daß die ZentrumSfraktivn immer sür den Ausbau des Schulwesens ein- treten werde, soweit es nur die Lage irgendwie erlaube. — 2. Mitteilungen. Die sozialdemokratische Vollszeitung hat eine Er klärung veröffentlicht, in welcher sie ihr Bedauern ausdrückt darüber, daß sie seinerzeit in einem Artikel n. a. Herrn Schutz- /o/ra/r/rLs F-k/gr-Vee 7H§//c/r S,60 L///B aSe/riis L/. -r//e/-e/-Lke/i //cv'/rr 229^, 2^9.-^, 229-N achtet zu werden scheint, über der leiblichen Notdurft nicht, was er sich und seinem Volke an geistiger Nahrung und seelischer Lab sal schuldig ist, der kaufe pch nicht nur alljährlich Kleidung, Wäsche, Kohle und Licht, täglich Speise und Trank, sondern hier und da auch einmal — ein Buch. Dr. Karl Jakubczhk. Theater und Musik -> Staatsover. (2. S i II so n i e ko n z e r t, Reihe B.) Wenn man sich nach Pfttzners Begleitworten richten darf, so ist die gestern erstmalig aufgeführte Kantate „Von Deutscher Seele" eine Art Herausgabe von Jugcndskizzen. 8 Gedichte von Eichcndvrf formt er in Chor- und Solisätzen mit Orchester« Zwischenspielen zu einem Ganzen in zwei Teilen, deren erster „Mensch und Natur" »Verschrieben ist, während der zweite dem „Leben und Singen gewidmet ist. DaS Werk ist der ganze Ro mantiker Psipner. Musiker bis in die Fingerspitzen duldete er keinerlei Zugeständnisse für Konzertsaal und Publikum. Seine Mu- sikanlcnseele spricht sich bis miss letzte aus unbekümmert dar um, ob die Längen einem im Alltag lebenden Publikum erträg lich sind. Der „Stil" leidet etwas durch die Lieder im zweiten Teil, die den logischen musikalischen Gedanken durchbrechen. Ter majestätische Abschluß erweckt aber Begeisterung. Rach dem 1. Teil war der Beifall beinahe eisig. Zum Schluß wurde Pfitzner stürmisch gerufen. Er bedankte sich bei Busch herzlich. Er darf cs auch! lind auch bei der Kapelle und dem glanzvollen Solisten- qunrtclt Grete M e r e in-N i ki s ch, Helene Jung, Hirzel und Bader. Zck. -- Nenstädter Schauspielhaus. Zu Gerhart Hauptmanus Ge burtstag spielte inan in der Neustadt „Rose Bernd", das echte und rechte Hciuptiiiannstiick mit dein großen Mitleid für die Acrmsten und Unterdrückten. Wir haben das Werk bei der letzten Eiiistndicrniig ausführlich besprochen und 'wollen des halb heute nur ei» paar Worte über die Aufführung sagen. Unter Leo Mittler sind frühere Schwächen ausgemerzt worden, man spielt geschlossener, einheitlicher, hat Stil. Ja, man kann wohl behaupten, daß sich auch ein« Staatsbühne solcher Dar stellung nicht würde zu schämen brauchen! Irma Zeißig hatte sehr viel für die Rose und Rafael war ein durchaus lebenswahrer, nicht übertriebener Streckmann. Albert Willi als alter Bernd ist noch in bester Erinnerung. Diese drei Rotten trage» das Stück. Ihre Besetzung ist von allergrößter Wichtig keit. Aber auch die übrigen Arbeiterrollen und besonders Flamm, der böse, hatten ausgezeichnete Vertreter, die es uns des heu tigen Raummangels wegen einmal nicht verargen werden, wenn sic ungenannt bleiben. Allen zusammen ein ehrliches „Bravis simo"! Zck. — Konzerte und Vorträge. Volkssinfoniekonzert. Den günstigen Eindruck, den Kapellmeister Naue kürzlich hin- tcrlicß, befestigte er durch eine gefühlvolle Wiedergabe der F°dur. Sinfonie von Beethoven. In der Siebenten hob ich das kluge Mas;halten des Dirigenten hervor, das sich bei den überschämiien- dcn, raschen Sätzen bemerkbar machte. In der Achten wurde der behagliche, sonnige Humor zn prächtiger Wirkung gebracht. Leich ter ist cS ja, mit Liszts „Tasso" zu brillieren, dessen Programm feststeht. Frau Ftebiger-Peisker sang zwischen beiden Werken Arien ans Figaro mit viel Beifall. Zck. Kon zert Overgaard. Die dänische Wagnersängcrin Ellen Overgaard hatte einen großen Erfolg, an dem allerdings a-ich Fritz Busch und die Dresdner Staatskapelle her vorragenden Anteil hatten. Aber man muß es trotzdem der Sängerin hoch anrechnen, daß sie sich eines so kostbaren Begleit- instrumentes bediente. Öffenbar hätte sie es auch billiger haben können, trotz ihrer Valuta. Ellen Overgaard ist die ausgespro chene hochdramatische, die sür Wagner prädestinierte Sängerin. G-ewiffe Farben in der untere» Lage scheinen durch die Mund- art begründet, die Höhe ist von großem Reiz. Sie brachte drei Lieder von Grieg, die zwei schönsten und wichtigsten Glockenlieder von Schillings und zuletzt die Schlußszene aus „Götterdämme rung". Ihr mächtiges Örgan vermochte dem durch die ungün stige Akustik des Gcwcrbehaussoales ohnehin stets verstärkten Bleckkärm ziemlich mühelos zu widerstehen. Sie gab aber auch bei Grieg so viel Zartes und Weiches, daß man wirklich erfreut sein konnte. Fritz Busch steuerte die in den Opcrnkonzerten aufqefiihrien Regerschen Variationen über ein Thema von Mo zart, Nielsens Helios-Ouvertüre und das Siegsried-Jdvll bei. Die Variationen batten einen derartigen Beifallsttemult im Gefolge, daß sich endlich sogar die Kapelle dankend erbeben mußte. Zck. In seinem ersten Liederabend zeigte der junge Tenorist der Staatsoper Hans Auer eine bemerkenswerte Befähigung für man» Mieth beschuldigt habe, er sei gegen Dresdner Bürger, die i» einem hiesigen Lokale sich in unzulässiger Weise über die Regierung auSsprachen, nicht eingeschrittrn. Feststellungen haben ergeben, daß Herr Schutzmann Mieth an jenem Tage nicht nur nicht in der bete. Gastwirtschaft gewesen ist, sonoren sich außerhalb Schiegis- Walde befand, - - Herr Bürgermeister Heßlein verurteilt das zn schnelle Fahren mancher Kraftwagen innerhalb des Ortes und das Befahren des Kirchberges. Auf seinen Vorschlag hi,-- sollen am Kirchberge und an de» Orte-eingängen Warnungstafeln angebracht bezw. deutlicher sichtbar gemacht werden. — Herr Stadtv. Paul Berger beantragt, das Protokoll der letzten ge heimen Sitzung in der heutigen öffentlichen Sitzung zu verlesen, weil in der letzten geheimen Sitzung Herr Stadtv. Gentgen eine abfällige Bemerkung gemacht haben soll in Abwesenheit der 6 nicht zur Zentrumssraktion angehärenden Stadtverordneten, die ja jene Sitzung geschlossen verlassen haben. Der Antrag wurde, abgclehnt. Von mehreren Mitgliedern der ZentrumSsraktiou wurde den sechs Herren gesagt, daß sie eben jene Sitzung nicht vor Schluß hätten verlassen sollen, wenn sie, wie sich nun nachträglich zeige, den weiteren dainaligen Verhandlungen so großes Interesse entgegenbrächten. Man kam auf len früher gefaßten Beschluß zurück, die Beschlüsse aus nichtöffentlichen Sltznizgen bekanntzngebeii, die die Allgemeinheit interessieren. Auf. eine Ankrage des Herrn Stadtv. Müller, wer zu beurteilen habe, was aus geheimen Sitzungen zu veröffentlichen sei, schlägt Herr Bürgermeister Heßlein vor, daß dies der gesamte Stadt gemeinderat am Schlüsse jeder nichtöffentlichen Sitzung tun möge. Diesem Vorschläge wird zugestimmt. 3. Der 1. Nachtrag zu» Geschäftsordnung sür die Sitzungen des Stadtgemeinderates wird angenommen. Dadurch wird UeLereinstimmung geschaffen zwischen Geschäftsordnung und Ortsstatnt. 4. Von einer örtlichen Erhöhung der Wohnungsbauabgabe wird einstweilen abgesehen. Es soll bei der Anitshauptmannschaft beantragt werden, die Angelegenheit im Bezirke einheitlich zu regeln. S. Der 2. Nach trag zum Ortsgesetz über die Wahle» von Stadtverordneten wird genehmigt. 6. Die Leichenfrauenaebühren werden folgendermaßen festgesetzt: bei Personen über 14 Jahre 260 M., bei Kindern von 6—14 Jahren 220 M.; bei Kindern unter 6 Jahren 200 M. 7. Der vorliegende Entwurf einer Meldeordnung für Schirgis- walde findet einstimmige Annahme. 8. Herr Bürgermeister Heb let» teilt mit, daß er von einem günstigen Angebot Gebrauch ge macht und 20 neue Straßenbäume für Bauernweg, Ziegelstraße und Bautzner Straße (vor dein Gruppenhause) gekauft habe. Er ersucht die Stadtgemcinderatsmitglieder, nachträglich ihre Zu stimmung zn geben. Das geschieht. 9. Zu der Hilfsaktion für die Gemeinde Obersachsenberg werden 500 M. bereitqestcllt. Damit schloß die öffentliche Sitzung. Pr. In der darauf folgenden nichtöffentlichen Sitzung wurde n. a. die Frage der Lieferung der neuen Feuerspritze besprochen. Laut Vertrag war die Firma Julius Müller in Döbeln ver pflichtet, die Spritze bis Mitte Oktober zu liefern. Die Lieferung hat sich verzögert, und außerdem verlangt die Firma Julius Müller außerordentliche Preisaufschläge. Herr Rechtsanwalt Mül ler gab ein Gutachten dahin ab, daß der Vertrag rechtlich voll ständig einwandfrei ist. Daraufhin beschwß der Stndtgenieinderat einstimmig, unbedingt an dem Vertrage festruhalten. Die Ange legenheit wurde zur weiteren Verfolgung Herrn Stadtv. Müller als . Rechc-nnwalt übergeben. Der Vorsitzende gab dann Kenntnis den Liedgesang. Schubert sowohl wie Richard Strauß wurden vorzüglich interpretiert. Bei Pfitzner und Thuille war deren Eigenart nicht so ganz treffend wiedergegebe». Recht gut ge langen aber „Im Winter" und „Ich stand am Meere" von Karl Pembaur, zwei wundervolle Kompositionen des beglettendeu Tondichters. — — Von Eugen dAlbert hörte ich nur Chopin und Debussy, aber so grandios, daß ich lebhaft bedauerte, ihn nur gewissermaßen „auf dem Sprunge" genießen zu können, denn der Konzertwinter setzt so stark ein, daß sich die Rescrent'n am liebsten vierteilen möchten. Man vergißt bei diesem Meister des Klaviers Technik, Anschlag und Aeußerlichlcit, man schwelgt nur. Das ist bei dem amerikanischen Pianisten Harold Henry nich: ganz der Fall. Auch er spielte u. a. Chopin und Debussy. Spielte auch VrahmS, Schumann, Mc Dowell. Aber man hörte eigentlich nur Virtuosität, nur Technik. Zweifellos besitzt dieser Jedliezka-Tchülcr eine bedeutende musikalische Be gabung und gibt seinem Spiel eine große Glätte. Das; er jedoch, wie es in den uns vorliegenden Rcklcniiekritiken heißt, viel Ge müt und poetische Wärme in seine Vorträge hincirilcgte, das konnte ich nicht feststellen. Zck. Dresdner Streich quartett. Im Logenlzaussaale vereinigten sich zum zweiten Male die Herren Dahmen, Schneider, Niphahn und Kropholler ui einem Beethoven-Abend zu einem glänzend eingespielten und eingefübteln Quartett. Der Vortrag ans den klangrcinen Kochinstrumcnten hieterließ bei den zahlreich Er schienenen tiefe Eindrücke. DaS heitercG-dur- und das große Es-dur-Q»artett, in welchem der Meister schenil>ar alle Erden- schwere überwunden hat, kann im Vortrag kaum überboten wer de». Mit deni dritten der NasunowSkyquartette sin C-dur) wurde der genußre'ckze Abend abgeschlossen. Der außerordentlich starke Beifall wahr wohlverdient. Carla Censi-Ferrario hatte sich im mäßig besuchten Saale der Knnsinannschaft alte und neue lyrische italienische Musik gewählt. Darunter Volkslieder aus einer Sammlung von G. Sadcro und Komposilionen ihres Begleit« rS Carlo Censi. Der gut geschulte Sopran der Sängerin ließ gefühlvolles Miterleben erkennen. Das Künstler, paar brachte »och technisch wie musikalisch saubere Klamervoc- träge zu vier Händen. Den Originalkompositionen von Schubert (Divertissement a l'Hongroise) und Mozart Fantasie F-inoll) folgten die Brahms-Variationen über ein Thema von Schubert und Liszis Mazeppa. — — Maximiliane Schneller eine Schülerin von Else Bartsch, stellte sich den Dresdnern am Dienstag erstmalig vor. Die Stimmittel, die ihr zur Verfügung stehen, sind ganz bedeutend. Ein Heller, besonders in den oberen Lagen schöner Sopran. Die Mittellage ist nicht ganz sauber, vielleicht infolge leichter Indisposition oder lleberanstrcnaung. Denn das Programm stcllie nicht geringe Anforderungen an ine Sängerin. Am Anfang gab sie Wolflicder. Die Abschicdslicder von Korngold und die selten gehörten letzten Lieder von N. Sttauß waren einmal eine angenehme Ueberraschung im Kon- zcrisaal Johannes Strauß darf ein gut Teil des gespen deten Beifalls mit kür sich rn Anspruch nehmen. Richard Byk, der bekannte vorzügliche Pianist, gab im Palmengarteu einen Klavierabend. Er zeigte sich auch dieses Mal als ein iv allen Sätteln gerechter Meister, der durch erstaunlich- Technik und wohlaepflcgten Anschlag seine leider wenig zahlreichen Zu hörer entzückte. Besonders gut gelang ihm die H-mol!-So»ate von Chopin. Weiterhin spielte er einige Stücke von Such Melcer und z»m Schluß die selten gehörte Fantasie J lamcy voll Bala- kireo. die sck on Lttzt. als eines der schwersten Klavierstücke be- zeiclmele. Sie gelang dem Künstler ganz ausgezeiclmel. wr. — — Der Liederabend von Marcella Craft brachte eine anSerlcsene Vortrags folge. Mit ihrer weichen und doch in allen Lagen kraftvollen Siimme errang sich die Sänger'» den wohlverdienten Beifall zahlreicher Zuhörer. Besonders gut ge langen Glucks „O del mio dolce Ardor", Schuberts „FiühlinaS- glaube", .Gleichen am Spinnrad" und Schumanns „Stille Dä nen." — — Jakob Ros legte seine ganze Kraft gleich im Anfang auf Liszts Variationen über ein Thema aus S. I. Bachs Kantate: Weinen. Klagen, Sorgen, Zagen", wodurch er Beetho vens Sonate E-dur, Opus 109, anfangs in etwas erschöpften» Voiirag brachte, erst im Prestiflimo überwand er sich. Die volle Höbe erreichte der begabte Pianist in Liszts Vogelprcdigt. Ter reiche Beifall nötigte den Künstler zu einigen Zupabem Vorgestern tanzten im VercinshanS vor gefülltem Saale die uns schon bekannten russischen Tänzer Damsakourdia und Demitoff aus Moskau. Obwohl ihre Darbietungen meist Wiederholungen waren, kann man von ihren vollendeten, reizen den Darstellungen, die in dieser Art in Dresden selten geboten werden, nur mit Begeisterung sprechen. Das „Puppenipiet" und „Bachanale" waren in der Tat Glanzleistungen. Ihnen reihte sich als Neuheit ein komischer Chincsentanz an. Das Publikum dankte durch reichen Beifall. - pH.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)