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Sächsische Volkszeitung : 13.06.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-06-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192206137
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19220613
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19220613
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-06
- Tag 1922-06-13
-
Monat
1922-06
-
Jahr
1922
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 13.06.1922
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Dte»«ag de» IS Ju»i 1«» «r. W4. kette » Dien»! Deutsches Reich Die Wahl de» ReichOprSfideate« wird, wie bereits im Frühjahr d. I. in Aussicht genommen war, aller Voraussicht nach im Herbst d. I. erfolgen. Da» geht au» einer Auslassung des Reichskanzlers Dr. Wirth gelegentlich seines Aufenthalts in Stuttgart hervor, der ankündigte, daß er wegen der Frage der Reichspräsidentenwahl nach dem Wiede» zusammeutritt des Reichstages mit den Führern der Reichs tagsfraktionen Rücksprache nehmen werde. Bevor diese Rück sprache erfolgt ist, können endgültige Entscheidungen nicht getroffen werden. Die nächste Sitzung des Reichstages Tie Tagesordnung für die nächste Sitzung d«S Reichstags am komme.ldcu Dienstag, nachmittags 2 Uhr, die jetzt ausge- gebcu worden ist, sieht «ine Anzahl kleiner Anfragen vor. Dann folgt die Interpellation der Unabhängigen über das Ergebnis der Verhandlung der Reichsregierung mit der Reparationskom- missir i. Sollte diese Interpellation noch nicht beantwortet werden können, dann steht als nächster Punkt auf der Tagesordnung, die Zentrumsinterpeltation über die Note der Botschafterkonfcrenz wegen Einstellung bezw. Zerstörung von Eisenbahnbauten im be setzten rheinischen Gebiet. ES folgen als vierter und fünfter Gegenstand der Beratung die erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Ausführung des Art. 18 der Reichsverfassung und die zweite Beratung des Entwurfs eines Ncichsjugendwohlsahrt- gesetzes. Dev Orozefz Aillinger vierter La» vffenbur^ 10. Juni. In der BormittagSderhandlung gegen Killrnger wurde von Killinger sebbst überhaupt nicht gesprochen. Die umfangreiche Zeugenvernehmung erstreckte sich lediglich darauf, den Beweis zu erbringen, wo Schulz und Lillessen sich im Monat August aufge halten hatten. Die ZrvarrgSlUtleihe im Reichswirtschaftsrat Der finanzpolitische Ausschuß des vorläufigen Reichswirt schaftsrats stellte in seiner gestrigen Sitzung den Wortlaut seines Berichtes über den Entwurf eines Gesetzes über die Zwangs anleihe fest und richtete an den Vorstand des vorläufigen Reichs« wirtschaftsratS daS Ersuchen, möglichst bis zum 14. Juni d. I. eine Vollsitzung des Reichswirtschastsrats zur Behandlung des Gesetzes einzuberufen. Der Beschluß wurde mit 12 Stimmen gegen 9 Stimmen, gegen die Stimmen der Arbeitnehmer gefaßt. Für den Fall, daß die Vollsitzung nicht einberusen werden kann, wurde mit 12 gegen 9 Stimmen, gegen die Stimmen der Arbeit geber, beschlossen, den Vorstand zu ersuchen, daS Gutachten des Ausschusses unmittelbar der Regierung zu überweisen. Ministerzusammenkunft in Freudenstadt Freudenstadt, 12. Juni. Einer Einladung des Reichspräsi denten folgend trafen am Sonntag Reichökanster Dr. Wirth und Außenminister Dr. Rattvrrau zusammen mit dem württembergischcn Staatspräsidenten H-eber aus Stuttgart hier ein. Der Reichskanzler und Dr. Na-Hinan tuhrcn noch am Abend nach Baden-Baden weiter. Am Montag abcnd reist der Reichspräsident zum Besuche der Deutschen Gcwcrbeschan auf zwei Tage nach München. Der wülttembergiiche Ernälmingt- und Haiidclsminister Keil und der bay ische Gesandte in Slutlgart Tr- Tischer batten am Sonntag in Fceudensladt eine Znjainmcnkiinst mit dem badischen Finanzminislcr Köhler und dem badischen Min stcr des Innern Nemele über verschiedene volkswirt schaftliche Fragen. Eine Tat des katholischen Bayerns zur Sicherung der Bekenntnisschulen Ein gemeinsamer Aufruf der bäuerischen Bischöfe fordert das katholische Volk auf, gegen alle Versuche, sein Recht auf ka tholische Schulen zu beschränken, offen auszutreten. Die Bischöfe erklären: Fräulein Oftrrtun aus Spandau erzählt, daß Schultz sich am 6. August telegraphisch angemeldet und mit Tillessen am sel ben Tag« noch zur Famili« Ostertun kam. Beide blieben bis zum 11. August. An dieser Anwesenheit fiel ihr nichts auf, da es schon vorher hieß, die beiden kämen vielleicht während der Studien ferien. Was die Herren gemacht haben, weiß ich nicht. Ich habe mit beiden einen harmlosen Briefwechsel gepflegt. Am 7. Sep tember hatte ich noch einmal einen Brief an Schulz geschrieben, auf den ich kein-: Antwort bekam. Als ich von der Ermordung ErzbevgerS hörte, habe ich gestutzt, weil die Beschreibung der Täter auf Schulz und Tillessen paßte. Der Bruder dieser Zeugin, der Student Siegfried Ostertun, kannte Schulz und Trllessen aus der Zeit, wo sie in derselben Brigade waren. Die beiden hätten über ihre Reisepläne nichts erzählt. Der Zeuge unterließ auch auS Gründen der Diskretion, näher darauf einzugehen. Als die Nachricht von der Ermordung Erzbcrgers kam. kam auch ihm der Gedanke, daß seine beiden Freunde die Täter fein könnten. Nach der Abreise kam ein Telegramm, in dem ersucht wurde, ein gehende Post nachzuschicken. Ueber Er^berger ist gesprochen worden. gangen seien. Sie suchte diese im Restaurant und saud sie dort auch. In diesem Augenblicke sei ein dritter Herr zu den beiden gekommen. Dieser soll gesagt haben: Seid ihr noch nicht weg gegangen. Worauf die beiden erwiderten: Nein, wir studieren noch das Kursbuch. In der Nachmittagssitzung wurden die Zeugen vernommen, mit denen Schulz und Tillefsen zusammen gefahren waren, und die Bahnbeamten der Eisenbahnstation Appenweier, wo die Bahn von der Hauptstraße abzweigt, wo Schulz und Tillessen unter falschem Namen im Gasthof .Zum Hirschen" abgesticgen waren. Die Gastwirtin Rothe erzählt, daß die beiden Männer am 2ö, August angekommen sind und sich folgendermaßen ins Fremden buch eingetragen haben: Franz Niese. Student aus Düsseldorf und Knuth-Bergen, Student aus Jena. Zeugin gibt Auskunft über die Ausflüge der beiden. Die Schwester Loyola aus dem Jordanbade bei Bibrach schildert, daß ein Fremder gekommen sei, der sich erkundigte, ob er als Kurgast ausgenommen werden könne. Als ihm gesagt wurde, daß alles besetzt sei. meinte er, er könne ja seinen Urlaub verschieben, wie er wolle, La er Ingenieur sei. Kurz vor diesem Vorfälle wurde in Biberach telephonisch angefragt, ob Erzberger noch dort sei. Als dies verneint wurde, fragte der Betreffende nach dem derzeitigen Aufenthalt Erzbergers. Die das Telephon bedienende Schwester erwiderte, daß sich Erzberger jetzt in Beu- ron cmfhalte. Der Herr kannte Beuron nicht, wußte auch nicht, wo es liegt. Die Schwester gab ihm Aufklärung und buchstabiert: ihm den Namen Beuron vor. Wirtin Schanz und ihre Tochter konnten folgende An gaben machen: Am 27. Juni hatte Erzberger im „Gasthaus zum grünen Baum" in Biberach eine Rede gehalten. Etwa vier Tage sväter kam ein Herr und fragte nach dem Aufenthalt ErzbergcrS. Man sagte ihm, daß seine Wohnung in Beuron sei. Er halte sich wohl in Jordanbach auf. Der Gast erklärte aber, daß er sckion festgestellt hätte, daß Erzberger nicht in Jordanbach sei, der Fremde bezeichnet« sich als ein Freund Erzbergers. Der Tochter des Wirtes fiel auf, daß der Fremde in der Nähe des Gastauses von einen: anderen Herrn erwartet wurde, mit dem er dann sehr eingehend sprach. Während der Vernehmung dieser Zeugin lief beim Gericht e,n Brief aus Borkum ein, den der Vorsitzende sofort verlas. In dem Briefe wird mitgeteilt, daß deck Verfasser, von Gewissens bissen gebrieben, sich veranlaßt fühle, dem Gerichte davon Kennt nis zu geben, daß ein gewisser Cerrdrich in Recklinghausen nähere Auskunft geben könne. Dieser sei durch große Geldmittel zum Stillschweigen verpflichtet worden. trage sich gegenwärtig mit Auswandevungsgedanken. Der Vorsitzende stellt mit Zustimmung des Staatsanwaltes fest, daß derartige Angaben während der Untersuchung wiederholt eingelaufen seien. Man sei ihnen in den meisten Fällen nachge- gangen, ohne zu einem Resultate dabei zu kommen. Wir wollen nicht länger in einer so ernsten und wichtigen Frage in Unsicherheit und Sorge hingehalten werden, wir wollen nicht, daß durch ein sogenanntes Notgesetz die Entscheidung hin. ausgeschoben und unser Recht auch weiterhin in Frage gestellt und bedroht bleibt. Daher rufen wir Euch alle auf, die Ihr selbst als Kinder katholisch erzogen worden seid, ersuchen alle, die wahl berechtigt und daher auch in dieser Frage abstimmungsberechtigt sind: Tragt Eure Namen in die Listen ein, die in den nächsten Tagen durch Eure Seelsorger oder ihre Vertreter zur Einzeich- uung vorgelegt werden! Dadurch, daß Ihr Eure Namen in diese Listen eintragt, verlangt Ihr, daß unsere Bekenntnisschulen er halten bleiben und wenigstens gleichberechtigt sind mit den be kenntnislosen Schulen, fordert für Euere Kinder eine Erziehung nach den Grundsätzen unseres Glaubens und des christlichen Sit- tengesctzeS. Lasset Euch nicht abhalten durch die Behauptung, daß «S sich hier um keine religiöse, sondern um eine politische Sache handle! Wem die Erhaltung unserer katholischen Schule, die Er ziehung unserer Kinder im hl. Glauben und die Erfüllung hei liger Elieriipflichten keine religiöse und keine Gewissensfrage mehr sind, der kennt überhaupt keine religiösen Fragen und Pflichten mehr. Tie Bischöfe geben eine Reihe von Einzelvorschriften für die Herstellung der Listen; sie fordern die absolute Vermeidung von Doppelunterschristen und bezeichnen als äußersten Termin für die Rücksendung der Listen an die Ordinariate den 30. Juni. Die Aufforderung zur Unterschrift wendet sich an alle wahlberechtig ten Staatsbürger, an alle Männer und Frauen, Mädchen und Jünglinge ohne Rücksicht auf Stand und Parteizugehörigkeit. Der nächste Zeuge Otto Frick, Hausdiener im Hotel Waldeck in Beuron, bette das Gepäck Erzbergers zum Bahnhof gebracht. Erzberger selbst gab ihm einen Zettel, auf dem seine neue Adresse vermerkt war, damit Frick ihn auf dem Postamt ab gebe, um so die Post nachgeschickt zu erhalten. Erzberger reist« am 18. August 6.23 Uhr morgens ab, während der Zettel am 18. oder 19. der Post übergeben wurde. Der Posthelfer Birk in Beuron hat diesen Zettel von Frick empfangen. Als Erzberger schon abgereist war, kamen zwei junge Leute an den Schalter und gaben an, sie seien vom Hotel Waldeck geschickt, um sich nach Erz- bergerS neuer Adresse zu erkundigen. Der Zeuge hielt die Mit- teilung über ErzbergerS neu« Adresse als ein Dienstgeheimnis auch geheim, obwohl di« beiden Herren behaupteten, sie hätten mit Erzberger etwas Wichtiges zu besprechen. Der Klosterbruder Theodor An seit hat am 20, August nachmittags ein Telcphongespräch aus Ulm angenommen, in wel. chem ein Unbekannter fragte nach dem Kloster, in welchem sich an jenem Tag« Erzberger aufhalte, wegen des Eintritts seiner Toch ter. Der Klosterbruder wußte von einem solchen Aufenthalte nichts. Der Betreffende stellte sich dann als ZentrumSabgeord- neter mit einem Doktortitel vor, den Namen verstand der Zeuge aber nicht. Er sagte, er müsse den Abgeordneten Erzberger in einer dringenden Angelegenheit sprechen. Dann wird die Vernehmung der Hirsch-Wirtin fort gesetzt. Sie erzählt, daß sie erst am 28. August auf den Gedanken gekommen sei, daß die bei ihr gewesenen Gäste die Mörder Erz bergers gewesen sein könnten. Ihr Mann habe sie wegen dieses Gedankens auSgelacht. Als man auf die Fährte der Namen Riese und Bergen gekommen sei und viele Pressevertreter, die in Oppeuau anwesend waren, bei ihr erschienen waren, um sie aus zufragen, habe sie Einzelheiten erzählt. Gastwirt Rothe hat seine beiden Gäste sehr wenig gesehen. Das Zimmermädchen des Gasthauses hat folgende Be obachtung gemacht: Bei ihrer Ankunft hatten die beiden Herren durch das Dienstmädchen das auf dem Bahnhose eingestellte Ge päck abholen lassen. Es waren drei Koffer. Am Tage ihrer Ab reise kamen die beiden von der Kirche herunter und dicht von der Straße nach Netersthal her. Am 26. August abends brachte ich ihnen das Gepäck wieder an die Bahn. Als die Leute wieder ab gereist waren, habe ich das Zimmer aufgeräumt. Dabei fand ich hinter dem Nachttisch einen kleinen Zettel, den ich mit dem übri gen Kehricht zum Fenster hinauswars, ohne ihn gelesen zu haben. So lange die beiden im „Hirschen" wohnten, standen auf dem Waschtisch zwei Flaschen, deren eine die Bezeichnung „Aurol" und und Firma Schwarzlose-Berlin trug, während sich in der andere» Flasche Javohl befand. Nach der Erklärung der Staatsanwaltschaft, die Erkundi gungen eingezogen hat, ist Aurol ein Haarfärbemittel, das die Haarfarbe verdunkelt. Aus der Angabe der Zeugin, die sich sehr genau erinnern kann, geht hervor, daß der Inhalt der beiden Flaschen während der Anwesenheit der beiden Gäste sich ver mindert hat. Regierungsrat Dr. Hadern« nn schildert die Erhebungen, die er nach der Tat in Oppau angestellt hat. Er hat den Auftrag gegeben, daß die Funde hinter dem Gasthaus „Zum Hirschen' geheim bleiben sollten. Kriminalistisch war es von höchster Be deutung, daß nichts in die Oeffentlichkeit gelangte, was mit den Feststellungen, besonders hinsichtlich der falschen Namen Nies« und Bergen in Verbindung stand. Telegraphische Erkundigungen in Düsseldorf und Jena haben ergeben, daß die beiden erwähn ten Namen dort nicht bekannt waren. Der Zeuge hat der Hir- schenwirtin strengstes Stillschweigen zur Pflicht gemacht. Die folgenden Zeuginnen sind Angestellte des Gasthauses zum «Goldenen Engel" ,n Ulm. DaS Servisfräulein Sen ft hat am 19. August abends zwei jungen Herren ein Zimmer ange. wiesen. Sie irrigen sich auf dem Meldezettel mit den Namen Berg und Riesel ein. Die Zeugin hatte am 20. die beiden noch einmal gesehen, am 21. sind sie abgererst. Als ihr später die Bil der der Beschuldigten gezeigt wurden, glaubte sie einen von ihnen wiedererkennen zu können. Die beiden haben keinen Aufwand getrieben, sie haben auch mit niemandem im Lokal verkehrt. Darauf wird eine weitere Zeugin vernommen, eine Frau Rieb er, die in Tuttlingen die Bahnhofsbuchhandlung führte. Sie gibt an, daß etwa fünf oder sechs Tage vor der Ermordung Erzbergers zwei gutgckleidete Herren zu ihr gekommen seien, die das Rcichßkursbuch sich für einige Zeit ausbaten. Sie hätte eS ihnen geborgt, war aber in Sorge, da die beiden damit wegge» Zeuge Nückert berichtet über die Schnitzelfund«. Er habe dieselben noch am gleichen Tage am Griesbach zusammengesetzt und daraus die Mitgliedskarte deS deutschnatiorralen Handlungs- gihilfenverbandes herausgefunden. Zeugin Marie Kim irrige bekundet, daß am Tage de» Mordes zwei Karten vierter Klasse nach Offenburg an einen Herrn verkauft worden sind, der einen blauen Anzug trug. Zeuge Karl Huber, Bahnfchasfner in Appenweier, hörte, wie zwei junge Leute sich nach dem Abgang der Schnell- und Personenzüge erkundigten und wie sie ihre Koffer abholten. Nach der Schwere der Koffer habe man glauben können, sie seien Back- steinreisende. Der eine von den beiden sei groß und blond ge wesen, der andere klein und schwarz. Zeuge Meyer bekundete, daß zwei Fahrkarten nach Hei delberg und Karlsruhe verausgabt worden seien und zwar je ein« zweiter und dritter Klasse. Der Vorsitzende bemerkt hierzu, daß diese Karten aus de» Stationen nicht gefunden worden seien, so daß es höchst wahr scheinlich wäre, daß die beiden im Zuge Fahrkarten nachgelöst hätten. — Hierauf wir- die Weiterverhandlung auf Montag vo» rmltag vertagt. Das heilige Deandl Eine Passionsspicl-Geschichte von Franz Wich mann (Nachdruck verboten.) (S. Fortsetzung.) Vor ihr, plötzlich ans den Tannen getreten, stand ein hoch- gewachscncr Bursche, dessen dunkle Augen sie mit durchdringender Frage anblicktcn. Der Hut mit der Spielhahnfeder saß trotzig auf dem dichten schwarzen Haar und das soiiirvcrbrannte Gesicht verriet in jeder Miene Unerschrockenheit, und Verwegenheit. Die unten aus Leder gefertigten Beinkleider steckten in hohen Stiefeln, um den Leib gewunden trug er ein Seil, und die Linke hielt eine lang stielige Axt. Mit der Rechten aber umspannt« er Regerls Hand wie mit einem eisernen Schraubstock. DaS Mädchen, noch immer bleich wie frisch gefallener Schnee, suchte sich vergeblich von seinem Griffe zu befreien. „Aba so sei do gschcit, laß mi aus, du tust mir ja Wehl" streß sie keuchend hervor. „Hast mir aa weh tan, als du mitin Wastl so schön und licrb grcdt hast, wie mit an Gspusi! Hab alles ghört und gsehgir. .Hast wohl glaubt, i krrmm nimma zruck — und hast di mit an andern trösten wolln?" Mit einem kräftigen Ruck stieß er die Ueberraschte Irre einen leichten Ball von der sonnigen Straße in den Lunk'eir Schalten des Waldes und drückte sie neben sich auf einen frisch gefällten Baum stamm nieder. Rogerl sählte sich ohnmächtig seiner brutalen Gewalt gegen über und gab ibieu Widerstand auf. „Was hast mit dem Wastl?" fragte er heiser, und sein« Blicke schienen ihr Inneres durchbohren zu wollen. „Nixe» Hab i. Wannst alles ghört hast, woast ja eh, daß i nix Unrechts mit eahm gredet heb." Es gelang ihr endlich, sich zu fassen, und es schien ihr das beste, durch kühle Ruhe ser- neu ungestümen Angriff zu parieren. „Dös will i hoffn," sagte Jörgl in Oer Tat milder, und der feste Druck seiner Hand ward schwächer. „Woaßt scho, daß du mein ghörst, daß dus vasprochn hast, mir allweg treu zu bleib» und daß i nix anfgib, was irrer iß." „Aba, wo kimmst denn so plötzli her," fragte si: auswei chend, „und seit wann bist zruck?" „Seit heut — und nrei erster Gang iS zur Nandl, deiner Mr.atta, gweu. Dö hat ma gsagt, daß du grad fort zur Bas» bist und wia i dir nachgch, seh i di mitm Wastl den Weg zu- rückkomma. Nach« bin i da unter dö Baam getreten, um zu ertohrrr, was du mit dem Menschen hast. ' „Und wo bist dö ganze Zeit her gsteckt? I Hab ja net am-.il gwißt, ob du no lebst oder tot bist." „Weit bin i rumkemma in da Welt, bis hinunter ins Un- garland. Warum i surt bi, dös woaßt eh. Als mir der Muatta gsagt hat, für an notign Holzknecht war ihr Tochter zu ygat, da hat mi die Wut Packt. Der will js zoagn, Hab r mr gilbt, daß da Jörgl no mehra kann als Holzschneider:, und Geld »erdaua ka so guat wra oaner. Am Inn hat mi a Schifssmeister in Diarrst gnumma, und do bin r aus der Plätten dö Donau nunter- gsahrrr bis zur Weanerstadt. Dort habrr wir andrer War ein» gladn und san werta ins Ungarland, wo dö Leut ka Wörtl Deutsch net redn, und dann Wieda den Fluß hinauf bis Passau, und alleweil so fort dö ganze Zeit. Näö^r iS mir da Deanst zwider wordn und i Hab angfangt, mit Holz und Pferden zu handeln. Wia aba da zwoate Summa rumgarrga iS, Hat mi dös Heimweh nach unsere Berg packt — und nach dir. So bin i Wieda kemma und jetzt geh i nimma furt." „Und hast a schönS Trumm Geld mit heimbracht 1" fragte daS Regerl freuMichcr, doch mit einem struerrrden Ton in der Stimme. „Nach« kunnt ja alls no guat wcrdn, kenn nrei Muatta, woaßt ja, schaut nur auf dös." „s Geld," sagte er, „na, dös iS druutn bliebn rn da Weaner. stadt und im Ungarlarrd. S Geld kennt ka Treu. I Habs fest- haltn wolln, aba S iS ganga, wia S kemma iS. Nach« Hab i ma denkt, dem jagst net weit« nach. Dahoam hast S Regerl, und dös is ma mehr, als alles Geld, dös is net falsch und ghört den! Weistts no, Dirndl, auf da Waldwiesir unterm Sprtzstern» wia i di dös erste Mal troffen Hab? Dös Glück kannst dir mit allem Geld in der Welt net kausn, und drum lach i üba dös, wenn i nur di habl" „I Habs net vergessrr, Jörgl," sagte sie leise, „aba von ba Liab ka ma net lobn. Was solls denn nach« werde, wannst ka Geld hoarnbracht hast?" „Was ma zum Leben brauchn, vodean i lcho. Nach Rau tenstein geh i zum Sagmüller. Dem iS a guater Arberta alle weil recht; gsund und stark bin r, und dös Brettaschneidu v-rsteh i aa. Muaßt ka Angst habrr, mir zwa vahungern net." Das Mädchen stand vor ihm und ichaute ihn schweigend Sie überlegte. Die Leidenschaft, die sie als junges Ding an. für den stattlichen Jörgl empfunden, war mit der Zeit durch die kühlere Vernunft und Ucberlegung erstickt worden. Einen Au- genblick, da sie glaubte, er komme Melleicht al» wohlhabender Mann zurück, war sie schwankend gewesen. Aber nun var ja alles wie zuvor, und dem armen Schlucker dort konnte sie nie mals die Hand reichen. Freilich, sagen durfte sie es ihm nicht, jetzt nicht — der Enttäuschte Ware fähig gewesen, sie umzubrin- gen. Sie mußte Zeit gewinnen, ihm die Wahrheit verargen, bis einmal die Sache mit dem Wastl fest und entschieden war. Das schien der einzige AuSweg, der ihr vorläufig blieb, und sie beschloß, danach zu handeln. Als hätte seine Zuversicht sie beruhigt, setzte sie sich wieder neben den Burschen hin und legte die Hand auf seinen Arm. „Schau, so gfallst mir, Regerl," sagte der Jörgl ganz glück lich, „Hab scho grneint, wia di mit dem Wastl belauscht Hab, d» hältst mi vageffn, dei Wort brochn und unsere Liab varatr«. Aba jetzt sieh i, daß du mi allweil no gern hast." „Hältst gier sehgn könna, wannst a bissl vernünsti gwen wacrrst. Schau, i will dir ja nix vorlügn. Wahr is, nrei Muatta müßt si kan liabern Schwieger, als den Sternhofer, weil er a Geld h«t und der angesehenste Bauexnsohn im Ort is. I frag nix nachm Geld, nur nachm Herzu, dös woaßt. Aba verzürne» dürfn ma die Muatta jetzt net. Sre iS scho alt, und wer woaß» wia lang sie no lebt. Drum muß dichs net kränk«, wann i cnncst a freundlichS Wort mitm Wastl red." „Wanns net freundst gnroant rs, soll rnrrs gleich sein. Reden kannst, mit wem du magst" — unterbrach er sie — „aba" — seine Brauen zogen sich finster drohend zusammen — „wannst du mi betrügst, Regerl, koan Spaß versteh i net, nach« gibtS an Unglück, dös sag i dir!" „An Unglück gaabs nur, wann die Muatta erfahret, daß wir zwo« Wieda zsammerrkemma. Drum rrruaß es hoc»»st gschehgrr, Jörgl, ka Mensch darfs wissen." „Aba alleweil kannS net so bleibn," wandte der Bursch« unwillig ein, „net nur nrei Schatz sollst sei, mei Weib sollst werdn." „Mit da Zeit find si scho no alles. Hab nur Geduld. tzs Nebereilung kunnt alles vaderbn. Wann die Muatta waS rnirkfl rrachcr zwirrgts rni, dem Wasü sei Hand zu nehma. Na waar« ganz gfehlt. Jetzt bin i do dei, und wann ma glückst san mi» anand, mehr brauchtS do net." » Die verführerische Logik der Evastochter überzeugte den ehrlichen, leidenschaftlichen Burschen. Er fühlte sich ihrer Be redsamkeit nicht gewachsen, und die Regula war froh, für de» Augenblick wenigstens die drohende Gefahr eines Zusammen-, sioßes zwischen ihren beiden Liebhabern vermieden zu sehen. (Fortsetzung folgt.) S seit 2S aus sei auSfüh der W auf da kar dei Wissens blick rr er dock tcn, ir Prälat satüme Sie tr und Bild t Freibr gliede Unter erst e mit il sorge, pflege ken- > rer u die A wird - terriä naue inüdv verbä Orde einer gäbe den. Zabl Tatst sprcci genb eine recht dem die s scndl dertt Mit, ßen inrin Wer Verb Im Ihr Also Wer der Wir Di. entd Disi daß neu Mir etwi Mir tieri den beso der steh gitä Wir! Mni Zun IBi k°
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